Gunvors Korruptionssysteme

dab. Während die Bevölkerung unter der Verschmutzung durch giftige Abgase und ölverseuchte Gewässer leidet, macht der Genfer Erdölhändler Gunvor tolle Geschäfte. Er ist zu einem der wichtigsten Akteure im Geschäft mit Rohöl aus dem Amazonasbecken geworden. Nun ermitteln die USA und Ecuador gegen das Gunvor-Netzwerk wegen Bestechungszahlungen.

Ohne je eine einzige Ausschreibung gewonnen zu haben, wird der Genfer Rohstoffhändler zu einem der wichtigsten Akteure im Geschäft mit Rohöl aus dem Amazonasbecken. Unterstützt von Schweizer Banken kann Gunvor Ecuador davon überzeugen, hohe Schulden bei asiatischen Staatsunternehmen aufzunehmen. Um diese zu tilgen, muss das Land Raubbau an seinen natürlichen Ressourcen betreiben.

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Ruhiges Hinterland fu?r Nazis

flo. Die Antifa Bern hat mit ihrer Revue «Die braune Szene in der Schweiz» die Entwicklungen am rechten Rand zusammengefasst. Darin erfährt man viel mehr über faschistische Strukturen und Akteur*innen als im Bericht des
Nachrichtendienstes des Bunds, was kein Zufall ist.

Es hat schon fast was rührend Naives, wie der Nachrichtendienst des Bundes (NdB) mit Faschist*-innen umspringt. Während linke Aktivist*innen mit Polizeirazzien zu rechnen haben, wenn sie offene Briefe für die Klimabewegung abschicken (siehe Artikel auf Seite 5 oben), wird bei Rechtsextremen, die Waffenlager anlegen, erst nach Monaten zögerlich gehandelt. » Weiterlesen

Steuerpolitik für Vermögende

Marco Medici / sit. Die Verrechnungssteuer auf Obligationen sowie die Stempelsteuer sollen abgeschafft werden. Gesamthaft geht es dabei um Steuergeschenke an die Vermögenden von rund 3,5 Milliarden Franken. Geld, dass dann in den Kassen des Bundes fehlt. Die Steuerpolitik als Instrument um Klasseninteressen im Parlament durchzuboxen.

Mitte April 2021 verabschiedet der Bundesrat die «Botschaft zum Bundesgesetz über die Verrechnungssteuer (Stärkung des Fremdkapitalmarkts)». Darin schlägt er dem Parlament die Abschaffung der Verrechnungssteuer auf Obligationen sowie die Abschaffung der Abgabe auf Börsenumsätzen vor. Die Kapitalist*innen frohlocken, denn ihnen winken dadurch Einsparungen von über einer Milliarde Franken.

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Schuldig des Tods Zehntausender!

sit. Syngenta stellte über Jahrzehnte hinweg den Profit über die Produktsicherheit und nahm so bewusst Tausende von Toten in Kauf. Dies beweisen die «Paraquat Papers», die von Public Eye und Unearthed, der britischen Investigativabteilung von Greenpeace, analysiert wurden.

Der Bericht beginnt mit einer traurigen Erzählung: Warunika war sechzehn Jahre jung, als sie einen Schluck «Gramoxone» aus einer Flasche trank, die im Haus ihrer Familie herumstand. Ihre Eltern sind sich sicher: Sie wollte nicht sterben. Nach einem Streit mit ihrem Bruder hatte sie sich wütend die Flasche geschnappt und einen Schluck genommen. «Hier, ich habe das getrunken!», rief sie ihrer Mutter zu. «Sie hat das getan, um mir Angst zu machen», erklärt Kumarihami. Warunika starb am nächsten Tag im Krankenhaus.
Ihre Eltern, Kleinbauern im Norden Sri Lankas, benutzten Gramoxone als Unkrautvernichter auf ihren Reisfeldern. Das Produkt enthält Paraquat – eines der giftigsten Herbizide der Welt – in hoher Konzentration. Und wie die traurige Geschichte von Warunika beweist: Bereits ein Schluck kann tödlich sein. Ein Gegenmittel gibt es nicht.

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Wer profitiert vom Freihandelsabkommen?

sit. Am 7.März wird über das Freihandelsabkommen mit Indonesien abgestimmt. Im Zentrum des Abstimmungskampfes steht zurecht die Frage der Produktion des Palmöls und dessen verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Das Abkommen ist aber noch viel mehr. Es hat das Ziel, die kapitalistische Marktwirtschaft zu zementieren.

Die Bilder von Orang-Utans, die in ihren letzten Lebensräumen jämmerlich verbrennen, gingen und gehen um die Welt. Es ist daher kein Zufall, dass das Referendumskomitee gegen das Freihandelsabkommen mit Indonesien so ein Bild gewählt hat, um die Abstimmungskampagne zu führen. Emotionen ins Spiel zu bringen, an das Gewissen der Eidgenoss*innen zu appellieren, ist legitim. Das gewählte Bild ist aber viel mehr als nur ein Appell an das Gewissen. Es steht für eine simple Realität: das Vernichten der Urwälder mit all seinen Folgen für Tiere und Menschen für die Produktion von Palmöl. Die Vernichtung von Leben im Namen des Profits. » Weiterlesen

Criminal Suisse

sit. Der Finanzplatz Schweiz kriegt in Sachen Klimaverträglichkeit miese Noten. Und die Credit Suisse ist eine der Schweizer Hauptschuldigen an der Klimakatastrophe. Dabei ist ihre Doppelzüngigkeit beeindruckend, wie verschiedene Fakten aufzeigen, die weltweit von NGOs ans Tageslicht gebracht wurden.
Blicken wir kurz zurück: «Das Bundesamt für Umwelt Bafu hat zusammen mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF den Klimaverträglichkeitstest nach der internationalen PACTA-Methode durchgeführt», informierte das Bafu in seiner Medienmitteilung vom 9.November 2019. Getestet wurden Finanzinstitute, darunter erstmals auch Banken und Vermögensverwaltungen.

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1,2 Milliarden Franken zuviel einkassiert

Walter Angst. Der Bericht der PUK-ERZ beschreibt Aufstieg und Fall eines Dienstchefs – und das Versagen der Politik in der Stadt Zürich. Und er zeigt auf, wie wichtig die transparente Organisation und die demokratische Kontrolle von Monopolbetrieben und deren Beteiligungen sind.

In minutiöser Kleinarbeit hat die PUK-ERZ (Entsorgung + Recycling Zürich) den Aufstieg des Dienstchefs der Stadtzürcher Entsorgungswerke zum strahlenden Patron nachgezeichnet – und sein grosses Scheitern. Ihr Bericht könnte das Drehbuch für eine Doku-Soap werden.

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Der Covid-Pass wird kommen. Was dann?

sit. Für die CVP-Nationalrätin Ruth Humbel ist es so klar wie das Ave-Maria in der katholischen Messe, dass Personen mit Impfungen mehr Rechte als jene ohne bekommen sollen. Um dies zu verhindern, wurde aus rechtsnationalistischen
Kreisen eine Initiative lanciert. Die Linke ist gefordert.

«Nur einen hohen Wohlstand in unserem Land, den wir durch Fleiss, Kreativität, Exaktheit, Sauberkeit, Friedseligkeit, Innovation und Kontinuität für jede einzelne Bürgerin und jeden einzelnen Bürger erlangen, wird es uns erlauben, aus Ressourcen zu schöpfen, damit wir uns gegenüber dem Elend in der Welt solidarisch zeigen können.» So lautet ein Credo der Freiheitlichen Bewegung der Schweiz (FBS). » Weiterlesen

«Wir lassen uns nicht einschüchtern!»

sit. Die Staatsanwaltschaft Kanton Basel Stadt hat eine weitere Repressionswelle gestartet. Dieses Mal trifft es die Teilnehmer*innen der Demonstration «Solidarität mit den Angeklagten von Basel nazifrei» vom 4.Juli 2020. Der vorwärts sprach mit einer betroffenen Antifaschistin.

«Die Kriminalpolizei der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt führt gegen Sie ein polizeiliches Ermittlungsverfahren wegen der Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration und damit verbundenen Straftaten am Samstag, dem 4.Juli 2020, nachmittags in Basel.» So zu lesen im Schreiben der Staatsanwaltschaft des Kantons Basel-Stadt an die beschuldigte C.F. (Initialen geändert). Beweise gegen die beschuldigte Person liegen nicht vor, doch der Reihe nach.

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Die Realität sieht anders aus

Mathias Stalder. Wie wirken sich die Arbeitsbedingungen im biologischen
Gemüsebau auf die Lebensqualität der Saisonarbeitenden aus? Mit dieser
Forschungsfrage war die Geographie-studentin Salome Günter im Seeland
unterwegs und mittendrin. Ein Gespräch mit ihr.

Salome, du sprichst in deiner Arbeit von Wut bei den Landarbeiter*innen, was nährt diese?
Ignoranz und zu wenig Wertschätzung der Konsumierenden gegenüber den Menschen, die im Gemüsebau oder allgemein in der Landwirtschaft tätig sind. Die Wut entsteht, weil sie wissen, dass nie oder selten eine Person aus der Schweizer Bevölkerung mit ihnen im Gemüsebau arbeitet. Die Saisonarbeitenden machen also einen Job, den viele von uns nicht zu diesen Arbeitsbedingungen machen würden.

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Grazie di tutto, Rossana!

sit. Am 20.September starb in Rom im hohen Alter von 96 Jahren die Genossin Rossana Rossanda. Als junge Partisanin kämpfte sie gegen den Faschismus. Sie war Mitbegründerin der kommunistischen Tageszeitung il manifesto und bis zu ihrem Tod wurde sie nie müde, sich für eine bessere Welt zu engagieren. Ein Nachruf.

«Rossana Rossanda war eine der letzten Grandes Dames der italienischen Linken. Mit ihrer Kenntnis des Marxismus, des Feminismus und der linken Organisierung prägte sie die politische Meinung etlicher Generationen des vergangenen Jahrhunderts», schreibt die Tageszeitung Neues Deutschland in ihrem Nachruf. Ob sich Rossanda über die Bezeichnung «Grand Dame» erfreut hätte, sei dahingestellt. Fakt ist, dass mit ihr eine der wichtigsten und bedeutendsten Persönlichkeit der radikalen italienischen Linke uns verlassen hat.

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Verbrecherische Politik

Alois Bühler. Die Entwicklung der Atomenergie stellt Marcos Busers Buch «Wohin mit dem Atommüll?» in den Kontext des beginnenden 20.Jahrhunderts mit seiner Technikgläubigkeit und einem unglaublichen Zukunftsoptimismus. Es
reflektiert auf einer wissenschaftlichen Basis gesellschaftliche Probleme, Probleme der Strukturen und der ökonomischen und politischen Macht.

Am 6.August 1945 wurde die erste Atombombe gezündet. Bereits wenige Wochen nach diesem Verbrechen beriet die eidgenössische Landesverteidigungskommission über eine mögliche Beschaffung der Bombe für das Schweizer Militär. Nach der ersten sowjetischen Plutoniumbombe am 29.August 1949 begann ein beispielloses atomares Wettrüsten zwischen den Grossmächten.

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Die stille Reserve wird zur Armee

flo. Arbeitslosigkeit gehört zum Kapitalismus, wie der Regen zur Wolke. Doch während Arbeitssuchende sonst für das System eine wichtige Rolle erfüllen, werden sie in der Krise zur Bedrohung für das Kapital. Zur Arbeitslosigkeit in Zeiten von Covid-19.

Am 12.Februar schloss der Dow Jones mit einem Allzeithoch. Nie zuvor war der Börsenmarkt in der Vergangenheit profitabler gewesen. Zwei Wochen später war der leere Traum dann vorbei. In der Zwischenzeit waren die Kurse so stark gestürzt, wie seit dem 2008er-Crash nicht mehr. Die Kursstürze waren ein zuverlässiger Anzeiger für das, was geschehen würde: Die Krise, in der wir uns seit 2008 befinden, trat in eine neue, verschärfte Phase ein. Die Krisenpolitik der letzten zwölf Jahre hatte die globalen Volkswirtschaften nicht im Geringsten auf das vorbereitet, was kommen würde. Mehr noch: Das Vorgehen des politischen und wirtschaftlichen Establishments hatte die Katastrophe in diesen Ausmassen überhaupt erst ermöglicht.

Moderne Alchemie
Dabei dürfen wir hier nicht dem Irrglauben aufsitzen, dass die Börsenkurse die Entwicklungen in der Wirtschaft abbilden. So haben sich die Kurse in den letzten Wochen erholt, was wohl auch viel mit den grössten staatlichen Hilfspaketen der Geschichte zu tun hat: Alleine in der ersten Maihälfte kam es in den USA laut einer Studie von Goldmann Sachs zu Aktienrückkäufen in der Höhe von insgesamt 190 Milliarden Dollar. Innerhalb von zwei Wochen gaben US-Unternehmen gleich viel aus, wie innerhalb von drei vollen Monaten im Jahr 2019, um durch den Kauf eigener Aktien die Kurse in die Höhe zu treiben.
Die Rückkäufe in den letzten Jahren waren vor allem eine kosmetische Massnahme. Kein Produkt ist deshalb effizienter produziert, keine Innovation geschaffen worden. Als dann im März 2020 die Krise wieder heiss wurde, fehlten aber durch die Rückkäufe Finanzmittel um Löhne, Mieten und Rechnungen zu bezahlen. Und hier bildet sich die wahre Tragödie der aktuellen wirtschaftlichen Situation ab: Es sind nicht die Verluste von parasitären Spekulant*innen, die Weizenpreise in die Höhe treiben oder in Rüstung investieren, um Geld zu machen. Ein Kursanstieg sagt nicht aus, ob ein Unternehmen besser oder schlechter wirtschaftet, sondern ob es die Profitansprüche von Investor*innen zu befriedigen weiss. Dass die Aktienkurse nichts mit dem Zustand der Wirtschaft zu tun haben, sehen wir vor allem im Moment, indem die Nachrichten von Massenentlassungen Kursanstiege bei den entsprechenden Unternehmen auslösen.

Eine ungekannte Kluft
Seit Mitte März ist die Arbeitslosigkeit alleine in den Vereinigten Staaten um 33,3 Millionen Personen gestiegen. Das entspricht einer Arbeitslosigkeit von etwa 20 Prozent. Damit einhergehen massive Folgen für die Massen. Viele haben kaum oder keine Rücklagen und alleine schon der Ausfall von einem oder zwei Monatsgehältern kann in einem Land ohne nennenswertes soziales Netz existenzbedrohend sein. Es erstaunt sodann auch nicht, dass ein Drittel der US-Amerikaner*innen im März nicht dazu in der Lage war, ihre Monatsmiete zu zahlen. Es ist anzunehmen, dass die USA besonders schwer von der aktuellen Krise betroffen sein wird.
Doch auch in der Schweiz müssen wir uns auf eine schwierige wirtschaftliche Lage einstellen. Normalerweise sinkt hierzulande die Arbeitslosigkeit im Frühling. Davon war dieses Jahr gar nichts zu spüren. Um rund 18000 Personen ist die Arbeitslosigkeit seit März angestiegen, was einer Quote von 3,3 Prozent entspricht. Aber wie immer sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Nur wer auch berechtigt ist, ALV-Gelder zu beziehen, taucht in der Statistik auf. Durch das Mittel der Kurzarbeit – von der 1,9 Millio-nen Menschen hierzulande betroffen sind – wird dieser Anstieg im Vergleich zu den USA langsamer vonstattengehen. Doch dass die Schweiz eine Insel der Glückseligen bleibt, ist nicht zu erwarten.
Während für Millionen von Menschen die wirtschaftliche Lage verschärft wird, profitieren einige wenige Superreiche enorm. Der reichste Mensch der Welt, Jeff Bezos, hat sein Vermögen seit Beginn der Krise um 25 Milliarden Dollar vergrössert – ein grösserer Betrag als die Wirtschaftsleistung Kambodschas während eines Jahres.

Die Reichen immer reicher…
Während sich die Kapitalist*innen, deren Unternehmen die Krise überstehen, eine goldene Nase verdienen, gehen Tausende und Abertausende Klein-bürger*innen bankrott. Wir Kommunist*innen haben nicht die Aufgabe jetzt über das Los dieser selbst ernannten «Patrons» zu klagen und zu fordern, dass man sie mit ganz bewussten Kaufentscheiden bei Schweizer Unternehmen zu unterstützen habe. Es sind dieselben Kleinbürger*innen, die in den letzten Jahren mit ihren Verbänden bei jeder Gelegenheit für schlechtere Löhne und Arbeitsbedingungen gekämpft haben. Uns muss klar sein, dass dieser Prozess im Kapitalismus unvermeidbar ist und de facto schon seit Jahrhunderten andauert: Kleine Unternehmen gehen baden, die Grossen übernehmen derweil die Marktanteile ihrer vorherigen Konkurrenz und konzentrieren Kapital.
Das geschieht zwar auch in Konjunkturphasen, aber in der Krise, wo sich die geringere Liquidität von kleineren Marktakteur*innen rächt, gehen entsprechend mehr Betriebe bankrott. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer rechnet als Resultat einer Umfrage momentan mit einer Insolvenz von zehn Prozent der «mittelständischen Unternehmen». Rund ein Drittel der befragten Unternehmen hat Stellen abgebaut, rund 40 Prozent sind von Insolvenz gefährdet.

…die Armen immer ärmer
In der Krise verschärft sich zusätzlich der Konkurrenzkampf. Zwar verschwinden Akteur*innen von den Märkten, doch müssen die Übriggebliebenen um kleiner werdende Kaufkraft konkurrieren: Die steigende Arbeitslosigkeit, stagnierende Löhne, die Vernichtung ganzer produktiver Industrien unter dem Hauptaugenmerk der Profitabilität für Anleger*innen sorgt dafür, dass der Teufelskreis innerhalb der Krise sich zusätzlich verschärft. Um die Konkurrenzfähigkeit aufrecht zu erhalten, müssen bei kleiner werdender Kaufkraft die Güter pro Stück günstiger auf den Markt geworfen werden. Da die Hauptkosten in der Produktion von Waren und Dienstleistungen in Ländern wie der Schweiz durch Sozialabgaben und Löhne ausgemacht werden, ist es im ureigensten Interesse der Kapitalist*innen, bei ebenjenen Ausgabeposten Senkungen zu erreichen. Die Folge: Die Büezer*innen haben noch weniger Geld zur Verfügung, um die immer zahlreicher und immer günstiger produzierten Waren dann auch zu kaufen – von der günstigeren Produktion kommen die Profite meist eben auch nicht bei den Konsument*innen an..
Marx beschrieb diese Entwicklung in der Beziehung zwischen Fabrikant und Arbeiter*innen als Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital – als einen der grossen Konstruktionsfehler, die diesem System letztlich den Kragen kosten wird.

Hausgemachter Aufruhr
Um zu wissen, dass ökonomische Krisen vom Kapital mit Angriffen auf Lebensbedingungen und Löhne des Proletariats beantwortet werden, muss man nur die letzten 12 Jahre Revue passieren lassen. Ob hungrige Schulkinder in Griechenland, prekarisierte Arbeiter*innen in Bangladesch, gestrichene Sozialleistungen in der Schweiz oder grösser werdende Flüchtlingsbewegungen: All diese Prozesse waren Folge der Krisenpolitik des Bürgertums nach 2008.
Bei der durch die Covid19-Pandemie losgebrochenen Krise handelt es sich um die direkte Fortsetzung und Verschärfung dieses Prozesses. Eine Verschärfung, welche die herrschende Ordnung erschüttern wird. Mit dem Proletariat, mit Heeren von Arbeiter*innen, die in Fabriken und Büros für die Kapitalist*innen Profite zu erwirtschaften haben, schuf sich das Kapital seine eigenen Totengräber*innen – jene Klasse, die dieses System niederwerfen kann. Mit den Antworten auf die aktuelle Krise schafft sich das Kapital aber noch viel mehr: Es schafft eine brandgefährliche Situation in der Millionen und Abermillionen Menschen deshalb in direkte Feindschaft mit der herrschenden Ordnung geraten werden, weil sie ihre direkten Lebensbedürfnisse nicht mehr werden decken können, weil sie ihre Wohnungen nicht bezahlen und ihre Familien nicht ernähren können werden. Mit der Fortführung der Krisenpolitik nur im Interesse der Besitzenden destabilisiert die herrschende Klasse den brüchigen Status quo weiter.

Wir wollen nur die Welt
Für die revolutionäre Linke eröffnet dies neue Perspektiven und die Deutlichkeit, dass wir uns mit nicht weniger zufrieden geben dürfen, als der irische Marxist James Connolly gefordert hat: «Our demands most moderate are, we only want the earth». (Unsere Forderungen sind ausgesprochen gemässigt – wir wollen nur die Welt.) Nur so werden wir die Tragödie, die ins Haus steht, zumindest mildern können.

Mit Homeoffice rund um die Uhr arbeiten

Stefan Kühner. Viele freuten sich, als sie von der Firma ein neues Smartphon auch für den privaten Gebrauch bekamen. Sie tappten jedoch in eine Falle. Aus der Flexibilität ist nicht die Zeitsouveränität der Beschäftigten entstanden, sondern ihre andauernde Verfügbarkeit. Und jetzt wird die Krise genutzt, um zu testen, was alles «privatisiert» werden kann.

Das was von allen möglichen Seiten als «Neue Arbeit» gepriesen wird, erweist sich als verschärfte Form der Ausbeutung vor allem bei den Kopfarbeiter*innen. Dazu zählen zunächst die Beschäftigten, die bis vor zirka 15 Jahren als «Angestellte» bezeichnet wurden und in «Büros» arbeiteten. » Weiterlesen

Von Stalingrad nach Berlin

dab. Vor 75 Jahren beendete die Rote Armee den Zweiten Weltkrieg mit der Eroberung der Reichshauptstadt Berlin. Sie ermöglichte damit eine sozialistische Entwicklung in Osteuropa und bewirkte, dass während mehr als vierzig Jahren kein Krieg mehr von Deutschland ausging. Der 8.Mai wird seither als Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus gefeiert.

Der Krieg gegen die Sowjetunion begann am 22. Juni 1941 – trotz dem 1939 geschlossenen Nichtangriffspakt- mit dem Überfall «Unternehmen Barbarossa» der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und endete mit der Schlacht um Berlin nach dem Selbstmord Adolf Hitlers und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8.Mai 1945.

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Sieg und mässige Veränderungen

Italienische Partisaninnen

Redaktion. Nach zwanzig Jahren faschistischer Diktatur in Italien und dem Kriegseintritt an der Seite Nazideutschlands kämpften von 1943 bis 45 viele Frauen* und Männer* als Partisan*innen gegen die Besatzungstruppen und italienische Faschist*innen.

Es ist ein aufopferungsvoller und verlustreicher Kampf mit der Hoffnung auf eine grundlegend veränderte Gesellschaft. Vor 75 Jahren, im Frühjahr 1945, geht der Kampf in seine letzte und entscheidende Phase.

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Die Krise heisst Kapitalismus

Redaktion. 1870, vor 150 Jahren wurde Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, geboren. In einer Rede an der Kommunistischen Internationale vor 100 Jahren beschreibt er die kapitalistische Krise und kritisiert die Bourgeoisie des Jahrs 1920. Eine Kritik, die auch auf die heutige Bourgeoisie, und eine Beschreibung, die auch auf das Krisenjahr 2020 zutrifft.

Das Jahr 2019 endete mit einer Reihe von Angriffen deutscher Konzerne auf die Arbeiterklasse. Nicht nur Automobilkonzerne drohen mit Entlassungen, Schliessungen, Verlagerungen der Produktion. Die Krise dauert seit 2007 an, sie ist keinesfalls überwunden.

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Toluol, Wechselschicht und Klassenkampf

Protest gegen die Schliessung der Tiefdruckerei Prinovis in Itzeho bei Hamburg im 2014. Die Zahl der Beschäftigten in der Druckindustrie ist seit Jahren rückläufig.
Bild: Martin Dieckmann

Gaston Kirsche. Über 30 Jahre liegen nun meine ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt zurück: Meine Ausbildung als Drucker, die Arbeit mit krebserregenden Substanzen, Nachtschichten sowie die Arbeitskämpfe für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen in einer Branche, die sich in einem radikalen Umbruch befand, haben mich geprägt.
Der Betriebsalltag war aber auch von Sexismus und Rassismus geprägt. Die Erinnerungen eines Druckarbeiters.

Der Tiefpunkt war meistens so zwischen zwei und drei Uhr morgens. Der Körper will schlafen und versteht nicht, warum er hier an der Rotation steht. Die Papierbahn rast durch die zehn Druckwerke, überall Papierstaub, trotz der Ohrstöpsel ist es laut.

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