Die Zukunft gehört uns!

lmt. Anlässlich des internationalen feministischen Kampftages fand je eine unbewilligte Demon-stration in Zürich und Winterthur statt. Laut, wütend und unaufhaltsam wurde gegen Krieg, Patriarchat und Kapital demonstriert.

Gut 3000 FINTAQ-Personen versammelten sich am 9.März im Herzen des Kapitals, am Zürcher Paradeplatz. «Hier gehört unsere Wut und unser Widerstand hin», verkündeten die Organisator:innen der 8.März-Demonstration.

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Petticoats des Schreckens

Die Bewegung der «traditionellen Frauen» in den USA propagiert ihre konservativen, rückständigen Werte mit einer Ästhetik der 1950er-Jahre.sah. Sie sind keine Feministinnen und bekämpfen die Gleichberechtigung: die «Tradwives». Diese Hausfrauen stützen nicht nur das Patriarchat, sondern spielen auch bei den Ende Jahr stattfindenen Präsidentschaftswahlen in den USA eine gewichtige Rolle. Und dies zur grossen Freude von Donald Trump.

Als Joe Biden Ende 2020 zum 46.Präsidenten der USA gewählt wurde, schien es undenkbar, dass Donald Trump eine erneute Präsidentschaftskandidatur anstreben könnte. Heute weiss man, dass seine Chancen, wieder ins Weisse Haus einzuziehen, vielleicht besser sind, als gedacht.

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Die Zukunft gehört uns!

8. März: 20 Uhr, Steinberggasse Winterthur; 9. März: 13.30 Uhr, Paradeplatz Zürich! Der Aufruf des Bündnises 8mrzunite

Wir – Frauen, Lesben, inter, nonbinäre, trans, agender und genderqueere Menschen (FLINTAQ) – kämpfen gemeinsam gegen Krieg, Patriarchat und Kapital. Wir haben genug von patriarchaler Unterdrückung, mit der wir uns tagtäglich herumschlagen müssen. Wir stellen uns gegen alle Kriege, die gerade aktuell in grausamer Deutlichkeit zeigen, wie Menschen für die imperialistische Machtsicherung der Herrschenden mit ihrem Leben bezahlen müssen. Dabei schöpfen die Rüstungsindustrie und der Militärkomplex riesige Profite davon ab. Wir stellen uns gegen das Kapital, welches von Krieg und patriarchaler Unterdrückung profitiert und für die tägliche Unterdrückung und Ausbeutung von FLINTAQ Personen steht. Wir haben genug von diesem System und kämpfen so lange, bis wir alle frei sind – denn die Zukunft gehört uns!

Wie das Kapital vom Patriarchat profitiert
Nicht nur sind seit jeher Ausbeutung und Unterdrückung von FLINTAQ-Personen und das kapitalistische System untrennbar miteinander verbunden. Vielmehr bilden unbezahlte Gebär-, Erziehungs- und Pflegearbeit sowie die Abwertung von feminisierter Arbeit die Grundlage für den Erhalt der bestehenden Herrschaftsverhältnisse. Diese Arbeit von FLINTAQ-Personen wird dabei bewusst unsichtbar gemacht, indem sie unter anderem im Rahmen heteronomativer bürgerlicher Kleinfamilien gefangen bleibt. Die Unterdrückung von FLINATQ-Personen zeigt sich nicht einzig in den Bedingungen feminisierter Arbeit, sondern konkret auch in unserem Alltag: Sei dies, indem uns unsere körperliche Selbstbestimmung abgesprochen wird, uns Geschlechtsidentitäten vorgeschrieben werden, in sexistischen Sprüchen oder sexualisierter Gewalt. Diese Unterdrückung ist vielschichtig und hat System, weswegen es umso wichtiger ist, dass sich unser Widerstand gegen jegliche Form von patriarchaler Herrschaft richtet.

Wie das Kapital von Kriegen profitiert
Durch imperialistische und kolonialistische Kriege eignen sich die herrschenden Kapitalisten nicht nur in vergangenen Zeiten, sondern auch höchst aktuell Boden und Ressourcen an. Militärische Kriegsführung und patriarchale Strukturen sind miteinander verwachsen. Die abscheulichen Gewaltakte sind in ihrem Ausdruck patriarchal, denn militärische Kriegsführung beruht auf Unterwerfung und Aneignung. Es ist kein Zufall, dass sexualisierte Gewalt und Feminizide als Kriegswaffen eingesetzt werden. Darüber hinaus werden FLINTAQ-Personen, die in Kriegsgebieten leben oder auf der Flucht sind, noch im Speziellen unterdrückt: Geburtshilfe wird verweigert, FLINTAQ-Personen werden verschleppt und sexuell ausgebeutet. Trans Personen, deren Geschlecht nicht im Pass eingetragen ist, wird der Grenzübertritt verboten.
Das passiert, weil imperialistische Staaten Kapitalinteressen in Form territorialer Ansprüche gewaltsam durchsetzen. Zynisch ist, dass dies oftmals unter dem Deckmantel von Begriffen wie «Peace-Keeping», «humanitären Interventionen» oder sogar «Frauenbefreiung» geschieht. Dahinter stecken koloniale und rassistische Weltbilder. Dabei verdient die Schweizer Rüstungsindustrie an Kriegen in der ganzen Welt mit. Allesamt sind es patriarchale und kapitalistische Strukturen, die vom Leid der Unterdrückten profitieren. Für uns ist deswegen klar: Kein Krieg ausser Klassenkampf und dem Kampf für die Befreiung der Geschlechter!

Unsere Antwort:Internationalistischer und revolutionärer Feminismus
In diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, dass wir zusammenkommen und uns mit weltweit kämpfenden FLINTAQ-Personen solidarisieren – ob in Rojava, in Chiapas, im Iran, unseren Betrieben, auf den Strassen oder zu Hause. Wir sind viele und lassen uns niemals unterkriegen – hier und überall sind wir gemeinsam widerständig und kämpfen gegen Krieg, Patriarchat und Kapital. Und zwar solange bis wir alle frei sind – denn trifft es eine von uns, schlagen wir alle zurück! Nehmen wir uns am diesjährigen feministischen Kampftag am 9.März 2024 um 13.30 Uhr am Paradeplatz, im Herzen des Kapitals die Strassen. Für eine befreite Gesellschaft – die Zukunft gehört uns!

Der Kampf für ein freies Palästina ist Teil unseres feministischen Kampfes

Feministin aus der Palästina-Solidarität. Seit fünf Monaten bombardiert Israel Gaza, tötet und vertreibt Palästinenser:innen. Bilder der zerbombten Städte sind apokalyptisch. 30’000 Palästinenser:innen sind tot, 70’000 verletzt. Aus feministischer Position ist es höchste Zeit, gegen diesen genozidären Krieg Widerstand zu leisten.

Israel zerbombt den besetzten Gazastreifen in den vergangen fünf Monaten vor unseren Augen zu einer unbewohnbaren Ruinenlandschaft: Häuser, Spitäler, Schulen, Universitäten und weitere zivile Infrastruktur sind zerstört. Die grosse Mehrheit der Toten und Verletzten sind Zivilist:innen. Fast die gesamte Bevölkerung aus dem Norden Gazas flüchtet in den äussersten Süden des besetzten Gazastreifens. Die Menschen leben jetzt in überfüllten Unterkünften oder Zelten, es ist kalt und nass. Sie haben Hunger, keine auch nur annähernd adäquate medizinische Versorgung, insbesondere für die Verletzlichsten wie zum Beispiel Schwangere und Neugeborene. Kinder sind unterernährt, das Welternährungsprogramm der Uno warnt vor einer menschengemachten Hungersnot. Zusammen mit den Palästinenser:innen klagt die weltweite Zivilgesellschaft die israelische Regierung des Genozids an: Israel führt heute in Gaza einen Krieg, mit dem Ziel, die palästinensische Bevölkerung zu vertreiben und zu vernichten.

70 Prozent geflüchtet
Die Politik der Vertreibung hat nicht am 7.Oktober 2023 begonnen. Schon in den Jahrzehnten vor der Staatsgründung Israels und der Nakba 1948 verfolgte die zionistische Bewegung das Ziel, sich im historischen Palästina so viel Land wie möglich mit sowenig Palästinenser:innen wie möglich anzueignen. 1948 vertrieben zionistische Milizen, aus denen später die israelische Armee hervorging, 750’000 Palästinenser:innen.
1967 besetzte Israel dazu Ostjerusalem, das Westjordanland und den Gazastreifen und begann, das Land zu besiedeln. In Ostjerusalem und im Westjor-danland leben heute über 700’000 jüdisch-israelische Siedler:innen auf palästinensischem Land. Im seit über 17 Jahren blockierten Gazastreifen sind 70 Prozent der Bevölkerung Geflüchtete oder Nachkommen von Geflüchteten aus den umliegenden Dörfern und Städten. In ganz Palästina treibt die aktuelle rechtsradikale israelische Regierung heute das zionistische, siedlerkoloniale Projekt weiter voran, eignet sich das Land an, sperrt Palästinenser:innen weg, tötet, foltert, bringt zum Schweigen.

Gegen ein imperialistisches Projekt
Mit politischer Unterstützung, Geld und Waffen aus den USA und Europa treiben israelische Regierungen seit Jahrzehnten auch ein rassistisches, kapitalistisches, neoliberales Projekt voran, das nicht nur Palästina betrifft, sondern die ganze Region. Israel funktioniert als Aussenposten der imperialistischen und kapitalistischen Kräfte in den USA und Europa. Widerstand dagegen soll zum Schweigen gebracht werden. Die Palästinenser:innen hätten sich ruhig verhalten sollen, hätten sich zufriedengeben sollen mit etwas humanitärer Hilfe hier und da, mit einem Leben unter einem Apartheidsystem, im Exil, hätten still und leise sterben sollen. Dies damit Israel zusammen mit den USA und Europa mit autoritären Regimes in der WANA-Region (West-Asien und Nord-Afrika) weiter lukrative Waffendeals und Geschäftsbeziehungen abschliessen können.
Angefangen mit den sogenannten Friedensverträgen mit Ägypten und Jordanien, die seither jährlich mit Milliarden unterstützt werden, erhielt das imperialistische Projekt mit den Unterschriften unter die Abraham-Abkommen weiter Auftrieb: Die reaktionären Regierungen der Arabischen Emirate, Bahreins, Marokkos, und Sudans sicherten sich dadurch Vorteile, Macht und Profit oder haben das – wie im Fall Saudi-Arabiens – noch vor. Aber die Palästinenser:innen haben sich nicht ruhig verhalten. Sie organisieren sich und leisten seit Jahrzehnten Widerstand gegen diese Weltordnung. Sie kämpfen mit Worten, mit Protesten, Demonstrationen und Streiks. Sie kämpfen mit dem Ruf nach Boykott, Desinvestition, Sanktionen (BDS) und sie kämpfen bewaffnet. Sie kämpfen für ihr Land, für ihre Freiheit, für ihre Würde. Das internationale Völkerrecht gesteht ihnen das Recht auf Widerstand gegen die Besatzung zu.

Als Feministin ist dieser Kampf auch mein Kampf
Es ist kein Zufall, dass die grössten Kapitalist:in-nen in der Schweiz, in Europa und in den USA sich am lautesten gegen die Palästinenser:innen wenden. Und auch am lautesten die bedingungslose Unterstützung des rassistischen siedlerkolonialen Projektes der israelischen Regierung einfordern, sich dem Ruf nach einem Waffenstillstand in Gaza am vehementesten widersetzen. Es ist auch kein Zufall, dass dies dieselben Kräfte sind, die hier in der Schweiz die Profite der Waffenlobby und der Finanzinstitute einstreichen, die hier unsere Renten abbauen, unsere Gesundheitskosten in die Höhe treiben. Dieselben Kräfte stehen auch für eine reaktionäre Gesellschaftsordnung, eignen sich unsere Care-Arbeit an und betrachten Feminizide als private Familienangelegenheit. Und sie bauen mit unseren Steuergeldern die Armee und die Festung Europa aus, treiben eine sexistische und rassistische Politik gegen Geflüchtete voran, um auch sie weiter ausbeuten zu können. Es ist kein Zufall, dass genau diese Kräfte, die FDP, die SVP und der Rest des bürgerlich-kapitalistischen Establishments laut «Terrorismus!» schreit, sich gegen die Palästinenser:innen und ihre Unterstützer:innen stellt und sich gleichzeitig kurzerhand den Wert unserer Arbeit in die eigenen Taschen steckt.
Deswegen gehen antikapitalistischer feministischer Widerstand und der Widerstand in Palästina Hand in Hand. Wir kämpfen denselben Kampf, die Palästi-nenser:innen und wir. Wir kämpfen nicht am selben Ort, aber trotzdem vereint. Vereint in Solidarität, vereint gegen denselben imperialistischen Feind, weil wir wissen, dass kein Mensch frei ist, bis wir alle frei sind. Nicht hier, und nicht in Palästina.
From the River to the Sea – Palestine will be free!

35 Jahre revolutionärer 8.März in Zürich – Schlaglichter einer Bewegungsgeschichte

OA Zürich. Seit 1988/89 demonstrieren in Zürich revolutionäre Aktivist:innen am 8.März für eine feministische Revolution. Radikal-feministische, kommunistische, anarchistische und queer-feministische Revolutionär:innen haben es geschafft, trotz teils grosser politischer Differenzen und Herausforderungen den radikalen Kampf gegen das Patriarchat bis heute gemeinsam weiterzuführen.

An der OA Bar vom 9.Februar 2024 haben wir zusammen mit unseren beiden langjährigen Genossinnen des FrauenLesbenKasama und des Frauenkampfkollektivs des Revolutionären Aufbaus Zürich auf diese Geschichte zurückgeblickt. In diesem Beitrag halten wir einige Schlaglichter dieser Bewegungsgeschichte fest – ein Gedankenprotokoll. » Weiterlesen

Pionierinnen im Kampf für die Abtreibung in der Schweiz

FrauenLesbenKasama. Abtreibung ist nicht nur einer der ältesten Kämpfe in der linken und feministischen Bewegung, sondern auch einer der umkämpftesten. Kaum ein errungenes Recht wurde in den letzten Jahren einem so grossen Backlash ausgesetzt. Deshalb möchten wir uns dem Thema widmen und die Anfänge des Kampfes für Abtreibung hier betrachten.
Das Recht darauf, eine durch das Gesundheitssystem getragene Abtreibung durchführen zu lassen, ist eine der grössten Errungenschaften der feministischen Bewegung in Europa. Für die neue Frauenbewegung Anfang der 1970er-Jahre, war es ein zentrales Thema: «Mein Bauch gehört mir!». In Frankreich, und später in Deutschland und Italien, bekannten öffentlich prominente Frauen, dass sie abgetrieben hatten. 1973 wurde die «Schweizerische Vereinigung für die Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs» gegründet. Es brauchte drei Jahrzehnte und vier Abstimmungskämpfe, bis die Fristenlösung gesetzlich verankert wurde, also der straffreie Abbruch in den ersten zwölf Wochen. » Weiterlesen

KI als Katalysator von Diskriminierungen

FrauenLesbenKasama. Spätestens seit ChatGPT, DeepL, Lensa und Co. ist künstliche Intelligenz in aller Munde. Ob sie nun als genialer Fortschritt oder gefährliche Entwicklung dargestellt wird, alle scheinen sich einig darin, dass sie die Welt so stark verändern wird, wie schon lange keine neue Technologie mehr. Wir werfen einen feministischen Blick auf das Thema.

Zuerst die Frage: Was ist eigentlich künstliche Intelligenz (KI) und wie funktioniert sie? Bianca Prietl, Professorin für Geschlechterforschung mit Schwerpunkt Digitalisierung an der Universität Basel, erklärt in ihrem Artikel «Wider den Mythos von neutraler Technik» (Uni Nova, Januar 2023): «Wenn wir heute von KI sprechen, meinen wir in der Regel einen datenbasierten, auf ‘maschinellem Lernen’ beruhenden Ansatz: Algorithmen werten riesige Datensätze aus (Stichwort big data), um darin Muster zu identifizieren und Regeln über das betrachtete Phänomen abzuleiten.»

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RADIA

Radia, feministische Redaktion LoRa. In einem globalen, politischen Kontext, in welchem die systemtreuen Medien Teil von unterdrückerischen Strategien sind, ist es wichtiger denn je, unabhängigen und systemkritischen Journalismus zu machen. Unser Ziel: Raus aus der patriarchalen, kolonialen und kapitalistischen Logik!Intersektionale feministische
Berichterstattung auf LoRa.

Etablierte Medien und deren Berichte über Kriege, die Klimakrise und patriarchale Gewalt suggerieren, dass nichts dagegen unternommen werden kann und sollte. Ebenfalls wird in einem Ton berichtet, welcher die Dringlichkeit untergräbt, sich hinter Betroffene zu stellen und mit ihnen zu kämpfen. » Weiterlesen

Antifeminismus: Rückendeckung aus dem Internet

FrauenkampfKollektiv, Revolutionärer Aufbau Schweiz. Der weltweite konservative und autoritäre Backlash in Gesellschaft und Politik wird durch eine entsprechende Entwicklung in den sozialen Medien nicht nur begleitet, sondern aktiv thematisch mitgestaltet und befeuert. Instagram & Co. sind für einmal mehr als eine Scheinrealität.

Im Internet entstehen Trends, Freundschaften, Communities und es wartet vielleicht gar die grosse Liebe. Doch gibt es dort auch Cybermobbing, Shitstorms werden kreiert und Menschen in die Knie gezwungen. Heute gibt es keine haltbare Unterscheidung mehr zwischen on- und offline. Was im Internet entsteht, bleibt nicht im Internet und was in der analogen Welt vor sich geht, wird im Internet aktiv weitergesponnen. Unter diesen Voraussetzungen überrascht es nicht, dass der antifeministische und konservative Backlash im Internet aufgegriffen und aktiv mitgestaltet wird.

Die Manosphäre: Incels, Sexisten und Frauenhasser
Das Sammelbecken antifeministischer Influencer, Incels, Lebenscoaches und Ähnlichem wird als «Manosphäre» bezeichnet. Diese umfasst den männlich dominierten Teil des Internets und beinhaltet Foren, Accounts, Blogs und Websites. Innerhalb der Manosphäre sind männliche Selbstoptimierung und die Aufrechterhaltung männlicher Herrschaft, die Kontrolle und Abwertung weiblicher Sexualität und die Verteufelung des Feminismus die bestimmenden Themen.
Das zurzeit wohl berühmteste Gesicht der Manosphäre ist der britische Ex-Kickboxer und Influencer Andrew Tate. Allein auf der chinesischen Kurzvideoplattform TikTok generieren Videos des frauenfeindlichen Multimillionärs Klicks im zweistelligen Milliardenbereich, seine Tweets erreichen Hunderttausende. Über die Plattform «The Real World» bietet der ehemalige Teilnehmer von Big Brother UK zudem kostenpflichtige Kurse an, bei denen Männer lernen sollen, an «Geld, Reichtum, Glück, schnelle Autos und schöne, unterwürfige Frauen» zu kommen. Die Kursinhalte basieren auf den eigenen Glaubenssätzen, die der amerikanisch-britische Influencer in Form von 41 Geboten weiterverbreitet. Aussagen wie jene, wonach Frauen es lieben würden, kontrolliert und sexuell unterdrückt bis gedemütigt zu werden, gehören dabei noch zu den harmlosesten. Mittlerweile tummeln sich im Internet hunderte von Tate-Klonen und Nachmachern, dem Markt geht es gut.
In einer anderen Ecke der Manosphäre finden sich derweil die sogenannten «Incels». Die Abkürzung steht für «involuntary celibate», was zu Deutsch so viel bedeutet wie «unfreiwillig junggesellig». Die Incel-Community umfasst Hunderte, wenn nicht Tausende von Foren und Websites. Incels bedienen ihre eigene Sprache und vertreten auch untereinander eine Vielzahl heterogener Ansichten, die sich aber im Kern allesamt darum drehen, dass Frauen Männern Sex schuldig sind, dass der Feminismus und die (körperliche) Selbstbestimmung der Frauen den Mann unterdrücken würde und dass aus diesen Gründen etwa Vergewaltigungen und Feminizide nicht nur unumgänglich, sondern auch wünschens- und fördernswert wären. Die Incel-Gemeinschaft liegt politisch ausnahmslos weit rechts, referenziert immer wieder Hitler, verbreitet antisemitische Verschwörungstheorien und liebt die Mär vom «grossen Austausch», wonach angeblich «Afrikaner» ihnen, den weissen Männern, die ohnehin wenigen willigen Frauen streitigmachen würden. Die Incel-Community kennt ihre eigenen Helden – tote Helden, die «für die Sache» gestorben sind: Der Amokläufer von Toronto Alek Minassian, der Rechtsextremist Anders Behring Breivik, der Attentäter von Halle, der Attentäter von Hamburg, der Attentäter von Christchurch, von Ohio und allen voran der «Supreme Gentleman», wie er in der Community genannt wird: Elliot Rodger, der am 23.Mai 2014 bei einem Attentat in Kalifornien sechs Menschen tötete und 14 weitere verletzte, bevor er sich schliesslich selbst richtete. Rodger hinterliess ein Manifest, in dem er seine Zugehörigkeit zur Incel-Community ausdrückte und «den Frauen» und deren Abweisung die Schuld an seiner Wut und seinem Amoklauf gab. «To go ER» ist bis heute ein geflügelter Begriff in der Incel Gemeinschaft, der so viel bedeutet wie «Eliot Rodger nachahmen» – Menschen (Frauen) töten und sich selbst richten.

Und die Frauen? Zurück an den Herd!
Seit einigen Jahren mischt sich eine neue konservative, ja gar misogyne Gruppe im sexistischen, traditionalistischen Teil des Internets – und weit darüber hinaus – mit. Als «Tradwives» bezeichnen sich Frauen, die online einen Lebensstil zelebrieren, der direkt aus den 50er-Jahren stammen könnte. Tradwives, eine Abkürzung für «traditional wives», sehen sich als «homemaker and wife». Sie sind nicht in der Lohnarbeit tätig, bauen dafür mitunter ihr eigenes Gemüse an, unterrichten ihre Kinder zuhause, tragen bodenlange, selbstgenähte Kleider und Schürzen und sehen ihre Aufgabe darin, ihrem Ehemann zu dienen und dadurch ihre natürliche Aufgabe als Frau wahrzunehmen, unbeeinflusst von Emanzipation, freier Sexualität und Moderne. Das Pendant dazu sind selbsternannte «Alphamales», welche sich laut Eigendefinition dadurch auszeichnen, besonders «männliche» Eigenschaften in sich zu vereinen: Sportlichkeit, Disziplin, mentale Stärke, beruflicher Erfolg und eine besonders gute finanzielle Lage. Dabei verschränkt sich dieses Männerbild mit der bürgerlichen Ideologie, dass eine prekäre soziale Lage nur durch genügend Anstrengung überwunden werden kann. Oder anders formuliert: Bist du Proletarier_in, bist du eben selber schuld.
Dieses Bild von dem, was ein Mann sein soll, orientiert sich dabei ähnlich wie bei den Tradwives an historischen Vorbildern. Ob Tradwife oder Alphamale: Was auf den ersten Blick nach einer freien und daher harmlos anmutenden Individualentscheidung klingt, wird jedoch von völkischen, mitunter faschistischen Untertönen begleitet. So sind einerseits in den Konzeptionen des Alphamales sowie der Tradwives Denkmuster enthalten, welche stark biologistisch geprägt sind. Dies geht so weit, dass gar behauptet wird, dass Körperzellen und die Organe je nach Geschlecht anhand verschiedener «Energien» funktionieren würden und dass die weibliche auch immer «male energy» benötige. Andererseits werden durch dieses Bild der «richtigen» Frau oder des «richtigen» Mannes andere Personen, die nicht diesem Bild entsprechen, für «unwert» und nicht zugehörig erklärt – man(n) ist dann eben nicht «Alpha». So zeigt sich in diesen vermeintlich individuell gewählten starren Geschlechterrollen ein Gesellschaftsverständnis, welches eine Politik der hierarchischen Ordnung einer Elite und der Exklusion von «Unwertem» verfolgt. Dies mutet nicht faschistisch an, es ist der Kern von Faschismus.

Social Media und Real Life
Der auf Social Media vielfältig inszenierte antifeministische Backlash sollte nicht bagatellisiert werden. Denn es zeigt sich in sozialen Berufen, dass Identitätsangebote wie AlphaMales und Tradwives einen realen Einfluss auf die Lebensgestaltung und politische Haltung, gerade jüngerer Menschen haben. Bedenkt man hierbei die nach wie vor steigenden Zahlen der häuslichen Gewalt, die öffentlichen Angriffe auf trans Personen oder die Einschnitte in hart erkämpfte emanzipatorische Rechte wie dasjenige der Abtreibung, so kommt man zum Schluss: Die traditionalistisch geprägten, von faschistischen Ideen untermauerten und teils esoterisch angehauchten Inszenierungen auf Social Media sind mehr als nur ein «Medienphänomen». Sie sind Teil einer Rechtfertigung für einen realpolitischen antifeministischen Backlash weltweit.

Nehmt ihr uns eine*n, antworten wir alle

Ni Una Menos Kollektiv Zürich. Alle zwei Wochen wird eine Frau durch einen Ehemann, Lebensgefährten, Ex-Partner, Bruder oder Sohn getötet. Mit der Ni Una Menos-Bewegung auf dem Weg zu einer feminizidfreien Gesellschaft – Herausforderungen, Erfolge und der Aufruf zur Solidarität am 8.März.

Mit Feminiziden zeigt sich täglich die Spitze der patriarchalen und geschlechterspezifischen Gewalt und dies auch in der Schweiz. Die Bezeichnung Feminizid dient als Schlüsselbegriff, um die systematische Gewalt gegen Frauen und feminisierte oder weiblich gelesene Körper zu benennen. Als Ni Una Menos Kollektiv Zürich möchten wir die Hintergründe von Feminiziden aufzeigen, unsere Arbeit vorstellen und gleichzeitig zur kollektiven Verantwortung aufrufen. Denn wer nichts macht, macht sich zur Kompliz*in.

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Feministischer Generalstreik im Baskenland für ein kollektives Sorgesystem

Olatz eta Nekane. Vor einem Jahr, am 8.März 2023, riefen Aktivist*innen der feministischen Basisbewegung im Baskenland zu einem feministischen Generalstreik am 30.November auf. Zentrale Anliegen waren das Recht auf kollektive Sorge und die dringliche Notwendigkeit, das Gesundheitswesen von Grund auf zu verändern.

Der Prozess wurde während der Pandemie gestartet: Im Februar 2022 trafen sich einige Feminist*innen in Gasteiz (Baskenland), mit dem Ziel, das Sorgesystem radikal zu verändern. Als erster Schritt ihrer Kampagne nahmen sie sich Zeit, um die Sorge-Arbeit im öffentlichen Bereich und in den Gemeinschaften zu analysieren und genau zu definieren.

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Mala Jin – das Haus der Frauen

Union der kurdischen Frauen Schweiz YJK-S. Frauen aus Rojava begannen sich 2004 unter dem Dach von Yekitiya zu organisieren. Nach der Revolution vom 19.Juli 2012 gründeten sie zahlreiche Organisationen und Institutionen. Eine dieser Institutionen ist Mala Jin, die es schafft, die Stimme von Frauen zu sein, die vor Herausforderungen stehen.

Ein Mala Jin (kurdisch für Haus der Frauen) ist eine Art Frauenhaus. Das erste Mala Jin wurde in Qamislo in Syrien eröffnet. Mittlerweile gibt es 62 Niederlassungen im Nordosten Syriens. Es ist zu einem Raum der Hoffnung und Lösung für Frauen in der Region und zu einem Vorbild für die ganze Welt geworden. Alle Mitglieder und Mitarbeiterinnen der Mala Jin sind Mütter. Sie unterstützen und helfen Frauen, die mit Problemen und Gewalt konfrontiert sind.

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Das Gesicht des Widerstands

Gabriela Switzerland. In diesen Zeiten der ökonomischen Krise, in denen weite Teile der philippinischen Bevölkerung zunehmend prekär leben aufgrund steigender Preise von Öl, Reis und anderen Grundnahrungsmittel, hat die philippinische Regierung keine bessere Antwort als Liberalisierung und Privatisierung. Deshalb gibt es Widerstand gegen den Charter Change.

Liberalisierung und Privatisierung sind bekannte Mittel bürgerlicher Regierungen, um eine vermeintliche Lösung für ökonomisches und soziales Elend zu bieten. In den Philippinen kommt diese Pseudolösung in Form des sogenannten Charter Change. Charter Change – auch Cha-Cha genannt – ist der Begriff, der für Änderungen und Revisionen der philippinischen Verfassung verwendet wird. Sie zielt auf die Abschaffung wirtschaftlicher Schutzmassnahmen zugunsten einer weiteren Liberalisierung ab.

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«Wir unterstützen uns gegenseitig»

Teodora (links) und Lilian. Bild: zVg

medico international schweiz. Teodora Vásquez sass zehn Jahre im Gefängnis und engagiert sich jetzt bei der Vereinigung Mujeres libres. Das Interview fand Ende Januar statt, als Lilian, die letzte von 73 Frauen, aus der Haft entlassen wurde.

Teodora, welche Bedürfnisse haben Frauen, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurden, und welche Unterstützung kann die Vereinigung Mujeres libres ihnen bieten?
Frauen, die wegen geburtshilflicher Notfälle kriminalisiert wurden, erleiden zwei Strafen: diejenige des Richters und diejenige der Gesellschaft.

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Die Zeit tickt immer

sah. Ingrid Strobl ist tot. Die feministische Aktivistin und Autorin starb am 25. Januar 2024 in Köln. Doch die Zeit geht weiter, weil die Themen, über welchr die Österreicherin geschrieben hatte, nicht vergessen werden und ihre Kämpfe aktueller sind denn je.

Noch vor ihrem Tod in Köln hatte die Autorin und Journalistin Ingrid Strobel, die für ORF, WDR und Emma gearbeitet hatte, im Nautilus-Verlag das wichtige Zeitzeugnis «Vermessene Zeit – Der Wecker, der Knast und ich» herausgebracht.

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Bond – Bunt – Divers

sah. Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche zur Folge 26 von James Bond. Wird noch dieses Jahr mit den Dreharbeiten begonnen werden? Doch bei der Vorfreude der eingefleischten Fans wird vergessen, welche Altlasten da vorhanden sind. Und was hat dies alles mit dem schwulen Pornofilm «Greek Lightning» der 1970er-Jahre zu tun?

Was gibt es schöneres, als nach einem anstrengenden Tag auf dem Sofa zu sitzen, einen Porno zu schauen und (vom Stress) runterzukommen. Herrlich! Allerdings nur mit einem guten Porno: und damit sind nicht Frauenpornos, die ab 16 Jahren freigegeben sind, gemeint. Auch keine herkömmlichen Pornos sollten darunter sein, die nur so strotzen vor Gewalt, Sexismus, Widerwärtigem, Ekel.

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Verschoben, nicht aufgehoben

sah. Im Juli 2023 wurde die Asylpraxis für afghanische Frauen geändert: Sie erhalten neu Flüchtlingsstatus. Diese Errungenschaft wird nun von rechten Parteien angegriffen, die Behandlung deren Vorstosses im Parlament aber vertagt. Es gilt wachsam zu sein.

Die Schweiz hat die rechtliche und humanitäre Verpflichtung, Menschen vor Verfolgung zu schützen. Es gibt viele Menschenrechtsverletzungen auf der Welt und daher ist die Verpflichtung gross. Seit die Taliban 2021 wieder die Macht in Afghanistan übernommen haben, ist die Menschenrechtslage insbesondere für Frauen und Mädchen dort mehr als schwierig.

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Der Aufstand lohnte sich

lmt. Die von der Finanzministerin Karin Keller-Sutter vorgesehene Streichung der Präventionsgelder für die nationale Kampagne gegen häusliche und sexuelle Gewalt ist dank grossem Engagement gescheitert. Der vorwärts blickt auf die Geschehnisse zurück.

«Unerhört! Keller-Sutter streicht den Präventionskampagnen gegen Gewalt sämtliche Gelder. Für uns ist klar; das nehmen wir nicht hin», teilten die SP Frauen Ende November auf X, ehemals Twitter, mit. Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) konterte mit einem eigenen Post: «Das sind Fake News. Dem Eidgenössischen Büro für Gleichstellungsfragen stehen auch künftig drei Millionen Franken für derartige Kampagnen zur Verfügung.» Darauf antwortete Tamara Funiciello: «Diese drei Millionen sind für die Umsetzung der Instanbulkonvention vorgesehen und Mittel für Drittorganisationen und nicht für eine Kampagne des Bundes, wie das von den Motionärinnen verlangt wurde.» » Weiterlesen

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