Kuba kann Öko!

Gion Honegger. Kuba, das vielleicht nachhaltigste Land der Welt! Die ökologische Landwirtschaft und die beeindruckende nachhaltige Entwicklung in Kuba standen am Sonntag, 27.November im Restaurant Schwarzer Engel in St. Gallen im
Zentrum der Veranstaltung der Gruppe Cuba Solidarität Vilma Espín.

Kuba setzte in 1960er- und 1970er-Jahren auf industrialisierte Landwirtschaft (mit grossem Einsatz an chemischen Dünger und Pestiziden), sowie auch weiterhin auf die aus der Kolonialzeit stammende Monokultur des Zuckeranbaus.
Doch Ende der 1980er-Jahre begann ein Paradigmenwechsel. Lukas Kilcher, Agraringenieur und langjähriger Leiter von Biolandbau-Projekten in Kuba, zeigte detailliert und anhand von vielen Beispielen auf, wie einerseits durch jahrzehntelange (kolonialistische) Monokultur die eigentlich fruchtbare Landwirtschaft zerstört wurde und durch den Paradigmenwechsel die Landwirtschaft in eine nachhaltige und umweltschonende Entwicklung überging. Dafür musste intensive und grundlegende Forschung betrieben und Wissen erworben werden. Dazu trugen einerseits viele kubanische Forscher*innen an den Universitäten, aber auch spezialisierte Agraringenieur*innen wie Kilcher, sowie auch die schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) bei.

Neue Ära eingeläutet
Ein wichtiges Problem, dass sich dabei stellte, war, wie die durch die Monokultur hervorgerufene Teilung in Agrarwirtschaft und Tierhaltung überwunden werden konnte. Durch diese künstliche und schädliche Trennung wurde der massive Einsatz von chemischem Dünger erst notwendig. Eine direkte Folge davon war die Auslaugung der Erde, was wiederum einen weiteren Einsatz von chemischen Düngemitteln notwendig machte. Durch die Herstellung von natürlichem Dünger – an den Beispielen der Leguminosen und dem Vermikompost konnte das Kilcher eindrücklich aufzeigen – konnte der Wandel in der Düngepraxis und der landwirtschaftlichen Produktion realisiert werden. Chemische Düngemittel sind in Kuba heute gesetzlich verboten.
Mit einem weiteren Beispiel – der Pflanze Marabu, die in Kuba wild wuchernd massenweise vorkommt – erklärte Kilcher Folgendes: Statt die Pflanze wie üblich zu verbrennen, wird mit Verkohlung Pflanzenkohle hergestellt und als Nährstoff- und Wasserspeicher für die Erde genutzt. Dadurch werden die Erträge verbessert sowie gesichert und zudem das Klima geschützt. Eine überaus lehrreiche Anschauung wie mit dem Ende des chemischen Düngers nicht das Ende der Landwirtschaft, sondern der Beginn einer natur- und umweltgerechten Entwicklung eingeläutet wurde.

Die Erfolgsgeschichte der Organopónicos
Gion Honegger informierte, wie ab der 1990er-Jahre die städtische Agrikultur zu einem wichtigen Standbein für die Ernährungssituation erhoben wurde. Auch in diesem Sektor forschte Kuba intensiv an neuen Produktionsstandorten und -methoden. Auch in Kuba war man von langen Transportwegen abhängig, um die produzierten Lebensmittel von den ländlichen Produktionsorten in die Städte zu bringen. Mit der durch die US-Blockade verursachten Benzin- und Ersatzteilknappheit entstanden Transportprobleme, wodurch sich die Lage der Lebensmittelversorgung teilweise dramatisch verschärfte.
Es wurde daher damit begonnen, in den Städten in sogenannten Organopónicos agrarische Lebensmittel zu produzieren. So entstanden überall in den Städten grosse (bis zu elf Hektaren) und kleinere Organopónicos. Am Beispiel von Havanna wurde veranschaulicht, wie sie in einer Grossstadt funktionieren. Teilweise vom Staat unterstützt, aber auch in kleineren, privaten Kooperativen organisiert, wurden die Organopónicos zu einer wichtigen Erfolgsgeschichte, die auch in andere Länder Lateinamerikas aber auch Europas ausstrahlte.

Ökofeministisches Projekt
Barbara Dettli berichtete, wie die Umsetzung von ökologischen Ideen in einer kleineren Stadt im Westen des Landes realisiert wird. In Consolación del Sur initiierte vor einigen Jahren das ökofeministische Frauen*umweltprojekt EcoMujer ein ökologisches Schulgartenprojekt. Die jeweiligen Erträge gehen direkt in die Schulküche und unterstützen so die Bestrebungen für eine gesunde und reichhaltige Ernährung.
Die Verbindung von Ökologie und Feminismus ist zentrales Thema zur Bewältigung der anstehenden Probleme zur Erlangung der Ernährungssouveränität. Dazu sagt Reina Rodriguez von EcoMujer: «Durch die praktische Mitarbeit der Kinder, Eltern und Lehrpersonen haben alle Beteiligten die Möglichkeit einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu lernen und damit einen konkreten Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zu leisten».

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