Eine neue Gewerkschaft entsteht!

Die Delegierten der Gewerkschaft Kommunikation haben den Antrag zur Umsetzung der Fusion mit der Gewerkschaft Comedia angenommen. Die Comedia-Delegierten haben dem Projekt bereits am Samstag, 27. November an ihrem Kongress zugestimmt. Die neue Gewerkschaft soll am 1. Januar 2011 aus der Taufe gehoben werden.

«Gemeinsam für Arbeitsplätze und Löhne, gemeinsam für die Chancengleichheit, gemeinsam gegen den Abbau bei den Sozialversicherungen, gemeinsam gegen die Privatisierung von Swisscom, gemeinsam für eine starke Post, alle Generationen gemeinsam». Unter dieses Motto hat Zentralpräsident der Gewerkschaf Kommunikation Alain Carrupt  den Kongress vom 30. November und 1. Dezember in Bern gestellt. Und in diesem Sinn ist der erste Tag auch zu Ende gegangen – in Richtung gemeinsame Zukunft der Gewerkschaften Kommunikation und Comedia. Die Delegierten haben das Projekt zur Umsetzung der Fusion mit sehr grossem Mehr, nämlich mit 145 gegen 4 Stimmen bei 3 Enthaltungen gutgeheissen.

Philip Jennings, Generalsekretär der Weltgewerkschaft UNI, hat in seiner Rede auf die zunehmende Unterdrückung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf der ganzen Welt wegen ihrer Gewerkschaftstätigkeit hingewiesen. Im Anschluss daran haben die Delegierten der Kampagne des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB gegen antigewerkschaftliche Kündigungen ihre volle Unterstützung zugesagt. Antigewerkschaftliche Kündigungen nehmen in der Schweiz zu, weil die Gesetzgebung lückenhaft ist und der Ton bei den Arbeitsbeziehungen immer härter wird. Verschiedene Delegierte haben spontan davon berichtet, dass sie diese besorgniserregende Entwicklung auch an ihrem Arbeitsplatz feststellen.

Unerwünscht und verboten!

Bestürzt und mit grosser Sorge nimmt die PdAS die Annahme der rassistischen und fremdenfeindlichen «Anti-Minarett-Initiative» der SVP zur Kenntnis. Das Abstimmungsresultat ist ein herber Rückschlag für alle Menschen in der Schweiz, die ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Religionen anstreben und sich dafür einsetzen. Dieser Sieg der nationalistischen Kräfte beweist leider erneut, dass die von der SVP geführten Hasskampagnen gegen AusländerInnen bei einem grossen Teilen der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden fallen. Diese bedenkliche Entwicklung dauert nun seit Jahren an. Die PdAS ruft alle demokratischen Kräfte auf, sich gemeinsam für eine offene und tolerante Schweiz einzusetzen und kompromisslos jede Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen.

Enttäuscht ist die PdAS über die Ablehnung der «Initiative gegen Kriegsmaterialexporte». Es wurde leider eine ausgezeichnete Möglichkeit verpasst, ein klares Signal des Friedens in die Welt zu senden. Stattdessen werden Schweizer Waffen weiter weltweit morden und für das Elend Tausender unschuldiger Menschen mitverantwortlich sein. Dies im Namen des Profits der Waffenhersteller und ihrer Aktionäre. Diese perverse kapitalistische Logik bekämpft die PdAS seit ihrer Gründung. Sie ruft den Bundesrat auf, den beachtlichen Anteil der JA-Stimmen in der künftigen Regelung der Waffenexporte Rechnung zu tragen.

Die PdAS unterstützt den Kampf der StudentInnen

Hunderte von Studierenden sind im Streik und besetzen die Aula der Universität in Bern und Zürich. Es ist eine gerechter Kampf für eine demokratische Universität, die sogar den Söhnen der Arbeiter zugänglich sein soll und gegen die neoliberale Reformen, die die Didaktik an den multinationalen Unternehmen unterwerfen.

Neben Bern und Zürich sind auch andere Universitäten mobilisiert, unter denen Basel und  Genf. Es handelt sich um eine wichtige Bewegung für die schweizerische Wirklichkeit.

Der politische Vorschlag ist jetzt jener, diese Kämpfe zu koordinieren und zu vereinen, und von unten eine kampfbereite Studentengewerkschaft auf nationalem Niveau zu bauen. Die Partei der Arbeit der Schweiz teilt die Forderungen der StudentInnen und verurteilt kaum vorhandene Demokratie Demokratie an den schweizerischen Universitäten.

Deutschland 9. November 1918

Der Tag der Revolution ist gekommen. Wir haben den Frieden erzwungen. Der Friede ist in diesem Augenblick geschlossen. Die Rede von Karl Liebknecht am 19. November 1918.

Das Alte ist nicht mehr. Die Herrschaft der Hohenzollern, die in diesem Schloss jahrhundertelang gewohnt haben, ist vorüber. In dieser Stunde proklamieren wir die freie sozialistische Republik Deutschland. Wir grüssen unsere russischen Brüder […]
Der Tag der Freiheit ist angebrochen. Nie wieder wird ein Hohenzoller diesen Platz betreten. Vor 70 Jahren stand hier am selben Ort Friedrich Wilhelm IV. und mußte vor dem Zug der auf die Barrikaden Berlins für die Sache der Freiheit Gefallenen, vor den fünfzig, blutüberströmten Leichnamen, seine Mütze abnehmen. Ein anderer Zug bewegt sich heute hier vorüber. Es sind die Geister der Millionen, die für die heilige Sache des Proletariats ihr Leben gelassen haben. Mit zerspaltenem Schädel, in Blut gebadet wanken diese Opfer der Gewaltherrschaft vorüber, und ihnen folgen die Geister von Millionen von Frauen und Kindern, die für die Sache des Proletariats in Kummer und Elend verkommen sind. Und Abermillionen von Blutopfern dieses Weltkrieges ziehen ihnen nach. Heute steht eine unübersehbare Masse begeisterter Proletarier an demselben Ort, um der neuen Freiheit zu huldigen. Parteigenossen, ich proklamiere die freie sozialistische Republik Deutschland, die alle Stämme umfassen soll, in der es keine Knechte mehr geben wird, in der jeder ehrliche Arbeiter den ehrlichen Lohn seiner Arbeit finden wird. Die Herrschaft des Kapitalismus, der Europa in ein Leichenfeld verwandelt hat, ist gebrochen. […]

Wir müssen alle Kräfte anspannen, um die Regierung der Arbeiter und Soldaten aufzubauen und eine neue staatliche Ordnung des Proletariats zu schaffen, eine Ordnung des Friedens, des Glücks der Freiheit unserer deutschen Brüder und unserer Brüder in der ganzen Welt. Wir reichen ihnen die Hände und rufen sie zur Vollendung der Weltrevolution auf.

Der 9. November in Genf

Der 9. November steht nicht nur für den Mauerfall. Vor 77 Jahren schoss die Schweizer Armme in Genf  auf ArbeiterInnen, die gegen den Faschismus protestierten. Es starben 13 Personen.

Der 9. November ist ein Jahrestag der Schande. An diesem Tag des Jahres 1932 schoss das Militär, das vom Genfer Regierungsrat angefordert wurde, ohne Vorwarnung auf demonstrierende Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Arbeitermassen hatten gegen einen faschistischen Aufmarsch protestiert und der Regierung Untätigkeit vorgeworfen. 150 Schüsse wurden auf die Demonstrierenden abgegeben; 13 Personen blieben tot und 65 verletzt auf der Plaine de Plainpalais liegen. Als erster fiel Henri Fürst, der Präsident der Kommunistischen Partei Genf, im Kugelhagel. Die Genfer Partei der Arbeit gedankte den Opfern auf der Plaine de Plainpalais mit einer Feier.

Alle auf Kubas Seite…ausser drei!

187 Staaten stimmen in der Uno für die Aufhebung der Blockade. Nur die USA, Israel und Palau waren dagegen. Die Welt verurteilt also nahezu einstimmig die Blockade der USA gegen Kuba.

Zum achtzehnten Mal in Folge verabschiedete die Uno-Vollversammlung eine von der kubanischen Regierung eingebrachte Resolution, in der die sofortige Aufhebung des Handels- und Wirtschaftsembargos gegen die Insel gefordert wird. 187 der 192 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen stimmten für den Antrag, zwei mehr als vor einem Jahr. Dass El Salvador, nachdem dort die Kuba verbundene frühere Befreiungsbewegung FMLN die Regierung übernommen hat, erstmals gegen die Blockade stimmen würde, war erwartet worden. Aber dass sich auch der Irak mit seiner Stimme gegen die Besatzungsmacht USA gestellt hat, ist doch sehr bemerkenswert. Aber Washington will die Forderung der Weltgemeinschaft erneut ignorieren.

Schweiz: Unrühmliche Bronzemedaille

Ein Team von Wissenschaftlern und Finanzexperten hat im Auftrag des Tax Justice Network untersucht, welche der sechzig bekanntesten Steueroasen und Offshorezentren die grösste Verantwortung für die Intransparenz der globalen Finanzmärkte trifft. Herausgekommen ist eine internationale Rangliste der geheimniskrämerischsten Finanzdienstleistungsplätze.

Die Schweiz steht auf dem unschönen dritten Platz. Spitzenreiter ist der US-Bundesstaat Delaware, gefolgt von Luxemburg. An vierter Stelle firmieren die Cayman Islands, gefolgt von der City of London. Sie alle begünstigen auf ihre Weise die Verheimlichung illegaler Finanzflüsse oder tragen so zur internationalen Steuerflucht bei. Den Entwicklungsländern entgehen durch Steuervermeidung und Steuerhinterziehung jedes Jahr Milliardenbeträge, die sie für die Armuts­bekämpfung einsetzen könnten.

Das Tax Justice Network, zu dessen Gründungsmitgliedern die entwicklungspolitischen Organi­sationen Alliance Sud und Erklärung von Bern (EvB) gehören, zeigt mit dem neuen Index, dass nicht nur kleine exotische Inseln die internationale Steuerhinterziehung und die illegalen Finanz­transaktionen begünstigen. Das neue Messinstrument für Steuer- und Verdunkelungsoasen unterscheidet sich denn auch deutlich von den Befunden der OECD. Aus politischem Kalkül und weil sie keine souveränen Staaten sind, blieben Finanzplätze wie Delaware, Nevada und London von der schwarzen und grauen OECD-Liste ausgeschlossen.

„Die Schweiz sollte den Index als Aufforderung verstehen, sich international für mehr Transparenz der Finanzplätze einzusetzen und zugleich ihre Hausaufgaben zu lösen“, sagt Mark Herkenrath, Finanzexperte von Alliance Sud, der Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke. Die Ungleichbehandlung von Entwicklungsländern bei Doppelbesteuerungsabkommen müsse beendet und auch für sie die Zinsbesteuerung und mittelfristig der automatische Informationsaustausch eingeführt werden, fordert der Hilfswerk-Vertreter. Laut Andreas Missbach von der Erklärung von Bern verfügten die Entwicklungsländer über jährliche Mehreinnahmen von 5,4 Milliarden Franken, wenn die in der Schweiz gelagerten privaten Steuerfluchtgelder ordentlich versteuert würden. „Das ist das Zweieinhalbfache der Schweizer Entwicklungshilfe“, rechnet der EvB-Finanzexperte vor.

Homosexuelle Flüchtlinge brauchen Schutz

Im Nationalrat wird demnächst über die Motion «Homosexuelle brauchen unseren Schutz» diskutiert und abgestimmt. Um die Wichtigkeit der Motion zu unterstreichen, startete Amnesty International die Petition für bessere Chancen für Opfer von geschlechtsspezifischer Verfolgung. Petition unter: http://queeramnesty.ch/docs/241009_Petition_queerrefugees.pdf

Die Motion sieht die Anerkennung von Homosexualität als Fluchtgrund vor. Momentan ist die Lage dramatisch, denn Homosexuelle die in ihrem Heimatland verfolgt werden, schafft man in den meisten Fällen in die Länder wo ihnen eine lebenslange Haft oder gar die Todesstrafe droht zurück.

Neuste HIV-Zahlen des Bundesamts für Gesundheit BAG

«Optimismus, aber keine Entwarnung» – so interpretiert das BAG die neusten Zahlen zu den HIV-Infektionen. Gemäss Hochrechnung werden sich 2009 mit knapp 250 Fällen weniger Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, mit dem HI-Virus angesteckt haben.

Die Analyse der Meldungen zeige, dass die Trendwende im Sommer 2008 stattgefunden hat – «zufälligerweise» gleichzeitig mit der Abschluss der Präventionskampagne «Mission: possible!».

Damit die positive Entwicklung nicht durch eine Nachlassen der Präventionsbemühungen wieder zunichte gemacht wird, wird zur Zeit das Strategieprogramm 2011-2015 erarbeitet.

Quelle: BAG

Kurdistan: Demo in Zürich

Die Stimme des Friedens gegen die Kriegstreiber erheben und für den Frieden kämpfen. Protest gegen das Einreiseverbot der europäischen Friedensgruppen in die Türkei. Samstag, 31. Oktober, Helvetiaplatz Zürich, 13.30 Uhr. Es ruft auf die Föderation der kurdischen Vereine in der Schweiz -FEKAR

Einreise der europäischen Friedensgruppe untersagt

Dem Aufruf von Herrn Abdullah Öcalan vom 9. Oktober 2009, als Zeichen des Willens, dem türkisch-kurdischen Annäherungsprozess neue Dynamik zu verleihen, Friedensgruppen in die Türkei zu entsenden, sind inzwischen zwei Delegationen – aus den nordirakischen Kandilbergen und dem Flüchtlingscamp Mahmur – gefolgt. Von mehr als 100 000 Menschen sind die BotschafterInnen des Friedens am Habur-Grenzübergang empfangen worden.

Eine dritte Gruppe, diesmal aus Europa, sollte am 28. Oktober vom Düsseldorfer Flughafen in die Türkei starten. Während das türkische Konsulat in Brüssel noch sämtliche Reisedokumente ausgestellt hatte, wurde nun der Friedensdelegation durch direkte Intervention des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan die Einreise untersagt. Diese Gruppe hat heute in Brüssel eine Presserklärung abgegeben, dass sie ihre Reise in die Türkei bis weiteren verschoben hat.

FEKAR empfindet diese Entscheidung als kontraproduktiv. Sie wirkt zerstörerisch auf die Friedensbemühungen der kurdischen Parteien und Gesellschaft. In diesem Zusammenhang verurteilen wir die verbalen rassistischen und diskriminierenden Angriffe vonseiten der MHP und CHP gegen die Vertreter der DTP.

Wir rufen die türkische Regierung und alle Parteien auf, den begonnenen Friedensprozess nicht zunichte zu machen, sondern ihn in friedlicher Absicht zu fördern. Auch sind die Verantwortlichen der westlichen Länder aufgefordert, ihren Einfluss im Sinne einer friedlichen Lösung des türkisch-kurdischen Konfliktes geltend zu machen und die Bemühungen der Kurdinnen und Kurden zu unterstützen.


Selbstmorde bei France Télécom

Nach 25 Mitarbeiter-Selbstmorden in den letzten 20 Monaten waren die Chefs von France Télécom jetzt endlich doch zu ersten Zugeständnissen gezwungen. Die Selbstmorde waren ein klares Signal für das miserable Arbeitsklima in der Firma, den enormen Stress bei der Arbeit, die für viele nahezu unerfüllbaren Leistungsanforderungen, den erzwungenen wiederholten Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel und generell für den menschenverachtenden Umgang mit den Mitarbeitern. Doch die Direktion blieb diesen Signalen gegenüber monatelang völlig unempfindlich und untätig. Die Empörung darüber in der Öffentlichkeit wuchs. Nun sahen sich die Bosse am 20. Oktober aber doch zu einem ersten Einlenken gezwungen. Sie gaben bekannt, daß alle «Umstruktuierungsmassnahmen» und Zwangsumsetzungen innerhalb des Unternehmens bis Ende des Jahres ausgesetzt werden. Bis Anfang 2010 soll in Verhandlungen mit den Gewerkschaften ein neuer «Aktionsplan» zur «Reorganisation» des Unternehmens erarbeitet werden. Sogar die Neueinstellung von 380 festangestellten Arbeitskräften und die Wiedereingliederung von 1000 Beschäftigten, die in Subfirmen «ausgelagert» worden waren, wurde angekündigt.

Die Gewerkschaften bewerteten dies als einen «ersten Schritt» in die richtige Richtung, dem jedoch noch weitere folgen müssten. Unter den Beschäftigten hält das Misstrauen an, weil sie in der Vergangenheit wiederholt erlebt haben, dass es zwischen solchen Ankündigungen und ihrer Umsetzung in die Realität oft eine große Kluft gibt.

Die zwei letzten Selbstmordfälle hatten den Stein endgültig ins Rollen gebracht. Am 28. September hatte sich ein 51-jähriger Familienvater in der ostfranzösischen Stadt Annecy von einer Autobahnbrücke gestürzt. In einem Abschiedsbrief schrieb er, dass er das Arbeitsklima in dem Call-Center, in das er kürzlich versetzt worden war, nicht länger aushalten könne. Er war als Techniker ausgebildet und hatte zuvor im technischen Dienst gearbeitet. In das Call-Center war er gegen seinen Willen versetzt worden, weil ein anderer Arbeitsplatz als Techniker für ihn vor Ort nicht mehr vorhanden war. Am 15. Oktober folgte ein weiterer Selbstmord eines Télécom-Ingenieurs in der Stadt Lannion in der Bretagne.

Im Westen was Neues

In den neunziger Jahren übernahm der Westen die Arbeiten an der historisch-kritischen Gesamtausgabe der Schriften von Marx und Engels (MEGA). Trotzdem glauben viele, dass das Projekt nicht weitergeführt wurde. Ein Blick auf die Geschichte der beiden MEGA-Editionen. Aus dem vorwärts, der heute erscheint!

Der erste Versuch einer historisch-kritischen Marx-Engels-Gesamtausgabe wurde in den zwanziger Jahren von Dawid Borissowitsch Rjasanow, Leiter des Marx-Engels-Instituts in Moskau, unternommen. Das Projekt fand jedoch ein frühes Ende, da Rjasanow und weitere Mitarbeiter des Instituts der Stalin‘schen Säuberung zum Opfer fielen. So tragisch dieses Ende der ersten MEGA war, so symptomatisch war es. Bis zu Beginn der achtziger Jahre wurden immer wieder Veröffentlichungen von Texten, die mit dem offiziellen Bild kollidierten, durch Interventionen von sowjetischer Seite verhindert. Dass es trotzdem unter der Ägide der SED und KPdSU zu einer Neugründung des Projekts kam, gehört zu einem der grossen Widersprüche der poststalinistischen Politik. Riskierte man doch Gedankenmaterial zu Tage zu fördern, das mit der praktizierten etatistischen Herrschaftsform unvereinbar ist.

Bereits 1955 gingen erste Initiativen zur Fortführung oder Neugründung des Projekts vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU – IML Moskau – aus, die von Seiten des IML Berlin begrüsst wurden. Die Zusammenarbeitet der beiden Institute stagnierte jedoch kurz darauf, da die Führung der KPdSU die zweite russische Werkausgabe für ausreichend hielt. Ein anderer Grund für die Zurückhaltung mag gewesen sein, dass bei einem Neubeginn auch die Arbeitsmaterialien der alten MEGA aufgenommen, und ein Bereich erschlossen werden würde, den es offiziell nicht gab. Das Schweigen über die erste MEGA und ihr Ende, war eine der Bedingungen, mit welchen die MEGA2 letztlich erkauft wurde.

In den sechziger Jahren versuchte das IML Berlin das Projekt voranzutreiben, was ein längeres Ringen mit Moskau zur Folge hatte. Dabei stellte die sowjetische Seite die groteske Forderung, die MEGA2 dürfe keinen grösseren Umfang als die Lenin-Ausgabe aufweisen. Erst Anfang der siebziger Jahre mündete das Ringen in einem gemeinsamen Konzept, das im Dezember dem Politbüro der SED mitgeteilt wurde. Dabei konnte sich das IML Berlin in wichtigen Punkten durchsetzen, was das IML Moskau übergeordneten Parteiinstanzen noch lange Zeit nicht mitteilen konnte.

1972 erschien der erste Probeband der MEGA2. Die beiden Institute erhielten 120 Stellungnahmen aus verschiedenen Ländern, darunter auch aus den USA. Die durch den Probeband losgetretenen Diskussionen führten zu der nutzerfreundlichen Trennung von Text- und Apparatband. 1975 war es so weit und die ersten Bände der MEGA2 erschienen beim Dietz Verlag in Berlin. Noch im selben Jahr erschienen weiter Bände in allen vier Abteilungen. Leider stiess die MEGA2 auf wenig Resonanz in den gesellschaftswissenschaftlichen Fachzeitschriften der DDR. Die Editoren und Forscher der MEGA2 sahen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, nichts zur Parteipolitik beizutragen und sich bewusst in die Geschichte zurückzuziehen. Nach dem Fall der Mauer wurde dieses Argument in veränderter Form wieder aufgegriffen. Dieses Mal hiess es, der MEGA2 und ihren Editoren könne ja nichts passieren, da sie nichts mit der Politik zu tun gehabt hätten

 

Kampf ums Überleben

1990 schien es, als sei das Ende der MEGA2 gekommen. Die Umtaufung des IML Berlin in Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung, konnte die MEGA2 ebenso wenig retten, wie die Konstituierung eines Teils der Marx-Engels-Abteilung als unabhängiger Verein.

Die rettende Initiative kam noch im selben Jahr aus Amsterdam. Auf Initiative des «Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis» wurde nach niederländischem Recht die Internationale Marx-Engels-Stiftung – IMES – gegründet. Ziel der Stiftung war es, die MEGA2 als vollständige historisch-kritische Edition der Veröffentlichungen, Handschriften und Korrespondenzen von Karl Marx und Friedrich Engels fortzuführen. An die IMES gingen die Herausgaberrechte über, und es traten ihr weiter Institution bei. Somit wurde in letzter Minute eine Trägerschaft gefunden, doch die Finanzierung stand noch in den Sternen. Die Konten der neu konstituierten MEGA-Stiftung wurden gesperrt, und deutsche Institute zur Forschungsförderung reagierten im Grossen und Ganzen ablehnend.

Nach zahlreichen privaten Initiativen von Forschern aus aller Welt, deren Höhepunkt ein von 1521 japanischen Wissenschaftlern unterzeichneten Aufruf darstellt, empfahl der deutsche Wissenschaftsrat die Aufnahme «dieser nach modernen historisch-philologischen Editionsprinzipien besorget Ausgabe» ins Program der deutschen Akademie der Wissenschaften aufzunehmen. Damit war die Fortsetzung aber noch keineswegs beschlossene Sache. Erst als eine internationale Kommission die bestehenden Bände begutachtete, und zu einem positiven Ergebnis kam, konnte ein Kooperationsvertrag zwischen der IMES und der Konferenz der DAW geschlossen werden. Diese verpflichtete sich, die weit fortgeschrittenen Bände abzuschliessen. In der Folgezeit konstituierten sich neue Arbeits- und Forschungsstellen im Umfeld der MEGA2 und es wurden neue Editionsrichtlinien beschlossen. 1993 konstituierte sich die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, die der IMES beitrat, um das Akademievorhaben der MEGA2 zu betreuen. Neben der Akademisierung und Entideologisierung des Projekts, kam noch eine zweite Neuerung hinzu. Das Projekt wurde, unter Einhaltung des Vollständigkeitsprinzips, redimensioniert. Die MEGA2 war gerettet.

Die seit 1998 erschienen Bände und die hinter ihr stehenden Arbeiten, sind ebenso beachtens- und bewundernswert, wie die davor erschienen. Seit 2008 erscheint auch eine der MEGA2 folgende Edition in französischer Sprache. Die «Grande édition de Marx et d’Engels», oder kurz «La GEME».

Antonio Guerrero zu 22 Jahren verurteilt!

Ein Gericht in Miami (USA) hat heute Antonio Guerrero, einer der Cuban 5, zu einer Haftstrafe von fast 22 Jahren verurteilt. Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat bislang keinen Finger gerührt.

Guerrero, der am 16. Oktober seinen 51. Geburtstag begeht, gehört zu den fünf Kubanern, die seit 1998 in den USA im Gefängnis sitzen, weil sie dort die von Florida aus operierenden antikubanischen Terrororganisationen unterwandert hatten, um Anschläge auf Kuba zu verhindern. Ein Berufungsgericht in Atlanta hatte vor Monaten die gegen drei der fünf Kubaner verhängten Strafen für ungültig erklärt, darunter auch Guerrerros Verurteilung zu lebenslänglich plus zehn Jahren Gefängnis. Die Verhandlung des Strafmaßes von Fernando González und Ramón Labañino wurde auf Bitten der Verteidigung zunächst verschoben.

Eine Bundesrichterin verurteilte Guerrero nun wegen des »Sammelns und Übermitteln geheimer militärischer Informationen« zu genau 21 Jahren und zehn Monaten Haft.

Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat übrigens bislang keinen Finger gerührt, um die unerträgliche Situation der Gefangenen zu lindern bzw. die Justiz-Farce endlich zu beenden und die in ihrer Heimat als Helden verehrten Männer nach Kuba zurückkehren zu lassen. Auch unter seiner Regierung wurde den Ehefrauen der fünf Kubaner weiterhin die Einreise in die USA verweigert. Teilweise konnten sich die Paare seit der Verhaftung der Fünf vor elf Jahren nicht mehr sehen.

Druckmaschinenbauer WIFAG streicht 300 Stellen!

Der Berner Druckmaschinenbauer WIFAG hat gestern Abend die Unia über den drastischen Abbau von 300 Stellen informiert. Die Gewerkschaft verlangt die sofortige Einsetzung einer Taskforce.

Die Folgen von Weltwirtschaftskrise und strukturellen Problemen der Branche, aber auch von unklaren Managementstrategien und Qualitätsproblemen werden auf die Beschäftigten abgewälzt. Die einst stolze WIFAG ist damit in ihrer Existenz bedroht. Die Unia wird gemeinsam mit der Betriebskommission und der Belegschaft Alternativen vorschlagen.

Bereits im Frühling 2009 kündigte die Geschäftsleitung der WIFAG den Abbau von knapp 90 von damals rund 650 Arbeitsplätzen an. Die Betriebskommissionen und das Personal akzeptierten damals zähneknirschend diese Massnahme und das Argument, dass sich die Firma nur so im Geschäft halten könne. Gemeinsam mit der Unia erreichten sie immerhin einen akzeptablen Sozialplan und dass ein Teil des Abbaus über Frühpensionierungen statt über Entlassungen umgesetzt wurde.

Mit dem Abbau von 300 weiteren Arbeitplätzen bis Mitte 2010, mithin der Entlassung von mehr als der Hälfte der verbleibenden Mitarbeitenden straft die WIFAG-Geschäftsleitung nun ihre eigenen Versprechen Lügen. Zudem sucht die WIFAG nach einem Partner unter den grossen europäischen Druckmaschinenherstellern. Es ist klar: Die Existenz des Betriebs steht auf dem Spiel. Damit droht nicht zuletzt einer der grössten Berner Lehrstellenanbieter zu verschwinden.

Wer bisher bei der WIFAG eine Maschine kaufte, erhielt Spitzenprodukte. Toptechnologie, höchste Verarbeitungsqualität und bester Service haben über Jahrzehnte den Ruf und den Stolz des Unternehmens als führender Druckmaschinenhersteller begründet. Offensichtlich setzt das Management nun aber auf einen Strategiewechsel. Dessen Inhalt und Konturen sind jedoch völlig unklar. Anlässlich der Sozialpartner-Information von gestern erhielt die Unia weder klare Informationen über die geplanten Abbaumassnahmen in den einzelnen Abteilungen noch über die strategischen Perspektiven des Unternehmens. Die Aussage der Geschäftsleitung, mit den verbleibenden 271 Mitarbeitendem werde eine „Stabilisierung auf tiefem Niveau“ angestrebt, ist nichtssagend.

Die Informationsblockade der WIFAG-Geschäftsleitung ist inakzeptabel. Sie muss jetzt die zentralen Fragen nach der wirtschaftlichen Lage und den strategischen Perspektiven des Betriebs schnell, detailliert und umfassend beantworten. Konkret verlangt die Unia:

1) Eine adäquate Konsultationsfrist, die erst nach Vorliegen aller zweckdienlichen Informationen beginnt.
2) Die sofortige Einsetzung einer kantonalen Taskforce, bestehend aus Vertretern der Geschäftsleitung WIFAG, der Betriebskommission, der Unia und der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion.
3) Die Offenlegung aller relevanten Unterlagen und Entscheide zu Kosten, Strukturen und mittelfristigen Perspektiven.
4) Die langfristige Sicherstellung der rund 50 technisch-industriellen Ausbildungsplätze.

Nur auf dieser Grundlage kann es eine sozialverträgliche Lösung in der WIFAG geben.

Einführung der Biometrie beim Ausländerausweis

Die wurde FIMM, als Dachorganisation der Migrantenvereine, nicht zur Vernehmlassung der Einführung der Biometrie beim Ausländerausweis eingeladen. Es geht um eine gesetzliche Änderung, die in der Schweiz lebende MigrantInnen direkt betrifft.

In der Schweiz lebende MigrantInnen schätzen die Schweizer Demokratie, insbesondere die Vernehmlassungsverfahren, die den betroffenen Personen und Institutionen die Möglichkeit einräumt, sich am Gesetzgebungsprozess zu beteiligen. Die MigrantInnen und ihre Vereinigungen würden sich, soweit  es möglich und nötig ist, auch an diesem Prozess beteiligen. Trotzdem wurde FIMM, als Dachorganisation der Migrantenvereine, nicht zur Vernehmlassung der Einführung der Biometrie beim Ausländerausweis eingeladen. Es geht um eine gesetzliche Änderung, die in der Schweiz lebende MigrantInnen direkt betrifft.

In diesem Sinne möchte FIMM dazu folgende Gedanken äussern: Die Verordnung (EG) Nr. 380 wurde zwar verabschiedet, aber die EU möchte vor der Umsetzung, umfangreiche Tests ab Oktober 2009 durchführen und „die Beantragung, Ausstellung und Sperrung von Ausweisen werden durch ausgewählte kommunale Behörden ab Anfang 2010 in einem Feldtest evaluiert. Die Ergebnisse beider Tests fließen noch vor dem Rollout in die laufende Projektabwicklung ein.“ (http://www.epass.de ). Grund dazu ist die breite Kritik im EU-Raum. (siehe unten)

Hingegen möchte der Bundesrat ohne solche Tests, Evaluation einführen. Als direkt Betroffene, würden wir es bevorzugen, vorerst die Ergebnisse abzuwarten. Ferner weisen wir auch drauf hin, dass die EU für die Umsetzung der genannten Verordnung, kein zwingendes Datum festgesetzt hat.

Es ist für uns auch nicht nachvollziehbar, weshalb nur ein Teil der in der Schweiz lebenden Personen, einen biometrischen Ausweis haben sollen. Jedenfalls wird dies von Seiten der MigrantInnen, als Hinweis auf nicht Gleichbehandlung angesehen.

FIMM steht der Einführung biometrischer Daten skeptisch gegenüber, da biometrische Daten höchst sensibel und bei ihrer Verwendung etlichen Risiken ausgesetzt sind. Wir sind der Meinung, dass die Schweiz sich bei der Umsetzung der europäischen Verordnung am Standard der EU orientieren und nicht darüber hinaus führende Massnahmen erlassen sollte – nicht zuletzt aus datenschutzrechtlichen Gründen. So sieht die europäische Verordnung zwar die Einführung biometrischer Daten in den Aufenthaltstiteln für Drittstaatenangehörige vor. Die Aufbewahrung dieser Daten in einer zentralen Datenbank, ist aber nicht vorgesehen.

Die zentrale Speicherung ist überhaupt eine der problematischsten Bereiche im Umgang mit biometrischen Daten. Biometrische Daten aller Ausländerausweise automatisch zentral zu speichern, mit der Begründung der Vereinfachung und Kosteneinsparungen bei einem möglichen Erneuerungsverfahren eines jeweiligen Ausländerausweises, erscheint uns als eine Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung. In Bezug auf die Zielsetzung der europäischen Verordnung, ist diese Massnahme unverhältnismässig.

Sparen auf dem Buckel der Arbeitslosen

Die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK) will in der Arbeitslosenversicherung (ALV) noch mehr Leistungen kürzen als Bundesrat und Ständerat.

  • Personen unter 30 Jahren, die keine Kinder in ihrer Obhut haben sollen, höchstens noch 260 Taggelder erhalten. Für Personen unter 25 Jahren ohne Unterstützungspflichten sollen es sogar nur 130 Taggelder sein.
  • Eine Verschärfung des Gesetzes fordert die WAK auch in strafrechtlicher Hinsicht. So beantragt sie, dass Vergehen gegen das Arbeitslosengesetz künftig nicht nur mit Geldstrafen sondern auch mit Gefängnis bestraft werden können.

Zur Entschuldung der Versicherung soll auf der Leistungsseite über eine halbe Milliarde eingespart werden. Die dazu vorgesehenen Kürzungen der Versicherungsleistungen bedeuten für die Betroffenen und ihre Familien eine weitere massive Belastung (oder drängen Betroffene und ihre Familien schneller in die Armut). Insbesondere laufen Jugendliche Gefahr, working poors zu werden: bis zum 30. Altersjahr soll jegliche Arbeit zumutbar sein.

Ebenso verfehlt und unverständlich ist die vorgesehene Ausdehnung der sogenannten Ersatzarbeit. Dabei handelt es sich um unterbezahlte Arbeit, zu deren Annahme Arbeitslose verpflichtet werden können.

Für die Kantone und Gemeinden bedeutet die Vorlage eine erneute Überwälzung von Kosten. Der Bund und die ALV stehlen sich zunehmend aus ihrer Verantwortung und das verfassungsmässige Obligatorium wird durch Ausschluss von der Versicherung (für Teilnehmer von „arbeitsmarktlichen Massnahmen“), durch Verlängerung von Wartezeiten usw. ausgehöhlt.

Wenn die jetztige Version der Gesetzesrevision in der Wintersession durch den Nationalrat akzeptiert würde, könnten den Arbeitslosen bereits 2011 die Leistungen drastisch gekürzt werden. Ausgerechnet, in der aktuellen Krise! Und ausgerechnet in einem Staat, der erst gerade den Mitverursachern dieser Krise 36 Milliarden Steuergelder (!!) zur Verfügung gestellt hat.

Die vorgesehene Revision löst keines einziges der bestehenden Arbeitsmarktprobleme, sondern verschärft die bestehenden und schafft neue Probleme. Hauptwirkung dieser Vorlage ist, dass die Zahl der Armutsbetroffenen in der Schweiz um mehrere 10’000 Personen zunehmen wird.

Repressionswelle in Chiapas

Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas eskaliert die paramilitärische und staatliche Gewalt gegen linke Organisationen. Am 30. September wurde José Manuel Hernández Martínez in der Gemeinde 28 de Junio von Sicherheitskräften festgenommen, die sich als Arbeiter der staatlichen Elektrizitätskommission CFE verkleidet hatten. Hernández alias „Chema“ ist eine historische Führungspersönlichkeit der Bäuerlichen Organisation Emiliano Zapata (OCEZ) im Kreis Venustiano Carranza, die dort seit den 1980er Ländereien besetzen und zahlreiche Projekte für ihre Basis durchsetzen konnte. Bei der Operation wurde das OCEZ-Mitglied Jordán López erschossen, mindestens drei weitere Bauern wurden verletzt, als sie sich ihrer Verhaftung widersetzen wollten. „Chema“ wird vorgeworfen, der marxistischen Guerilla Revolutionäres Volksheer (EPR) anzugehören, was von der OCEZ vehement zurückgewiesen wird. Die Kampffront für den Sozialismus (FNLS), zu der die OCEZ gehört, fürchtet, dass „Chema“ wie viele soziale AktivistInnen spurlos „verschwinden“ könnte und macht Gouverneur Juan Sabines von der sozialdemokratischen PRD direkt für die Repression verantwortlich.

Kurz zuvor, am 26. September wurde ein Brandanschlag auf die neuen Räumlichkeiten der Frauenorganisation Kinal Antsetik in San Cristóbal verübt. Die unabhängige Gruppierung fördert Bildungsprojekte und Kooperativen in Chiapas. Es gelang den indigenen Frauen, die auf dem Gelände leben, den Brand zu löschen. Kinal Antsetik sorgt sich nun um die körperliche Unversehrtheit ihrer Angehörigen und besonders der Mitarbeiterin Yolanda Castro. Mexikanische Behörden ermittelten gegen sie und bemühen sich, sie als Angehörige bewaffneter Gruppen darzustellen. Kinal Antsetik geht davon aus, dass der Staat ihre Arbeit als Menschenrechtsverteidigerin kriminalisieren will. In der Menschenrechtsarbeit habe Castro jüngst eine besondere Rolle eingenommen, da sie immer wieder Angehörige von Gefangenen und verschwundenen Personen juristisch begleitete.

Bereits am 18. September attackierten etwa 60 Personen mit Steinen, Stöcken und Schusswaffen den Anwalt Ricardo Lagunes, als dieser sich nach einer Besprechung in der indigenen Gemeinde Jotolá auf den Heimweg machen wollte. Der Anwalt, der für das international renommierte Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas arbeitet, wurde schwer zusammengeschlagen und entging nur knapp einem Lynchmord, da ihm  Gemeindemitglieder zu Hilfe eilten. Bei der Befreiungsaktion eröffneten Paramilitärs das Feuer und verletzten Carmen Aguilar aus San Sebastian Bachajón schwer. Die Angreifer sind Mitglieder der regierungsnahen „Organisation zur Verteidigung der indigenen und bäuerlichen Rechte“ (OPDDIC), die über einen bewaffneten Arm verfügt, der von Menschenrechtsorganisationen bereits mehrfach für Übergriffe auf zapatistische und andere linksoppositionelle Gemeinden verantwortlich gemacht wurde. Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé kritisierte die Vorgehensweise der Polizei, die kurz vor dem Angriff in Jotolá noch mit OPDDIC-Mitgliedern gesprochen habe und danach verschwunden sei.

Die OPDDIC wird beschuldigt, auf gewaltsame und illegale Weise Land an ihre Mitglieder zu verteilen, das 1994 von der zapatistischen Befreiungsarmee EZLN besetzt wurde. Erst Anfang September hatten Paramilitärs mehrere Zapatistas im EZLN-kontrollierten Landkreis San Manuel schwer verletzt.

Thomas Zapf, Mitarbeiter des Internationalen Friedensdienstes (SIPAZ) in San Cristóbal, bezeichnete im Interview die jüngsten Attacken als „Ausdruck einer neuen Qualität von Repression“. Es sei besorgniserregend, dass in Chiapas selbst vor Angriffen auf Menschenrechtsaktivisten nicht mehr zurückgeschreckt würde.

Hintergrund der Auseinandersetzungen sind neben der Angst der Oligarchie vor einer weiteren Stärkung linker Basisbewegungen Landstreitigkeiten und umstrittene Entwicklungsprojekte in der Region. Sowohl die chiapanekische als auch die mexikanische Bundesregierung unter Präsident Calderón von der konservativ-neoliberalen Partei der Nationalen Aktion (PAN) fördern Monokulturen, Autobahnen und Tourismusprojekte in Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen, ohne die jeweils betroffenen Gemeinden zu konsultieren.

Von den bereits existierenden Tourismusprojekten wie z.B. den Wasserfällen in Agua Azul profitieren bisher vorwiegend regierungsnahe Kreise. Dabei haben die indigenen Gemeinden als Ganzes Anspruch auf eine kollektive Nutzung und Selbstverwaltung ihrer Territorien. Die mexikanische Regierung hat diese Rechte anerkannt, als sie 1990 das Abkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO unterzeichnete.

Aufgrund des alltäglichen Rechtsbruches durch die mexikanischen Eliten haben sich daher zahlreiche Gemeinden und Organisationen der „Anderen Kampagne“ angeschlossen, einer Mobilisierung des außerparlamentarischen zivilen Widerstands, die von der EZLN 2006 initiiert wurde und sich über lokale Kontexte hinaus für eine neue antikapitalistische Verfassung für ganz Mexiko engagiert.

Luz Kerkeling 3.10.2009

Pascale Fontaines vierter Streich

Der kürzlich verstorbene Literaturkritiker Marc Reinhart aus La Chaux-de-Fonds hat den bereits legendär gewordenen Pascale-Fontaine-Krimis jeweils eingehende Besprechungen gewidmet, und eben ist eine chinesische Übersetzung der Kriminalstory «Betonkönig» aus dem ersten Band «Sechs Fälle für Pascale Fontaine» in Vorbereitung. Wo traditionelle Techniken der Kriminalistik versagen, da ist die attraktive Kommissarin gefordert, mit den spezifischen Waffen einer Frau. Seit der Kreation der Kommissarin Pascale Fontaine durch H.P.Gansner ist die Attraktivität Frankreichs für nicht französischsprachige Krimi-AutorInnen stetig gestiegen: Barbara Traber liess ihren Berndeutschen Krimi «Poulet im Chörbli» (Licorne) im Burgund spielen, während der aus dem nebligen und kühlen Schottland stammenden, in Washinton DC als Journalist tätige Martin Walker seinen «Bruno, Chef de Police» (Diogenes) in der beliebten englischen Ferienregion des Périgord angesiedelt hat.

Tödliches Tête-à-Tête – mit erotischem Vorspiel…

Nun hat die französischen Kommissarin Pascale Fontaine wieder zugeschlagen: «Tödliches Tête-à-Tête auf Guadeloupe» (Edition Signathur, Dozwil 2009), es ist ein spannender Krimi über die Schrecken des Kinderhandels und der Kinderpornographie. Die Zerschlagung einer besonders brutalen Mafiaorganisation durch Pascale Fontaine, einer unerschrockener Kommissarin der französischen Brigade criminelle.

Der Boss einer gefürchteten Kinderhändler-Bande hat sein Domizil ausgerechnet auf der paradiesischen Insel Guadeloupe aufgeschlagen. Von diesem Hafen des Friedens und der Ruhe in der traumhaft schönen französischen Karibik aus hofft der Mafioso, unbemerkt seine Fäden um die Welt spinnen zu können. Doch da hat er die Rechnung ohne Pascale Fontaine, der französische Kommissarin für spezielle Aufgaben gemacht. Denn sie heftet sich ihm unerbittlich an die Fersen und geizt wie üblich nicht mit ihren Reizen, bis der Fisch im Netz zappelt. Denn nach vier weiteren Kindsentführungen nur auf der Insel selbst gelingt es ihr, mit einer ungewöhnlichen, sehr weiblichen Kriegslist, den Mafia-Boss an die Angel zu bekommen und ihn und seine kriminelle Organisation unschädlich zu machen.

«Tödliches Tête-à-Tête auf Guadeloupe» des in Genf und Hoch-Savoyen (Frankreich) lebenden Krimiautors H. P. Gansner ist eine spannende Kriminalnovelle, die man in einem Zug von der ersten bis zur letzten Seite liest. Sie vereinigt alle Qualitäten der klassischen Novelle: exotische Schauplätze, aussergewöhnliche Begebenheiten, sich überstürzende Dramatik, spannende Dialoge. Zudem ist die Story nach den schier unglaublichen Verbrechen der letzten Jahre im Bereich der Kinderpornographie von geradezu erschreckender Aktualität. Tödliches Tête-à-Tête auf Guadeloupe ist H. P. Gansners vierter Krimi mit der französischen Kommissarin Pascale Fontaine, die besonders verzwickte Fälle mit den ungewöhnlichen Methoden einer Frau zu lösen imstande ist.

«Grossartige Kriminalnovelle»

Jean Ziegler schrieb zu diesem ganz speziellen Krimi: «Eine grossartige Kriminalnovelle, brillant und faszinierend! – Guadeloupe, seine düstere, gewalttätige Vergangenheit, die Deportation, die Sklaverei sind wie Gespenster – un-heimlich – stets an den Stränden, in den Luxushotels präsent und verwandeln das singuläre Verbrechen in eine Nacht von Gewalt und nie überwundener Angst. Ein ausserordentlich spannendes und eindrückliches Buch.» Den Kontrast zwischen dieser «düsteren, gewalttätigen Vergangenheit» und dem exotischen Charakter der Karibikinsel hat die Grafikerin Belinda Oetterli mit grossem Einfühlungsvermögen und künstlerischem Flair in der Umschlaggestaltung dieser Meisternovelle dargestellt.

«Sechs Fälle Für Pascale Fontaine», «Mein ist die Rache» und «Frivole Fälle für Pascale Fontaine» sind im Karin Kramer Verlag, Berlin, erschienen; «Tödliches Tête-à-Tête auf Guadeloupe» in der Edition Signathur, Dozwil, 2009.

Wieder über Kommunismus und Sozialismus reden. Und zwar als Ziel!

Norberto, nach Jahrzehnten, in denen du aktiv in der Partei bist, hast du nun das Präsidium übernommen. Was ist deine Motivation?

Der Rücktritt aus familiären Gründen von Nelly Buntschu zwang die Partei rasch zu handeln und eine Nachfolge bis mindestens zum ordentlichen Kongress vom 2010 zu bestimmen. Da ich schon 22 Jahre in der Parteileitung bin – und somit der Dienstälteste in diesem Gremium – wurde ich vorgeschlagen. Ich habe das Amt vor allem aus einem Pflichtgefühl übernommen, um in der Partei Schwierigkeiten zu vermeiden, denn es war nie meine Absichten oder mein Ziel, Präsident der PdAS zu werden. Aber damit ich nicht missverstanden werde: Ich freue mich sehr auf die Aufgaben als Präsident der Partei.

Welche Ziele hast du als Präsident?

Spontan antworte ich, dass mein, unser Ziel, es ist, die Welt zu verändern, den Kapitalismus zu überwinden. Einen Beitrag zu leisten für den Aufbau einer solidarischen Welt, die in Frieden lebt. Das ist und bleibt meine, unsere Vision. Kurzfristig ist das Ziel die Stärkung unserer Partei, indem wir die Zusammenarbeit unter den Sektionen und unter den GenossInnen verbessern. Dies um einen grösseren Einfluss in der lokalen und nationalen Politik zu bekommen.

Wie schätzt du die aktuelle politische Situation in der Schweiz ein?

Die Situation ist explosiv und zwar durch die aktuelle Krise, die vor allem die schwächeren Schichten unserer Gesellschaft schwer trifft. Dies hat auch die Demonstration in Bern vom 19. September mehr als deutlich gezeigt. Die prekären Arbeitsverhältnissen, die tiefen Löhne, die Arbeitslosigkeit im Allgemeinen und die Jugendarbeitslosigkeit im Speziellen sowie das Fehlen von glaubhaften Perspektiven führen zu Enttäuschungen und Verbitterung, was der politische Kampf komplex und schwierig macht. Wir wissen, dass die Krisen des Kapitalismus nicht zwingend zu einem fortschrittlichen Ausweg führen. Ganz im Gegenteil: Die populistischen und rechtsextremen Stimmen werden immer lauter und unüberhörbar. Dabei gehen sie immer gleich vor: Sie werben mit billigen, einfachen und oberflächlichen Antworten auf komplexe gesellschaftliche Probleme, definieren dabei Sündenböcke und schlagen mit voller Wucht und Macht auf diese ein. Die SVP ist eine Meisterin in dieser Art von Kampagne und sie verfügt über eine Menge Gel, um nationale Abstimmungskämpfe so zu lancieren und führen. Sie spielt und setzt dabei auf die diffusen Ängste in der Bevölkerung, gewinnt so an Boden und erscheint als einzige, glaubwürdige Alternative gegenüber der Krise, welche immer mehr Schaden anrichtet.

Welche Rolle kann dabei eine kleine Partei wie die PdA haben?

Unsere Partei muss mit Hartnäckigkeit versuchen, diese gefährliche Entwicklung genau zu verstehen – und sie auch erklären zu können. Wir müssen mit aller Kraft die xenophoben und rassistischen Vorstösse der konservativen und reaktionären Rechte bekämpfen. Wir müssen aber auch eine Kritik entwickeln gegenüber den Parteien der Mitte und der Sozialdemokratischen Partei, welche die Türen für den Neoliberalismus und den wilden Kapitalismus geöffnet haben, der uns zu diesem Zusammenbruch geführt hat. Wir haben (oder sollten es haben) mit dem Marxismus ein hervorragendes Instrument, das uns erlaubt (oder uns erlauben sollte) die aktuellen Erscheinungen zu verstehen. Die Theorien von Marx, Engels, Lenin, Luxenburg, Gramsci und andere Denker des wissenschaftlichen Sozialismus, lassen uns vieles begreifen, wenn wir sie nicht als Dogmen sondern im kritischen und dialektischen Sinne verstehen und anwenden. Sie bilden sozusagen unseren Kompass, ohne den die Interpretation der Aktualität schwieriger und verworrener wird.

Welche ist zurzeit die grösste Herausforderung der Partei und der radikalen Linken in der Schweiz?

Ich glaube, dass die grösste Herausforderung das Zusammenführen der verschiedenen Kräfte, sprich die Bildung einer breiten Bewegung mit einem gemeinsamen Ziel ist. Dabei geht es um den Kampf gegen die bürgerliche Politik. Diese versucht, sämtliche sozialen Errungenschaften, die in jahrzehntelangen Kämpfen erreicht wurden, wieder rückgängig zu machen – und zwar auf Kosten der ArbeiterInnen. Um diese breite Bewegung aufzubauen, gibt es keine Abkürzungen, wie einige es uns glaub- und schmackhaft machen wollen. Es braucht Geduld, gegenseitigen Respekt und Anerkennung, guten Willen, keinen Missbrauch der Macht, Diskussionen und gemeinsame Arbeit. Zu behaupten, dass die Einheit der radikalen linken Kräften dringend notwendig ist, gleichzeitig aber neue Bewegungen gründen, welche die bestehenden Organisationen spalten und dadurch schwächen, ist widersprüchlich und wenig glaubhaft.

Wenn dich ein Jugendlicher fragt, warum er in unsere Partei eintreten soll, was antwortest du ihm?

Die Jugendlichen sind zum Glück sehr pragmatisch und wägen daher das Pro und Contra nicht ständig ab. Sie kommen in eine Partei wie die unsere, weil sie die Welt verändern wollen und wissen, dass wir dies auch wollen. Sie wissen, dass wir anders sind als eine Regierungspartei wie die Sozialdemokratische, die zu oft zu Kompromissen mit den bürgerlichen Parteien bereit ist. Die Jugendlichen von heute stehen viel weniger unter dem antikommunistischen Einfluss des Kalten Krieges, die uns KommunistInnen als antidemokratisch und FreiheitsräuberInnen abstempelte. Diese Art von Propaganda besteht zwar noch, sie ist zum Glück aber viel weniger effektiv. Mich hat noch nie ein Jugendlicher nach dem Grund gefragt, warum er in unsere Partei eintreten soll und es gab in letzter Zeit viele Jugendliche, die in den verschiedenen Sektionen der Partei eingetreten sind. Diese jungen AktivistInnen haben im Tessin und im Kanton Bern die «Kommunistische Jugend» gegründet und haben den festen Willen, bis Ende Jahr die «Kommunistische Jugend Schweiz» als Jugendorganisation der Partei zu gründen. Dies ist sehr ermutigend und lässt für die Zukunft gut hoffen.

Die PdA hat eine Kampagne gegen den Sozialabbau beschlossen. Was erwartest du konkret von dieser Initiative?

Der Sozialabbau ist ein zentrales Problem. Seit einigen Jahren ist es der offensichtliche Versuch, die sozialen Errungenschaften wieder abzubauen. Dieses Vorhaben der Bürgerlichen hat sich mit der Krise deutlich verschärft. Die Bourgeoisie will das Rad der Geschichte zurückdrehen. Zuerst wurde eine Reihe von Privatisierungen im service public durchgeführt. Dann wurden Steuererleichterungen für die Reichen durchgesetzt mit der Ausrede, dass dies der Wirtschaft und somit uns allen dienen würde.

Aber natürlich nützte dies nicht allen gleich viel: Es führte dazu, dass wenige Reiche noch reicher und viele dafür noch ärmer wurden. Die Kluft zwischen jenen, die ein Herrenleben führen und jene, die nur mit Mühe bis ans Monatsende kommen, ist grösser geworden. Danach hat die bürgerliche Politik die Löhne praktisch blockiert. Dies mit der Begründung, dass es die einzige Möglichkeit sei, um im internationalen Konkurrenzkampf bestehen zu können. Weiter wurden die Aufgaben des Staates neu definiert, was zu einem Abbau der Leistungen führte.

Unsere Kampagne soll eine breite Diskussion mit möglichst vielen Menschen ermöglichen. Dabei sollen die Mechanismen und Hintergründe aufgezeigt werden, die von den Bürgerlichen – insbesondere von der SVP – benutzt werden, um den Sozialabbau voranzutreiben. So wird in wirtschaftlich guten Zeiten behauptet, dass die Sozialleistungen überflüssig sind und das Wachstum der Wirtschaft verhindern. In Krisenzeiten wird dann behauptet, dass die Sozialversicherungen wie die AHV, IV und ALV hoch verschuldet sind und daher saniert werden müssen. Dabei ist das «Rezept» der Bürgerlichen, das sie vorschlagen immer das gleiche und heisst Abbau der Leistungen, Zerschlagung des Sozialstaates.

Unsere Aufgabe ist jedoch viel schwieriger: Es reicht nicht diese Mechanismen zu denunzieren. Wir müssen gleichzeitig unsere mittelfristigen Forderungen, aber auch unsere «Utopie» aufzeigen. Wir müssen den Mut haben, wieder über Sozialismus und Kommunismus zu reden. Und zwar als Ziele, die es zu erreichen gilt. Denn – vielleicht heute mehr denn je – trifft die Aussage «Sozialismus oder Barbarei» den Kern der Wahrheit. Die Barbareien haben wir täglich vor den Augen. Daher müssen wir für den Sozialismus kämpfen.

 

 

 

 

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