Stellungnahme der Redaktion

Im nächsten Jahr feiert diese Zeitung ihren 130.Geburtstag. Seit der ersten Stunde ihres Lebens hat sie sich für die Rechte der Arbeiter*innen eingesetzt, für die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebenssituation. Genauso hat sie sich für die Rechte der Frauen* und jener der Unterdrückten überall auf dieser Welt engagiert. Und auch von Geburt weg steht sie für den Kampf gegen den menschenverachtenden Kapitalismus. Wir haben immer klar Position bezogen – und wir werden es auch in Zukunft tun. Wir haben nie geschwiegen und unseren Möglichkeiten entsprechend, die Ungerechtigkeiten dieser Welt immer beim Namen benannt. Ganz nach den Worten von Ernesto Che Guevara in seinem Abschiedsbrief an seine Kinder: «Seid vor allem immer fähig, jede Ungerechtigkeit gegen jeden Menschen an jedem Ort der Welt im Innersten zu fühlen. Das ist die schönste Eigenschaft eines Revolutionärs.»
Wie können wir also diesmal schweigen? Oder noch schlimmer: So tun, als würden wir es nicht sehen. Nicht sehen wollen, dass die Fussballweltmeisterschaft (WM) in Katar voller Blut der X-tausend toten Wanderarbeiter*innen ist, die wegen den sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der WM-Infrastruktur ihr Leben verloren. Die genaue Anzahl werden wir nie erfahren, was schlimm genug ist. Nicht sehen wollen, dass die Rechte der Frauen* und der LGTB-Personen selbst auf einer formal-juristischen Ebene nicht gewährleistet sind. Und nicht sehen wollen, dass diese WM das Spiegelbild einer dekadenten kapitalistischen Gesellschaft ist. 185 Milliarden Euro werden in Katar in Bauprojekte verbaut, die rund um die WM entstanden sind. Dazu gehören Shopping-Meilen und Pärke. Davon profitieren werden ganz wenige Superreiche und die Baufirmen, die auf Kosten der Arbeiter*innen massive Profite einfahren werden. 460 Millionen Euro an Prämien werden an der diesjährigen WM ausbezahlt. Der Mindestlohn in Katar beträgt weniger als ein Euro pro Stunde. Wir könnten etliche Beispiele hinzufügen.
Natürlich, auch wir wissen, dass es auf dieser Welt kein Land mit einer absolut weissen Weste gibt, indem ohne jegliche Kritik die WM stattfinden kann. Und Ja, auch die letzten drei WM-Turniere in Südafrika, Brasilien und Russland hatten eine Reihe von Gründen, die ein Boykott rechtfertigt hätten – wir taten es nicht. Aber das Nichtstun von früher ist kein Grund, heute nicht sehen zu wollen, was Sache ist: Es geht nicht um das Spiel Fussball, es geht um den grösstmöglichen Profit des Fifa-Produkts Fussball-WM – und dafür gehen die Fifa und Katar buchstäblich über Leichen. Wir machen da nicht mehr mit, weil es unser Gewissen als Mensch und unsere politische Überzeugung nicht mehr zulässt. Wir schliessen uns als vorwärts der Bewegung Boykott Katar an. Dies auch mit dem Ziel, eine möglichst breite und kontroverse Diskussion über die WM in Katar zu führen. Aber nicht nur: Sondern auch über die kapitalistische Gesellschaft, in der wir leben, denn beides hängt zusammen.

Redaktion vorwärts

Weitere Artikel zum Thema Boykott Katar

«Um was geht es also beim Fussball?»
Wann ist ein Boykott sinnvoll?

Ausführliche Infos und Material zum Boykott: boycott-qatar.de

 

 

«Um was geht es also beim Fussball?»

«Katar 2022 – Nicht unsere WM!». Banner der Fans «Blau-Weiss statt braun» des Karlsruher SC. Bild: boycott-qatar.de

sit. Immer mehr eingefleischte Fussballfans schliessen sich dem Boykott gegen die Weltmeisterschaft in Katar an, an der am 20.November das erste Spiel angepfiffen werden wird. Einer von ihnen ist Ueli Herzog (63) aus Zürich. Der vorwärts sprach mit ihm über die Gründe des Boykotts, die Entwicklung des modernen Fussballs und mögliche Alternativen dazu.

Ueli, was sind die Hauptgründe des Boykotts?
Sicher die mehreren Tausend tote Arbeiter*innen beim Bau der Stadien und die Arbeitssituation im Allgemeinen in Katar. Dann auch die nicht vorhandenen Rechte der Minderheiten, der Frauen*, was eigentlich als Erstes zu nennen ist. Der Staat Katar ist eine Diktatur, regiert von einer Kaste von Reichen. Ein Stimmrecht gibt es nur für die Mitglieder der Königsfamilie. Die ganze wirtschaftliche Macht ist gebündelt in den Händen von einigen Clans, der Rest sind Wanderarbeiter*innen, Gastarbeiter*innen und Entrechtete. Wenn man mit dem Flugzeug ins Land fliegt, sieht man von oben einen Termitenhügel mit kleinen Löchern. Dort drin wohnen die Arbeiter*innen. Weiter oben, wo die Luft besser ist, befinden sich die Villen von denen, die im Staat bestimmen. Ein Staat mit unendlichem Reichtum an Öl. » Weiterlesen

Wer nicht kämpft, hat verloren

flo. Im Arbeitskampf um den Landesmantelvertrag für das Hauptgewerbe in
der Baubranche haben die Gewerkschaften mit ihren Protesttagen ein starkes Zeichen gesetzt. Der vorwärts war am Abschluss der Protestreihe mit auf den Baustellen.

Fünf Uhr morgens vor den Toren einer Grossbaustelle in Zürich Wiedikon: Vertrauensleute vom Bau, Aktivist*innen und Gewerkschaftskader steigen aus dem Car, der sie von der SGB-Zentrale beim Volkshaus zu ihrem Einsatzort für heute brachte. Es ist kalt und düster. Davon lassen sich die Leute vor der Baustelle aber nicht beeindrucken. Shevqet (Name geändert) reisst einen Witz, die Kollegen lachen. Der temporär angestellte Bauarbeiter ist am Freitag 11.November mit den Gewerkschaften hinaus gegangen. Er führt seine Kolleg*innen zu den vielen Orten, an denen in Zürich aktuell gebaut wird, um in den Streik zu treten. «Jahrzehnte habe ich jetzt auf diesem Beruf gearbeitet», erklärt er mir, «der Büez ist schon so streng genug, auch ohne 58-Stunden-Woche!» » Weiterlesen

Auf zum feministischen Streik 2023!

Redaktion. Die 14.VPOD-Frauenkonferenz ruft einstimmig zu einem weiteren feministischen Streik am 14.Juni 2023 auf. 100 Delegierte diskutierten am 11. und 12.November über die Durchführung eines neuen feministischen Streiks. Wir veröffentlichen die Stellungnahme dazu.

Die Bilanz der letzten vier Jahre fällt gemischt aus: Der 14.Juni 2019 war eine historische Mobilisierung und weckte eine immense Hoffnung auf Veränderung, zumal zur gleichen Zeit, die von der jungen Generation getragenen Klimastreiks stattfanden. Dann kam die Pandemie, die den Schwung des feministischen Streiks gebremst hat, jedoch gleichzeitig auf all die Berufe aufmerksam machte, die für das Funktionieren der Gesellschaft unerlässlich sind und überwiegend von Frauen, nonbinären, inter und trans Personen ausgeübt werden: in den Spitälern, in den Kitas, in den Schulen. Die Hoffnung, dass diese Berufe aufgewertet werden, wich schnell der Enttäuschung. » Weiterlesen

Das doppelte Spiel der CH

dom. Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bat den Bundesrat um Erlaubnis, rund 12000 Patronen 35mm-Munition schweizerischen Ursprungs für den Flugabwehrpanzer Gepard an die Ukraine liefern zu dürfen. Das Nein der Schweizer Regierung sorgt für Kritik.

Im Auftrag des Bundesrates lehnte Guy Parmelin am 3.November die Anfrage der deutschen Regierung ab. Im Antwortschreiben beruft sich der Bundesrat auf das Neutralitätsrecht und das Schweizer Kriegsmaterialgesetz. Die Reaktionen auf den Entscheid fallen unterschiedlich aus.
Der «Blick» fragt sich leicht verwundert, weshalb denn Deutschland die Munition nicht einfach geliefert habe. Was hätte die Schweiz denn schon unternehmen können, wenn sich Deutschland über Schweizer Recht hinweggesetzt hätte? Zwar wäre rein theoretisch eine Einstellung weiterer Lieferungen möglich – so wie der Bund es bereits im Falle Ghanas gemacht hatte, als der afrikanische Staat Schweizer Waffen ohne Erlaubnis in die USA hatte weiter exportieren wollen. «Doch dass die Schweiz im vorliegenden Fall wirtschaftliche Sanktionen ergreifen würde, ist sehr unwahrscheinlich. Personen, die sich mit der Materie auskennen, gehen davon aus, dass ein Verstoss Deutschlands gegen die Vereinbarung mit der Schweiz höchstens für diplomatische Verstimmung sorgen dürfte.» Der Blick vermutet eher, dass Deutschland nach gar keiner Lösung suche, sondern ein blosses Ablenkungsmanöver gestartet habe, um von den innerdeutschen Kontroversen um die Waffenlieferungen abzulenken.

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Hinterhältiger Angriff

lmt. Die Partei «Die Mitte» startet mit einer neuen Motion einen versteckten Angriff auf die Mindestlöhne. Unter dem Vorwand, dass diese die Sozialpartnerschaften gefährden würden, sollen GAV-Bestimmungen in Lohnfragen vor kantonales Recht gestellt werden.

Ein Lohn muss zum Leben reichen. Diesen Satz haben wohl Linke verinnerlicht, doch bei den Rechten stösst er auf taube Ohren. Bei ihnen klingt das verinnerlichte Mantra wohl eher so: Weniger ist mehr. So sind auch Mindestlöhne seit jeher den Kapitalist*innen ein Dorn im Auge. Kein Wunder startete der nächste Angriff. Erich Ettlin aus der sogenannten «Mitte» reichte im Ständerate am 18. Dezember 2020 eine Motion ein. Sie kommt mit dem wohlklingenden Titel «Sozialpartnerschaft vor umstrittenen Eingriffen schützen» daher, hat aber dreiste Absichten. Aktuell liegt die Motion dem Nationalrat vor. Entgegen den Empfehlungen des Bundesrates und der Wirtschaft und Abgabe Kommission (WAK) des Ständerates nahm die kleine Kammer den Vorstoss an. Und auch die WAK des Nationalrates stimmte der Motion mit elf zu zehn Stimmen äusserst knapp zu.

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Schwere Geschütze ausgefahren

lmt. Die Motion Ettlins kann auf eine fette Brieftasche der Befürworter*innen zählen. Den kantonalen Mindestlöhnen stehen dunkle Zeiten bevor. Aus diesem Hintergrund aus warnt der SGB vor den Gefahren, welche diese Gesetzesänderung bergen würde.

Dem Nationalrat liegt im Moment eine Motion vor, die, um es direkt auf den Punkt zu bringen, kantonale Mindestlöhne aushebeln will (siehe Artikel oben). Der Vorstoss kommt aus den Reihen der Mitte, genauer gesagt von Erich Ettlin. Diesen stört die Tatsache, dass kantonale Mindestlöhne auch für Branchen mit einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) gelten. Daher soll jetzt der Bund die nötigen Schranken legen, damit künftig die Lohnbestimmungen eines GAVs taktgebend sind und nicht mehr ein kantonales Gesetz.
Anders formuliert soll nun also eine Abmachung zwischen zwei private Parteien über dem Gesetz stehen. Obwohl die Absurdität dahinter jedem normalen Menschen einleuchtet, ist es der vollkommene Ernst der eidgenössischen Kapitalist*innen. Angesichts der finanziellen Stärke der Befürworter*innen sollte dieser Ernst ernst genommen werden. Trotz der verdrehten und realitätsfernen Argumentation, auf die zurückgegriffen wird.

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Eine schreckliche Blenderei

flo. Trotz Mehrfachkrise des Systems wird aktuell sehr viel über die Machtambitionen einzelner Politiker*innen und angebliche Diskriminierung diskutiert. Wer in der Debatte vorkommt: Diejenigen, die wirklich kein politisches Kapital besitzen.

Das ginge nicht an, das würde die Hälfte der Bevölkerung diskriminieren – so SP-Ständerat und Möchtegernbundesrat Daniel Jositsch an seiner Pressekonferenz, an der er seine Kandidatur bekannt gab. Herr und Frau Schweizer bietet sich dieser Tage ein seltsames Bild: Es wird spekuliert, es wird gestritten, es werden bittere Vorwürfe gemacht. Anlass ist der angekündigte Rücktritt von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Für die SP war klar: Der Sitz müsste wieder mit einer Frau* besetzt werden. Ansonsten droht wieder ein massiver Überanteil an männlichen Mitgliedern der Landesregierung.
Für Jositsch, dem man gar in der Arena eine öffentlichkeitswirksame Plattform gab, damit er über seine empfundene Diskriminierung klagen kann, sei das gar ein Bruch des verfassungsmässig garantierten Diskriminierungsverbots. Gewählt wird am 7.Dezember. Das muss man sich erst einmal geben: Einer der politisch einflussreichsten Menschen der Welt klagt auf dem besten Sendeplatz darüber, wie sehr er doch diskriminiert würde, weil seine Partei ihn nicht für die oberste Exekutive des Landes portieren mag…

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Das Ende der Negativzinsen

dom. Nachdem die führenden Zentralbanken der Welt bereits auf die rasant fortschreitende Inflation reagiert haben, hat sich auch die Schweizer Nationalbank (SNB) zur Anhebung des Leitzinses auf 0.5 Prozent entschieden. Wie gewohnt geht die Politik der SNB zulasten der Lohnabhängigen.

Eine weitere Zinserhöhung könnte schon im Zuge der nächsten Lagebeurteilung im Dezember folgen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) prognostiziert nämlich keine Entspannung, sondern erwartet bei sich verdüsternden Konjunkturaussichten im vierten Quartal eine Inflationsrate von 3,4 Prozent und für nächstes Jahr eine von 2,4 Prozent. Der libe-rale Dachverband Economiesuisse jubelt: «Hurra! Das Ende der Negativzinsen ist da!» Eine Rezession werde schon nicht eintreten, solange nur die Lohnabhängigen nicht mit unangemessenen Forderungen ihre Reallohnsenkungen auszugleichen versuchen. Hier wird schon mal vorsorglich die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale heraufbeschworen. Hier wird schon mal vorsorglich die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale heraufbeschworen: Wenn nun Jobsuchende am Verhandlungstisch mehr Lohn fordern, würden dadurch die Kosten für Unternehmen steigen. Diese wiederum würden ihre höheren Ausgaben an die Konsumenten weitergeben, wodurch die Preise noch weiter ansteigen.

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Diskriminierung der Frau* verringert?

sah. Die Schweiz berichtete dem zuständigen Fachausschuss der Vereinten Nationen über Fortschritte bei Massnahmen gegen die Diskriminierung der Frau*. Wurden Fortschritte erreicht? Es braucht Initiativen gegen Ungleichheiten im
Erwerbsleben oder Gewalt gegen Frauen*.

1997 unterschrieb die Schweiz die «Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW)», sprich das UNO-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau*. Die Unterschrift verpflichtet die Schweiz dazu, regelmässig dem CEDAW-Ausschuss über den Stand der Umsetzung des Übereinkommens im Lande zu berichten.

Informationspflicht
Der Ausschuss formuliert dann als Folge Empfehlungen für das weitere Vorgehen. Hier in der Schweiz arbeitet unter anderem das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau* und Mann* an den Berichten mit. Beispielsweise stellte am 21.Oktober 2022 die Schweiz vor dem CEDAW-Ausschuss in Genf Massnahmen für die Gleichstellung von Frau* und Mann* vor.
Die CEDAW gehört zu den Kernabkommen des internationalen Menschenrechtsschutzes. Gegenwärtig gehören dem Abkommen 189 Mitgliedsländer an. Seit 2008 hat die Schweiz auch das Fakultativprotokoll unterschrieben. Demnach können sich einzelne Personen oder Gruppen bei Verletzung von Rechten, die im Übereinkommen festgehalten sind, an den Ausschuss wenden. Der Ausschuss prüft die Anliegen und wendet sich an den betreffenden Vertragsstaat mit Empfehlungen. Danach wird der Vertragsstaat aufgefordert, Stellung zu nehmen und über neu dazu geschaffene Massnahmen zu informieren.

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Wann ist ein Boykott sinnvoll?

Bernd Beyer. Es gibt mehrere Fakten, die einen Boykott der Fussballweltmeisterschaft in Katar erklären und vor allem rechtfertigen. Katar symbolisiert auf besonders sinnliche Weise die fatale Fehlentwicklung des Wetlfussballverbands, die Fifa, und bietet sich für eine Boykottbewegung daher geradezu an.

Es gibt wohl kein Land auf der Welt, in dem ideale Zustände in puncto Sozialstaat, Ökologie oder Demokratie herrschen, in dem die Menschenrechte ohne faktische Einschränkungen garantiert sind und in dem nicht Streitkräfte oder Rüstungsbetriebe existieren, die in zweifelhaften Kriegen eingesetzt werden. Wollte man mit diesem Idealbild filtern, so würde sich kaum ein Land finden, dem man eine Fussballweltmeisterschaft (WM) oder Olympische Spiele guten Gewissens übertragen könnte. Eine Boykott-Aktion gegen ein bestimmtes Gastland erfordert eine deutliche Ächtung dieses Landes und setzt daher voraus, dass überzeugende Gründe für eine solche Ächtung existieren.

1.Teilnahme an völkerrechtswidrigen Kriegen
Internationale Sportturniere beanspruchen für sich, der «Völkerverständigung» zu dienen. Damit unvereinbar ist die Gastgeberrolle eines Landes, das (aktuell oder in jüngster Vergangenheit) an einem völkerrechtswidrigen Krieg teilgenommen oder ihn unterstützt hat. So jedenfalls argumentiert Glenn Jäger, Autor des aufschlussreichen Buches «In den Sand gesetzt. Katar, die Fifa und die Fussball-WM 2022». Für ihn ist mit diesem Kriterium Katar aus dem Rennen, weil es sich bis 2017 am Krieg im Jemen und bis heute am Krieg in Syrien und Libyen beteiligt hat, beziehungsweise dort agierende Islamist*innen unterstützt. Als Gastgeber wären demnach generell alle Staaten ausgeschieden, die an den Kriegen in Jugoslawien, Syrien, Libyen oder Afghanistan teilgenommen haben oder noch teilnehmen. Aus diesem Grund hätte – Jäger zufolge – eine WM 2006 in Deutschland nicht stattfinden dürfen, ebenso wenig in naher Zukunft eine WM in den USA.
Seltsamerweise stört sich Jäger allerdings nicht an einem Gastgeber Russland, dessen Annexion der Krim und dessen Beteiligung am Krieg in Syrien er offensichtlich nicht als völkerrechtswidrig ansieht. Schon daraus wird deutlich, dass ein eindeutiges Kriterium aus einer Kriegsbeteiligung als solcher kaum gewonnen werden kann, und auch nicht daraus, ob die UNO diesen Krieg explizit billigt oder nicht. Letztlich wird man nicht darum herumkommen, den politischen Stellenwert eines Krieges zu beurteilen. Sofern an diesem Punkt eine breite internationale Anti-Kriegsbewegung existiert, wäre es zwingend notwendig, dem «kriegstreibenden» Land eine Gastgeberrolle zu verweigern beziehungsweise die Austragung eines Turniers zu entziehen.

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Kuba – USA 185:2

Volker Hermsdorf. Die UN-Vollversammlung stimmt nahezu komplett für die Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba. Niemand der vielen Redner*innen sprach sich für die menschenverachtende US-Politik aus. In den bürgerlichen Medien wurden die Niederlage der USA und der Sieg Kubas verschwiegen.

Zwei Wochen nachdem 185 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen zum 30.Mal in Folge die Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba gefordert haben, lädt die Vereinigung «La Estrella de Cuba» die in Europa lebenden Landsleute vom 18.bis 20.November zu einem Treffen nach Berlin ein. Dabei gehe es um eine stärkere Zusammenarbeit von Verbänden und Exilkubaner*innen, die bereit sind, die kubanische Bevölkerung angesichts der mörderischen Auswirkungen der US-Sanktionen, sowie den Folgen des verheerenden Hurrikans Ian zu unterstützen. Dies erklärte der Präsident des Verbandes, Pedro Silva, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Prensa Latina.

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«Krieg ist ein Verbrechen»

Ruslan Kotsaba (zweiter von links) vor dem Anti-Kriegs-Museum in Berlin.

Peter Nowak. Ruslan Kotsaba wurde 1966 geboren. Er ist Mitbegründer der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung. Wegen seiner Weigerung, eine Waffe in die Hand zu nehmen, wurde er in der Ukraine mehrmals verurteilt, inhaftiert und von Ultrarechten angegriffen. Der vorwärts sprach mit ihm.

Wie wurden Sie zum Pazifisten?
2014 wurde ich als Journalist in den Donbas entsandt und interviewte Menschen auf beiden Seiten der Front. Ich habe ihnen in die Augen gesehen. Viele von ihnen wurden wenig später in den Krieg geschickt und starben. Da habe ich erkannt, dass der Krieg ein Verbrechen ist, an dem ich mich nicht beteiligen werde. Anfang 2015 habe ich mich auf Youtube gegen die Kriegführung im Osten des Landes gewandt. Zudem habe ich den damaligen ukrainischen Präsident Petro Poroschenko erklärt, dass ich die Einberufung verweigern werde. Und ich habe meine ukrainischen Landsleute aufgerufen, sich ebenfalls dem Kriegsdienst und der Einberufung zur Armee zu widersetzen.

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Setzt die Türkei chemische Waffen ein?

sit. Videos mit teilweise sehr verstörendem Bildmaterial zeigen die Folgen eines Angriffs mit Giftgas der türkischen Armee in Südkurdistan. Auch eine internationale anerkannte Organisation von Ärzt*innen kommt zum Schluss, dass viele Hinweise auf den Einsatz von Chemiewaffen hindeuten.

«Die türkische Armee setzt seit Mitte April chemische Waffen in den von der PKK kontrollierten Gebieten in Südkurdistan ein. Laut einer neuen Bilanz, die die Volksverteidigungskräfte (HPG) am 17.Oktober veröffentlichten, wurden in den letzten sechs Monaten mindestens 2476-Mal verbotene Bomben und chemische Waffen eingesetzt», schreibt die Nachrichtenagentur ANF auf ihrer Website am 18.Oktober. Diese Kriegsverbrechen sind von der ANF mehrfach mit Bildern und Aussagen von Zeug*innen dokumentiert.

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Der Marsch auf Rom

Gerhard Feldbauer. Am 28.Oktober 1922 kam der faschistische Diktator Benito Mussolini an die Macht, nachdem die Faschist*innen Rom eingenommen hatten. Kräftig unterstützt wurde er dabei vom italienischen Grosskapital, das im Kampf gegen die revolutionäre Bewegung im Lande auf den Duce setzte.

Bei den Wahlen im November 1919 erreichte die Sozialistische Partei (ISP) 32,4 Prozent und wurde mit 156 Sitzen im Parlament die zweitstärkste Partei. Die führende grossbürgerliche Liberale Partei kam zwar noch auf 179 Mandate, verlor aber ihre absolute Mehrheit. Mit ihrer Niederlage begann die Krise des bürgerlichen Staates. Es zeichnete sich, wie Lenin einschätzte, die Machtergreifung durch die revolutionäre Linke ab.

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Das Massaker von Genf

sit. Am 9.November 1932 schoss das Militär in Genf auf Teilnehmer*innen einer antifaschistischen Demonstration. 13 Menschen starben und über 60 wurden verletzt. Dieses Datum und ein Mahnmal sollen uns daran erinnern, zu was die Bourgeoisie und ihre Armee fähig sind.

Im November 1932 war Mussolini seit einem Jahrzehnt Premierminister des faschistischen Italiens (siehe Artikel oben) und Hitler war nur noch wenige Monate von seiner Machtergreifung in Deutschland entfernt. In Genf, das von der Weltwirtschaftskrise nicht verschont blieb und wo die Arbeitslosigkeit fast zehn Prozent betrug, gründete Georges Oltramar im Dezember 1930 seine faschistische Partei, den «Ordre politique national».

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Triangle of Sadness

dom. Ruben Östlund wurde für sein neustes Werk Triangle of Sadness mit einer «Goldenen Palme» geehrt. Ist diese schwarze Satire am Ende gar kein Angriff auf die Welt der Reichen und Schönen? Haben wir es hier tatsächlich mit einer Kapitalismuskritik zu tun oder rechtfertigt der Film am Ende doch nur die bestehenden Verhältnisse?

Der Film ist in drei Kapitel gegliedert: Einmal erhalten wir als Zuschauer*innen einen Einblick ins Privat- und Beziehungsleben der beiden Models und Influencer Carl und Yaya. Danach begleiten wir die beiden auf eine Luxusyacht, wo die Verhältnisse zwischen den superreichen Gästen und dem hart arbeitenden Schiffspersonal im Vordergrund stehen. Zuletzt befinden wir uns auf einer scheinbar verlassenen Insel, auf der einige Überlebende gestrandet sind, nachdem die Yacht von Piraten angegriffen wurde.

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