Sozialarbeit, Politik, Systemkritik

Alain Bringolf. In Neuenburg bietet die Partei der Arbeit (PdA) der Bevölkerung Unterstützung mit verschiedenen sozialen Beratungen und Diensten. Beobachtungen und Betrachtungen aus der Mitte der neoliberal gebeutelten Gesellschaft.

Dank ihrem jahrzehntealten sozialen Angebot hat die PdA Neuenburg konkrete Einblicke in die für viele harten wirtschaftlichen Bedingungen. Schliesslich gehört es zu den politischen Grundsätzen der Partei, dass der Bezug zwischen Theorie und Praxis so intensiv wie möglich sein soll. Und es geht darum, die offizielle Fachsprache den Betroffenen verständlich zu machen. Dies damit in diesen schwierigen Zeiten auch Leute mit bescheidenen finanziellen Möglichkeiten die nötigen Schritte unternehmen können, um ihre Rechte geltend zu machen.

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Google zensiert Linke

Andre Damon/Niles Niemuth. Seit der Internetmonopolkonzern Google vor einigen Monaten angekündigt hat, gegen «Fake News» in den Suchresultaten vorzugehen, sind die weltweiten Zugriffe einer Reihe von linken und progressiven Webseiten signifikant gefallen.

Im April hatte Google angekündigt, dass es Änderungen in seiner Suchdienstleistung vornehmen würde, die den Zugang zu Information von «tiefer Qualität» wie «Verschwörungstheorien» und «Fake News» erschweren würde.

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Ziel: Wirtschaft stabilisieren

André Scheer/Redaktion. Nachdem in Venezuela die Constituyente ihre Arbeit aufgenommen hat, sind die gewaltsamen Proteste gegen die Regierung abgeflaut. Die Constituyente hat nun einen Dialog über das Wirtschaftsmodell innerhalb eines konkreten Zeit- und Arbeitsplans gestartet.

Mehr als einen Monat nach der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung, der Constituyente, am 30. Juli und dem Beginn ihrer Arbeit am 4. August hat sich in Venezuela die innenpolitische Lage spürbar stabilisiert. Nahezu über Nacht ist die Welle gewaltsamer Proteste der Opposition zu Ende gegangen.

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Protest im Keim ersticken

Rote Hilfe. Bei den ersten Prozessen gegen G20-Protestierende sind die Urteile unverhältnismässig hoch ausgefallen, unter anderem eine Haftstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten. Die Urteile sind Teil der Repression gegen linke AktivistInnen.

Die ersten beiden Verhandlungen nach dem G20-Gipfel in Hamburg haben stattgefunden und machten erwartungsgemäss deutlich, dass die Repression gegen linke AktivistInnen auch nach dem Gipfel fortgesetzt wird. Ein 21-jähriger Niederländer wurde für zwei Flaschenwürfe auf einen Berliner Polizeibeamten zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt.

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Ein Fest für alle

T.B. Die Kommunistische Partei Portugals hat in Lissabon das grösste Fest der KommunistInnen in Europa durchgeführt: das Festa Avante. Reisebericht des Delegierten der Partei der Arbeit.

Drei Tage tanzende, singende, diskutierende Menschen. Insgesamt etwa 500 000! Ich hatte die grosse Ehre, als Delegierter der Partei der Arbeit Anfang September teilzunehmen. Überwältigend die grossartige Stimmung, die vielen interessanten Gespräche, nicht nur mit den portugiesischen GenossInnen, sondern auch international. Es waren etwa 60 (!) internationale Delegationen vor Ort.

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Griechische Falle

Salvatore Pittà. Mehrere EU-Länder wollen es ab September der Schweiz nachtun: Asylsuchende wieder nach Griechenland zurückschaffen. Dort kämpfen sie verzweifelt gegen die unhaltbaren Zustände, grösstenteils fernab
der Öffentlichkeit.

Vorausgesagt wurde es im März dieses Jahres, die Bestätigung kam vom griechischen Migrationsminister mitten in der Sommerpause: Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Holland und Norwegen haben gestützt auf das Dubliner Abkommen bereits Hunderte von Rückübernahmegesuche an Griechenland gestellt, die Rückschaffungen sollen jetzt, im September beginnen.

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Ausschwärmende Solidarität

Salvatore Pittà. Von der Räumung bedroht, wächst das City Plaza Hotel in Athen immer mehr zu einem transnationalen Unterstützungsprojekt, bei dem die Flüchtlinge die Hauptrolle übernehmen.

Seit Juni dieses Jahres ist das City Plaza Hotel in Athen von der Räumung bedroht. Nachdem dessen Besitzer im Zuge der griechischen Wirtschaftskrise Pleite gegangen war, stand das Gebäude sieben Jahre leer – bis es im April 2016 von MigrantInnen und deren Unterstützenden besetzt wurde. Seitdem leben jeweils an die 400 Personen aller Nationalitäten, Alter, Geschlechterdefinitionen etc. darin und bilden so eine selbst organisierte Alternative zur menschenunwürdigen Unterbringung staatlichen Ursprungs (siehe vorwärts, 21. Oktober 2016):

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Im plombierten Wagen durch Deutschland

Der Wagen, der Lenin und seine KampfgefährtInnen nach Russland brachte

Karl Radek. Die russischen EmigrantInnen in der Schweiz mussten bei Ausbruch der Revolution schnellstens zurück. Der österreichische Revolutionär Karl Radek erzählt 1924, wie die Reise Lenins und der Bolschewiki durch Deutschland gelungen ist und was sie dabei erlebt haben.

Als Wladimir Illjitsch Lenin nach der Februarrevolution 1917 in der Schweiz zu der Überzeugung kam, die Ententemächte würden ihm und seinen Genossen niemals die Durchreise nach Russland gestatten, standen noch zwei Wege offen: Entweder versuchte man illegal durch Deutschland zu fahren oder aber man reiste mit Wissen der Behörden.
Die illegale Durchreise war mit dem grössten Risiko verbunden, da man erstens sehr leicht lange Zeit aufgehalten werden konnte, dann aber wusste man auch nicht, wo die Schmuggler, deren Dienste man benutzen musste, aufhörten, und wo die Spione der deutschen Regierung anfingen. Wenn sich die Bolschewiki zu einem Abkommen mit der deutschen Regierung hinsichtlich ihrer Durchreise verstanden, musste es in aller Öffentlichkeit geschehen, um die Gefahr zu vermindern, welche diese ganze Affäre gegen Lenin als den Führer der proletarischen Revolution heraufbeschwören konnte.

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Fritz Platten: Bolschewik und Schweizer?

Urs Rauber/Redaktion. Fritz Platten kennt man heute höchstens noch als Organisator der berühmten Reise Lenins im plombierten Zug durch Deutschland. Doch wer steckt hinter dieser widersprüchlichen Persönlichkeit, die sich vom SP-Parteibüro in den Aufbau der Sowjetunion stürzte.

Heute ist der Name Fritz Plattens aus dem aktuellen Bewusstsein der Schweizer Arbeiterschaft verschwunden. Blättert man jedoch in Zeitungen der Jahre 1912 bis 1922 oder in historischen Darstellungen, stellt man sogleich fest, welch bedeutende Rolle Platten damals gespielt haben musste. Über kaum einen Kommunisten dieses Landes – ausser vielleicht Jules Humbert-Droz – ist beim Recherchieren derart viel Material zu finden wie über ihn.
Das widersprüchliche Bild des Gefährten Lenins in der Schweiz fasst Leonhard Haas, der frühere schweizerische Bundesarchivar, wohl treffend zusammen: «Den bürgerlichen und gemässigten sozialistischen Schweizern war Platten ein gefährlicher Revoluzzer und allein schon wegen seiner bohemehaften Aufmachung mit schwarzem Schlapphut und wallender Pelerine eine ärgerliche Gestalt im helvetischen Alltag. Lenin aber war er zu mild, zu schweizerisch verbindlich nach fast allen Seiten.»

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Gegen Macho-Kultur und Moralismus

Gabriel Kuhn. Hillbillys und Rednecks gelten als rechte HinterwäldlerInnen, doch in den USA organisieren sich immer mehr weisse ArbeiterInnen gegen Kapitalismus und Rassismus. Die Organisation Redneck Revolt schliesst Waffentraining in ihren Kampf gegen den Klassenfeind ein.

Zu Beginn der 1990er Jahre lebte ich in Phoenix, Arizona. Der US-Bundesstaat stand damals im Kreuzfeuer antirassistischer Kritik, weil Martin Luther King Day nicht als offizieller Feiertag galt. «Seeing people smile wild in the heat? (…) What’s a smiling face when the whole state’s racist?», rappten Public Enemy in dem Song «By the time I get to Arizona», dem Soundtrack meines Aufenthalts. Vor Ort passierte politisch wenig. Selbst eine vermeintlich progressive Bewegung wie «Earth First!» sprach sich gegen Einwanderung aus – schliesslich galt es, die Natur zu verteidigen.

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Bilder für den Krieg

Klaus Wagener/UZ. Neue Einblicke in die Akten von Pentagon und CIA zeigen, dass die US-Regierung hinter den Kulissen an über 800 grossen Filmen und mehr als 1000 TV-Titeln mitgearbeitet hat.

Muhammad Ali sollte 1967 sagen: «Meine Gewissen lässt mich nicht auf meinen Bruder schiessen. Oder auf einige farbige Menschen, oder auf einige arme hungrige Menschen im Dreck. Für das grosse, mächtige Amerika. Und erschiessen für was? Sie haben mich nie Nigger genannt. Sie haben mich nie gelyncht, sie haben nie ihre Hunde auf mich gehetzt.»
Western-Held John Wayne war da ganz anderer Auffassung. Er fand, «arme Menschen erschiessen» sei doch eine super Sache.

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Volksinitiative «Sportstadt Züri» eingereicht!

 

In der Stadt Zürich soll die Bevölkerung kostenlos Sport machen können. Mit diesem Anliegen konnte Partei der Arbeit Zürich 4000 Personen überzeugen. Heute hat die PdA ihre Volksinitiative «Sportstadt Züri» bei der Stadt eingereicht.

«Die Initiative war ein voller Erfolg!», erklärte Tarek Idri, PdA-Gemeinderatskandidat für den Kreis 12, bei der Einreichung der fast 4000 Unterschriften. «Das überraschte uns nicht. Besonders für Menschen mit kleinem Portemonnaie gibt es in der Stadt nicht unbegrenzt Möglichkeiten, Sport zu machen. Überall werden Einritt oder Gebühren verlangt. Man hält die Menschen dadurch richtig vom Sport ab, dabei müsste es doch für die Gesellschaft genau ein Anliegen sein, die Bevölkerung für die sportliche Betätigung zu motivieren und sie damit gesund zu halten.»

Die Initiative «Sportstadt Züri» der Zürcher KommunistInnen hat konkret zum Ziel, dass alle Sport- und Badeanlagen der Stadt Zürich, darunter Eisbahnen, Rasensportanlagen und Sporthallen, der Bevölkerung und den kleinen Vereinen kostenlos zur Verfügung stehen. Beim Unterschriftensammeln zeigte sich, dass die Menschen empört sind über die hohen Eintrittspreise für die Badi, die immer weiter steigen. Momentan kostet ein einzelner Einritt in ein Hallen- oder Freibad 8 Franken für eine erwachsene Person, 6 Franken für Jugendliche und 4 Franken für Kinder. Für eine Familie kann das schnell mal 20 Franken werden – nicht eingerechnet Verpflegung und andere Kosten –, zum regelmässig Schwimmen gehen ermuntert dies nicht. Auch Jugendliche weichen aus diesem Grund lieber auf Anlagen aus, die frei zugänglich sind. Das ist ein Problem in dieser Stadt, in der Freiräume immer rarer werden. «Jugendliche haben in Zürich keinen oder wenig Freiraum, wo sie mit FreundInnen hingehen, Sport machen, zusammen sein und sich frei fühlen können. In dieser Stadt gibt es dafür kaum einen Ort», meint Nesrin Ulu, Gemeindratskandidatin der PdA im Kreis 3. «Wenn die Sportinitiative zustande kommt, könnten sie sich zumindest in den Badis und Sportanlagen frei bewegen.» Dieser Punkt ist wichtig für die PdA: Mehr Freiraum in der Stadt. Nesrin Ulu unterstreicht einen weiteren wichtigen Punkt: «Es ist eine absolute Absurdität und vor allem widerspricht es der gesetzlich verankerten Gleichstellung von Frau und Mann, dass die Männer-Badi gratis ist, aber die Frauen-Badi nicht. Dank unserer Initiative wird sich dies hoffentlich bald ändern.»

Im Durchschnitt werden die Sportanlagen der Stadt zu 85 Prozent subventioniert, sie sind also finanziell nicht selbsttragend. «In Anbetracht dessen stellt sich wirklich die Frage, weshalb die Stadt dann die ärmere Bevölkerung mit den Eintrittspreisen strafen muss», kritisiert Tarek Idri. Der PdA-Vertreter schüttelt den Kopf: «Die Stadt Zürich hat letztes Jahr einen Gewinn von 288 Millionen Franken gemacht. Kostenlose Sportanlagen liegen also definitiv drin. Es zeigt aber auch, dass die bisherige Sparpolitik der Stadt völlig verfehlt und unnötig ist. Die PdA fordert von ihr auch ganz klar, die Kürzungen im Service public zurückzunehmen.»

Partei der Arbeit Zürich

  1. September 2017
    Partei der Arbeit Zürich

Sein wie der Che

Aleida Guevara

Martin Schwander. Vom 18. bis 26. September weilt die kubanische Kinderärztin Aleida Guevara March in der Schweiz und wird aus Anlass des 50. Todestages ihres Vaters Ernesto «Che» Guevara an verschiedenen Veranstaltungen zu hören sein. Das Interview wurde schriftlich geführt, in der Zeitung «Unsere Welt» veröffentlicht und für den vorwärts leicht gekürzt.

Aleida Guevara, als Mitarbeiterin des Studienzentrums über Che Guevara und als Tochter: Können Sie den immer währenden Hype um Ihren Vater nachvollziehen oder stört er Sie manchmal?
Ich begreife die Liebe und den Respekt gegenüber einem Menschen wie meinem Vater. Hingegen stört mich, wenn sein Bildnis ohne Respekt und aus reiner Gewinnsucht verwendet wird. » Weiterlesen

Der angebliche Kompromiss

Die Abstimmung über die Rentenreform 2020 steht vor der Tür. Das linke Ja-Lager verkauft die Erhöhung des Frauenrentenalters und der Mehrwertsteuer sowie die Senkung der BVG-Rente als «ausgewogener Kompromiss». Die PdA lehnt die Reform ab und lanciert einen konkreten Vorschlag.

Ja oder Nein zur sogenannten Altersvorsorge 2020? Es wird knapp werden am 24. September. So viel steht heute schon fest, auch weil es die jüngsten Umfragen bestätigen. Umso wichtiger ist also die Abstimmungskampagne. Und darüber schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) in ihrer Ausgabe vom 19. August: «Die Kampagnenleiter beider Seiten hatten im Prinzip eine grundsätzliche Wahl zu treffen: Wollen wir den Bürgern reinen Wein einschenken, oder wollen wir die Abstimmung gewinnen? Beides zusammen geht praktisch nicht. (…) So ist der Abstimmungskampf ein Festival von Heuchelei, Irreführungen und Verschleierungen hüben wie drüben.» Wahrheit oder Sieg lautet also die Frage. Wer die Wahrheit über die Rentenreform sagt, riskiert zu verlieren, wer besser lügt, gewinnt. Also wird lieber gelogen. So die Aussage der «NZZ». Ein erbärmlicheres Zeugnis hätte die «NZZ» der bürgerlichen Demokratie nicht ausstellen können. Aber immerhin schreibt sie dabei die Wahrheit im Lügendschungel rund um die Rentenreform.

Auf welche Seite kippt die Waage?
Nun, dass die Bürgerlichen den Teufel an die Wand malen und ihre Lügengeschichten erzählen, wie etwa die vom fehlendem Geld in einem Land mit vielen reichen Menschen, ist nichts Neues. Bedenklich ist aber, dass auch das linke Ja-Lager, bei dem SP und Gewerkschaften federführend sind, ein «Argument» ins Feld führen, das nicht einfach so stehen gelassen werden kann: Behauptet wird, dass die Vorlage ein guter und «ausgewogener Kompromiss» sei. Ein Kompromiss zwischen wem bitteschön? Der Umwandlungssatz der BVG-Rente wird gesenkt. Das heisst konkret, weniger Rente für die Versicherten, sprich Lohnabhängigen, aus der zweiten Säule. Das kann als ihren Teil des Kompromisses verstanden werden. Was aber ist die Gegenleistung der Versicherungen? Welchen Beitrag leisten sie im Gegenzug? Werden ihr Vermögen oder ihre Gewinne etwas höher besteuert für die Finanzierung der Renten? Natürlich nicht. Wo ist daher der Kompromiss, worin besteht er?
Oder bei der Mehrwertsteuer: Es wird eine indirekte Steuer erhöht, die unsozial ist, da sie die tieferen Einkommen im Verhältnis viel stärker belastet als die höheren. Wenn dies ein Kompromiss sein soll, dann ist er ein verdammt schlechter. Und worin besteht der Kompromiss bei der Erhöhung des Frauenrentenalters? Die Frauen müssen ein Jahr länger arbeiten, leisten so einen Beitrag von 1,3 Milliarden Franken an den angeblichen «ausgewogenen Kompromiss». Was ist die Gegenleistung dafür? Und von wem wird sie erbracht? Mit wem hätten die Frauen überhaupt einen Kompromiss schliessen müssen? Mit den Männern?
Sind die 70 Franken Erhöhung pro Monat der AHV-Rente ein Kompromiss? Der Zustupf an die AHV-Rente wird durch die Erhöhung von 0,3 Prozent des Beitragssatzes finanziert, die brav zur Hälfe von ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen übernommen werden. Das linke Ja-Lager verkauft die 70 Franken als Erfolg, als wichtiger Pluspunkt innerhalb des «ausgewogenen Kompromisses». Sie stehen somit auf der linken Seite der Waage. Auf der rechten Seite derselben Waage finden sich die Erhöhung des Frauenrentenalters, die Senkung der BVG-Rente, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Erhöhung der AHV-Beiträge. Auf welche Seite kippt nun die Waage?
Und so wird auch deutlich, dass die «Altersvorsorge 2020» in Sachen Finanzierung eine klare Sprache spricht: Bezahlen sollen die Werktätigen, vor allem die Frauen. Banken, Versicherungsgesellschaften, Multis, die Milliarden an Kapital haben und Millionen von Gewinnen absahnen, werden hingegen nicht zur Kasse gebeten. Daher nochmals die Frage: Welcher Kompromiss und zwischen wem?

Warum die Kröte schlucken?
Der einzige Kompromiss, der zustande kam, war zwischen «Links», «Grün» und «Mitte» innerhalb der Parlamentsmauern im Bundeshaus zu Bern. Er führte zu einer hauchdünnen Mehrheit von Mitte-Links für die Reform gegen die Stimmen von FDP und SVP. Ist das ein Erfolg? Nein, vielmehr zeigt dieser Kompromiss im Parlament die Niederlage auf der ganzen Linie der parlamentarischen Linke auf: Die Senkung des Umwandlungssatzes bei der beruflichen Vorsorge wurde 2010 von der SP und den Gewerkschaften noch vehement bekämpft. Es war ein absolutes No-Go und wurde an der Urne mit über 72 Prozent Nein-Stimmen verworfen. SP und Gewerkschaften jubelten, feierten einen wichtigen Sieg. Sieben Jahre später sind sie nun die Trägerinnen dieser langjährigen, bürgerlichen Forderung als Teil des «ausgewogenen Kompromisses».
Die Erhöhung des Frauenrentenalters ist für die SP und den Gewerkschaften «eine Kröte», die sie schlucken müssen. Warum schlucken sie das unappetitliche, schleimige Tierchen? Wer hat sie dazu gezwungen? Bisher galt die Erhöhung des Rentenalters als absolutes Tabu. Es wird gebrochen für einen angeblichen Kompromiss. Mehr noch: So wie die Senkung des Umwandlungssatzes ist auch die Erhöhung des Frauenrentenalters eine alte Forderung der Bürgerlichen. Sie bekommen somit auch in dieser Frage das, was sie schon lange wollten. Die Konsequenz davon ist, dass nun Tür und Tor offen steht für das Rentenalter 67 für alle. Eine Forderung, welche die FDP und die Arbeitgeber-Innenseite durch ihre Denkfabrik Avenir Suisse schon lange auf der Fahne geschrieben haben und immer lauter wird. Dass dieser Angriff in der aktuellen Rentenreform, die zur Abstimmung kommt, im Parlament von Mitte-Links abgewehrt wurde, ist eine Tatsache. Ein Erfolg? Nein, denn die Erhöhung des Rentenalters darf und soll für die Linke niemals Teil eines «Kompromisses» sein – egal was die Bürgerlichen wollen oder mit was sie drohen. Dies müsste eine Selbstverständlichkeit für die Linke sein.

Ein neues Rentensystem einführen!
Die Rentenreform ist kein «ausgewogener Kompromiss»; ein höheres Rentenalter und Rentensenkungen haben keinen Preis. So lehnt die Partei der Arbeit der Schweiz (PdA) die «Altersvorsorge 2020» kategorisch ab und ruft dazu auf, zweimal Nein zu stimmen. In ihrer Abstimmungsbroschüre hält die PdA fest: «In ihrer ganzen Geschichte hat die PdA die Grundsätze der sicheren, solidarischen und transparenten AHV-Renten verteidigt.» Gleichzeitig lanciert die Partei den Vorschlag, den obligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge allmählich in die AHV zu integrieren, unter Wahrung des Besitzstandes aller Versicherten. Die PdA hat sich bereits konkrete Überlegungen gemacht, wie dieses Ziel erreicht werden kann. So soll das neue System der Altersvorsorge langsam aufgebaut werden, während gleichzeitig das alte System langsam ausläuft. Nach Annahme einer derartigen Initiative würden keine neuen Beiträge mehr an die Pensionskassen eingezahlt. Die gesamten Beiträge von Erwerbstätigen und ArbeitgeberInnen würden nun an die neue AHV fliessen. Die AHV-Renten berechnen sich einerseits nach der Anzahl Beitragsjahre in die alte AHV und andererseits nach der Anzahl Beitragsjahre in die neue AHV. Die heutigen Pensionskassen würden aber das angesparte Kapital der Versicherten weiter verwalten und richten ihnen nach ihrer Pensionierung eine entsprechende Rente aus. So wird der Besitzstand aller Versicherten garantiert. Sobald die Personen pensioniert werden, die von Beginn ihres Erwerbslebens an Beiträge in die neue AHV entrichtet haben – das heisst nach einer Generation –, ist der Übergang zum neuen System der Altersvorsorge vollendet. Weiter sieht der Vorschlag vor, dass die AHV-Renten innerhalb von zehn Jahren so angepasst werden, dass sämtliche Pensionierten einen Rentenbetrag (Pensionskasse eingerechnet) von mindestens 4000 Franken erreichen – was auch der zukünftigen AHV-Minimalrente entspricht. Die PdA hält fest: «Es darf nicht sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt viele RentnerInnen knapp am Existenzminimum leben müssen!» Und sie schlägt «interessierten Organisationen» vor, eine entsprechende Volksinitiative gemeinsamen zu lancieren, denn für die Zukunft der AHV braucht es keine angeblichen Kompromisse, sondern einen radikalen Wechsel, der die AHV wirklich stärkt!

Kubas Kampf um Selbstbestimmung

Natalie Benelli. Am 8. Oktober 2017 jährt sich der letzte Tag im Leben von
Ernesto Che Guevara zum fünzigsten Mal. Nach dem Triumph der Revolution im Jahr 1959 trug Che massgeblich zum Aufbau einer neuen Gesellschaft in Kuba bei. Die USA antworteten mit Repression, Verleumdung und Unterwanderungs-versuchen. Die von Obama Ende 2014 angekündigte Normalisierung erwies sich als neue Taktik im Versuch, auf der sozialistischen Insel einen Regimewechsel herbeizuführen. Der Kampf um Kubas Selbstbestimmung geht weiter.

In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am 11. Dezember 1964 verteidigte der Anführer der kubanischen Delegation, Ernesto Che Guevara, das Recht der Völker auf Selbstbestimmung. Kuba bezeichnete er als «einer der Schützengräben für die Freiheit, nur wenige Schritte vom nordamerikanischen Imperialismus entfernt». Zum Zeitpunkt der Rede war die Insel seit knapp sechs Jahren von US-Vorherrschaft und Ausbeutung befreit, Diktator Batista vertrieben. Che war als Industrieminister und Chef der Nationalbank massgeblich an der radikalen sozialen und ökonomischen Umwandlung Kubas hin zu einer gerechten Gesellschaft beteiligt. » Weiterlesen

Aus Bern vertrieben

Redaktion. Der christlich-fundamentalistische «Marsch fürs Läbe» wird dieses Jahr nicht mehr in Bern stattfinden. Dass sich der Marsch im September 2017 in ein kleines Dorf in Obwalden verschieben muss, ist der Erfolg der langjährigen Proteste.

Jährlich treffen sich christliche FundamentalistInnen um gegen Abtreibung zu demonstrieren. Mit ihrem «Marsch fürs Läbe» fordern sie ein gesetzliches Abtreibungsverbot. Damit nehmen sie Frauen das Recht und die Selbstbestimmung, frei über ihren Körper zu entscheiden. Sie geben sich als lebensbejahend gegenüber allem Leben, verurteilen gleichzeitig aber ganze Lebensformen und Identitäten.

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Anarchy in the NZZ

Robert Best. Vor 90 Jahren wurden die italienischen Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti in den USA hingerichtet. Der Raubmord, der den beiden zur Last gelegt wurde, konnte ihnen nie zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die bürgerliche Presse wurmt das noch heute.

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ist in Sachen Unschuldsvermutung meist sehr korrekt. Das Wort «mutmasslich» ist dort in regem Gebrauch. Bei Berichterstattung über Straftaten gilt: Verdächtige sind keine TäterInnen, sondern allenfalls mutmassliche TäterInnen. So weit, so einleuchtend, wenn auch leider nicht normal. Dass andere Medien das anders handhaben und auch Behörden nicht unbedingt besser sind, brachte die NZZ am 7. August selbst zur Sprache. 

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