Das Mubarak-Regime ist am Ende
Frage: Du bist gerade von einer Nahost-Reise zurückgekommen und hast die Entwicklung ion Ägypten hautnah mitbekommen. Was sind Deine Eindrücke
Wolfgang Gehrcke: Ich war in Ägypten, Syrien, Jordanien, Israel und Palästina.
Gegenstand meiner Reise war zwar im Kern die Auseinandersetzung Israel – Palästina und die Gründung eines palästinensischen Staates. Aber so etwas geht nicht, ohne dass man sich das Umfeld der arabischen Staaten anschaut. Einige Ergebnisse, wie ich sie wahrgenommen habe.
Ägypten hat, dies war mir nach vielen Gesprächen völlig klar, eine sehr zersplitterte Opposition. Die Linke ist ausserordentlich schwach innerhalb dieser Opposition, aber sie ist vorhanden. Man kann wohl sagen, dass das Mubarak-Regime am Ende ist, es ist politisch und moralisch verschlissen. Es wird an der Macht gehalten von Armee und Geheimdienst und finanziert durch die USA. Und es war nur eine Frage der Zeit, wann die Konflikte offen ausbrechen und wie sie ausgetragen werden. Der reale Machtfaktor ist meiner Wahrnehmung nach die Armee und der Geheimdienst. Offensichtlich akzeptieren sie nicht eine erneute Kandidatur von Mubarak, der ist ja schon 82 Jahre alt, und sie akzeptieren wohl auch nicht eine Präsidentschafts-Kandidatur seines Sohnes. Dass die Wahlen gefälscht sind, weiss mittlerweile jeder.
Ohne Zustimmung von Armee und Geheimdienst gibt es keine relevante Präsidentschafts-Kandidatur. Mubarak kann sich noch halten, weil es noch keinen von mehreren Kräften getragenen Gegenpart gibt. Ein solcher Gegenpart könnte El Baradei sein, der ja jetzt wieder in Ägypten ist. Ich hatte versucht, ihn zu einem Gespräch zu treffen, aber dies haben die ägyptischen Behörden mit allen Mittel verhindert.
Die Bewegungen ist, wie mir gute ägyptische Freunde erzählt haben, eine Mittelschichtenbewegung, die jetzt rebelliert, die sich nicht mehr das Wort verbieten lassen will, die sich nicht die Bewegungsfreiheit verbieten lassen will. Es ist noch keine Bewegung der Unterschicht, aber es mischt sich.
Ob Mubarak noch einmal mit Hilfe der Armee und des Geheimdienstes diesen Ansturm überlebt, ist noch offen. Ich würde jetzt noch nicht wagen, zu sagen, er ist bereits weg, aber moralisch ist er verschlissen.
Frage: Welche Rolle spielt der Palästina-Konflikt
Wolfgang Gehrcke: Es spielt eine Rolle, wie in allen arabischen Konflikten. Und grossen Einfluss hat die schändliche Rolle Ägyptens im Verhältnis zu Palästina, zu den Palästinensern, insbesondere was Gaza angeht. Was wenig bekannt ist, auch die Ägypter bauen nun eine Mauer um Gaza, aber nicht in die Höhe sondern in den Erdboden, um weitere Tunnelbauten zu verhindern. Natürlich ist Ägypten die stärkste Macht in diesem Raum ausserhalb Israels, deswegen auch die Finanzierung durch die USA.
Mein Eindruck ist, dass die israelische Politik im arabischen Raum völlig isoliert ist, auch bei den herrschenden Eliten. Aber der grösste Sprengsatz in Israel ist momentan nicht das Verhältnis zu den Palästinensern, sondern ist das innere Verhältnis zwischen den jüdischen Bürgern Israels und den palästinensischen und arabischen Bürgern Israels, die deutlich weniger Rechte haben und Bürger zweiter Klasse sind. Jetzt mit der Diskussion um den jüdischen Staat Israel müssen es viele so empfinden, dass sie aus diesem jüdischen Staat herausbefördert werden sollen. Und dies merkt man dann auch an der Konzeption, die von der Netanjahu-Regierung betrieben wird.. Israel hat ein Interesse daran, den Gaza-Streifen an Ägypten zu übergeben, um damit ein Problem los zu sei. Auch Teile des Westjordan-Landes sollen an Jordanien gehen, einen Teil will Israel selber kassieren. Also, es geht nicht um einen Gebietsaustausch, sondern es geht faktisch um einen Bevölkerungsaustausch, bei dem Teile der palästinensischen und der arabischen Bevölkerung Israels in andere Länder abgeschoben werden sollen. Das ist das ganze explosive Gemisch, was sich zusammengeschoben hat. Und Tunesien war der Funken, mit der Besonderheit, dass der Aufstand in Tunesien ganz stark von den Gewerkschaften und der Linken beeinflusst wurde.
Frage: Gibt es eine Art gemeinsamer Strategie der linken Kräfte in diesen Ländern?
Wolfgang Gehrcke: Wir versuchen gerade, Kontakte herzustellen, aber das gestaltet sich äusserst schwierig. Ich habe meine Freunde in Ägypten gefragt, wie sich arabische Kommunisten und Sozialisten untereinander koordinieren. Sie habe mir berichtet, wie unendlich schwer dies sei. Und auch da steht immer noch das Problem im Raum, dass es noch viel schwerer ist, sich mit israelischen und palästinensischen Kommunisten und Sozialisten zusammenzusetzen.
Hintergrund meiner Reise war auch, dass ich immer noch hoffe, dass das, was auf der Staatsebene nicht stattfindet, auf der nichtparlamentarischen Ebene stattfinden kann: ein Treffen zwischen Linken und Friedenskräften aus Israel und Palästina und den arabischen Ländern, wo man ohne Zwang, ein Dokument unterschreiben zu müssen, einfach miteinander diskutieren kann. Zumindest in Syrien habe ich sehr viel Sympathie für diesen Gedanken gefunden. Für mich wäre Cypern der ideale Austragungsort. Cypern liegt geografisch sehr günstig und hat einem hohen Anteil von Palästinensern und jüdischen Emigranten,
Frage: Die CDU hat nun in Hessen eine neue Rote-Socken-Kampagne gegen die Linke gestartet, sie sei „Radikal, latent antisemitisch und nicht auf dem Boden unserer Verfassung“. Die Angriffe richten sich besonders gegen Dich.
Wolfgang Gehrcke: Man wirft mir vor, dass ich Kommunist bin, aber das ist nichts Neues. Der Kern des Angriffes ist meine Position in der Nahost-Frage. Das pikante daran ist, dass der CDU-Abgeordnete Peter Tauber, der diese Studie nun vorgestellt hat, ein Dauerschreiber in dem rechtsradikalen Blatt „Junge Freiheit “ ist. Wenn der mir Antisemitismus vorwirft, da lacht selbst die Kadima-Partei in Israel. Aber dies ist Teil der alten Masche, jede kritische Debatte über die Politik des Staates Israel mit dem Label „antisemitisch“ zu versehen.
Frage: Ägypten hat als erster Staat einen Cyber-Krieg gegen seine eigene Bevölkerung geführt, hat die Internet-Verbindungen total gekappt und die Telekommunikationsdienste abgeschaltet. Aber es gibt kaum Proteste der Regierung gegen diese Art der Total-Zensur
Wolfgang Gehrcke: Erst einmal lerne ich persönlich viel daraus, wie Bewegungen heute vermehrt über elektronische Medien organisiert und vorangebracht werden. Das Internet, die Mail , Twitter und SMS ersetzen zum Teil das Flugblatt, ohne dass man auf das Flugplatt und andere Printmedien verzichten kann. Es ist einfach wichtig, eine Kommunikationsebene herzustellen. Das Kappen der neuen Medien ist der Versuch, Kommunikation untereinander zu unterbinden und die Bewegung kaputt zu machen. Und wir müssen da auch ein Stück Solidarität an den Tag legen und Druck machen, dass mit dem alten Regime in Ägypten und in Tunesien nicht weiter in der alten Weise zusammengearbeitet wird, dass nicht weiter Gelder in diese Kanäle fliessen, dass die Zusammenarbeit der Geheimdienste beendet wird. Wir müssen den Mythos entlarven, dies seine stabile Länder und wir bräuchten diese Stabilität, um dem Islamismus einzudämmen.
Deutschland redet ja immer von Demokratie. Nun ist Deutschland auch Mitglied im Weltsicherheitsrat, – ich war immer dagegen. Aber jetzt müssen wir sie zwingen, auch in dieser Funktion etwas zu tun:
- Sie müssen sich auf die Seite der demokratischen Bewegung in Ägypten stellen
- Sie müssen jegliche Militärhilfe einstellen
- Protest gegen die Einschränkung der demokratischen Rechte, der Presse- und Informationseinheit, der Versammlungsfreiheit
Aufgabe der linken in allen Ländern ist nun die praktische Solidarität. Vielleicht kann dies auch ein Mittel gegen unsere Kleingläubigkeit sein. Wenn jemand vor einem halben Jahr diese Entwicklungen in Ägypten, Tunesien und Jordanien vorausgesagt hätte, er wäre ausgelacht worden. Ich weiss nicht, wie sich diese Bewegungen weiter entwickeln werden, da fehlt es uns noch sehr viel an Analytischen. Aber ich weiss, dass diese Bewegung elementare soziale Wurzeln hat, die zu diesem Ausbruch geführt haben.
Quelle: kommunisten.de

Ueli Maurer erklärte bezüglich der Attacke gegen Parteikollege Fehr in der Zeitung «Sonntag»: «In einem solchen Fall müsste innerhalb von 24 Stunden ein Schuldspruch fallen und die Strafe innerhalb von zwei Tagen ausgesprochen werden.» Maurer erhofft sich davon eine abschreckende Wirkung: «Es gibt in diesen Szenen oft Mitläufer. Wenn diese am Montag nicht am Arbeitsplatz erscheinen, haben sie ein Problem. Man muss den gewaltbereiten Kern der Szene isolieren und die Mitläufer, die den Kern schützen, davon trennen können.» Bereits vor einiger Zeit hat er Schnellgerichte gegen Hooligans gefordert. Nun präzisiert er den Kreis der Delikte: Schnellgerichte sollen zum Einsatz kommen bei «Sachbeschädigung, Missbrauch von Eigentum, Vermummung, Gewalt gegen Leib und Leben.»
Bereits am 27. Januar war die Metallindustrie der Emilia-Romagna mit einem Streik lahm gelegt worden. In Bologna hatten sich Tausende zu einer Kundgebung versammelten. Am Freitag, 28. Januar sind tausende von DemonstrantInnen auch in Turin und Mailand auf die Strasse, um gegen das Abkommen zu protestieren, das Fiat mit einigen sozialpartnerschaftlich orientierten Gewerkschaften abgeschlossen hat. In einem Referendum hatte die Belegschaft des Turiner Stammwerkes Mirafiori vor zwei Wochen mit einer knappen Mehrheit für die Annahme gestimmt. 80 Prozent der Beschäftigten dieses Werkes waren beim Streik dabei. Bei Iveco, dem LKW-Werk von Fiat liegt die Streikbeteiligung bei 70 Prozent. «Wir protestieren gegen ein schändliches Abkommen, das die Rechte der ArbeiterInnen beschneidet», betonen die Arbeiter, die sich an der großen Demonstration in Turin beteiligen. Einige Demonstranten tragen Masken mit den Gesichtern von Fiat-Chef Marchionne und Regierungschef Silvio Berlusconi. Angeführt wurde die Demonstration vom Nationalen Sekretär der Gewerkschaft Fiom, Maurizio Landini. Er sagte angesichts der grossen Beteiligung, dass es jetzt an der Zeit sei, den allgemeinen Generalstreik zu wagen. Paolo Ferrero, Nationaler Sekretär von Partito della Rifondazione Comunista, der ebenfalls an der Demonstration in Turin teilnahm gab zu Protokoll: «Die ArbeiterInnen haben zunehmend bemerkt, dass der Angriff von Marchionne alle angeht, und haben jetzt eine Generalantwort gegeben. Sie rufen nach dem Generalstreik.»
Die Delegierten haben dabei untere anderem die Lohnverhandlungen bilanziert. Im Durchschnitt können die Arbeitnehmendem 2011 mit real rund einem Prozent mehr Lohn rechnen. Dies ist gerade noch akzeptabel. Inakzeptabel ist hingegen, dass diese Lohnerhöhung durch höhere Abgaben sowie durch steigende Krankenkassenprämien wieder weggefressen werden. Die von vielen Kantonen angekündigten Sparprogramme stellen zudem wichtige öffentliche Leistungen in Frage. Es droht eine weitere Verlagerung zu höheren Gebühren und Krankenkassenprämien. Beides führt zu einer Schwächung der Kaufkraft der Arbeitnehmenden. Bund, Gemeinden und Kantone müssen auf Sparmassnahmen verzichten, welche die Kaufkraft schwächen. Statt die Einnahmen mit einem ruinösen Steuerwettbewerb zu senken, sollen vielmehr die hohen Einkommen, die auch während der Krise ihr Vermögen weiter steigern konnten, einen Beitrag leisten.
Wie «Schweiz aktuell» berichtet verpflegt beispielsweise das Hotel Steigenberger pro Tag etwa 1000 Gäste. Da gibt es hunderte Kilos Rüstabfälle. Zahllose Teller kommen nur halb aufgegessen zurück. Fast unberührte Buffets müssen wieder abgetragen werden. Dazu gibt es auch in der Küche Überproduktionen.
«In Kürze» will der ägyptische Parlamentssprecher Fathi Sorour eine «wichtige Mitteilung» machen, meldet Al Jazeera. Noch konkreter wird die verbotene Muslimbrüderschaft. Auf ihrer Homepage teilt sie seit wenigen Minuten mit: «Halb bestätigt: Der Diktator wird stürzen, seine Familie ist heimlich aus dem Land geflohen.» In den grossen Städten des Landes sind Panzer aufgefahren, die Menschen ignorieren die Ausgangssperre.
Die kapitalistischen Führungskräfte versuchen, die Möglichkeit grundsätzlicher Veränderung nichtig erscheinen zu lassen. Sie klammern sich an ein System, das ihre Profite sichern soll und auf der anderen Seite die negativen Folgen auf einen Grossteil der Menschheit abwälzt: Krieg, Hunger und Klimaveränderung sind drei Beispiele dafür. Die Medienberichtserstattung zum WEF zeigt, dass es nicht ganz einfach ist, das Treffen in Davos als Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme darzustellen. Die örtliche Bevölkerung zweifelt daran, dass das WEF ihnen Vorteile bringt, die immergleichen Inhalte des WEF werden kritisiert und die Teilnehmenden selbst äussern sich über die kulturellen Eigenheiten der Schweiz, anstatt über die «Errungenschaften» des Treffens zu sprechen. Die ökonomische Krise hat sich auf politische und kulturelle Bereiche ausgeweitet. Das WEF-Motto «Gemeinsame Normen für die neue Realität» ist der verzweifelte Ruf nach Gemeinsamkeit, die es aber weder zwischen den einzelnen KapitalistInnen, noch viel weniger zwischen den Klassen geben kann.
Interview mit Sami Aouadi, Mitglied der Nationalleitung der UGTT (Union Générale Tunesienne du Travail – Allgemeiner Tunesischer Arbeiterbund)
Der Sprecher der KAPT, Hamma Hammami, war am Mittwoch letzter Woche noch vom alten Regime in Haft genommen worden. Am Freitag wurde er dann im Zuge des allgemeinen Zusammenbruches der persönlichen Herrschaft von Ben Ali freigelassen. In der von Hammami am Samstag (15. Januar) vorgetragenen Erklärung heisst es: