Sympathisch, stimmig, ausdrucksvoll

Christa Weber (zweite von rechts) und Christof Herzog (ganz rechts im Billd).

dab. Das Weber-Herzog Musiktheater Berlin konnte seine Bühnenproduktion über den türkischen Kommunisten und Schriftsteller Nazim Hikmet der Coronamassnahmen wegen noch nicht aufführen. Die musikalische Doppel-CD mit seinen gesungenen und rezitierten Texten in deutscher Nachdichtung aber kann man hören und geniessen.

In der linken Alternativszene der Achtziger gehörte Nazim Hikmet mit Khalil Gibran und Pablo Neruda zu den viel gelesenen und zitierten Schriftstellern. «Meine Bücher erscheinen in dreissig bis vierzig Sprachen. Nur in meiner Türkei, in meiner Muttersprache, sind sie verboten», erzählt er im Text «Mein Lebenslauf», der Privates und Politisches organisch, witzig und selbstkritisch mischt. Vorgetragen wird der Text von Christa Weber mit wohl klingender, eindringlicher, ironischer, zuversichtlicher und sympathischer Stimme. » Weiterlesen

Grazie di tutto, Rossana!

sit. Am 20.September starb in Rom im hohen Alter von 96 Jahren die Genossin Rossana Rossanda. Als junge Partisanin kämpfte sie gegen den Faschismus. Sie war Mitbegründerin der kommunistischen Tageszeitung il manifesto und bis zu ihrem Tod wurde sie nie müde, sich für eine bessere Welt zu engagieren. Ein Nachruf.

«Rossana Rossanda war eine der letzten Grandes Dames der italienischen Linken. Mit ihrer Kenntnis des Marxismus, des Feminismus und der linken Organisierung prägte sie die politische Meinung etlicher Generationen des vergangenen Jahrhunderts», schreibt die Tageszeitung Neues Deutschland in ihrem Nachruf. Ob sich Rossanda über die Bezeichnung «Grand Dame» erfreut hätte, sei dahingestellt. Fakt ist, dass mit ihr eine der wichtigsten und bedeutendsten Persönlichkeit der radikalen italienischen Linke uns verlassen hat.

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Eine Geige für Palästina

Jochi Weil-Goldstein. Mitte Dezember 2019 erzählte Pia Tschupp im Café Palestine in Zürich von ihren Erlebnissen als Menschenrechtsbeobachterin in Israel / Palästina im Jahre 2018, die in ihrem Buch «Eine Geige für Palästina» gesammelt sind. Die Autorin und ihre Geschichten zogen mich zunehmend in Bann.

Nach 40 Jahren «Brückleinbau» zwischen Jüd*innen und Palästinenser*innen gerate ich immer wieder in eine Dilemma-Situationen. Dies sowohl in der Schweiz als auch in Israel/ Palästina.

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Frauen im antifaschistischen Widerstand

Italienische Partisaninnen

Florence Hervé. Frauen waren Verbindungsagentinnen, Fluchthelferinnen, Partisaninnen, Kombattantinnen, ob in riesigen Armeen wie in der Sowjetunion, in revolutionären Bewegungen, in kleinen oder grossen Widerstandsgruppen, in Zweckbündnissen politisch unterschiedlicher Kräfte. Ihre Gemeinsamkeit: Die Befreiung.

Zunächst waren es meist politisch organisierte Frauen aus der Arbeiterinnenbewegung, die sich gegen die Naziherrschaft- und Besetzung wehrten, insbesondere Kommunistinnen und Sozialdemokratinnen. Auch Christinnen und andere humanistisch gesinnte Menschen gehörten dazu. » Weiterlesen

Fluchthilfe für Nazis

Aus dem Organisator des Völkermords Adolf Eichmann (1906 – 1962) machte ein falscher Pass Ricardo Klement. Ein breites Netzwerk verhalf nach Kriegsende vielen Nazis zur Flucht nach Argentinien.

Victoria Eglau. Nach 1945 fanden fast 300 Nazis und Kollaborateur*innen aus verschiedenen Ländern eine neue Heimat in Argentinien. Dies gelang dank
einem weit verzweigten Fluchthilfe-Netzwerk – und der Schweiz. Ein Buch gibt über dieses dunkle Kapitel der Geschichte Auskunft.

«Die Dokumente belegen, dass die ‹wahre› Odessa weit mehr als eine abgeschottete Organisation von Nazi-Nostalgikern war», schreibt Uki Goñi im Vorwort von «Odessa: Die wahre Geschichte». Die Fäden des komplexen Netzes, das rund 280 Kriegsverbrecher*innen und Kollaborateur*innen die Flucht nach Argentinien ermöglicht hatte, entwirrte der Journalist in jahrelanger Recherchearbeit.

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Effekte statt Experimente

dab. Die zum ersten Mal vollständig online veranstalteten 42. Solothurner Literaturtage setzten das Programm der Privatisierung von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Problemen erfolgreich fort. Erinnerungen an politischere Zeiten und an Niklaus Meienberg, Journalist und Schriftsteller, der dieses Jahr 80 Jahre alt geworden wäre.

Monika Helfer gewann mit ihrem aktuellen Roman «Die Bagage» den Literaturpreis der Literaturtage 2020. Sie schreibt so, wie es Verlage, Medien und eine breite Leserschaft wünschen. Sie frönt der apolitischen Sensibilität und Innerlichkeit. Beschreibt im Roman Familienschicksale, moralische und gesellschaftliche Enge auf dem Land, Konkurrenz, Prüderie, Diskriminierung und Ausgrenzung zu Beginn des 20.Jahrhunderts. » Weiterlesen

Ein Zeugnis gegen das Vergessen

Theodora Peter. Von 1974 bis 1979 schmorten über 1000 politische Gefangene in der Strafanstalt Coronda, rund 400 Kilometer nordwestlich von Buenos Aires. Ein Kollektiv ehemaliger Gefangener schrieb ein eindrückliches Zeugnis über den Widerstand und die Solidarität im Gefängnisalltag nieder mit dem Titel: «Ni fous, ni morts».

«Sofern ihr hier rauskommt, dann verrückt oder tot.» Diese Ansage von Gefängnisdirektor Adolfo Kushidonchi an die politischen Gefangenen bringt auf den Punkt, was das Ziel der Haft in Coronda war: Den Willen der Gefangenen zu brechen und sie mental zu zerstören. Nebst der psychischen und physischen Folter lastete eine grosse Ungewissheit auf den Insass*innen. Sie wussten nie, wie lange sie noch eingekerkert bleiben würden: ein Jahr, fünf Jahre oder bis zum Tod?

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Himmel über der Wüste

Hans Peter Gansner. Der US-amerikanische Schriftsteller und Fotograf Paul Bowles kehrte früh seiner Heimat den Rücken zu und zog nach Marokko, genauer nach Tanger. Seine Inspiration holte sich Bowles nicht zuletzt auch von Trancetänzen und Ritualen, die oft mit Kiff- und Majoun-Konsum verbunden waren. Ein Ausflug in die US-amerikanische Literatur im Jahr der Präsidentenwahl.

Ein Tag vor Silvester 2000 wäre der amerikanische Schriftsteller Paul Bowles in der nordmarokkanischen Stadt Tanger runde 90 Jahre alt geworden. Doch er hat der literarischen Öffentlichkeit den Streich gespielt, ein Jahr zuvor, im November 1999, zu sterben.

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Improvisation in allen Belangen

Peter Dürsteler. Vom 12. bis 14.März fand das diesjährige «Taktlos»-Festival statt – diesmal ausschliesslich im Kunstraum Walcheturm an der Kanonengasse 20 in Zürich. Der Anlass stand bereits ganz im Zeichen des Corona-Virus. Dies erforderte Improvisationsfähigkeiten in allen Belangen.

Seit 2018 hat das «Taktlos» mit der alljährlich wechselnden Kuratierung ein neues Konzept. Dieses Jahr wirkte die Pianistin Sylvie Courvoisier als Kuratorin. Dabei hatte sie ein sehr persönliches Programm zusammengestellt, denn: «Ich wollte meine Freunde um mich haben, vor allem meine Freundinnen.

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Patriarchaler Kitsch

dab. Trotz theoretischer Gleichstellung und gesetzlichem Diskriminierungsschutz sind Fernsehen und Blockbuster-Filme immer noch gut bestückt mit sexistischen, sowie homo- und transphoben Inhalten. Auch chauvinistische, imperialistische und antikommunistische Mythen sowie Überzeugungen sind darin noch weit verbreitet.

«Büezerbueb» Gölä, der sich laut eigener Aussage mehr als Unternehmer denn als Musiker versteht, gibt sich in der SRF-Talentshow «Voice of Switzerland» als ein von Testosteron und Adrenalin überschäumender Macho im Büezeroverall. » Weiterlesen

Erfolgreich ans Bein pissen

sah. Leicht einzuordnen ist die Künstlerin Princess Nokia nicht. Als afro-indigene Frau in Sparten wie Hip-Hop, Pop oder Rap sticht sie nicht nur aus dem Musikmainstream heraus, sondern sie ist Mitbegründerin eines neuen Genres: Queer Rap. Höchste Zeit, sie kennenzulernen.

Alle Leben beginnen mit der Geburt: Die Kinderjahre verbrachte Destiny Frasqueri auch in der Bronx New Yorks. Das Leben der nigerianischen und puerto-ricanischen Einwandererfamilie änderte sich grundlegend, als die Mutter an Aids starb. Die spätere Princess Nokia wurde danach in verschiedenen Pflegefamilien untergebracht, wo sie oft misshandelt wurde.

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Gelb ist das neue Rot

Peter Nowak. Über die französische Gelbwestenbewegung sind in den letzten Monaten einige Bücher erschienen. Doch der im Verlag «Die Buchmacherei» erschienene Sammelband mit dem Titel «Gelb ist das neue Rot» liefert einige neue Aspekte. Das ist dem Herausgeber Willi Hajek zu verdanken.

Willi Hajek lebt seit einigen Jahren in Marseille und steht mit basisgewerkschaftlichen Zusammenhängen in verschiedenen Ländern in regen Austausch. In Frankreich hat Hajek gute Kontakt zu Aktivist*innen der Gelbwesten und der Gewerkschaften. Die zehn Aufsätze drehen sich um das durchaus spannungsgeladene Verhältnis zwischen ihnen.

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«Moskau Einfach»

Alois Bühler. 30 Jahre nach dem Auffliegen des Fichenskandals kommt der Regisseur Micha Lewinski auf den grössten Skandal der Eidgenossenschaft zurück. Der Film bringt immerhin das Thema wieder auf den Tisch und kann so der Beginn der nötigen Aufarbeitung sein.

«Moskau einfach!», wer aus der linken Szene erinnert sich nicht an diese Aussage. Damit war jeweils, wenn der Gegner*innen nicht mehr weiter wusste mit seiner Argumentation, jedes Ge­spräch definitiv beendet. Es war dies die Zeit des kalten Krieges, die Zeit der Be­spitzelung durch die politische Polizei.

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Heisse Fäuste im Kalten Krieg

Alois Bühler. 1957 entlud sich in Zürich die vom Antikommunismus getriebene Gewalt gegen junge Linke, die von einer ­Moskau-Reise zurückkehrten. Das Buch von Rafel Lutz schildert das blutige Ereignis, bei dem die Polizei zwar vor Ort war, den wütenden Mob aber gewähren liess.

Als 1948 in Prag eine sozialistische Regierung die Geschicke des Landes übernahm, kam es im Westen und auch in der Schweiz zu harschen Reaktionen: Der Kalte Krieg war geboren. Zuerst noch recht sittsam, aber der Koreakrieg und später die Ereignisse in Ungarn 1956 liessen den Antikommunismus zur Alles dominierenden Ideologie und Leitmaxime des Schweizer Bürgertums und in weite Teile der Sozialdemokratie werden. Ein Beispiel: 1956 etwa wurde der Literaturvertrieb, die Buchhandlung der PdA, gestürmt, Bücher wurden auf die Strasse geworfen und verbrannt.

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Eine Heldin unserer Zeit

Cristina Fischer. Viel Empathie, zu wenig kritischer Geist: Der Autor Christian Schneider hat eine romantisch-psychologische Biographie der linken Politikerin Sahra Wagenknecht geschrieben. Die einst verschmähte «Stalinistin» ist so beliebt wie noch nie – und steht womöglich vor einer Neuorientierung, privat und politisch.

Christian Schneider, Sozialpsychologe und Coach mit dem Schwerpunkt Psychoanalyse, hat Sahra Wagenknecht bei einem Interview für die taz 2014 kennengelernt – und dabei offenbar Feuer gefangen. Die Idee, ihr Leben zu ergründen, muss sich ihm damals unwiderstehlich aufgedrängt haben. In seinem Eingangskapitel beschreibt er die Herausforderung «sich einer Frau zu nähern, die wie kaum eine Zweite in der deutschen Politik fasziniert und polarisiert, verehrt und abgelehnt wird. Und dabei derart rätselhaft bleibt. Sie sei «auf ihre Weise die wahrscheinlich charismatischste Politikerin der Republik».

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«Wir haben uns gegen Milliardäre erhoben»

Peter Nowak. In den letzten Monaten wurde in linken Kreisen wieder verstärkt über weltweite Aufstände diskutiert. Dabei fehlt die fast völlige Abwesenheit der Arbeiter*innenklasse in der medialen Berichterstattung über die Proteste auf. So verdient das Buch von Dario Azzellini «Vom Protest zum sozialen Prozess» besonders Aufmerksamkeit.

Auf knapp 150 Seiten hat Dario Azzellini einen guten Überblick über die selbstverwalteten Betriebe in Frankreich, Italien, Griechenland, Brasilien, Argentinien, Venezuela, Ex-Jugoslawien, den USA, der Türkei und Ägypten gegeben.

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