«Wir haben uns gegen Milliardäre erhoben»

Peter Nowak. In den letzten Monaten wurde in linken Kreisen wieder verstärkt über weltweite Aufstände diskutiert. Dabei fehlt die fast völlige Abwesenheit der Arbeiter*innenklasse in der medialen Berichterstattung über die Proteste auf. So verdient das Buch von Dario Azzellini «Vom Protest zum sozialen Prozess» besonders Aufmerksamkeit.

Auf knapp 150 Seiten hat Dario Azzellini einen guten Überblick über die selbstverwalteten Betriebe in Frankreich, Italien, Griechenland, Brasilien, Argentinien, Venezuela, Ex-Jugoslawien, den USA, der Türkei und Ägypten gegeben.

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Kein Ort des Triebes und des Willens

Sabine Hunziker

Oli. Was für eine Art Denken trug ich in mir? Das fragt sich die Protagonistin in der 2019 erschienenen Geschichte «Winterhart». Zum Stichwort Rechtsextremismus hat die Autorin Sabine Hunziker einen Roman geschrieben, der neue Aspekte im rechten Milieu aufzeigt. Ein Interview.

Es gibt nicht viele Romane, bei denen die Hauptfigur aus der rechten Szene kommt. Warum hast du dich für diese Geschichte entschieden? Ist es möglich, als linke Autorin über Rechte zu schreiben?
Soviel ich weiss, gibt es vor allem Autobiographien, wissenschaftliche Arbeiten oder Material zur Prävention, aber nur wenig Fiktion zum Thema. Beispielsweise hatte Ingo Hasselbach als bekannter Aussteiger der deutschen Neonaziszene seine Geschichte verfasst, auch der Schweizer Alexander Nyffenegger schrieb ein Buch über die Vergangenheit als wichtiges Mitglied der Neonazi-Szene. Mit Nyffenegger hatte ich damals um 2010 herum für eine Zeitung ein Interview geführt. » Weiterlesen

«Ich will die Realität erzählen»

Burak (Ismail Can Metin} mit seiner Mutter Emine (Beren Tuna).

sit. Die Schweizer Regisseurin Esen Isik erzählt in ihrem eindrücklichen Film «Al-Shafaq. Wenn der Himmel sich spaltet» die Geschichte von Burak, der als 16-jähriger von Zürich aus in den Jihad zieht, von seinem Vater Abdullah, der sich die Schuldfrage stellt und vom Flüchtlingsjunge Malik, der sich fragt, wie es mit seinem Leben weitergehen soll. Im Gespräch mit dem vorwärts erklärt Esen I?ik unter anderem, warum alle Opfer sind.

«Wie geht es ihm?», fragt der Abdullah, der Vater von Burak als erstes. Wenig später sieht er seinen 16-jährigen Sohn tot auf dem Bett eines Spitals an der türkisch-syrischen Grenze liegen, gefallen im «heiligen Krieg» für Allah. Aufgewachsen und sozialisiert (wie man so schön sagt) ist Burak in der Partystadt Zürich und gleichzeitig in einer anderen Welt, denn seine Eltern Abdullah und Emine sind strenggläubige Muslime: Das trinken eines Biers gilt bereits als Sünde.
Enden tut der Film an einer türkischen Zollstation. Der Bus, in dem auch Abdullah und Malik bis zur Grenze gefahren sind, fährt weiter. Ob mit ihnen oder ohne sie, bleibt offen. Malik ist ein 11-jähriges Kind, das aus Syrien vor dem Krieg floh. Sein Vater wird von der Terrormiliz IS erschossen, seine Mutter und Schwester verschleppt. Er schafft die Flucht mit seinem älteren Bruder in ein türkisches Flüchtlingscamp. Als sein Bruder durch einen Unfall stirbt, will Malik Selbstmord begehen. In letzter Sekunde wird er von Abdullah gerettet. Mit der Erzählung der drei Schicksale, stellt die Regisseurin Esen I?ik viele Fragen und hat bewusst auf eine «Anleitung» mit Happyend verzichtet, wie sie im Gespräch mit dem vorwärts erklärt.

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Den Denkrahmen aufsprengen

Tommy Vercetti by Moritz Keller

flo. Tommy Vercetti ist Rapper aus Bern. In seinen Texten geht es um die grossen Themen Liebe, Hoffnung, Kindheit, Macht, Kapitalismus. Mit Sozialkritik steckt er nicht zurück. Vor kurzem stürmte er mit seinem neuen Album «No 3 Nächt bis morn» die Spitze der Schweizer Albumcharts. Ein Gespräch über Brecht, Kommunismus und über die Verantwortung von Künstler*innen bei der Errichtung einer anderen Welt.

Es ist 2019, die Klimastreiks bringen die Jugend auf die Strasse, der Frauen*streik hat über die Generationen hinweg mobilisiert. Die Grünen überholen in Umfragen die CVP und Tommy Vercetti, ein Rapper und Kommunist aus Bern, setzt sich an die Spitze der Albumcharts. Was ist da los?
Also ich mache jetzt eine nüchterne Einschätzung und mit nüchtern meine ich eine, die nicht pessimistisch sein will noch Self-Fulfilling-Optimismus, wo ich sage, es kommt alles toll, weil ich will, dass es toll kommt. Ich würde sagen, dass im Moment gewisse Widersprüche auf gewisse Krisenphänomene viel offenbarer werden. Diese Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren einen sehr liberalen Anstrich gegeben, was bei den Frauen* beispielsweise zu gewissen Widersprüchen führte, weil sie eben merkten: Unsere Rechte wären so, unsere tatsächliche Situation sieht aber ganz anders aus. Und das ist der Aspekt davon, weswegen solche Bewegungen aufkommen. Vielleicht profitiert das Album ja von diesen Entwicklungen. Die leicht kritischere Frage, die hier aufkommt, ist: Inwiefern bringt der Spätkapitalismus so einen Raum hervor, der eine Art psychologisch reinigende Wirkung hat, wo die Gesellschaft sich mit ihren Problemen quasi unproblematisch auseinander setzen kann.

Ich fall jetzt einfach mit der Tür ins Haus. Wie hältst du es eigentlich mit der Revolution?
(lacht) Ich glaube schon, dass Revolution der einzige Weg ist, die Welt in einem notwendigen und vernünftigen Mass zu verändern. Dann kommt aber die zweite Frage: Was genau verstehen wir unter Revolution? Neuestens ist ja der Begriff der «Transformation» aufgekommen. Der bietet eine Chance, aber auch ein Risiko und das Risiko ist, dass es ein Problemverdeckerbegriff ist. Denn er suggeriert, dass man die Frage von Reform oder Revolution nicht mehr lösen muss, denn in Begriff Transformation wären ja beide irgendwie enthalten. Ich glaube dass eine Revolution nötig ist und ich glaube, dass sie möglich ist, weil Herrschaftsverhältnisse immer etwas extrem fragiles waren und weil Herrschaftsverhältnisse etwas sind, das von der Akzeptanz der Beherrschten abhängt. Macht ist etwas zirkuläres. Das bedeutet: Ich bin der König – aber nur solange du akzeptierst, dass ich der König bin. Wenn die Beherrschten die Beherrscher nicht mehr anerkennen, bricht das zusammen.

Ein Marxist also?
Es ist ja immer schwierig, wer was unter was versteht. Es gibt schon viele Sachen, die ich anders sehe, die man auch zu Marx‘ Zeiten nicht vorhersehen konnte oder die sich geändert haben. Aber doch, ich würde mich schon als Marxist bezeichnen.

Davon, wie der Kapitalismus funktioniert, rappst du auch auf deinem neuen Album. Dein letztes Album, für das du den Berner Literaturpreis erhalten hast, hatte ja auch schon ziemlich klare politische Schlagseite. «No 3 Nächt bis morn» scheint aber eine neue Qualität zu erreichen. Zufall?
Das Album ist auf eine Weise schon politischer geworden. Ich würde behaupten, dass ich mit «Seiltänzer» schon grosse Themen angesprochen habe, Kindheit, Religion Tod, die zwar auch aktuelle Themen sind, die mit dem Kapitalismus zu tun haben aber vielleicht doch ein bisschen universeller sind: Sie beschäftigen wohl ebenso ein Amazonasvolk. Dieses Mal habe ich versucht mir die Frage zu stellen: Was sind die grossen Themen. Aber vor allem: was sind die grossen Themen heute, hier.

Und woher kommt das alles? Sich linkspolitisch zu positionieren ist in der Schweiz ja nicht unbedingt immer populär. Wieso dieser pointierte Einsatz, obwohl es ohne wohl einfacher wäre?
Was ich schon an mir loben würde, ist, dass ich ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden habe, und damit kommt vielleicht auch eine gewisse Integri-tät einher. Ich denke, niemand würde mich als «Egoist» beschreiben. Aber da kommt ganz klar dazu, dass ich selber, meine Familie, Leute die mir sehr nahe stehen, Leidtragende dieses Systems sind. Ich bin quasi direkt betroffen. Klar geniesse ich aktuell einen gewissen Komfort. Es geht mir nicht schlecht. Aber ich werde nie etwas erben, meine Stabilität ist also auch eine fragile, man kann ebenso schnell absteigen, wie man aufgestiegen ist. Meine Freundin ist Tochter einer Flüchtlingsfamilie, meine Grossmutter war italienische Migrantin, die drei Jobs hatte und die Kinder allein aufzog. Mein ganzes Umfeld ist irgendwie geprägt durch diese Erfahrungen. Es ist also einerseits eine Art persönliche Motivation. Und dann durch die Beschäftigung damit – wer sich ernsthaft und genuin mit solchen Sachen auseinandersetzt, kann nur radikaler werden. Ich sehe nicht, wie man bei der Beschäftigung mit diesen Themen ökonomisch liberaler oder mittiger werden kann. Neben diesen persönlichen und emotionalen Beweggründen wäre mir noch nie intellektuell und argumentativ etwas begegnet, das mich von diesem Weg abgebracht hätte. Ich hatte aber auch das Glück, dass mir das noch nie zum Hindernis wurde. Ich finde auch, dass man ganz klar aussprechen muss: Ich bin Kommunist. Und man muss auch versuchen die Begriffe zu rehabilitieren und in die Offensive zu gehen. Wir leben aber auch in einer Zeit, in der das auch auf unnötige Antipathie stösst. In Interviews spreche ich das selten direkt an. Wenn ich aber sage: «Privateigentum ist ein Problem, weil dann so viele Leute über uns bestimmen können. Das betrifft mein Leben, das betrifft dein Leben», dann verstehen die Leute das. Wenn du aber für die Abschaffung des Privateigentums bist, bist du irgendwie immer auch Kommunist*in oder Anarchist*in und dann sieht’s plötzlich anders aus.

Du hattest vorher Kindheit, Liebe, Tod und so weiter als Themen deiner Musik erwähnt. In deinem neuen Album spielt ja auch Hoffnung eine grosse Rolle. Was also ist die Sicht auf deine Rolle als Künstler in diesem Kampf für eine andere Welt?
Ja das ist natürlich die grosse Frage und es ist eine Frage, die mich schon sehr lange umtreibt. Als ich, damals noch für das Album «Seiltänzer» das Lied «Zitadella» schrieb, stiess ich das ganze Thema schon einmal an. Ich finde, Kunst darf nicht in den Dienst der Politik treten. Ich denke, Kunst ist wirklich dann am politischsten, wenn sie autonom ist. Mir ist völlig klar, dass die Autonomie der Kunst historisch gewachsen und eine neuere Erscheinung ist. Oder dass sie vielfach auch illusionär ist. Aber da gibt es kein Zurück mehr. Und ich glaube, hier ist Kunst auch am einflussreichsten und glaubwürdigsten. Die Frage, wie ich am meisten bewegen kann, hat mich lange beschäftigt und ich bin zum Schluss gekommen: Am meisten kann ich wirklich machen, wenn ich einfach versuche, möglichst gute Musik zu machen und meine politischen Gedanken darüber kommuniziere. Und dort glaube ich, dass Kunst am politischsten ist, wenn sie ästhetisch versucht radikal zu sein, wenn sie versucht genuin zu sein. Kunst hat ein unglaubliches Potenzial den Denkrahmen aufzusprengen. Wir leben in einer ideologisch extrem verengten Zeit. «Verengt» bedeutet, dass die Leute sich nichts mehr anderes vorstellen können als Kapitalismus und Markt. Wenn du heute sagst, du hast ein Problem mit Kapitalismus, mit Marktwirtschaft, heisst’s gleich «jo was de süsch?!» Weil man sich nichts anderes mehr vorstellen kann. Und da setzt die Aufgabe der Kunst an, weil man dort eben nicht alles perfekt mit Studien belegt und durchargumentiert sein muss, um neue Vorstellungen zu präsentieren. Kunst hat diese Sachzwänge nicht. Wenn ich ein Lied mache über eine Insel, auf der der Wohlstand anders verteilt wird, muss das Ziel sein, dass das in den Köpfen etwas macht und man sich sagt «es ginge schon anders».

Damit wir den Kreis dialektisch schliessen können: Wir haben darüber gesprochen welchen Einfluss Künstler*innen auf die Bewegung, auf den Kampf für eine andere Welt haben, jetzt anders herum gefragt: Welchen Einfluss haben die Bewegungen auf die Kunst?
Ich glaube, das hängt erst einmal stark davon ab, wie sehr die Kunst integriert ist, wie fest sie sich mit der Bewegung identifiziert. Und das ist auch etwas, worüber ich gesagt habe, dass es nicht gekoppelt sein dürfe, nicht im Dienst davon stehen dürfe. Der Künstler nimmt da irgendwie eine dritte Instanz ein, wo er auch die Bewegung, die Politik kritisieren kann. Die Frage, wie nah der Künstler der Bewegung ist, ist ganz zentral und ich bin eben nahe der Bewegung, ich bewege mich im linken Diskurs, ich sehe mich als – nicht sehr aktiver, aber doch – Teil der Bewegung. Und ich denke das sieht man auch am Album. Ich finde es sollte zumindest jeden Künstler*in irgendwie interessieren, was politisch geschieht. Er muss sich nicht explizit politisch äussern, aber ich finde wichtig, dass ein Künstler spürt, was abgeht. Also eine Art Sensibilität für die Zeit besitzt. Jetzt kommt aber schon die nächste Frage: was «politisch» denn genau meint. Ich würde sagen, Kafka beispielsweise war schon jemand, der nicht stark von den politischen Bewegungen beeinflusst war, dennoch einer, der mit seinem Gespür etwas unglaublich Politisches schuf.

In «Güetzi» portraitierst du den Kapitalismus nur dünn maskiert mithilfe von tyrannischen Kindern, die auf dem Spielplatz über alles bestimmen, weil sie eben die meisten Guetzli haben. Irgendwie ist das ein Herunterbrechen aber eben auch eine Verfremdung der bestehenden Verhältnisse. Du willst bestehenden Verhältnissen den Spiegel vorhalten. Damit bist du aber nicht der erste, gibt es revolutionäre Kunstschaffende, die dir vorangegangen sind, die besonders grossen Einfluss auf dich hatten?
Ich hatte sehr viel Brecht gelesen – auch theoretische Sachen – bevor ich mich an das Album wagte. Eben auch, weil mich da diese Frage des Emotionen-Ablassens beschäftigte und ich mir die Frage stellen musste: Mach ich einfühlsame Sachen, wo jeder* auch befriedigt ist, wenn er es fertig hört oder mache ich etwas, was die Leute vielleicht irritiert? Grad für «Güetzi» oder auch für «Vorem Gsicht» waren schon die Dramen von Brecht wichtig. Aber auch Kafka mit seinen absurden Elementen. Du sagst, der Kapitalismus sei «dünn maskiert». Und das ist eine Frage, die mich als Künstler sehr beschäftigt. Wie dick ist die Maske? Wie und wie sehr verhülle ich meine Aussage? Das ist dann auch etwas, was man in diesem brechtschen Sinn beschreiben kann: Dadurch, dass es einfach Kinder sind, empfindet man es als viel stärker daneben und kann ein ganz anderes Urteil fällen.

Mit dem Kopf gegen die Wand

sah. Aus der Mitte – direkt in euer Gemächt: Lina Maria Sommer und Jessica Jurassica lasen erotische feministische Texte im Zelt «Schützenhaus». Literatur ist eine Plattform; eine Mo?glichkeit zu erza?hlen, zu wagen, zu thematisieren. Ein Interview über Feminismus und Literatur.

Am 20. März 2019 war es soweit: Lina Maria Sommer und Jessica Jurassica lasen im Schützenhaus auf der Schützenmatte vor der Reitschule in Bern im Rahmen von «Platzkultur» mit den angekündigten Sätzen: «Die Wange der Gegenwart läuft in die dargebotene, literarische Faust unserer Zeit.» Oder auch: «Es gibt viele Möglichkeiten, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen.» Rund ist der Tisch und weiss leuchtet die Sturmmaske von Jessica Jurassica, die mit einer Schirmmütze und in einem Trainerpulli vor der Tischplatte sitzt. Als ich später die zwei Autorinnen für ein Interview anspreche, bleibt die Frau unter der Maske genauso ein Phantom, wie sie das auf der Bühne gewesen ist.

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Grosse Arbeitskämpfe im Kino

En guerre: Im Kampf für Arbeitsplätze, Zukunft und Würde.

Peter Nowak. Neue Kinofilme beschäftigen sich mit linker Gewerkschaftsarbeit in unserer Zeit. Der Dokumentarfilm «Luft zum Atmen – 40 Jahre Opposition bei Opel in Bochum» und der Spielfilm «En guerre» werfen wichtige Fragen auf und können interessante Diskussionen über Inhalte weiter führender Gewerkschaftspolitik und -partizipation auslösen.

Da sitzt Wolfgang Schaumberg im Jahr 2018 in einem Klassenraum vor einer Tafel und erzählt, wie er und viele Genoss*innen mit ihrer Betriebsarbeit vor mehr als 45 Jahren die Weltrevolution vorantreiben wollten Er berichtet, wie die jungen Linken Kontakte mit Genoss*innen aus Deutschland und Spanien knüpften, die bei Opel arbeiteten.

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Revolutionäres Selbstverständnis

Eliah Giezendanner. Mit einem Büchlein über Theologie und Klassenkampf lässt der in Bonn lehrende Andreas Pangritz knapp aber aufschlussreich an seinen – wenn man so will – akademischen Grossvater erinnern: Helmut Gollwitzer feierte im letzten Jahr seinen 110. Geburtstag.

Pangritz bringt ihn damit in eine Gegenwart, die auf eine Figur wie Gollwitzer zwar nicht gewartet zu haben scheint, aber dennoch so dringend nötig hätte.

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Überschäumend und übergriffig

sah. Catherine Millet, Chefredakteurin der Kunstzeitschrift art press, wurde bekannt mit ihrem autobiographischen Buch «Das sexuelle Leben der Catherine M.», das laut Klappentext freizügiges Sexualleben schildert. Diese Freizügigkeit passt zu Klaus Kinskis «Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund», wo der Missbrauch von Minderjährigen beschrieben wird.

Im Januar dieses Jahres veröffentlichte «Le Monde» einen offenen, von hundert Frauen wie Catherine Deneuve, Ingrid Caven oder Catherine Millet unterzeichnet Brief. Gewarnt wird vor dem «Klima einer totalitären Gesellschaft», ausgelöst durch die «Denunziations-Kampagne gegen die Männer» im Rahmen von #MeToo.

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Die Wiederherstellung von «Kultur und Volk»

Ueli Schlegel. Die Vereinigung «Kultur und Volk» blickt auf eine lange Geschichte zurück: Seit 1935 geht es den Mitgliedern darum, Kunst und Kultur auch den ArbeiterInnen zugänglich zu machen.

Älteren wird die Vereinigung «Kultur und Volk» noch in guter Erinnerung sein, Jüngere werden kaum ihren Namen kennen, denn «Kultur und Volk» ist vor etlichen Jahren eingeschlafen – nicht infolge Mitgliederschwundes oder Desinteresses, sondern mangels Aktivität des Vorstandes. » Weiterlesen

Mit Marx in die Zukunft

Fabian Perlini. Am 2. Dezember feierte die Partei der Arbeit 200 Jahre Karl Marx. Im Zürcher Volkshaus kamen rund 100 GenossInnen und FreundInnen der Partei zusammen, um sich marxistisch weiterzubilden, Musik zu geniessen und mitzusingen. Der Höhepunkt bildete ein lehrreiches Musiktheater über das Hauptwerk des bärtigen Mannes, der die Geschichte der Menschheit prägte und dies auch in Zukunft tun wird.

Für die Einen ist Marx eine Popikone, für Andere ein Vorbild der Ewiggestrigen. Wer heute noch glaubt, von Marx etwas lernen zu können, wird nicht selten belächelt, öfters angegriffen. Denn den alten Rauschebart zu stilisieren oder zu verurteilen ist tatsächlich viel einfacher, als sich seinen komplexen Gedanken zu widmen. » Weiterlesen

Proletarische Kunst

Manfred Vischer. Wer kennt heute noch Clément Moreau, der sich als Künstler den aktuellen Problemen seiner Zeit stellte und für seine Arbeit eine unverkennbare, eigene künstlerische Form entwickelte?

Clément Moreau hatte es immer abgelehnt hatte, als Künstler bezeichnet zu werden. Er wollte nur ein «menschlicher Gebrauchsgrafiker» sein: «Jedermann, der meine Arbeit gebrauchen kann, dem gehört sie.» Während seines langen Lebens – er starb 1988 im Alter von 85 Jahren – hat er sich mit der harten Wirklichkeit auseinandergesetzt, die ihn seit seiner Jugend begleitete und die er bildnerisch gestaltete. Er wollte die Menschen aufklären, sie erschüttern und betroffen machen und ihnen zeigen, unter welchen Umständen sie leben und wie sie die Zustände verändern können. Gewalt, Unterdrückung und Verelendung waren das beherrschende Thema seiner Arbeiten. Unermüdlich kämpfte er für Menschlichkeit und gegen den Faschismus in all seinen Erscheinungsformen. Oft stand er an vorderster Front der Auseinandersetzungen.
In einem Interview 1977 formulierte er das Wesen seiner Arbeit: «Das, was ich zu sagen habe, will ich auf die einfachste Art sagen, so einfach wie eine Schrift. Dazu brauche ich eine absolut konzentrierte Form. Eine Form, die alles Überflüssige weglässt und nur das Essentielle sagt, damit es unmissverständlich wird. Ich versuche, einen Inhalt zu illustrieren, den ich erfahren oder erlebt habe, den ich wirklich kenne … Der erste Schritt ist der: Kann ich Verständnis wecken, so kann es gelingen, Kontakt herzustellen. Das ist die Voraussetzung. Ich möchte den Menschen zum Denken anregen; wenn mir das gelingt, habe ich Glück.»

Ungeschönte Realität
Seine Themen verarbeitete Moreau zu Bilderserien, von denen «Nacht über Deutschland», entstanden im argentinischen Exil 1937/1938, als eines der wichtigsten Werke der antifaschistischen Exilkunst gilt. Er schuf Buchumschläge und Illustrationen zu Büchern, die in der Büchergilde Gutenberg, im Verlag Oprecht & Helbling in Zürich, bei Rowohlt in Hamburg usw. erschienen, darunter mehrere Werke von Ignazio Silone. Zudem war er Mitarbeiter in zahlreichen argentinischen Zeitungen sowie beim «Basler Vorwärts», dem Organ der KPS, beim «Öffentlichen Dienst», der Zeitung des VPOD, und vielen anderen Blättern der Arbeiterpresse. Seine Arbeiten signierte er mit dem Monogramm «cm», das sowohl für seinen ursprünglichen Namen Carl Meffert als auch für das nach der Emigration in die Schweiz 1933 gewählte Pseudonym Clément Moreau steht.
Als Medium für seine Arbeiten bevorzugte er den Linolschnitt, der es ihm erlaubte, ein Geschehen rasch und prägnant festzuhalten, denn im Gegensatz zum harten Holz lässt sich das weichere Linol mit dem Messer leicht und einfach bearbeiten. Die Druckform, die ohne Mühe hergestellt ist, ermöglicht viele Abzüge und eignet sich für die maschinelle Weiterverarbeitung. Der Linolschnitt lebt von den harten Kontrasten zwischen Licht und Schatten, was Moreau erlaubte, die Realität ungeschönt und massenwirksam darzustellen. Die Virtuosität, mit der er das Material bearbeitete, ist erstaunlich.
Moreau war während seines ganzen Lebens Emigrant. Er wuchs in Deutschland auf, kämpfte sich durch eine brutale Jugend und wurde in Berlin Schüler von Emil Orlik und Käthe Kollwitz, die ihm eine «ungewöhnliche Begabung» bescheinigte. Nach der Machtübernahme durch die NationalsozialistInnen entkam er bei der Flucht in die Schweiz nur knapp der Gestapo. Hier lebte er bis 1935 in der politischen Illegalität, ständig von der Fremdenpolizei bedrängt, bis ihn die drohende Verhaftung zwang, ins argentinische Exil weiterzureisen, das ihm während 27 Jahren zur neuen Bleibe wurde. Doch auch in Argentinien mit seiner grossen deutschen Kolonie blieb für ihn die faschistische Gefahr präsent. Die deutsche Botschaft versuchte, seine Veröffentlichungen durch die argentinische Zensurbehörde verbieten zu lassen. Nachdem eine nationalistische Junta unter General Perón an die Macht gelangt war, wurde er nach Patagonien in den Süden des Kontinents verbannt, wo er als Gefangener Werbegrafik für die Regierung machen musste. 1950 gelang ihm die Flucht nach Uruguay. Wieder in Argentinien erlebte er die politischen Wirren nach dem Sturz Peróns, konnte sich aber an sozialen Projekten zur Entwicklung des Landes beteiligen. Während einer Europareise wurde er von einem neuen Umsturz in Argentinien überrascht, der ihm den Rückweg abschnitt. Er musste in die Schweiz zurückkehren, wo ihm das durch den «Arbeitsfrieden» gelähmte politische Klima den Boden für seine bisherige Arbeit entzog. In all den schwierigen Jahren seines Lebens war er unentwegt als politischer Grafiker tätig. Seinen Kampf gegen den Faschismus hatte er nie aufgegeben. «Man könnte eigentlich sagen, von Beruf bin ich ein Emigrant», sagte er später. «Wo ich auch hinkam, musste ich als Emigrant wieder weg. Man wird als Emigrant durch die Welt gehetzt.»

Zeitlose Bedeutung
In der Schweiz wurde er erst in den zwei letzten Jahrzehnten seines Lebens als Künstler anerkannt, zu einer Zeit, in der seine Kunst ihre direkte Wirkung nicht mehr entfalten konnte. Jetzt begannen sich die Galerien, wo seine Kunst ihrer Bestimmung nach eigentlich gar nicht hingehörte, für ihn zu interessieren. Es folgten Ausstellungen und Ehrungen. So ist der Weg der Schweiz, dem sich auch die proletarische Kunst nicht entziehen kann.
Wer Moreau in Zürich in seiner kleinen Wohnung an den Oberen Zäunen besuchte, traf einen bescheidenen und hilfsbereiten Menschen, die Pfeife als Ausdruck seiner Gelassenheit stets in Reichweite. BesucherInnen waren ihm immer willkommen, und bereitwillig signierte er mitgebrachte Drucke. So bleibt er uns in Erinnerung, ungebeugt trotz aller Schwierigkeiten, die sein Leben begleiteten. Wäre es nicht an der Zeit, seine Werke, die im Schweizerischen Sozialarchiv aufbewahrt werden, der Öffentlichkeit in einer Ausstellung wieder vor Augen zu führen? Die politischen Zustände, gegen die er gekämpft hatte, haben sich nicht grundlegend geändert. Unrecht, Unterdrückung, Folter und Mord sind noch immer allgegenwärtig. Moreaus Gesamtwerk, das aus der Auseinandersetzung mit den Problemen seiner Zeit entstanden ist, bleibt aktuell und wird seine zeitlose Bedeutung behalten.

Fokus auf Diversität

Szene aus Obscuro Barroco, brasilianischer Dokumentarfilm über die Transfrau Luana Muniz

sah. Eine Plattform für queere Themen und Geschichten aus aller Welt: Für die Akzeptanz von Diversität und realitätsgetreuen Erzählungen kämpft das Filmfestival «Luststreifen» in Basel wieder vom 26. bis 30. September.

Seit 2008 organisiert die Crew rund um «Luststreifen» jedes Jahr ein tolles Programm mit Filmen, Workshops, KünstlerInnengesprächen und Konzerten. «Luststreifen» will gegen die Unterrepräsentation der Queers in den Filmen kämpfen und mit dem Festival eine Plattform schaffen, auf der bestimmte Themen mit queeren Geschichten aus aller Welt sichtbar gemacht werden. Für einmal ist der Filmstoff provokant, feministisch, experimentell und politisch und fördert die Diversität. Auf der Leinwand, in Workshops und in Gesprächen wird für mehr Sichtbarkeit gekämpft eine produktive Auseinandersetzung mit «Tabuthemen» erarbeitet. Es wäre schade, das Filmfestival zu verpassen, da wir schliesslich alle zu der Diversität gehören.

Ein Interview mit Olivia Bianchi von «Press and Public Relations» des Luststreifen Film Festivals Basel:

Das Festival «Luststreifen» zeigt im September wieder queere, feministische, und politische Kurz- und Spielfilme. Auf welche Filmperlen dürfen wir uns freuen?

Das «Luststreifen» zeigt auch dieses Jahr wieder einige vielfältige Filmhighlights. Einer davon ist sicher «M.I.A.»; die Filmbiografie der umstrittenen srilankischen Künstlerin zeichnet ein intimes Portrait über die Musikerin, welche in den letzten Jahren immer wieder für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat.

Ein ganz spezielles Highlight am Luststreifen Film Festival ist die Panel-Diskussion, welche sonntags, am 30. September ab 15.00 Uhr in unserem Festivalzentrum in englischer Sprache stattfinden wird. Diskutieren werden mehrere RegisseurInnen, ProtagonistInnen und ExpertInnen über die Themen Flucht, Migration in Zusammenhang mit Gewalt- und Diskriminationssituationen von queeren Flüchtlingen. Als Einleitung zur Diskussion wird der Shortfilm-Block «Queer Migration» gezeigt, bestehend aus fünf sehr unterschiedlichen Kurzfilmen. Unter anderem ist die Schweizer Premiere des Filmes «the art of being a sinner»: Ein Portrait des sudanesischen Künstlers Ahmed Umar, der als bekennender Homosexueller seine streng muslimische Familie zurückgelassen hat und in Norwegen eine neue Heimat fand. Sowohl der Protagonist Ahmed Umar als auch der Regisseur Ibrahim Mursal werden bei der Diskussion anwesend sein.

In welcher Form hat sich der feministische Film in den letzten Jahren verändert? Welche Themen sind dazugekommen, welche verschwunden?

Feministische Filme sind wie viele identitätsbasierte Anliegen an ihre historische Entstehung gebunden. Den Strang von feministischen Anliegen auch im Medium Film zu thematisieren, gründet in ihrer politischen, sozialen Bewegung. Eine anfänglich eher weisse, eurozentristische Auslegung des Feminismus wich einem einschliessenden, intersektionalen Konzept. Das heisst, Formen der Unterdrückung und Benachteiligung werden über die Kategorie Geschlecht und Sexualität betrachtet und erweitern sich auf Diskurse wie Ethnizität, Klasse, Nationalität, Identität, Disability und so weiter. Ein intersektionaler Feminismus im Film bespricht kritisch Themen wie Body- und Slut-Shaming (das Beleidigen von Körper und sexueller Aktivität), sexuelle Belästigung, Rassismus, Sexismus, patriarchale Machtstrukturen, Trans- und Homophobie und eine selbstbestimmte Sexualität. Die Serie «The Foxy Five» der Regisseurin Jabu Nadia Newman steht gewisserweise für diese Veränderung und thematisiert gerade die Intersektionalität und Verschiedenartigkeit von Ausdruck und Form der Unterdrückung, welche sich im feminstischen Film zusammenschliessen.

Feminismus ist in aller Munde: Auch herkömmliche Produktionsfirmen machen vermehrt Filme/Serien wie «Orange is the New Black» oder die «Göttliche Ordnung» mit queer-feministischen Elementen. Braucht es alternative Filmfestivals wie «Queersicht» oder «Luststreifen» bald noch und warum?

Tatsächlich werden die Themen Feminismus, Gender Equality und Identity mehr und mehr diskutiert, und auch in der Mainstream-Filmwelt wird immer mehr auf diese Probleme und Fragen eingegangen. Jedoch ist die herkömmliche Filmbranche weiterhin von patriarchalischen Zuständen geprägt sowie heterosexuell und binär normiert. Somit sind Festivals wie das «Luststreifen», das «Queersicht» weiterhin von Nöten, um Tabus zu brechen, Diskurse anzuregen und echte Geschichten auf die Leinwand zu bringen. Alternative Filme oder Filmfestivals scheuen sich ausserdem nicht, auf schwierige Themen aufmerksam zu machen. Diese Plattformen bieten eine Chance und die Möglichkeit, Bewusstsein zu schaffen und die Sensibilisierung und Enttabuisierung auf Diskurse wie Diskriminierung, Sexismus, Colorism und eine selbstbestimmte Sexualität voranzutreiben.

Welche DrehbuchautorInnen, RegisseurInnen oder SchauspielerInnen gibt es in der Schweiz zu entdecken?

Um einen kleinen Ausblick in die junge Schweizer Filmlandschaft zu geben, sind beispielsweise die jungen Regisseurinnen Corina Schwingruber Ilic, Nadia Lanfranchi, Nina Oppliger und Corinne Pfister zu nennen. Die drei letzteren sind auch am Luststreifen vertreten mit ihrer Arbeit «Being Okey». Ihr Kurzfilm bespricht die Thematik Migration und Flucht aus der Perspektive des Geflüchteten Okey aus Nigeria. Okey ist schwul und seit elf Jahren auf der Flucht. Homosexualität ist in seiner Heimat ein Verbrechen und auch die Schweiz gewährt ihm kein Asyl. Der Kurzfilm ist Teil einer unserer Kurzfilm-slots «Queer Migration Shorts»; anschliessend diskutieren die Regisseurinnen und weitere Gäste in einer Panel-Diskussion über die behandelten Themen Asyl, Migration, kulturelle Identität und das Konzept Heimat. Corina Schwingruber Ilic ist selbstständige Filmemacherin und Cutterin, zusammen mit Katja Morand und Beat Scheidegger bildet sie unsere diesjährige Jury. Die Luststreifen-Jury vergibt unsere vier Lust-Awards zur Anerkennung herausragender Leistung für Filmschaffende. Die Übergabe des handgefertigten Awards aus Lindenholz findet am Sonntag an unsere Award Ceremony statt.

Was wünscht ihr euch als Team von «Luststreifen» für filmische Revolutionen in der Zukunft?

Für die filmische Revolution wünschen wir uns dasselbe wie für unsere Gesellschaft als Ganzes: Akzeptanz, Toleranz und Vielfalt in allen Bereichen. Das Medium Film hat viel Einfluss auf die ZuschauerInnen, wenn also Filme mehr Fokus auf Diversität und realitätsgetreue Erzählungen von Menschen und ihren Geschichten legen und Sexismus und Diskrimination weiterhin diskutiert und bekämpft werden, sind wir auf einem guten Weg als Gesellschaft.

www.luststreifen.com

Die Poesie der Klasse

Peter Nowak. Der entstehende Kapitalismus brachte nicht nur massenhaftes Elend hervor, mit ihm bildeten sich in den unteren Klassen auch neue Formen der Dichtung und des Erzählens heraus, in denen die Misere der Gegenwart und Formen des Widerstands eindrücklich beschrieben werden. Nur wenige dieser Schriften sind heute noch bekannt.

Manche von ihnen wurden in den Schriften von Marx und Engels zitiert, beispielsweise der Arbeiterdichter Wilhelm Weitling. Marx würdigte ihn als einen der ersten, der sich für die Organisierung des Proletariats einsetzte.

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Mit Glossen in die Sommerferien gaukeln …

Auch der vorwärts macht Sommerpause… wir erscheinen wieder Anfang September… Schöne Sommerzeit!

Hans Peter Gansner. Bevor es in die «grosse Sommerpause» geht, wird die Badehose eingepackt (ausser man ist NudistIn) und ein paar leckere Pausenbrötchen (mit Schinken, Käse oder vegetarisch oder vegan) für unterwegs. Und los kann die Reise gehen, die uns unter anderem zu einem Ort führt, wo es Chili auf Tofu gibt.

Kurz vor den Sommerferien flattern dem kopfwehgeplagten Journis die neuen Gourmetbibeln ins Haus. Diesmal wollte sich der verantwortliche Redaktor einer dieser Renommierschinken in der welschen Ausgabe besonders gelehrt zeigen und trumpft in seinem Edito mit Lateinisch auf – leider mit einem Fehler in drei Wörtern, schreibt er doch als fetter Zwischentitel «In vinum veritas», wo doch jeder Gymeler weiss, dass es heissen muss «In vino veritas».

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Respektabel oder radikal

Lilly Zegdoum. In der LGBT-Bewegung dominieren die Kräfte, die sich an die herrschende Moral und an die gängigen Rollenbilder anpassen wollen. Die Pride geht aber auf die revolutionären Kräfte zurück, die vor 50 Jahren gegen die Polizei rebellierten.

Es gab stets einen Kampf in der LGBT-Bewegung zwischen zwei Blöcken. Der radikale und der präsentable Block. Vereinfacht ging es dem präsentablen Block darum, heterosexuellen Cis-menschen (d.h. Nicht-Transmenschen) zu zeigen, dass LGBT-Menschen, so wie alle anderen, ein Teil der bürgerlichen Gesellschaft sind und dass die Akzeptanz von LGBTs nicht im Widerspruch zur bürgerlichen Moral steht.

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Widersprüche klaffen weiter

dab. Die 68er-Bewegung war Protest, politische Radikalisierung und Aktion, Aufbruch, sie suchte Emanzipation und alternative, selbstbestimmte Kultur, wollte verkrustete kapitalistische, konservative und antikommunistische Strukturen und Haltungen aufbrechen. Rebellion fand statt, Revolution nicht. Was fünfzig Jahre danach von all dem noch da ist.

1968 erlebte ich nicht live und direkt, sondern die Auswirkungen auf die bürgerliche Gesellschaft der 70er Jahre. Von Marxismus, Demos, Aktionen, Happenings und Auseinandersetzungen wusste ich noch nichts; ich war in der dritten Primarschulklasse, spielte mit anderen Kindern im Quartier und im nahen Wald und träumte vom Töfflifahren, das erst ab 14 Jahren erlaubt war. » Weiterlesen

Revolutionärer Wille

Peter Nowak. Wie standen AnarchistInnen zur Oktoberrevolution in Russland vor hundert Jahren? Einen guten Überblick über die Debatte liefert der von Philippe Kellermann herausgegebene Sammelband «Anarchismus und Russische Revolution».

AnarchistInnen und Bolschewiki sind feindliche Brüder. Diese Vorstellung ist in allen Teilen der Linken weit verbreitet. Daher war es für viele überraschend, dass bekannte AnarchistInnen aus aller Welt die Oktoberrevolution begrüssten und sich am Aufbau der neuen Gesellschaft in der Sowjetunion beteiligten.

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Alles wird scheisse?

Benni Roth. Literatur ist Teil der Gesellschaft und bildet sie nach Eigenlogik ab. Das trifft auch auf Science-Fiction zu. Welches Bild von unserer Gesellschaft und welche Aussichten auf den weiteren Fortgang entwirft die gegenwärtige Science-Fiction?

Science-Fiction hat zurzeit vor allem negative Aussichten für die Zukunft. Entweder wird der Status quo bejaht und eine technologisch hochentwickelte Gesellschaft unter kapitalistischen Vorzeichen sowie liberal-demokratischen Strukturen entworfen.

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