Tom Cruise versucht sich selbst zu retten

dom. Wegen «Top Gun 2» wurde Tom Cruise als «Retter des Kinos» gehandelt.
Sein neuer Film «Mission Impossible – Dead Reckoning» dreht sich um die künstliche Intelligenz, die aus dem Ruder gerät – oder doch um den Schauspieler?

Der Geheimdienst der Vereinigten Staaten hat eine künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, um sich strategische Vorteile im Kampf gegen (natürlich) Russland zu verschaffen. Doch das Projekt ist aus dem Ruder gelaufen und die KI, genannt «The Entity» hat sich verselbständigt. Damit ist die Technologie zur Gefahr und zur scheinbar übermächtigen Gegnerin geworden. Die «Entity» ist ihren Schöpfer:innen und auch allen anderen immer mindestens zwei Schritte voraus.

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Barbie – eine Enttäuschung

dom. Nicht zuletzt weil «Barbie» äusserst aufwändig beworben wurde, waren
die Erwartungen hoch. Doch leider bietet der Film, abgesehen von ein paar wenigen hellen Momenten, nur pseudo-feministische und liberale Botschaften.

Der neue Barbie-Film ist Teil einer umfassenden Marketing-Strategie. Barbie steht «am Anfang eines neuen Kapitels in der Entwicklung der Marke», erklärt Richard Dickson, Präsident von Mattel, gegenüber dem Magazin Forbes. Und Dickson meint es ernst. Die Kooperationen und Merch-Artikel nehmen kein Ende. Von Modelinien über Zuckerwatte bis zu Barbie-Avataren bei Candy Crush – Barbie ist überall. Aber wieso?

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Il Gattopardo

Gerhard Feldbauer. Vor 65 Jahren erschien «Der Leopard» von Tomasi di Lampedusa. Berühmt wurde das Buch auch durch die Verfilmung von Visconti und den Satz: «Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert.» Der Regisseur Tom Shankland will nun den Roman in
einer Serie neu herausbringen.

In Italien erinnert man sich derzeit daran, dass 1958 der weltberühmte Roman «Il Gattopardo» (Der Leopard) von Giuseppe Tomasi di Lampedusa erschien. Es war der einzige Roman, den Tomasi de Lampedusa, geboren 1896 in der sizilianischen Hauptstadt Palermo, verfasste.

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Buch über linke politische Flucht 

Wer da ein romantisches Bild von der Illegalität hat, wird bei der Lektüre des Buchs zumindest irritiert – und das ist sehr positiv. Bild: zVg

Peter Nowak. Das Buch «Ich vermisse euch wie Sau. Eine Auseinandersetzung mit Flucht, Exil und Illegalität» ist eine Aufarbeitung von Freund:innen mit der Flucht und dem anschliessenden Exil ihres Freundes Ricardo. Ergänzt wird das Buch durch Interviews mit ehemaligen Exilant:innen aus der RAF und der ETA. 

Wenn es um Flucht und Exil aus politischen Gründen in der Gegenwart geht, denken auch die meisten Linken nicht in erster Linie an Deutschland. Dabei gibt es auch in der BRD Linke, die sich langjährigen Haftstrafen durch Flucht ins Ausland entzogen haben. So wie Ricardo, der seit Ende der 1990er-Jahre in der ausserparlamentarischen Linken und der Graffiti-Szene in Dresden aktiv war. Ab 2006 produzierte er monatlich eine Livesendung beim Freien Radio Coloradio in Dresden. Im Jahr 2007 war er an der Organisierung der Proteste gegen den G8-Gipfel in Rostock beteiligt.
Grossen Wert legte er auf die Vernetzungsarbeit mit linken Projekten in kleineren Städten in Südbrandenburg. So war er am Aufbau eines Infoladens und Spätshop in Finsterwalde beteiligt. 

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Die Gewerkschafterin 

Maureen Kearney (gespielt von Isabelle Huppert) setzt sich als engagierte Gewerkschafterin für die gerechte Behandlung der Arbeitnehmenden beim französischen Atomkonzern Areva ein. Bild: Filmcoopi

Gaston Kirsche. Der französische Spielfilm «La Syndicaliste» erzählt die wahre  Geschichte der Einschüchterung der Gewerkschafterin Maureen Kearney. Die betrieblichen und gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen werden im Film jedoch weitgehend ausgeblendet. 

«Wenn ich etwas verspreche, dann nicht einfach so. Ich versuche alles, um es zu halten», erklärt die Gewerkschaftsfunktionärin Maureen Kearney. Dabei ist sie umringt von etwa drei Dutzend Frauen in weissen Overalls und mit Schutzhelmen, Arbeiterinnen auf dem Gelände des Atomkraftwerks Paks in Ungarn. Die Frauen sind skeptisch, ob die Gewerkschaftsvertreterin aus Paris etwas dagegen tun kann, dass ihnen gekündigt wird.

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Grenzen überwinden

Auch dieses Jahr wurde am «Taktlos»-Festival ein breites Spektrum präsentiert. Bild: Facebook Taktlos

Peter Dürsteler. Vom 17. bis 19.März fand das diesjährige «Taktlos» im Kunstraum Walscheturm im Zürcher Kreis 4 statt. Zum fünften Male wurde das Festival einem Kuratorium übertragen. Dabei kam der Trompeter Silvan Schmid zum Zuge.
Er sorgte für eine besonders vielfältige Ausgabe dieses Anlasses, indem er ein äusserst breites Spektrum präsentierte.

Das Programmheft zum «Taktlos 2023» versprach ein Festival, das womöglich kaum wiederzuerkennen sei, es werde «jazzig und zeitgenössisch, aber auch performativ, poppig, technoid bis hyperreal». Silvan Schmid wollte im Programm lokal verankerte und jüngere Personen mit einbeziehen – unter Berücksichtigung auch des Aspektes, dass er derzeit zwischen der Schweiz und den Niederlanden lebt.

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Bilanz eines Verbrechens

Matin Baraki. Bild: zVg

Arnold Schölzel. Der langjährige «RotFuchs»-Autor Matin Baraki lehrt an der Universität Marburg Internationale Politik. Mit dem Buch «Afghanistan. Revolution, Intervention, 40 Jahre Krieg», hat er das Standardwerk zur Geschichte des am meisten geschundenen Landes der Gegenwart geschrieben.

Das Buch ist «den Opfern des US-geführten Krieges gegen Afghanistan» gewidmet. Es ist eine Chronik des Grauens, die Baraki in sachlicher, selten polemischer Sprache vorträgt. Hervorzuheben ist: Mehr als 100 Seiten des Buches umfasst ein Abschnitt mit Dokumenten, einer Zeittafel und einer Literaturauswahl. Vermutlich sind hier zum ersten Mal in deutscher Sprache das Grundsatzprogramm der Demokratischen Volkspartei Afghanistans (DVPA), die sich selbst als marxistische Partei verstand, von 1965 zu lesen. Veröffentlicht sind auch Reden ihrer führenden Vertreter:innen, sowie zahlreiche Dokumente, aus denen hervorgeht, wie sich die Führung der Sowjetunion 1979 dagegen sträubte, der DVPA-Bitte, um eine militärische Intervention nachzukommen. Der Band enthält eine Liste mit 21 Gesuchen um Militärhilfe und Truppenentsendung. 

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Europa und die islamischen Künste

Gezeigt werden über 170 Exponate von rund 30 Künstler:innen und viele unbekannte historische Kunstschaffende aus Ägypten, Algerien, Indien, Irak, Iran, Marokko, Spanien, Syrien, Tunesien, Türkei und Usbekistan. Bild: kunsthaus.ch

Redaktion. Bis am 16.Juli 2023 lädt das Kunsthaus Zürich ein zu «Re-Orientations. Europa und die islamischen Künste, 1851 bis heute». Die Ausstellung zeigt die Bedeutung islamisch geprägter Kulturen für die bildende und angewandte westliche Kunst und ist ein wichtiger Beitrag zu den Debatten über kulturelle Aneignung. 

Über die Jahrhunderte hinweg erstreckte sich der islamische Raum über ganz unterschiedliche Territorien: von Südost- bis Westasien und von Nordafrika bis zur Iberischen Halbinsel. Er wurde in der Vergangenheit als «Orient» zusammengefasst – ein im postkolonialen Diskurs heftig diskutierter Begriff.

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Gealterte Held:innen

Die einstigen Weltall-Punks fallen in Tradition und Autorität zurück. Bild: zVg

dom. Die Marvel-Trilogie Guardians of the Galaxy endet witzig und berauschend. Entsprechend erfüllte der Film mehrheitlich die Erwartungen der Kritik und spielte bis Anfang Mai 120 Millionen US-Dollar in die Kinokassen. Doch auf ideologischer Ebene ist der Film problematisch. 

Wie es Guardians of the Galaxy gelingt, ein breites Publikum ausserhalb der Marvel-Community anzusprechen, ist schnell erklärt: Ein bunter Mix von knuffigen bis grobschlächtigen Figuren, trockene Einzeiler, Witz und Charme, ein sorgfältig ausgewählter Soundtrack – eine alles in allem stimmige Produktion, die beste Unterhaltung bietet. Kenntnisse bezüglich des Marvel-Universums sind hilfreich aber keine Voraussetzung, um der Handlung zu folgen.

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The Forgotten Man

Der ehemalige Schweizer Botschafter Heinrich Zwygart (gespielt von Michael Neuenschwander im Bild) während der Nazizeit in Berlin muss sich nach seiner Rückkehr in die Schweiz neu erfinden. Bild: zVg

dom. Der Film erzählt die Geschichte des Botschafters Hans Frölicher, der einige Monate vor Kriegsende aus Berlin nach Bern zurückkehrt, wo er sich mit den Folgen des Krieges, der Schweizer Aussenpolitik und seiner persönlichen Rolle darin konfrontiert sieht.

Heinrich Zwygart, wie Frölicher im Film heisst, hat den Krieg überstanden – wird er auch den Frieden überstehen? Dieser Frage geht Regisseur Laurent Nègre in Form eines nachdenklichen Polit-Thrillers nach.

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Russische Linke gegen den Krieg

Peter Nowak. Das Buch «Spezialoperation und Frieden» Historiker Ewgenly Kasakow untersucht akribisch die unterschiedlichen Fraktionen der russischen Linke, die den Krieg in der Ukraine ablehnen. Aufgezeigt wird, wie differenziert und unterschiedlich diese Kräfte sind.

Mehr als ein Jahr nach dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine ist aus dem Konflikt ein Stellvertreterkrieg zwischen der Nato und Russland mit weiterem Eskalationspotential geworden. Auf beiden Seiten ist die Zahl der Opfer immens, nur die Toten auf der russischen Seite werden hierzulande kaum beachtet,

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Tár- nur vordergründig progressiv

dom. Im Mittelpunkt des Films Tár steht die gleichnamige Dirigentin, eindrücklich dargestellt von Cate Blanchett. Der erst dritte Film des US-amerikanischen Regisseurs Todd Field wurde vom Feuilleton wohlwollend aufgenommen und hat an verschiedenen Filmfestivals unzählige Preise abgeräumt. Aber wieso eigentlich?

Es sind lange drei Stunden, zu denen uns Todd Field in den Kinosessel zwingt. Viel elitäres Geschwafel über Gustav Mahler und Wilhelm Furtwängler, dafür erstaunlich wenig ergreifende Musik für einen Musik-Film. Schlechte Unterhaltung, kein Witz und Spannung will auch nicht so richtig aufkommen in diesem lang gezogenen Drama. Dafür aber Verwirrung: Der Film öffnet eine Reihe von Nebenhandlungen, die er dann nicht weiterverfolgt und zeigt eine Menge von Nebencharakteren, die unausgereift bleiben.

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Eine andere Kunst ist möglich!

Das Kunstkollektiv von Jatiwangi art Factory. Bild: zVg

Gaudenz Pfister. Der Skandal an der Documenta 15, einer der wichtigsten Kunstaustellungen Europas, ist fast schon vergessen. Das indonesische Kunstkollektiv, das diese Ausstellung organisierte, ist Teil einer blühenden Szene in Indonesien, die wenig bekannt ist, aber für unsere Kunstpraxis interessante Fragen aufwirft.

Ein Exotismus, ein Eclat, ein Widerstandsarchiv – das war für mich die Documenta 2022. Die Berufung des indonesischen Kollektivs ruangrupa als Kurator erschien als Versuch, exotische Praktiken in den globalen Kunstzirkus einzusaugen.

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Ein Film für die ganze Familie

Die auftretenden Figuren im Film sind stark überzeichnet. Es bestehen keine Zweifel, für welche von der spätkapitalistischen Gesellschaft hervorgebrachten Typen sie jeweils stehen. Bild: zVg

dom. Mit «Glass Onion: A Knives Out Mystery» hat Rian Johnson einen Film geliefert, der im Feuilleton gefeiert wurde und bereits nach kürzester Zeit zu den populärsten Netflix-Filmen gehört. Das sollte er auch – hat sich doch Netflix die Rechte an der Produktion immerhin 450 Millionen Dollar kosten lassen.

Die positive Resonanz und der finanzielle Erfolg sind nachvollziehbar: Es fehlt nicht an Witz – und über die nicht ganz ausgereiften Charaktere und den nur halbwegs originellen Plot tröstet einem die hochkarätige Besetzung hinweg. Der Film bietet leichte Unterhaltung und fordert vom Publikum keine allzu grosse Aufmerksamkeit.

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Linientreue Dissident:innen in der DDR

Die Schriftstellerin Anna Seghers (1900 – 1983). Bild: wikipedia

Peter Nowak. Die Historikerin Sonia Cabe greift in ihrem Buch das Thema von linken Intellektuellen in der DDR auf, die kritisch der SED-Führung gegenüberstanden. Für diese Menschen kam eines nie infrage: Nach «Drüben» zu gehen, in das Land der Gehlens und Globkes.

«Georg Lukàcs empfängt Anna Seghers, die mit der tschechoslowakischen Fluggesellschaft angekommen ist, auf dem Flughafen Budapest, Februar 1952». So lautet die Bildlegende unter einem Foto, das zwei bekannte kommunistische Künstler:innen mit einer teilweise sehr unterschiedlichen Biographie zeigt.

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Eine Begegnung mit der Geschichte 

Anjuska Weil ist seit Jahrzehnten aktiv in der Solidaritätsarbeit mit Vietnam und Autorin des kürzlich erschienenen Buchs «Begegnungen – Geschichten in der Geschichte Vietnams.»

lmt. Das Buch «Begegnungen – Geschichten in der Geschichte Vietnams» der Autorin Anjuska Weil gibt einen so noch nie festgehaltenen Einblick in die Geschichte des Landes. Ganz unterschiedliche Menschen erzählen ihre Lebensgeschichte und decken dabei Aspekte auf, die nicht in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Ein Gespräch mit der Autorin.

«Begegnungen mit alten Menschen in Vietnam sind etwas Besonderes, immer auch ein Stück Geschichte, gelebte, persönliche Geschichte, welche sich in die grosse Geschichte des Landes einfügt», ist auf der ersten Seite zu lesen. Und genau so ist das Buch aufgebaut. 17 unterschiedliche Menschen erzählen über eine Zeit Vietnams, die geprägt war von Kriegen. Ihre Gefühle verpacken sie dabei in Gedichte, ein Brauch des Landes, der bis heute weitergeben und gelehrt wird. Der vorwärts sprach mit der Autorin des Buches Anjuska Weil.

Wie kamst du auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?
Das ist eine alte Geschichte. Ich fing vor rund zehn Jahren damit an. Anfangs war es noch nicht klar, dass irgendwann daraus ein Buch entstehen würde. Ursprünglich wollte ich Geschichten von Menschen aufnehmen, die ich kannte. Die erste Geschichte war jene, des Mathematikprofessor und guten Freund von uns. Zum Glück habe ich damals seine Geschichte aufgenommen, denn heute wäre er nicht mehr in der Lage dazu. Ich fing also an, die Geschichten festzuhalten und irgendwann kam die Idee auf, die eine oder andere Geschichte im Hoa Binh, das ist die Publikation der Vereinigung Schweiz-Vietnam, zu veröffentlichen. So nahm das seinen Lauf und eine Reihe von Geschichten entstand. Es wurde immer klarer, dass diese Reihe an Geschichten zu einem Buch werden wird. Die Idee bestand daher nicht von Beginn weg, sondern sie entwickelte sich mit der Zeit.

Hat es eine Geschichte, die dich besonders gerührt hat oder am Herzen liegt
Nicht eine einzelne Geschichte, sondern es ist die Kombination der Lebensgeschichten und Gedichten. Viele Gedichte, die nicht in einem Text verankert sind, stammen von einem Cyclo-Fahrer. Aber eben wie schon gesagt, ich könnte nicht eine Geschichte herauspicken. Ihre Gesamtheit macht es aus. Ich habe mich darum bemüht, dass die Geschichten verschieden sind. Es sind Menschen mit verschiedenen Lebenssituationen, die alle auf ihre eigene Weise jene Zeit erlebt haben. Natürlich gibt es hin und wieder Überschneidungen, weil alles im gleichen Land und im gleichen Zeitraum passiert ist. Aber sie haben sich alle unterschiedlich stark und in verschiedenen Bereichen engagiert. Es hat zum Beispiel eine katholische Nonne und es hat auch eine buddhistische Nonne. Dass auch solche Geschichten ihren Platz finden, war mir wichtig.

Es war dir also wichtig, dass ganz verschiedene Menschen vorkommen?
Richtig. Auch aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. Es hat eine Geschichte, die fast eine Doppelgeschichte ist, über eine Frau, welche eine Alphabetisierungskampagne gestartet hatte. Sie erzählte aber auch von ihrem Vater. Er stammte aus dem Hochadel und schloss sich der Revolution an. Es gibt eine Passage in der Erzählung, wo ihn eine Bäuerin mit «endlich Bruder!» und nicht als «Herr» anspricht. Solche Geschichten wollte ich eben auch sichtbar machen.

Du hast es zwar schon angeschnitten, aber trotzdem die Frage: Was sind das für Menschen, die in deinem Buch vorkommen und ihre Geschichten erzählen?
Wie bereits erwähnt: Es sind unterschiedliche Menschen. Menschen, welche ihren Beitrag auf verschiedene Art geleistet haben in einer schwierigen Zeit. Als Erstes war da, was sie «französischer Krieg» nennen. Also der Kolonialkrieg, in dem Frankreich die Unabhängigkeit von Vietnam nicht anerkennen wollte. Danach kam der USA-Krieg. Es gibt Menschen, die haben beide Kriege erlebt. Es hat aber auch etwas jüngere Menschen, die den Kolonialkrieg nicht erlebt haben oder sie waren zu dieser Zeit Kinder. Es handelt sich um eine Zeit, welche vom Kriege geprägt war. Nach dem Sieg gegen die USA wurde unmittelbar ein Embargo gegen Vietnam verhängt und die westlichen Länder haben da mitgemacht. Das war für die Menschen in Vietnam sehr hart. Ihr Land wurde zuerst zerstört und danach auch noch unter Embargo gestellt. Die Nachkriegsjahre waren eine sehr schwierige Zeit. Das kommt teilweise auch zum Ausdruck in den Geschichten. 

Wenn du die Menschen in Alter einordnen würdest, sind es eher ältere Menschen?
Ja, genau. Um die ganze Zeit miterlebt zu haben, muss man doch ein gewisses Alter haben. Die Altersspanne reicht von 60 bis 80 Jahre, dies zum Zeitpunkt, als ich die Interviews führte. Es leben inzwischen nicht mehr alle.

Was machen die Geschichten so besonders?
Sie geben einen Einblick, den man in den Geschichtsbüchern nicht finden kann. Es sind «Sondierbohrungen», die in die Tiefe gehen und ganz konkret aufzeigen, wie die Zeit damals war und erlebt wurde. Eine Geschichte zum Beispiel berichtet darüber, dass Frankreich sogenannte vietnamesische Kontraktarbeiter nach Neukaledonien verfrachtete, damit diese dort in den Bergwerken schuften mussten. Ich meine, wer weiss schon so was? Und in meinem Buch gibt es eine Frau, die in Neukaledonien aufgewachsen ist, wobei ihr Vater genau auf diese Weise dorthin kam. Sie war dann eine von den Letzten, die nach Vietnam zurückging. Denn sie trat einer Jugendbewegung bei, die sich dafür einsetzte, dass alle, die möchten, zurückkehren konnten. Es kommen Ereignisse aus der Geschichte hervor, die nicht allgemein bekannt sind. Mein Buch gibt Einblicke in persönliche Lebensgeschichten, deckt aber auch Sachen auf, die einer grossen Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Die Abmachung mit den Interviewten war, dass sie nur das erzählen, was sie wollen und ich auch nicht weiter nachhake. Das führt dazu, dass gewisse Geschichten nicht sehr viele Gefühle aufweisen. Aber ich muss dazu sagen, dass die Menschen ihre Gefühle immer wieder in Gedichten ausdrücken. Es ist in Vietnam üblich, dass Gefühle in Gedichte verpackt werden.

Was wolltest du mit dem Buch festhalten und dementsprechend auch bewirken?
Ich wollte die Erinnerung an diese Menschen festhalten. Aber zur gleichen Zeit wollte ich auch einen Einblick in die Geschichte des Landes geben. Mein Buch hält auch keine Biografie von einem berühmten Menschen fest, dies wollte ich bewusst nicht. Denn das gibt es schon. Es sind vor allem «Alltagsmenschen».

Bestellungen bei info@vsv-asv.ch oder direkt bei der Autorin: a.weil@sunrise.ch

Buch gebunden, 200 Seiten, ISBN 978-3-033-09524-3,Preis: CHF 28.- 

Peter K. alleine gegen den Staat

Peter K. (gespielt von Manfred Liechti) während einer Gerichtsverhandlung.

dom. Der neue Film von Laurent Wyss beleuchtet die politischen Hintergründe der Geschichte um Peter Hans Kneubühl nur ungenügend und unterstützt das gängige Narrativ vom «verrückten Rentner».

Vor rund zwölf Jahren hielt Peter Hans Kneubühl die Schweiz in Atem. Die Geschichte dürfte manchem in Erinnerung geblieben sein: Nach dem Tod seiner Mutter droht die Zwangsräumung des Hauses, in dem er aufgewachsen ist und in dem er seine Mutter jahrelang gepflegt hat.

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Triangle of Sadness

dom. Ruben Östlund wurde für sein neustes Werk Triangle of Sadness mit einer «Goldenen Palme» geehrt. Ist diese schwarze Satire am Ende gar kein Angriff auf die Welt der Reichen und Schönen? Haben wir es hier tatsächlich mit einer Kapitalismuskritik zu tun oder rechtfertigt der Film am Ende doch nur die bestehenden Verhältnisse?

Der Film ist in drei Kapitel gegliedert: Einmal erhalten wir als Zuschauer*innen einen Einblick ins Privat- und Beziehungsleben der beiden Models und Influencer Carl und Yaya. Danach begleiten wir die beiden auf eine Luxusyacht, wo die Verhältnisse zwischen den superreichen Gästen und dem hart arbeitenden Schiffspersonal im Vordergrund stehen. Zuletzt befinden wir uns auf einer scheinbar verlassenen Insel, auf der einige Überlebende gestrandet sind, nachdem die Yacht von Piraten angegriffen wurde.

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