Gegen das Symbol des Staates

William Andrews. Der japanische Kaiser wird 2019 zurücktreten. Das hat die GegnerInnen des Kaisers auf den Plan gerufen. Die antimonarchistische Bewegung, die sich für die Abschaffung des Kaiserssystems einsetzt, hat allerdings einen schweren Stand in Japan und wird von den Medien stiefmütterlich behandelt.

Nach Monaten der Spekulation und Gerüchte wurde im Dezember bestätigt, dass der japanische Kaiser Akihito (84) am 30. April 2019 offiziell abdanken wird. Sein Sohn Naruhito (57) wird als Nachfolger den Chrysanthementhron besteigen, die Heisei-Ära geht damit zu Ende und ein «neues Zeitalter» wird beginnen. Was die Medien aber nicht erwähnten, ist, dass die angekündigte Abdankung die Anti-Kaiser-Bewegung reanimiert hat, ein altes Thema in Japan.

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Kuba nach dem Hurrikan

René Lechleiter/Susanne Schreiber. Drei Monate nachdem der Hurrikan Irma über die Antilleninseln gezogen ist, zeigen sich die Städte Kubas weitestgehend von sichtbaren Schäden befreit. Unter anderem weil sich Bevölkerung an den Aufräumarbeiten beteiligte.

Es ist fast unglaublich und erstaunlich zugleich: Nach dem verheerendsten Hurrikan, der je über die Antilleninseln hinweggezogen ist, und die Welt all diese schlimmen Bilder der Zerstörungen hat sehen können, zeitigt ein persönlicher Augenschein auf der grössten Insel, Kuba, ein überraschendes Bild. Knappe drei Monate sind seit den Tagen vergangen, an denen «Irma» über fast die ganze Nordküste hinweggezogen ist, doch bereits jetzt zeigen sich die Städte weitestgehend von allen sichtbaren Schäden befreit!

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Das Erfolgsrezept der PTB

Harald Lukes. Die Partei der Arbeit Belgien (PTB) ist nach einer Strategieänderung sehr erfolgreich. Sie hat dazu ein spannendes Buch veröffentlicht, das in der Bildungsgruppe der PdA Zürich diskutierte wurde. Abgeschlossen wurde diese Diskussion mit Gaël Vuillème, der längere Zeit in Belgien lebte und im Umfeld der PTB aktiv war.

In der Bildungsgruppe der Partei der Arbeit Zürich haben wir zuletzt das Buch «Verbreitern, Verbinden, Vertiefen» der PTB gelesen. Darin zu lesen ist die Geschichte dieser Partei, ihre Einschätzung der Lage in Belgien sowie ihre politische Strategie. Anfang Dezember besuchte uns schliesslich Gaël Vuillème, der Co-Präsident der Kommunistischen Jugend der Schweiz (KJS). Der Genosse hat einige Monate in Belgien gelebt und war in der StudentInnenorganisation der PTB, der Comac, aktiv.

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Brücke des Internationalismus

tai. Der politische Dokumentarfilm «We need to take guns» entstand während dem Höhepunkt der Kämpfe um die Stadt Raqqa in Syrien. Dabei wurden den KämpferInnen des internationalen Freiheitsbattalions das Wort gegeben. Ein Gespräch mit einer der Filmemacherinnen.

Der Film «We need to take guns» ist ein Dokumentarfilm über die KämpferInnen des internationalen Freiheitsbattalions in Raqqa. Wie ist der Film entstanden?
Zuerst muss man festhalten, dass wir uns bereits seit einigen Jahren mit dem Kampf auseinandersetzen, der in Rojava stattfindet gegen die Barbarei und für eine sozialistische Perspektive, dass wir schon mehrmals vor Ort waren und uns politisch dafür engagieren. Unser Schwerpunkt im Film ist das Internationale Freiheitsbattalion (IFB), weil dessen Geschichte und die Wurzeln, auf die es sich bezieht, unserer Politik in Europa sehr nahe sind.

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Militanz oder Lobbying?

tai. Spektakuläre Aktionen und der Tod von ProtagonistInnen prägen den Film «120 BPM» über die Pariser LGBT-Gruppe Act Up, die sich Anfang der 90er Jahre für Aids-Kranke einsetzt. Konflikte innerhalb der Organisation sorgen für Zündstoff.

Der Film «120 BMP» beginnt in einem Vorlesungssaal. Eine grosse Gruppe von zumeist jungen AktivistInnen diskutiert aufgeregt, angeregt eine Aktion, die ein Teil von ihnen just in den Stunden zuvor durchgeführt haben. Die Leute sind teilweise blutbespritzt. Es seien Fehler begangen worden, meint eine Anführerin der Gruppe. Man stimmt ihr zu. Von einigen gibt es aber Widerspruch. Die Aktion sei ein Erfolg gewesen, meint Sean, einer der ProtagonistInnen. Wir befinden uns in Paris, Anfang der 90er Jahre.

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Wie bin ich Jude und Sozialist?

Jochi Weil. Im Folgenden versucht Jochi Weil, Vorstandsmitglied der Religiös-Sozialistischen Vereinigung der Deutschschweiz, die im Titel gestellte Frage in acht kurzen Kapiteln aus seiner Lebensgeschichte rudimentär zu beantworten. Natürlich liesse sich noch viel mehr sagen.

Kindheit
Aufgewachsen bin ich in einer jüdischen Familie in einem Reiheneinfamilienhaus am unteren Zürichberg. Mein Vater kam aus Luzern, meine Mutter aus Hamburg-Altona. Meine Eltern waren beide Mitglieder der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ). Mein jüngerer Bruder und ich wurden mehr oder weniger jüdisch, aber vor allem weltlich erzogen. So besuchten wir den öffentlichen Kindergarten und die Primarschule. Wir waren sogenannte «Dreitagesjuden», d.h. dreimal im Jahr, an hohen Feiertagen nahmen wir am Gottesdienst in der Synagoge an der Löwenstrasse teil, wo wir mit 13 Jahren auch Bar Mitzwa wurden.

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Liberal gegen Demokratie

Alexander Eniline. Der Liberalismus hat mit Demokratie nichts zu tun. Seine VertreterInnen ziehen sogar meist eine liberale Diktatur jeder Demokratie vor, sollte das Privateigentum in Gefahr sein. Stechendes Beispiel ist dafür Friedrich von Hayek, der Pinochet unterstützte.

Der Angriffswinkel heute, der für gewöhnlich von allen liberalen PropagandistInnen gegen die KommunistInnen und KämpferInnen für den Sozialismus eingenommen wird, ist, dass der Sozialismus von Natur aus antidemokratisch und diktatorisch ist, während der Liberalismus per se die Demokratie garantiert. Das wird so oft repetiert, dass es als praktisch erwiesen erscheint.

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Schweigen und Verschleppung

Peter Nowak. Ein neues Buch über das Leben von Roman Rosdolsky und dessen Frau Emmy, die Trotzki nahestanden, gibt die Möglichkeit, das Werk eines wenig bekannten marxistischen Ökonomen kennenzulernen.

«Mit permanenten Grüssen» ist eine merkwürdige Form, sich zu verabschieden. Manche dürften sich dabei an Trotzkis Theorie von der permanenten Revolution erinnert fühlen. Und damit liegen sie richtig. Emmy und Roman Rosdolsky, deren Leben das im Mandelbaumverlag veröffentlichte Buch gewidmet ist, hätten sich wohl selber nie als TrotzkistInnen bezeichnet.

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Noch mehr Gift

tai. Die Forschung ist sich uneins, ob das Herbizid Glyphosat gesundheitsschädigend ist. Monsanto-Studien erklären es für unbedenklich. Der Bundesrat möchte den erlaubten Grenzwert von Glyphosat um das 3600-Fache erhöhen.

Bisher war in der Schweiz im Fall von Glyophsat ein Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser erlaubt. Geht es nach der CVP-Bundesrätin Doris Leuthard, soll der Wert auf 360 µg, das 3600-Fache, festgelegt werden. BäuerInnen in der Schweiz dürften dann ein Vielfaches des Herbizids ausbringen. Auch für zwei Dutzend weitere chemische Präparate soll der Grenzwert erhöht werden.
Glyphosat ist ein Herbizid, das auf sämtliche Pflanzen wirkt. Indem es ein Enzym blockiert, das Pflanzen zur Herstellung lebenswichtiger Aminosäuren brauchen, können sie nicht mehr wachsen. Seit den 70er Jahren wird Gyphosat vom Agrokonzern Monsanto unter dem Markennamen Roundup für die Unkrautbekämpfung verkauft. Roundup ist das am häufigsten eingesetzte Herbizid der Welt. Montsanto verkauft jedoch nicht nur Roundup, sondern auch gleich das passende Saatgut für Nutzplanzensorten, die gegen das Herbizid resistent sind. Es handelt sich dabei um gentechnisch veränderte Pflanzen, vor allem um Mais und Soja. Der Verkauf von Glyphosatprodukten lohnt sich: Pro Jahr dürften sie wohl bald mehr als zehn Milliarden Dollar einbringen. Entsprechend gross ist das Interesse der Industrie, diese Chemikalie auf dem Markt zu halten.

Einfluss von Monsanto
Die Forschung ist sich uneinig, ob und wie gefährlich Glyphosat und Roundup sind. Eine Studie der Internationalen Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation kommt zum Schluss, das Glyphosat «wahrscheinlich krebserregend für Menschen» ist. Kritik gibt es auch vom deutschen Umweltbundesamt: Mit der nahezu vollständigen Vernichtung aller Kräuter und Gräser auf dem Acker sinke nicht nur die Zahl der Pflanzen stark, heisst es von der Behörde. Dies entziehe allen an Ackerlebensräume gebundenen Arten wie Insekten und Feldvögeln grossflächig die Lebensgrundlage. Ganze Nahrungsnetze könnten zusammenbrechen.
Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hätten hingegen keine Hinweise auf eine krebserzeugende oder erbgutschädigende Wirkung gefunden. Bei einer weiteren Untersuchung der Europäischen Chemikalienagentur (Echa), die für Glyphosat ebenfalls Entwarnung gab, wurde aufgedeckt, das sie von der Industrie beeinflusst wurde. Eine Lobbyorganisation von Monsanto konnte die vorläufige Bewertung der RisikoprüferInnen einsehen und schriftlich kommentieren, und zwar kurz bevor das Gremium sein abschliessendes Urteil formulierte. Der Berliner Toxikologe Peter Clausing, der als Beobachter an den Sitzungen der Echa zugelassen war, ist überzeugt: «Die Industrie hat versucht, auf die Bewertung der Behörde Einfluss zu nehmen.»

Häufung von Krebs
Ein Bericht der europäischen BürgerInneninitiative «Stop Glyphosat» zeigt auf, dass die Studien, die von den Unternehmen gemacht werden, Glyphosat als sicher einstufen, während die Mehrzahl der unabhängigen Studien Schädigungen der Erbsubstanz feststellen. Die Initiative schreibt, dass beispielsweise der signifikante Anstieg von Lymphdrüsenkrebs in Mausexperimenten zu den epidemiologischen Studien passt, die bei Menschen, die Glyphosat verwenden, eine Häufung von Lymphdrüsenkrebs aufzeigt. Dies zusammen mit Belegen für die Genotoxizität und oxidativen Stress als Mechanismus würde überzeugend auf eine krebserregende Wirkung des Herbizids hinweisen. Insgesamt seien die Ergebnisse der Untersuchungen der von Monsanto bezahlten WissenschaftlerInnen «wissenschaftlich unseriös und von ernsthaften Interessenkonflikten unterminiert». Die fortgesetzte Anwendung bringt laut der BürgerInneninitiative «Stop Glyphosat» ein inakzeptables Risiko für Krebserkrankungen.
Im Oktober 2016 fand gegen den Monsantokonzern ein Tribunal statt, dass von Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen initiiert wurde. Dutzende ZeugInnen aus den verschiedensten Ländern kamen zusammen, um von Umwelt- und gesundheitlichen Schäden durch Monsanto-Produkte wie Roundup zu berichten. Ein sehr eindrucksvoller Fall war Sri Lanka. Dort sei in den 1980er Jahren massenweise das Pflanzengift Roundup durch die BäuerInnen benutzt worden. Eine Folge davon war, dass in Sri Lanka Tausende von ReisbäuerInnen an Nierenleiden erkrankt sind und viele von ihnen gestorben sind. 2015 erliess die Regierung in Sri Lanka ein Verbot der Einfuhr von Roundup. Das Nierenleiden ist nicht nur auf Sri Lanka beschränkt. Global ist schon lange eine mysteriöse chronische Nierenerkrankung (CKDu) zu beobachten, die jährlich für Tausende Tote sorgt. 2014 konnte CKDu mit dem Herbizid Roundup in Verbindung gebracht werden. Das Ausmass des Gesundheitsproblems ist gewaltig: An CKDu seien gemäss dem Center für Public Integrity mehr Menschen in El Salvador und Nicaragua gestorben als an Diabetes, HIV und Leukämie zusammen. Auch El Salvador hat die Anwendung von Glyphosat verboten.

Linke für Verbot
In der Schweiz setzen sich die linken Parteien für ein Verbot ein. Balthasar Glättli von den Grünen forderte vor einigen Monaten im Nationalrat ein Moratorium von Glyphosatprodukten bis 2022, um damit Zeit für unabhängige wissenschaftliche Abklärungen der Gesundheits- und Umweltrisiken zu gewinnen. Die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) unterstützt alle Schritte hin zu einem Verbot. Man fragt sich aber auch, ob ein solches Moratorium zu weiteren Erkenntnissen führen wird, wenn die Agroindustrie sie bisher verhindern konnte – immerhin gibt es das Herbizid seit über 40 Jahren. Eine von der Wirtschaft unabhängige Wissenschaft ist im Kapitalismus nicht zu haben. Für eine freie Entwicklung der menschlichen Erkenntnis brauchen wir ein anderes Gesellschaftssystem.

Damals wie heute: Rassismus tötet

sah. Das Pogrom beim Sonnenblumenhaus in Rostock jährt sich zum 25. Mal. 1992 sammelte sich ein rassistisch motivierter Mob, um gegen AsylbewerberInnen zu randalieren. Von den Ausschreitungen gegen Flüchtlinge sind Mahnmäler geblieben. Der Aufstieg der ultrarechten AfD in der Region verheisst aber nichts Gutes.

Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen stehen für die Folgen der Hetze in der Asyldebatte der Bundesrepublik in den 1990ern. Als Kind vor dem Fernseher, sah ich zum ersten Mal in aktuellen Nachrichten Jugendliche den Hitlergruss machen – im Hintergrund eine jubelnde Masse. Dies war allerdings kein nationalsozialistischer Geschichtsfilm, sondern Rostock-Lichtenhagen 1992. Was genau war passiert? » Weiterlesen

Heilige Terrorbekämpfung

Gruppenbild nach der Verabschiedung des Aktionsplans. Bild-EJPD

dab. Die Justizministerin will Schulen und Vereine besser nach Gewaltideologien und potenziellen GesinnungstäterInnen durchschnüffeln und weitere Strafrechtsverschärfungen sowie drastische Präventivmassnahmen einführen.

An der Vorstellung des «Nationalen Aktionsplans zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus» vor den Medien sprach man im Bundeshaus beschönigend von Prävention, von ein paar schwarzen Schafen, die man früh erkennen müsse, um grösseren Schaden zu verhindern. » Weiterlesen

Vor dem Scheideweg

Christiane Jaquet. Am 9. Dezember hat sich das Referendumskomitee gegen die Altersvorsorge 2020 zum letzten Mal getroffen. Thema war der zukünftige Kampf für ein gerechtes Rentensystem.

Die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) und die Westschweizer Partei Solidarités arbeiteten schon längere Zeit an einem Initiativprojekt zur Altersvorsorge. Während sie früher zwei verschiedene Vorschläge diesbezüglich gemacht hatten, traten sie nun am Abschlusstreffen des Referendumkomitees gegen die Altersvorsorge 2020 in Olten am 9. Dezember mit einem gemeinsamen Dokument vor und erklärten, sie seien «sich in der Hauptforderung einer solchen Initiative einig: die Integration der 2. Säule in die AHV-IV, und damit der Übergang von einem auf dem Kapitaldeckungsverfahren basierten zu einem auf dem Umlageverfahren beruhenden System».

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Ignoranz oder Propaganda?

0,7 Prozent des BIP für Entwicklungshilfe sind für die Industriestaaten „zu schwer!“

sit. In einem der reichsten Länder der Welt streitet das Parlament über 100 Millionen Franken bei der Entwicklungshilfe. In seiner Rede erinnert der PdA-Nationalrat Denis de la Reussille daran, dass die Entwicklungshilfe ein Auftrag der Verfassung und gesetzlich verankert ist.

100 Millionen Franken an Entwicklungsgeldern streichen. Dieses Vorhaben hatte die Finanzkommission des Nationalrats mit einer knappen Mehrheit von 13 gegen 12 Stimmen beschlossen. Die Debatte im Nationalrat Anfang Dezember war dann von den vielen Kürzung- und Streichungsanträgen der SVP geprägt. Besonders zu profilieren versuchte sich dabei der SVP-Mann Peter Keller. In seinem Eifer für das Wohl der Eidgenossenschaft gab er skurrile Sachen von sich: So sei die Entwicklungshilfe «eine neue Form von Kolonialismus», die keine Unterstützung des Bundes benötige. Ein solche Aussage kann zwei Gründe haben: Entweder beruht sie auf das Nichtkennen der Tatsachen, sprich Ignoranz, oder sie hat übelste, unmenschliche Politpropaganda zum Ziel. Ein Beispiel als Hilfe zur entsprechender Meinungsbildung: In den letzten zehn Jahren flossen rund 88 Millionen Franken an Entwicklungsgelder nach Äthiopien, aber nicht direkt an die äthiopische Regierung. Das Geld kam der von Armut betroffenen Bevölkerung zugute, hauptsächlich über Projekte der Uno und internationaler Nichtregierungsorganisationen. Dazu gehörte insbesondere der Zugang der Bevölkerung und von Nutztieren zu Nahrung, Wasser und Gesundheitsversorgung. Mit dem Geld aus der reichen Schweiz wurde zudem die Unterbringung sowie die Arbeitsintegration von Flüchtlingen vor Ort unterstützt. Äthiopien ist sowohl ein Herkunftsland als auch Transit- und Zielland für Flüchtlinge und MigrantInnen. Als eines der ärmsten Länder der Welt beherbergt es über 880 000 Flüchtlinge – in ganz Afrika nach Uganda am zweitmeisten. Dazu kommen rund zwei Millionen intern Vertriebene. «Neue Form von Kolonialismus» oder ist der Kolonialismus einer der Hauptgründe für das Elend dieser Menschen? Und um auf Herr Keller zurückzukommen: Ignoranz oder üble Propaganda? Die Antwort sei den LeserInnen überlassen.

Meilenweit entfernt
Es ist schlicht und einfach beschämend, dass das Parlament eines der reichsten Länder der Welt überhaupt über die Streichung von 100 Millionen Entwicklungsgeldern streitet. Denn was sind 100 Millionen im Vergleich zu den 673,5 Milliarden Franken (!) an Vermögen, das die 300 Reichsten in der Schweiz besitzen? Es sind genau 0,014 Prozent! Hinzu kommt die Zielvorgabe der Uno für Industrieländer in Sachen Entwicklungsgelder und die hält fest, dass mindestens 0,7 Prozent des BIP dafür aufzubringen ist. Auch die Schweiz hat sich mit Worten zu diesem Ziel bekannt, ist aber mit den Taten meilenweit davon entfernt. Das hat auch PdA-Nationalrat Denis de la Reussille in seiner guten Intervention im Rat unterstrichen. Er begann seine Rede, indem er die VolksvertreterInnen an zwei wichtige Fakten erinnerte. Erstens an die Verfassung, denn da steht im Art. 54 geschrieben: «Der Bund trägt namentlich bei zur Linderung von Not und Armut in der Welt, zur Achtung der Menschenrechte und zur Förderung der Demokratie, zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker sowie zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen.» Und zweitens an das «Bundesgesetz über die internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe». Dort ist unter anderem zu lesen: «Die Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Entwicklungsländer im Bestreben, die Lebensbedingungen ihrer Bevölkerung zu verbessern. Sie soll dazu beitragen, dass diese Länder ihre Entwicklung aus eigener Kraft vorantreiben.» Will man diese Vorgaben erfüllen, «müssen die dazu nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden», hielt der PdA-Genosse fest.
Eine sachdienliche Entwicklungszusammenarbeit ist von einer stabilen Finanzierung und einer langfristigen Planung abhängig. Somit würde eine abrupte Kürzung der Gelder das bisher Erreichte in Gefahr bringen oder gar das Ende der längerfristigen Projekte bedeuten. Der PdA-Nationalrat schloss sein Votum mit einer klaren Aufforderung ab: «Während wir bequem auf unserem Polstersessel sitzen, wäre es sinnvoll sich an Folgendes zu erinnern: Mit der Kürzung von 100 Millionen Franken bei der Entwicklungshilfe verdammen wir Tausende von Menschen in die Misere, zur Flucht oder gar zum Tod.» Was für ein Unterschied zu Peter Keller, der für einmal zu den VerliererInnen gehörte, denn der Nationalrat schickte das Vorhaben seiner Partei mit 100 zu 88 Stimmen bachab.

«Besetzen ist legitim!»

red. In Basel wurde für kurze Zeit ein Haus besetzt, das seit mehreren Jahren leer steht. Die BesetzerInnen versuchten, mit den EigentümerInnen Kontakt aufzunehmen. Die Polizei räumte die Besetzung innerhalb kurzer Zeit und nahm zwei Aktivisten in Haft.

Die Stadt Basel wird aufgewertet. In immer kürzeren Zyklen werden Häuser abgerissen und neu gebaut, Mietwohnungen in Wohneigentum verwandelt, Mieten erhöht und durch grossflächige Investitionen ganze Stadtteile umgekrempelt. Vor diesem Hintergrund hatte sich die IG Bedingungsloses Wohnen (IGBW) gebildet und am 6. Dezember die Gärtnerstrasse 112 besetzt.

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Verrat und Tod

Der jemenitische Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh.

James Tweedie. Der jemenistische Ex-Präsident Saleh war in Verhandlungen mit Saudi-Arabien getreten, um die Seiten zu wechseln, und hatte sein Bündnis mit den Huthi-RebellInnen aufgelöst. Nun ist er von den Huthis getötet worden.

Der jemenitische Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh wurde von seinen ehemaligen Verbündeten, der Huthi-Bewegung, getötet. Nach Angaben des in Qatar ansässigen arabischen Senders «Al Jazeera» war der 75-Jährige auf der Flucht aus der Hauptstadt Sana’a mit seinem Fahrzeugkonvoi an einem Kontrollposten gestoppt worden.

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Parteinahme für Israel

red. US-Präsident möchte seine Botschaft ins besetzte Jerusalem verlegen – und bricht damit internationale Abmachungen. Im Folgenden die Reaktionen von der Gesellschaft Schweiz-Palästina und der BDS-Bewegung.

Die Gesellschaft Schweiz-Palästina verurteilt in einem Pressekommuniqué das Vorhaben von US-Präsident Trump, die Botschaft der USA von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.

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Moreno unter Druck

Waren mal Freunde: Moreno und Correa

Volker Hermsdorf. Ecuadors linke Regierungspartei ist faktisch gespalten, nachdem der neue Präsident Lenin Moreno begann, das Programm der rechten Opposition umzusetzen. Expräsident Correa ruft zu Widerstand gegen seinen Nachfolger auf.

In Ecuador hat sich die Regierungspartei Alianza País (AP) faktisch gespalten. Auf einem Parteitag beschlossen 1272 Delegierte in Esmeraldas im Norden des Landes, ein Ausschlussverfahren gegen Staatspräsident Lenín Moreno einzuleiten.

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