Anatomie eines Sommerlochs
flo. Wegen eines abgebrochenem Konzerts galoppierte ein Thema durch die Schweizer Presselandschaft, bei dem klar war: Der einzige Grund, warum die Sache Schlagzeilen macht, ist die angekündigte Empörung von links wie rechts. Das abstruse Thema, welches das diesjährige Sommerloch füllte.
Erinnert ihr euch noch an euer liebstes Sommerloch? Meines war 2017, als innerhalb weniger Tage in Schaffhausen zwei Schwimmer von einem Biber gebissen wurden. Das Ereignis füllte damals tageweise die auflagenstärksten Blätter des Landes. Tier-ärzt*innen wurden zum natürlichen Verhalten von Bibern befragt und selbst vermeintliche Sichtungen des aggressiven Tiers führten zu Medienberichten. Jetzt, wo langsam die Saure-Gurken-Zeit 2022 ihrem Ende entgegengeht, kann ich mit aller Offenheit sagen: Ich vermisse diesen aggressiven Biber. Zumindest hatte der einen gewissen Unterhaltungswert, während wir diesen Sommer vor allem mit einer Story traktiert wurden: Kultureller Aneignung. Dabei hatte es gar nicht so abstrus angefangen: Eine Gruppe von Reggae-Musikern musste in Bern auf Bitten von Personen aus dem Publikum ein Konzert in der Brasserie Lorraine abbrechen. Seit wann interessiert es Mainstreammedien, was in linken Szenekneipen läuft? Man kann sich schon wundern, wenn man bedenkt, wie gross die Story im Verlauf des Sommers wurde.