Notstand kategorisch verneint

Claude Braun. Am 21. August wurde die Basler Flüchtlingshelferin Anni Lanz vom Walliser Kantonsgericht in Sion in zweiter Instanz zu einer Busse von 800 Franken verurteilt. Das Strafmass ist zwar gering und die härtere Verurteilung, die der Staatsanwalt forderte, wurde abgeschmettert. Aber das Prinzip der Bestrafung der Solidarität wurde bestätigt.

Das Urteil reiht sich in die in ganz Europa stattfindende Kriminalisierung der Solidarität ein. Der Richter hat es verpasst, in einem exemplarischen Fall Menschlichkeit und die Rettung von Leben zu würdigen. Die 73-jährige Aktivistin war bereits im Dezember 2018 vom Bezirksgericht Brig erstinstanzlich wegen Förderung der illegalen Einreise in die Schweiz zu einer Busse von 800 Franken verurteilt worden. Sie legte aber Rekurs gegen den Entscheid ein.

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An jeder Nachfrage vorbei gebaut

flo. Wer in eine der grossen Städte der Schweiz ziehen will, hat es im Moment schwer. Dabei wird in der Schweiz wie verrückt gebaut. Es herrscht Bauboom im Bereich von Mietwohnungen. Viele Bauprojekte zielen auf eine gutverdienende Klientel. Es fehlt an günstigem Wohnraum. Dabei stehen Zehntausende Wohnungen im Land leer.

Es ist wieder soweit: Das Herbstsemester an der Universität steht bevor und Zehntausende Stu-dienanfänger*innen in der ganzen Schweiz suchen nach günstigen WG-Zimmern und Wohnungen in den Universitätsstädten des Landes. Besonders in der Preishochburg Zürich sind bezahlbare Wohnungen rar gesät. Wenig erstaunlich also, dass eine Wohnungsbesichtigung im Kreis 4 letzten Monat für eine 300 Meter lange Schlange sorgte. Im November 2018 kam es bei einer Besichtigung in Oerlikon laut einem Bericht im Tagesanzeiger gar zu einem Auflauf von 500 Personen. Um der Situation Herr zu werden, wurde die Polizei aufgeboten.

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Gemeinsam grosse Momente definieren…

sah. Nach der Sommerpause im Anschluss an den erfolgreichen Frauen*streik wurde bei einem Treffen der nationalen Koordination in Grenchen weitergeplant. Neben dem Absprechen von Terminen und dazugehörigen Aktionen standen grundsätzliche Themen der Bewegung zur Diskussion.

Wie während der letzten Sitzung im Juni abgemacht, trafen sich Vertreterinnen* vieler kantonaler und lokaler Komitees am 24. August in Grenchen im Rahmen einer Sitzung der nationalen Koordination. Auf der Traktandenliste war nicht nur ein Rückblick, sondern auch die Planung der nächsten Aktivitäten.

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Konferenz «Frauen, Frieden und Sicherheit: Reclaim Prevention!»

Ein kritischer und gendergerechter Blick auf die «Prävention von gewalttätigem Extremismus» ist nötig

Wenn Frauen in Friedensverhandlungen miteinbezogen werden, ist der Frieden nachhaltiger. Das ist ein wissenschaftlich belegter Fakt und die Grundlage der Resolution 1325 des UNO-Sicherheitsrats über «Frauen, Frieden und Sicherheit». Diese verlangt unter anderem, dass Frauen bei der Prävention, Bewältigung und Lösung von Konflikten mitentscheiden können. Heute richtet sich der Fokus der Staatengemeinschaft vor allem auf die Verhinderung von «gewalttätigem Extremismus». Geht das auf Kosten von Frauenrechten und Geschlechtergleichstellung als Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden?

Die Konferenz «Frauen, Frieden und Sicherheit: Reclaim Prevention!» beleuchtet drei Kernthemen aus der internationalen Diskussion rund um Geschlechtergleichstellung, Friedensförderung und «Prävention von gewalttätigem Extremismus» (Prevention of Violent Extremism, PVE): die Umsetzung der UNO-Resolution 1325 in der Schweiz und international; die Zukunft der Agenda «Frauen, Frieden und Sicherheit»; und die Gefahren und Möglichkeiten einer Verknüpfung von PVE mit dieser Agenda.

Die Resolution 1325 aus dem Jahre 2000 verpflichtet alle UNO-Mitgliedstaaten und Konfliktparteien, die gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen auf allen Ebenen der Konfliktbewältigung und Friedensförderung sicherzustellen und die Geschlechterperspektive bei der Aushandlung und Umsetzung von Friedensabkommen miteinzubeziehen. Deshalb gilt die Resolution als Meilenstein in der Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit und Einhaltung der Frauenrechte als Menschenrechte. Zur Umsetzung der Resolution hat die Schweiz seit 2007 vier Nationale Aktionspläne (NAP 1325) verabschiedet. Der vierte Schweizer NAP 1325 (2018-2022) wurde im November 2018 lanciert.

An dieser Konferenz diskutieren Fachpersonen und hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft aus dem In- und Ausland über den gegenwärtigen Stand der Umsetzung der Nationalen Aktionspläne, sowohl in der Schweiz als auch international, und über die Bedeutung von Frauen, Frieden und Sicherheit im Zusammenhang mit PVE. Zudem werden die Nationalrät*innen Sibel Arslan, Yvonne Feri, Rosmarie Quadranti und Carlo Sommaruga nicht nur als 1325-Botschafter*innen an der Konferenz teilnehmen, sondern auch die Anliegen der Konferenz mittels politischer Vorstösse wieder ins schweizerische Parlament zurückspielen. » Weiterlesen

Freihandelsbakommen stoppen!

Am 29. August hat Campax unter Beisein von über 60 Aktivist*innen und Mitglieder der eidgenössischen Räte eine Petition mit über 64’000 Unterschriften an SECO-Vorsteher Parmelin und UVEK-Vorsteherin Bundesrätin Sommaruga bei der Bundeskanzlei eingereicht. Darin wird ein sofortiger Marschhalt beim frisch ausgehandelten Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und den Mercosur-Staaten gefordert.

Anlass für die Petition waren die massiven Waldbrände die durch Brandrodung und illegale Abholzung ausgelöst wurden und in Brasilien und anderen Staaten Südamerikas seit Wochen wüten. Seit dem Amtsantritt des Brasilianischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro hat sich die Abholzung des Amazonas dramatisch beschleunigt. Allein im Juli sind die Rodungen um 278 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen.

«Während der Amazonas brennt, verhandelt die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit Brasilien, welches mehr brasilianische Fleisch- und Sojaexporte ermöglicht und somit die Abholzungen der fürs Klima so wichtigen Regenwälder weiter fördert!» sagt Silja Lüthi, Campaignerin bei Campax. » Weiterlesen

lila.19 – ein buntes queeres Festival für alle

Vom 11. bis 13. Oktober findet bereits zum dritten Mal das lila.19 – queer festival statt. Das grösste queere Kulturfestival der Schweiz wird die Rote Fabrik Zürich in eine bunt-glitzrige Erlebniswelt für die LGBT-Community und ihre Freund*innen verwandeln.

Zu erwarten sind internationale und nationale Acts, welche die verschiedenen Traditionen und Identitäten des queeren Kulturschaffens widerspiegeln. Am Freitag stimmen uns Ester Poly aus Chur mit ihrer kraftvollen und provokanten Musik auf das Festival ein. Aus London spielt Aaron Porter, der sich mit seinem furchtlosen, Stereotypen zerschmetterndem R&B-Pop bereits einen Namen gemacht hat. Das Duo Hard Ton aus Venedig nimmt die Besucher*innen mit auf eine Zeitreise ins Chicago der 80er Jahre. Ausserdem treten unter anderem das Zürcher Trio Dead Milly, der Rapper und Trans-Aktivist Sir Mantis sowie der Newcomer 8pm aus Bern auf. Ein besonderes Highlight ist der Auftritt eines Stars nicht nur in der queeren Szene: die Rapperin und Performance-Künstlerin Linn da Quebrada aus Brasilien rundet das Festival am Sonntagnachmittag ab. » Weiterlesen

Bundesgericht lehnt Beschwerde zur Überwachung der Versicherten ab!

Das Bundesgericht hat die Beschwerde im Zusammenhang mit der Abstimmung zur Überwachung von Versicherten abgewiesen. Die Medienmitteilung zum Entscheid ist ab heute Mittwoch, 28. August, 12 Uhr veröffentlicht.

Co-Kampagnenleiter Dimitri Rougy nimmt dazu wie folgt Stellung:

«Das Bundesgericht hat entschieden, unsere Beschwerde zurückzuweisen. Das ist besorgniserregend. Der Bundesrat und die Behörden haben unsachlich informiert und Unwahrheiten verbreitet. Der Entscheid des Bundesgerichts schwächt das Vertrauen in die direkte Demokratie. Die Verlierer sind die Bürgerinnen und Bürger.»

«Das Referendum hat, trotz der Niederlage an der Urne, die geplante Überwachung von Versicherten stark eingeschränkt. Der Bundesrat musste zurückkrebsen: Fast alle Kritikpunkte wurden in der gesetzlichen Verordnung aufgenommen.»

«Es ist fragwürdig, das Gesetze so schlecht vorbereitet werden, dass der Bundesrat – nach einem Referendum – mehr in einer Verordnung regeln muss, als vorgesehen. Auch das Parlament hat seinen Job schlecht gemacht.»

Das Referendum gegen die Überwachung von Versicherten (2018) wurde von einem breiten, politisch unabhängigen Netzwerk getragen, das mit über 25’000 Unterstützenden eine engagierte, dezentrale Kampagne organisiert hat.

Der Abstimmungskampf wurde mit ungleichen Spiessen geführt. Die Suva und das Bundesamt Bundesamt für Sozialversicherungen verbreiteten falsche Fakten, die auch im Bundesbüchlein Verwendung fanden. Gegen die Desinformation der Behörden hat das Komitee im Juni 2018 eine Abstimmungsbeschwerde eingereicht. 

Altersvorsorge: Die alte Leier

flo. Mit ihrer Niederlage bei der Abstimmung über die Reform der Renten 2017 erhielten die grossen Parteien einen Denkzettel. Gewerkschaften und Wirtschaftsorganisationen wurden von Bundesrat Berset beauftragt, einen Vorschlag für eine Reform der Pensionskassen auszuarbeiten. Dieser liegt nun auf dem Tisch. Für die AHV kündigt Berset selber heftige Einschnitte an.

Weniger kosten sollen sie. Und die Wirtschaft nicht so stark belasten – der Druck auf die Renten ist gross und die Reformwunschzettel der Bürgerlichen lang. Kaum eine Frage hat in der Schweiz in den letzten Jahren derart umgetrieben, wie die Reform der Altersvorsorge. Dabei reichen die Renten oft nicht für ein würdiges Überleben im Alter. Wegen der ungenügenden Renditen war 2018 das schlechteste Jahr der Pensionskassen seit Beginn der Krise. Das Rentensystem in der Schweiz ist in Schieflage geraten. Und die Bürgerlichen wollen die Gunst der Stunde nutzen, um Konterreformen in der Altersvorsorge durchzusetzen.

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Gleichberechtigung.Punkt.Amen

Sarah Paciarelli. Der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF hat vom 14.bis 16.Juni zum Frauen*KirchenStreik aufgerufen. Die Resonanz, die die Streikenden erlebten, zeigt deutlich, dass die Zeit für einen Wandel überfällig und auch Ungehorsam nötig ist. Doch, wie weiter nach dem erfolgreichen Streik?

Spontane Bewegungen wie der Frauen*Kirchen-Streik laufen Gefahr, zu ermüden. Es braucht einen organisatorischen Kern, einen Herzschrittmacher, der dafür sorgt, dass der übergesprungene Funke zu einem Flächenbrand wird. Der 130’000 Frauen starke Schweizerische Katholische Frauenbund SKF hat sich das auf seine Fahnen geschrieben. Getragen wird «Gleichberechtigung.Punkt.Amen» von einem pinken Punkt, der das Erkennungszeichen seiner Unterstützenden ist. In kirchenpolitischer Hinsicht geht es bei «Gleichberechtigung.Punkt.Amen» nicht, wie von konservativen Stimmen behauptet, um eine Spaltung der Kirche. Die Kirche soll zu einem glaubwürdigen Ort der Gleichheit und Gerechtigkeit werden, zu einer Institution, die allen gläubigen Menschen eine Heimat ist – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Lebensform. Die andauernde Diskriminierung von Frauen*, Homosexuellen und Geschiedenen durch die römisch-katholische Amtskirche steht dem im Wege. » Weiterlesen

Realitätsfremd und diskriminierend

dab. Asylsuchende LGBTQI-Personen in der Schweiz und der EU sind oft mit Unwissen und mangelnder Sensibilität der Behörden konfrontiert: Sie werden mariginalisiert und stigmatisiert, ihre Verfolgung wegen sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität wird oft als Trick verstanden und deshalb das Asyl verweigert.

Menschen mit einer Sexualität oder Geschlechtsidentität, die nicht moralisch reaktionären Vorstellungen entspricht, werden in vielen Ländern diskriminiert oder verfolgt. Die schweizerische Praxis gegenüber asylsuchenden LGBTIQ-Personen ist laut der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH angesichts ihrer Verletzlichkeit ungenügend. LGBTQI-Asylsuchende flüchten aus ihren Herkunftsländern, weil sie dort Verfolgung und Folter ausgesetzt sind.

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Das, was zu tun ist!

dab. KJ-Mitglieder, Sympathisant*innen und ältere Genoss*innen trafen sich am Wochenende zum Gründungsgrill der Kommunistischen Jugend Bern. Auf der grossen Wiese unter Bäumen im Eichholz an der Aare ausserhalb der Stadt Bern wurden Pläne geschmiedet und Erinnerungen ausgetauscht.

Der Grill räuchelt gemütlich und glüht, rote Fahnen, davon eine mit Stern und Hammer und Sichel, eine mit dem Logo der Berner PdA/POP, wehen munter im Spätsommerwind. Es hat viele KJ-Mitglieder und Sympathisant*innen aus Thun hier.

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Bis der letzte Käfig leer ist!

Die Demo Ende Juni in Bern. Bild: Klaus Petrus

TIF-Kollektiv. Kraftvoll, bestimmt und friedlich: Am 29. Juni 2019 demonstrierten rund 400 Aktivist*innen für die Abschaffung der Nutztierhaltung. Erstmals gab es vor der Demo einen Tierrechtsmarkt mit Infoständen zur Massentierhaltung oder Merchandise zur Finanzierung von Kampagnen.

Es bleibt eine Herausforderung, die Schweizer Tierrechtsbewegung zu mobilisieren. Trotz der boomenden veganen Bewegung wachsen die schweizweiten Demos bisher nur in der Zahl, nicht jedoch in der Gro?sse. Die Gru?nde dafu?r sind vielfa?ltig: manchen sind die Demos zu «radikal», anderen zu laut oder wiederum anderen zu wenig effektiv. Dies obwohl der Strassenprotest zu den wichtigsten Methoden jeder sozialen Bewegung geho?rt. Um mehr Leute ansprechen zu können, wurde diesmal ein Tierrechtsmarkt organisiert. Die Sta?nde von beispielsweise Zu?rich Animal Save, Das Tier und Wir, Falafel Fun, Gru?ner Gaumen, Animal Rights Marc sowie der Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) boten kritische Infos zur Schweizer Nutztierhaltung oder veganen Food und Drinks an.

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Frauen*streik konkret umsetzen

sah. Nach dem Streik ist vor dem Streik: Aktivist*innen in Luzern fordern in einer Petition an den Regierungsrat, sich für tatsächliche Gleichstellung einzusetzen und schreiben einen offenen Brief zum Thema Victim Blaming im Rahmen eines Gerichtsprozess.

Zwar geht der 14. Juni 2019 als zweiter schweizweiter Frauen*streik fulminant in die Geschichte ein, doch die Gleichstellung von Frau* und Mann* wird, so wie sie in der Bundesverfassung und den Gesetzen verankert ist, nicht tatsächlich umgesetzt. Der Kampf geht also weiter: aufgrund eigener Erfahrungen oder aus Solidarität.
So ist in Luzern seither einiges passiert. Nachdem 10000 Frauen* und Männer* im ganzen Kanton am Arbeitsplatz oder am Hauptstreikort am Theaterplatz ihren Missmut und gleichzeitig Stärke demonstrierten, hat sich das Komitee nicht aufgelöst, sondern ist sogar grösser geworden.

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Solidarität fegt Repression weg

Starker und erfolgreiher Protestes gegen die Entlassungen in Basel

sah. Der politische Aktivismus im Frauen*streikjahr bringt auch Repression gegen die Bewegung, wie unter anderem die Kündigung zweier Mitarbeiterinnen in Basel und die Vorladungen der Staatsanwalt in Zürich beweisen. Es zeigt sich aber auch wieder, dass Solidarität Stärke entwickelt.

Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums der Verankerung des Gleichberechtigungsartikels hatte unter anderem der Schweizerische Gewerkschaftsbund zum Protest gegen die zögerliche Umsetzung des Verfassungsartikels und gegen die anhaltende Ungleichheiten in zahlreichen Bereichen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik aufgerufen.

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Ständerätliche Kommission stimmt gegen Swisscom-Personal

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerats (KVF-S) nimmt die Anliegen der Arbeitnehmenden bei der Swisscom nicht ernst. Sie hat sich am 19. August gegen die syndicom-Petition zum Stopp des Personalabbaus bei Swisscom ausgesprochen. Die bürgerliche Kommissionsmehrheit verkennt damit die Situation im Unternehmen und stellt sich gegen die Interessen des Personals.

Die hohen wirtschaftlichen Erwartungen des Bundesrats an die Swisscom führen Jahr für Jahr zu Personalabbau, der rein finanzpolitisch getrieben ist. Deshalb hatte die Gewerkschaft syndicom im Frühjahr 2018 eine Petition gegen den Personalabbau bei der Swisscom lanciert. Im Herbst hatte syndicom diese Petition mit rund 4‘000 Unterschriften von Swisscom-Mitarbeitenden beim Bundesrat und dem Parlament eingereicht. Anfang Jahr hat sich die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats (KVF-N) mit der Petition gegen den Personalabbau bei der Swisscom befasst. Weil seit den letzten Wahlen der Nationalrat von einer deutlichen bürgerlichen Mehrheit beherrscht wird, ist syndicom nicht überrascht, dass die KVF-N die Petition ablehnte und damit den Personalabbau bei der Swisscom mitträgt. Die ebenso bürgerlich geprägte ständerätliche Kommission folgt nun deren Entscheid.

Ohne Sozialpartnerschaft keine nachhaltige Entwicklung
Die Sozialpartnerschaft hat in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Durch die starke Vertretung im Unternehmen kann syndicom die Arbeitsbedingungen der Swisscom-Mitarbeitenden stetig verbessern. So hat auch die Petition gegen den Personalabbau bei der Personalplanung 2019 von Swisscom ihre Wirkung entfaltet, indem das Unternehmen an seiner diesjährigen Bilanzmedienkonferenz bekanntgegeben hat, dass in diesem Jahr mit einem nur leicht rückläufigen Stellenangebot zu rechnen sei. Für einen starken Werkplatz Schweiz, sichere Arbeitsplätze und eine nachhaltige Personalpolitik braucht es jedoch auch die richtigen Rahmenbedingungen. syndicom fordert den Bundesrat deshalb nach wie vor dazu auf, seine strategischen Zielvorgaben zum Wohle der Swisscom-Mitarbeitenden und der nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens anzupassen.

Hohe Ansprüche auf ausgedünntem Fundament
Damit die Swisscom weiterhin ihren auch politisch geforderten hohen Qualitätsstandard wahren und sich als gute Arbeitgeberin auf dem Arbeitsmarkt behaupten kann, müssen die Wertsteigerungs- und Gewinnerwartungen des Bundesrates zwingend gesenkt werden. Für ein innovatives und hoch technologisiertes Unternehmen ist eine nachhaltige Personalpolitik unabdingbar. Vor allem auch in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung und stetiger Veränderung von Stellenprofilen sowie dem immer wieder reklamierten Fachkräftemangel braucht es stabile Arbeitsverhältnisse, um die gesuchten Fachkräfte zu finden. Dies verkennen die beiden Kommissionen mit ihren Entscheiden. syndicom ist jedoch erfreut darüber, dass dennoch der Bedarf angemeldet wird, die Gesamtstrategie bezüglich der bundesnahen Betriebe zu thematisieren und dies in der kommenden Legislatur geschehen soll. Heute wie auch in Zukunft braucht es einen starken Service public für Bevölkerung und Wirtschaft in der Schweiz. Die Gewerkschaft syndicom zählt diesbezüglich nun auf die Weitsicht des Bundesrats sowie ab 2020 auf eine bessere Ausgewogenheit im neu gewählten Parlament.

Immer mehr Stress bei der Arbeit

Beunruhigende Zunahme von Stress und psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz. Stress bei der Arbeit, schmerzhafte und ermüdende Körperhaltungen, Angst um den Arbeitsplatz sowie emotionale Beanspruchungen nehmen zu. Diese Befunde der Unia bestätigt auch das BfS heute. Die Unia verlangt einen funktionierenden Gesundheitsschutz gerade in «typischen Frauenbranchen» und wehrt sich gegen die laufenden Angriffe auf den Gesundheitsschutz im Arbeitsgesetz.

Der Anteil der Arbeitnehmenden, die unter Stress leiden, ist erneut gestiegen (von 18 % im Jahr 2012 auf 21 % im Jahr 2017). Dies teilte das BfS heute mit. Ausserdem sind die Arbeitnehmenden vermehrt psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Dazu zählen z.B. hoher Zeitdruck, geringer Gestaltungsspielraum, Diskriminierung, Stress sowie Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes. Gleichzeitig bleiben die physischen Belastungen in der Arbeitswelt anhaltend hoch. Die häufigste körperliche Arbeitsbelastung in der Schweiz ist das Ausführen stets gleicher Hand- oder Armbewegungen wie sie oft in Industriebetrieben (z.B. in der Uhrenindustrie) oder im Dienstleistungssektor (z.B. Arbeit an der Kasse) vorkommen. Gerade dieses Risiko hat bei den Frauen zugenommen. » Weiterlesen

IV-Revision: Wichtige Korrektur bei Kinderrenten, Schwachstellen bleiben

Teilerfolg für die Behindertenorganisationen: Die vorberatende Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S) hat sich einstimmig gegen die Kürzung der Kinderrente bei der IV ausgesprochen. Inclusion Handicap ist erleichtert über diesen Entscheid. Allerdings weist die Reform noch einige Schwachstellen auf. Das stufenlose Rentensystem bringt in der vorgeschlagenen Form mehr Nach- als Vorteile.

Inclusion Handicap ist erleichtert, dass sich die SGK-S gegen die Kürzung der Kinderrenten ausgesprochen hat. Der Dachverband der Behindertenorganisationen ruft den Ständerat auf, seiner vorberatenden Kommission zu folgen.

Der Nationalrat wollte bei Eltern, die IV beziehen, noch massiv den Rotstift ansetzen: Deren Einkommen hätte sich so unter dem Strich stark reduziert. Dies ist für die betroffenen Familien nicht zumutbar. Rund 70‘000 Kinder wären von diesen Kürzungen betroffen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass gerade IV-Rentenbeziehende besonders armutsgefährdet sind, ist eine solch massive Kürzung nicht zu verantworten.

Grundsätzlich unterstützt Inclusion Handicap die Massnahmen, die zu einer verbesserten beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderungen führen sollen. Es ist jedoch unverständlich, weshalb die zweijährige Mindestdauer einer – der erstmaligen beruflichen Ausbildung gleichgestellten –Vorbereitung auf eine Hilfsarbeit oder auf eine Tätigkeit in einer geschützten Werkstätte nicht gesetzlich verankert werden soll. Inclusion Handicap hatte sich für dieses Anliegen starkgemacht, denn eine gute Qualifikation ist das A und O für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Die Vorlage weist insgesamt noch einige kritische Baustellen auf, wie z.B. das stufenlose Rentensystem.

Stufenloses Rentensystem: Wirkungslos und aufwändig

Mit dem stufenlosen Rentensystem wollen Bundes- und Nationalrat sowie nun die SGK-S Schwelleneffekte vermindern und damit Eingliederungsanreize schaffen. Diese Versprechen können jedoch nicht eingelöst werden. Im Gegenteil: Ein stufenloses Rentensystem würde erst dann eine Wirkung entfalten, wenn die tiefste Schwelle bei 10 Prozent Erwerbsunfähigkeit eingeführt wird – so wie das aktuell bei der Unfallversicherung der Fall ist. Zudem geht das System in seiner unausgereiften Form ausgerechnet zulasten von Personen mit hohem IV-Grad und sehr geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Personen mit einer Erwerbsunfähigkeit zwischen 60 und 69% erhalten heute eine Dreiviertelrente. Mit der Reform wäre es nur noch die Rente, die ihrem IV-Grad entspricht. Sie würden also mit teilweise hohen Renteneinbussen bestraft. Insgesamt würde ein stufenloses Rentensystem aufgrund des hohen administrativen Mehraufwandes zu Mehrkosten führen. Immerhin lehnte die Kommission den Vorschlag ab, erst ab einem IV-Grad von 80% eine ganze Rente zu erhalten. Dies soll weiterhin ab 70 Prozent geschehen. Zu begrüssen ist, dass Rentnerinnen und Rentner ab 55 Jahren während des Systemwechsels keine Kürzungen in Kauf nehmen müssen.

Sanierung auf Kurs

Einsparungen sind im Rahmen der IV-Weiterentwicklung nicht angezeigt. In den letzten Reformen wurde bereits massiv auf Kosten der Versicherten gespart. Die Weichen zur Sanierung wurden so bereits gestellt und zeigen die gewünschte Wirkung: Die IV dürfte bis im Jahr 2032 schuldenfrei sein.

Weiterführende Infos: inclusion-handicap.ch

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