Bei einer Unterschriftenaktion in der Muttenzer Clariant-Mensa   haben heute Mitarbeitende des Chemiekonzerns ihren Unmut über die neuerlichen   Massenentlassungen zum Ausdruck gebracht. Sie fordern von den   Verantwortlichen stattdessen die Einführung von Kurzarbeit.
Angehörige der Clariant-Betriebskommission sowie   Unia-Vertrauensleute und -sekretäre haben heute auf dem Firmengelände der   Clariant in Muttenz Unterschriften gegen die Kündigungspläne des   Spezialchemie-Konzerns gesammelt. Die Mitarbeitenden rufen damit die   Clariant-Verantwortlichen auf, das gesetzliche Mitwirkungsrecht der   Belegschaft zu respektieren und mit den Vertretern der Belegschaft an einen   Tisch zu sitzen, alle Alternativen zum Stellenabbau zu prüfen und auf   Entlassungen zu verzichten. Sie fordern endlich Kurzarbeit statt   Entlassungen.
Die jüngste Entlassungswelle ist nur der vorläufig letzte   Schritt einer peinlichen Restrukturierungs-Odysse bei Clariant: 4000   Angestellte entliessen die Konzern-Chefs bereits im Jahre 2004, davon 280 in   der Schweiz. 2007 strichen sie 2200 Stellen, davon 100 in der Schweiz. Auch   im vergangenen Jahr ging der Abbau im Muttenzer Clariant-Werk weiter und   jetzt sollen weitere 132 Mitarbeitende auf die Strasse gestellt werden,   weltweit sogar 1300.
Dabei wird das Vorgehen der Verantwortlichen immer   rücksichtsloser. Gespräche über Alternativlösungen mit Personalvertretern und   Gewerkschaften lehnen sie kategorisch ab. Und neuerdings entlässt Clariant   sogar gewählte Personalvertreter. Das ist absolut unakzeptabel und verstösst   gegen die elementaren Mitwirkungsrechte der Belegschaft.
Gleichzeitig verkündet der neue Konzern-CEO Hariolf Kottmann   öffentlich, es werde weitere Kostensenkungen – sprich: Entlassungen   – brauchen, damit Clariant seine Kapitalrendite im kommenden Jahr wieder   «über den Branchendurchschnitt» von zur Zeit 10,5% drücken könne. Bereits im   letzten Jahr wurde die Rendite von 7,8% auf 9% gesteigert. Es ist untragbar,   dass nun erneut die Angestellten den Preis für dieses kurzfristige   Renditedenken und das damit verbundene Missmanagement zahlen sollen. Sie   verlangen, dass der Konzern endlich wieder nachhaltig investiert. Mit der   Einführung von Kurzarbeit verbunden mit einer breiten Weiterbildungs- und   Qualifizierungsoffensive, muss Clariant wertvolles Knowhow bewahren   beziehungsweise ausbauen und sich damit optimal für die nächste   Aufschwungsphase aufstellen.
Bereits über 500 Unterschriften – Aufruf   zur öffentlichen Betriebsversammlung
Inzwischen haben bereits über 500 Beschäftigte (ca. ein Drittel   der Arbeitnehmenden) den Aufruf unterschrieben. Die Unia und die Betriebskommission   führen die Unterschriftensammlung weiter und rufen für morgen Donnerstag zu   einer öffentlichen   Betriebsversammlung in Muttenz auf (26. Februar 2009, 16.30 Uhr, Restaurant Saline,   Muttenz).