Frankreich: Gewerkschaften planen Mobilisierung

Die französischen Arbeiter und Angestellten und ihre Gewerkschaften wollen «nicht für eine Krise zahlen, für die sie nicht verantwortlich sind». Die grössten Gewerkschaften des Landes planen deshalb für Anfang Jahr gross angelegte Mobilisierungen. Mit dem historisch einmaligen Zusammengehen sollen Forderungen nach sozialer Absicherung Nachdruck verliehen werden.

Die französischen Gewerkschaften wollen sich nicht einfach passiv damit abfinden, dass die Lasten der Wirtschaftskrise von Regierung und Unternehmern auf die arbeitende (und arbeitslose) Bevölkerung abgewälzt werden. Deshalb haben sich alle  acht grossen französischen Gewerkschaftszentralen (CFDT, CGT, FO, CFTC, CGC, FSU, Solidaires und UNSA) bei einem Spitzentreffen am 24. November zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf «das Prinzip einer massiven Mobilisierung der Beschäftigten zu Anfang des Jahres 2009» verständigt.
In einem gemeinsamen Communiqué hielten die Gewerkschaften fest, dass sich Probleme der Kaufkraft und der Arbeitsplätze für die Beschäftigten verschärft haben. Unternehmen zwingen ihre Angestellten immer häufiger zu Kurzarbeit und unfreiwilligem Urlaubnehmen. Entlassungen häufen sich, und Temporärarbeitende werden massenhaft in die Arbeitslosigkeit geschickt. Gleichzeitig setzt die Regierung ihre Politik des Stellenabbaus im öffentlichen Dienst fort. Deshalb soll eine gemeinsame massive Aktion ihre Forderungen nach Arbeitsplatzsicherung, Erhöhung der Kaufkraft, sowie nach Massnahmen zur Schaffung eines neuen ökonomischen Aufschwung deutlich machen.

Bei weiteren Treffen der Gewerkschaftsspitzen am 15. Dezember und 5. Januar möchten diese Inhalt, Form und Modalitäten der geplanten massenhaften Mobilisierung präzisieren. Unter anderem geht es dabei um die Frage, ob die Gewerkschaftskundgebungen und Demonstrationen in zahlreichen Städten Frankreichs auch durch den Aufruf zu einem eintägigen branchenübergreifenden allgemeinen Streik verstärkt werden sollen. Die massgeblich von Kommunisten geführte CGT hatte auf frühere Aktionen gedrängt, bewertete jedoch den in dem gemeinsamen Communiqué nun sichtbar werdenden gemeinsamen Willen aller acht Gewerkschaftsbünde als positiv. Vor allem könne eine solches «noch nie dagewesenes» gemeinsames Vorgehen der acht Gewerkschaften das Gefühl der Ohnmacht gegenüber der Krise zurückdrängen, sagte Maryse Dumas, Bundessekretärin der CGT.

„Karl Marx hatte noch nie so recht wie heute!“

Der portugiesische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger von 1998, José Saramago, hat angesichts der gegenwärtigen internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise geäussert, die Situation belege das „Karl Marx noch nie so sehr recht hatte wie heute“.

Bei der Premiere des Films „Die Stadt der Blinden“, der nach einer literarischen Vorlage Saramagos entstanden ist, fragte der Schriftsteller in Lissabon mit Blick auf die Rettungspakete in Milliardenhöhe: „Wo war das ganze Geld vorher?“

„Das Geld war gut versteckt“, fuhr der Autor fort. „Aber plötzlich tauchte es dann auf. Um was zu retten? Leben? Nein, Banken?“ Die schlimmsten Folgen der Krise seien momentan noch gar nicht sichtbar, warnte er, um unter Anspielung auf den Inhalt seines nun verfilmten Buches zu sagen: „Wir alle sind mehr oder weniger blind, vor allem für die grundlegenden Dinge.“

Der 85 Jahre alte Saramago hat mehr als dreissig Werke veröffentlicht. Zuletzt beendete er nach seiner Genesung von einer Lungenentzündung im August sein neues Buch „Die Reise eines Elefanten“, das den Weg eines asiatischen Elefanten durch das Europa des 16. Jahrhunderts erzählt. Der bekennende Kommunist hatte bei der Europawahl 2004 symbolisch – auf einem hinteren Listenplatz – für die Portugiesische Kommunistische Partei kandidiert.

Quelle: RedGlobe