Die Linke im 21.Jahrhundert

dom. Der politisch aktive Sozialwissenschaftler Göran Therborn wirft in seinem Buch einen differenzierten Blick auf die Linke im 21.Jahrhundert und entlässt seine Leser:innen mit einer düsteren Perspektive und einem Appell: Es braucht Veränderung, nur wie?

Das 20.Jahrhundert sei von «industriellem Kapitalismus» und «kapitalistischem Kolonialismus» in dialektischem Sinne geprägt und vorangetrieben worden – «dialektisch in dem Sinne, dass die Entwicklung jedes Systems dazu diente, seinen ausgebeuteten Teil zu stärken: die Arbeiter:innenklassen und die kolonialisierten Völker». Im Verlaufe des 20.Jahrhunderts hätten die Menschen nicht nur Ausbeutung, Krieg und Genozid erlitten, sondern auch gewaltige Fortschritte «in Bezug auf Lebensstandard, Lebenserwartung, Demokratie, Freiheit, Emanzipation der Geschlechter und Entkolonialisierung» erkämpft.

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Die Revolution gegen das Kapital

Die meisten seiner Werke
verfasste Antonio Gramsci
im Gefängnis.

Gerhard Feldbauer. Der italienische Kommunist Antonio Gramsci erkannte als Erster die Gefahr, die vom Faschismus ausging und warnte vor ihm. Mit seinem Wirken und seinen Arbeiten auch noch als todkranker Mann im Kerker leistete Gramsci ein ungeheures Pensum an theoretischen Erkenntnissen für den revolutionären Kampf.

Am 4.Juni 1928 wurde der Mitbegründer der Italienischen Kommunistischen Partei (Partito Comunista Italiano, PCI) Antonio Gramsci vom Sondertribunal des Mussolini-Regimes zu 22 Jahren und neun Monaten Kerker verurteilt. Vom Staatsanwalt nach der Bedeutung der in seinen beschlagnahmten Schriften gebrauchten Begriffe «Krieg» und «Machtübernahme» gefragt, gab der PCI-Generalsekretär die berühmte Antwort: «Alle Militärdiktaturen führen zu einem Krieg.

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Antonio Gramscis Zivilgesellschaft

Sabine Kebir. Für die politische Praxis der Linken sind Gramscis Theorien der Zivilgesellschaft und der Hegemonie von besonderer Bedeutung. Er entwickelte sie aus der historischen Relativierung der Revolutionsperspektive in Russland und in den mittel- und westeuropäischen Ländern, von ihm kurz als «Westen» bezeichnet.

Während das halbfeudale, nur an wenigen Brennpunkten frühkapitalistische Zarenreich unter dem Ansturm der russischen Rätebewegung zusammenbrach, standen die alten kapitalistischen Länder Westeuropas die hegemonialen und ökonomischen Krisen durch, die auch sie nach dem Ersten Weltkrieg ereilten.

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«Jeder Mensch hat ein Recht auf einen würdevollen Wohnraum»

In vielen Vorstädten Sevillas nimmt die Kriminalität zu und das Angebot erschwinglichen Wohnraums ab. Bild: Andreas Boueke

Andreas Boueke. Ein Gesetz zum Schutz des Wohnraums soll in Spanien dazu beitragen, die grosse Zahl der Obdachlosen zu senken, die Wohnungsnot zu lindern, und die zuletzt deutlichen Mietsteigerungen zu bremsen. Die ärmsten Vororte des Landes befinden sich rund um die andalusische Hauptstadt Sevilla. Eine Reportage.

Nach einem langen Arbeitstag geht die junge Frau Gerda trotz der Müdigkeit mit schnellen Schritten durch die engen Flure ihres fünfstöckigen Wohnblocks. «Ich mache jede Arbeit, die ich finden kann», versichert sie. «Als Altenpflegerin, als Kellnerin, als Babysitterin. So kannst du hier in Sevilla etwa tausend Euro im Monat verdienen. Aber dafür muss ich manchmal von sieben Uhr morgens bis zwei Uhr nachts arbeiten.»

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Das Versagen des kapitalistischen Wohnungsmarktes

Tausende forderten am 4.November in Zürich bezahlbaren Wohnraum. Bild: zVg

Nikolai Rapit. In einem Land, das für seinen Wohlstand und seine Stabilität gepriesen wird, stehen Hunderttausende vor der quälenden Realität, keine bezahlbare Wohnung zu finden. Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern Ergebnis eines Systems, das auf Privateigentum von Boden und Wohnraum beruht.

Vom Jahr 2000 bis 2021 sind in der Schweiz die Mieten um 30 Prozent gestiegen. Je niedriger das Einkommen und Vermögen, desto problematischer wird diese Tatsache. Während die Miete bei den 20 Prozent der wohlhabendsten Haushalte nur zehn Prozent oder weniger des Einkommens ausmacht, steigt dieser Anteil bei den am wenigsten Wohlhabenden auf über 30 Prozent. Die Credit Suisse findet es halb so schlimm: «Nominallohnwachstum 2022 so stark wie seit über zehn Jahren nicht mehr», schrieb sie in ihrem «Monitor Schweiz».

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Und sie steigen und steigen weiter

sit. Zuerst wird der Referenzzinssatz erhöht, dann ein probates Mittel gegen die Explosion der Mietzinsen vom Parlament verworfen. Weitere Angriffe auf das Mietrecht sind bereits im Gange. Der Mieter:innenverband ruft dazu auf, sich gegen die Erhöhungen der Mieten zu wehren.

Abgelehnt! Mit 116 gegen 71 Stimmen bei vier Enthaltungen lehnte der Nationalrat am 12.Dezember die parlamentarische Initiative «Mehr Transparenz dank Offenlegung der Vormiete» ab. Der bürgerliche Block bestehend aus SVP, FDP und Die Mitte versenkte das Vorhaben ohne Wenn und Aber.
Keine Rolle dabei spielte die Tatsache, dass selbst SVP-Bundesrat Guy Parmelin sich für die die Offenlegung der Vormiete ausgesprochen hatte.

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Wer war «Die Linke»?

Redaktion. Am 6.Dezember löst sich «Die Linke» als Fraktion im Bundestag auf. Seit 2015 steuerte die Partei auf die eigene Bedeutungslosigkeit zu. Wir veröffentlichen den Beitrag von Roberto J. De Lapuente in leicht gekürzter Fassung im Sinne eines Gastbeitrags, der nicht zwingend die Meinung der Redaktion widerspiegeln muss.

Eine Gruppe soll aus den verbliebenen 28 Abgeordneten der Linkspartei werden, nachdem am 6.Dezember der Fraktionsstatus eingestellt wurde. Die Partei ist an einem gravierenden Tiefpunkt angelangt. Vielleicht sogar an ihr Ende geraten.

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Wahl gewonnen – und jetzt?

dom. Am 10.Dezember hat Javier Milei sein Amt als Präsident Argentiniens angetreten. Zuvor hatte er sich im Wahlkampf mit ultraliberalen, rechtsextremen Positionen profiliert und ist mit Kettensäge durch die Strassen gerannt. Was haben wir von seiner Regierung zu erwarten? Einen Funken Hoffnung spendet der Widerstand linker Kräfte.

Wahlprognosen taugen wenig – das hat die Stichwahl ums argentinische Präsidentschaftsamt einmal mehr bewiesen. Entgegen allen Voraussagen hat Javier Milei sich deutlich gegen den Peronisten Sergio Massa durchsetzen können. Bei einer hohen Wahlbeteiligung von 76 Prozent holte Milei mit arbeiter:innen-, frauen-, schwulen- und fremdenfeindlichen Parolen und einem radikal libertären Programm 56 Prozent der Stimmen.

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Es ist fünf vor zwölf

Um den Start der
16 Tage gegen Gewalt an Frauen einzuläuten, wurde ein riesiger, pinker Elefant in Zürich aufgestellt. Er dient auch als Warnzeichen für den Bundesrat.

lmt. Die Präventionskampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» findet jährlich vom 25.November bis 10.Dezember statt. Während diesen Tagen wird geschlechtsspezifische Gewalt in verschiedenen Aktionen schweizweit thematisiert. Aber der Trend des Bundesrats geht in die falsche Richtung.

430 000 Vergewaltigungsopfer, alle zwei Wochen ein Feminizid, über 50 registrierte Fälle von häuslicher Gewalt pro Tag – so sieht die Faktenlage in der Schweiz in Bezug auf geschlechtsspezifischer Gewalt aus. Um diese Thematik, die gerne von den Medien und der Regierung verharmlost wird, aus dem Schweigen zu holen, starteten am 25.November die jährlichen «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Aber wieso genau 16? » Weiterlesen

Arbeitskampf in Genf

flo. Die Regierungen der Kantone Genf und Fribourg wollen die Löhne trotz Teuerung nur in völlig ungenügendem Ausmass erhöhen. Die Arbeiter:innen und die Gewerkschaften antworten mit einem harten, solidarischen Widerstand.

Die Westschweizer:innen sind ja allgemein streikfreudiger als ihre deutschschweizer Kolleg:innen. Und das zeigten sie in diesem Monat in aller Deutlichkeit. Am Dienstag, 14.November, gingen die Angestellten des öffentlichen Diensts in Genf auf die Strasse. » Weiterlesen

Verschärfung der Repression gegen politischen Aktivismus

Das Protestcamp wird mit einem massiven Polizeiaufgebot geräumt.

Silva Coleoptera. Eine Waldbesetzung im Kanton Zürich wurde im April 2023 mit einem grossen Polizeiaufgebot geräumt. Ein Teil der Kosten dafür soll auf die anwesenden Aktivist:innen abgewälzt werden – auch wenn bis dato kein Gericht die Aktivist:innen verurteilt hat und viele von ihnen sich freiwillig vom Gelände entfernt haben. Dies stellt eine Bedrohung für das Recht auf Protest dar. Dagegen wehrt sich die Gruppe «Wald statt Repression» entschieden.

Mitten in der Klimakrise soll ein acht Hektar grosses Waldstück mit über 1000 Bäumen in Rümlang abgeholzt werden, um eine Bauschuttdeponie zu erweitern. Ein Wald, der nicht nur CO2-Speicher ist, sondern auch Lebensraum für Flora und Fauna bietet. Er dient den Menschen als Naherholungsgebiet in den immer heisser werdenden Sommern.

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Allen gehört die Stadt!

sit. Das sogenannte Partizipationsreglement der Stadt Bern erlaubt es auch Menschen ohne Schweizer Pass, eine Motion im Parlament einzureichen. Ein wichtiges Instrument, das aber ausgebaut werden muss, damit wirklich alle davon profitieren können. Die PdA Bern reicht eine entsprechende Motion ein.

«Mit dem Partizipationsreglement hat die Stadt Bern ein Instrument geschaffen, um der ausländischen Wohnbevölkerung eine Stimme zu geben», schreibt die PdA Bern in ihrer Medienmitteilung vom 17.November. Die sogenannte «Partizipationsmotion» ermöglicht es Menschen mit C-, B- oder F-Ausweis, die mindestens seit drei Monaten in der Stadt Bern wohnhaft und volljährig sind, eine Motion im Stadtrat, dem Parlament der Stadt Bern, einzureichen. Nötig dazu sind 200 Unterschriften. » Weiterlesen

Wer sind die wahren Klima­kriminellen?

sit. Ein Klimaaktivist von Renovate Switzerland muss zwei Monate ins Gefängnis, an der Universität in Fribourg wird das Verbot einer Solidaritätsveranstaltung zu Palästina mit der Polizei druchgesezt: Der bürgerliche Staat geht immer härter gegen kritische Stimmen in der Gesellschaft vor.

Man kann mit den Forderungen der sogenannten «Klimakleber:innen» von Renovate Switzerland einverstanden sein oder nicht. Man kann, ja muss sogar, ihre Aktionsformen, die sie selbst als zivilen Ungehorsam definieren, kritisch hinterfragen: Ihre Aktionen haben immer ein grosses Medienecho, doch wird auch über ihre Forderungen berichtet? Sind die militanten Aktionen am Ende gar kontra­produktiv?

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Zum SP-Bundesratsticket

flo. Beat Jans und Jon Pult haben sich bei der Ausjassung des SP-Bundesratstickets durchgesetzt. Jositsch wird wohl wegen seines Vorgehens bei der letzten Bundesratswahl abgestraft.

Die Sozialdemokrat:innen in der Schweiz haben es in diesen Jahren nicht besonders einfach: Zwar konnte die Partei bei den Wahlen von Ende Oktober mit einem besseren Ergebnis als noch 2014 aufwarten.

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Die Gunst der Stunde

dom. Eine weitere Lockerung des Schweizer Kriegsmaterialgesetzes steht an. Offiziell soll die Ausfuhrpolitik den «aussen- und sicherheitspolitischen Gegebenheiten» angepasst werden. Doch in Wahrheit geht es um die Sicherung der Profite der Rüstungsindustrie.

«Volle Auftragsbücher und steigende Aktienkurse: Die weltweite Aufrüstung im Zuge des Ukraine-Kriegs freut auch Waffenfirmen in der Schweiz», berichtete SRF vor rund einem Jahr. Im vergangenen Jahr hat die Schweiz mehr Kriegsmaterial exportiert denn je: Mit insgesamt 955 Millionen Franken steigerten die Schweizer Rüstungsfirmen 2022 ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um satte 29 Prozent – aber scheinbar ist das nicht genug. Jetzt, wo gefühlt jede Woche ein neuer Krieg ausbricht, jetzt, wo die umliegenden Nato-Staaten ihre Militärbudgets erhöhen, darf dem Profit der Schweizer Rüstungsindustrie nichts mehr im Wege stehen. » Weiterlesen

Kein ruhiges Hinterland!

flo. Bis Weihnachten will die Stadt Bern grössere politische Demonstrationen und Kundgebungen verhindern und erteilt keine Bewilligungen mehr. Die Aussetzung der Versammlungsfreiheit in der Hauptstadt des Landes stellt einen unvergleichlichen Bruch der Grundrechte dar.

Meinungsfreiheit kann für die Herrschenden eine ziemlich unangenehme Sache sein. Kein Wunder also, dass immer und immer wieder in der Geschichte versucht wurde, das Recht auf eine eigene Meinung einzuschränken – vor allem das Recht, diese in Form von Kundgebung wie Demonstrationen zu äussern.

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Schweiz liefert Panzer

dom. Es ist entschieden: Die Schweiz liefert 25 Panzer des Typs Leopard 2 an Deutschland. Weil die Panzer nicht in die Ukraine weitergeliefert werden, hält der Bundesrat den Entscheid für «neutralitätsrechtlich korrekt und neutralitätspolitisch sinnvoll» ? eine Farce!

Im Februar dieses Jahres hatten der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck und der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius um den Rückverkauf stillgelegter Kampfpanzer Leopard 2 an die deutsche Firma Rheinmetall gebeten. Vergangene Woche entschied der Bundesrat: Die Ausfuhr an die Originalherstellerin der Panzer, die Rheinmetall, ist bewilligt.

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Jetzt werden Betroffene bestraft!

sah. Besser Toleranz statt Kleidervorschriften: Leider ist es anders gekommen und die Umsetzung zur «Ja zum Verhüllungsverbot»-Initiative auf Bundesebene ist realisiert. In der Folge davon werden Migrant:innen diskriminiert und bestraft. Der Geschichte zweiter Teil, wie es dazu kam.

Die Theorie der Intersektionalität ist geeignet, um Ungerechtigkeit und Unterdrückung aufzudecken – auch im Bereich des Feminismus. So sind in bestimmten Fällen «gender» und «race» nicht voneinander getrennte Kategorien. Wie die Beziehung zwischen Sexismus und Rassismus in der Schweiz genau funktioniert, wird an folgendem Beispiel klar: In der öffentlichen Diskussion ist die sogenannte «Überfremdungsdebatte» immer wieder präsent, instrumentalisiert werden hier klassische feministische Forderungen für Geschlechtergleichheit, um Rassismus zu reproduzieren und schlussendlich Migrant:innen auszugrenzen.

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