Erfolgreiches Weltsozialforum

Sergio Ferrari. Das 15.Weltsozialforum fand vom 23. bis 31.Januar 2021 statt – weltweit und virtuell. Es war ein neuntägiger Online-Marathon mit rund 800 Veranstaltungen. Rund 1300 Organisationen und 10000 Menschen aus 144 Ländern nahmen daran teil. Der nächste Schritt wird das Forum in Mexiko im Jahr 2022 sein.

«Was wir gerade erlebt haben, ist ein Glied in der 20-jährigen Kette des Weltsozialforums, eine Etappe der Bestätigung und Verstärkung», erklärt die brasilianische Journalistin Rita Freire. Sie ist die Leiterin von Ciranda.net, einer 2001 gegründeten globalisierungskritischer Informationsplattform. Freire ist Mitglied der Moderationsgruppe, die dieses virtuelle Forum organisiert hat. «Vom ersten Tag an, dem 23.Januar, als der virtuelle Eröffnungsmarsch stattfand, wurde uns klar, dass wir etwas wirklich Unglaubliches erleben. Mit dem Austausch von Erfahrungen, Videos, Reflexionen von Menschen aus den entlegensten Winkeln des Planeten sowie reichhaltigen Beiträgen von sozialen Bewegungen und Organisationen». Freire fügt schmunzelnd hinzu: «Dies alles teilweise in Sprachen, die wir nicht immer verstanden».

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Ecuadors Linke ist zurück

Denis Rogatyuk. Die Stichwahl steht noch aus, doch nach vier Jahren Neoliberalismus zeigt der Kurs nach links. So hat Andrés Arauz der Union der Hoffnung ausgezeichnete Chancen, den Sieg im zweiten Wahlgang zu erlangen. Ein Gespräch mit dem wahrscheinlichen zukünftigen Staatspräsidenten, der Anfang Februar seinen 36. Geburtstag feierte.

In der letzten Phase des Wahlkampfes wurde die Verzweiflung von Lenín Morenos neoliberaler Regierung und den rechten Parteien in Ecuador immer spürbarer: Sie taten alles, um den Sieg der linken Unión por la Esperanza, (Unes, Union für die Hoffnung) unter der Führung ihres 36-jährigen Präsidentschaftskandidat Andrés Arauz zu verhindern. Die Regierung von Lenín Moreno hat einen überraschenden Rechtsruck verfolgt und eine Kampagne gegen die Führungspersonen von Correas «Bürgerrevolution» gefahren. Allen voran gegen den ehemaligen Präsidenten Rafael Correa selbst und den ehemaligen Vizepräsidenten Jorge Glas. Seitdem wurden unzählige Versuche unternommen, um Correa und andere politische Akteur*innen, die seiner Bewegung nahestehen, von den Wahlen auszuschliessen. So wurde verhindert, dass sich die «Bürgerrevolution» als politische Partei registrieren konnte. Ferner wurde der ihr nahestehenden Bewegung «Fuerza Compromisso Social» (FCS) verboten, bei den Kommunalwahlen 2019 anzutreten und Correa wurde untersagt, für das Amt des Vizepräsidenten zu kandidieren. Es folgten mehrere Versuche, Andrés Arauz-Carlos Rabascall von der Präsidentschaftskandidatur abzuhalten. Obwohl die Versuche, die Rückkehr der Linken auszubremsen, scheiterten, drohte bis zuletzt eine Sabotage der Wahl.

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«Die EU verstösst gegen Menschenrechte»

Klaus Petrus. Jean Ziegler gilt als einer der bekanntesten Kapitalismus- und Globalisierungskritiker. Zuletzt ist von ihm «Die Schande Europas» erschienen. Er beschreibt darin unter anderem seine Begegnung mit Geflüchteten auf Lesbos und kritisiert die Abschottungspolitik der EU. Ein Gespräch mit dem «enfant terrible» der Schweizer Politik.


Herr Ziegler, im August 2015 sprach die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der Flüchtlingskrise die berühmten Worte «Wir schaffen das!» Was ging ihnen damals durch den Kopf?

Ich dachte: Diese Frau zeigt Herz, sie findet die richtige Sprache, wendet die richtige Politik an. Ich war begeistert.

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Erschütternde Ergebnisse


sit. Eine aktuelle Studie zeigt die Folgen von Corona in Ländern auf, die bereits vor der Pandemie von Armut betroffen waren. Bestehende Ungleichheiten verschärfen sich, neue kommen hinzu.

Was bedeutet Corona konkret für Menschen in sogenannten Entwicklungsländern? Helvetas, die Schweizer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, ging zusammen mit sieben weiteren europäischen Nichtregierungsorganisationen (NGO) dieser Frage nach. Ende 2020 wurden in 25 Ländern über 16000 Frauen* und Männer* über die für sie konkreten Auswirkungen der Coronakrise befragt. Die Ergebnisse sind erschütternd.

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Rücktritt gefordert!

Redaktion. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex, an der auch die Schweiz beteiligt ist, hat Flüchtlingsboote gewaltsam aus Schengen-Gewässern vertrieben. Eine Petition fordert nun den Rücktritt von Frontex-Direktor Fabrice Leggeri.

Die Schweiz darf nicht zur Komplizin von Menschenrechtsverletzungen werden. Campax fordert daher den Bundesrat dazu auf, sich für den Rücktritt von Frontex-Direktor Leggeri einzusetzen und die Schweizer Beteiligung bei Frontex zu sistieren, bis die Einhaltung des Völkerrechts garantiert werden kann», schreibt die Schweizer Kampagnenorganisation Campax in ihrer Medienmitteilung vom 29.Januar 2021. Die Organisation hat eine entsprechende Petition lanciert.

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Islamismus, Drohnen und Söldner

Matin Baraki. Die Krise und die Türkei sind wie eineiige Zwillinge. Die moderne Geschichte des Landes war gekennzeichnet von innenpolitischen Krisen, in dessen Folge es die Möglichkeit eines demokratischen Machtwechsels gegeben hatte. Dann putschten stets die in den USA ausgebildeten Generäle mit wohlwollender Zustimmung der Nato.

Die unfähigen bürgerlichen Regierungen wurden gestürzt und die demokratischen Kräfte, darunter die Linke und die Gewerkschaften, gewaltsam unterdrückt. Erst nach einiger Zeit, als die relative Stabilität, respektive die Friedhofsruhe hergestellt war, machten sie der bürgerlichen alten und unfähigen Elite den Weg zur Regierungsübernahme wieder frei. Am 12.September 1980 putschte das Militär zum dritten Mal, nun unter General Kenan Evren, der sich für sieben Jahre zum Staatspräsidenten wählen liess. Als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Mai 1986 das Land besuchte, liess er zur Freude des Putschisten-Generals Evren verlautbaren, dass die Demokratie dort Fortschritte mache und plädierte für einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. 1994 wurde das Land durch eine schwere Währungskrise und Rezession erschüttert. Durch Jahrzehnte langes Versagen sowohl der bürgerlichen Parteien als auch der Generäle, die elementaren Bedürfnisse des Volkes annähernd zu befriedigen, wurde der Weg geebnet für die konservativ islamistischen Kräfte.

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Abtreibungsrecht erkämpft!

sah. Die feministische Bewegung in Argentinien feiert: Der Senat bestätigte das Gesetz zur Legalisierung von Abtreibungen – das Recht auf freiwilligen Schwangerschaftsabbruch bis zur 14.Schwangerschaftswoche wird wahr.

Das von der Regierung vorgelegte Projekt wurde im Dezember 2020 zwar im Senat angenommen, es wurden aber zuvor einige Änderungen zugunsten der Abtreibungsgegner*innen gemacht, damit es bei der Ratifizierung durchgewunken wird. Unter diesen fanden sich viele umstrittene Punkte wie die Einführung einer Regel für die Verweigerung der Abtreibung aus Gewissensgründen. Hier können Gesundheitseinrichtungen, deren Fachpersonal keine Abtreibungen machen will, den Eingriff verweigern. Trotzdem gilt die Verabschiedung des Gesetzes als ein grosser Erfolg der Frauen*bewegung.

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Eine Erklärung für das Leben

An die Pueblos, die Völker der Welt.
An die Menschen, die auf den fünf Kontinenten kämpfen.
Geschwister und Compañer@s

Während dieser letzten Monate haben wir mit unterschiedlichen Mitteln den Kontakt zueinander hergestellt. Wir sind Frauen, Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transvestiten, Transsexuelle, Intersexuelle, Queers und mehr, Männer, Gruppen, Kollektive, Vereinigungen, Organisationen, soziale Bewegungen, Pueblos originarios/ursprüngliche Völker, Stadtteil-Zusammenschlüsse, Gemeinden und ein langes Etcetera, das uns Identität gibt. » Weiterlesen

Palmöl und das globale Akkumulationsregime in Indonesien

Mathias Stalder. Am 7. März kommt es zur Abstimmung über das Referendum gegen das EFTA-Freihandelsabkommen mit Indonesien. Teil 1 des Gesprächs mit Frans Ari Prasetyo, unabhängiger Forscher und Fotograf der in Bandung auf dem Inselstaat lebt. Er arbeitet zu urbaner Politik und mit verschiedenen Grassroots-Bewegungen und Kollektiven.

Der weltweit grösste Exporteur von Palmöl steht seit langem in der Kritik: Abholzung der Torf- und Regenwälder, Gefährdung der Artenvielfalt, Wasserraub und -verunreinigung, Vertreibung Indigener und Ausbeutung von Arbeiter*innen, insbesondere von Frauen* und Kindern. In den letzten Jahren haben sich verschiedene Palmöl-Nachhaltigkeitsstandards entwickelt – diese sind jedoch höchst umstritten. Mit dem EFTA-Freihandelsabkommen mit Indonesien will die Schweiz nur noch nachhaltiges RSPO-zertifiziertes Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil) importieren. » Weiterlesen

Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch

Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS). Die volle Schuld für die Ereignisse vom
6.Januar in Washington trägt der noch amtierende Präsident Trump. Doch es wäre ein Fehler, den Sturm auf das Kapitol als «rein US-amerikanisches Problem» zu betrachten.
«Mit dem Sturm auf das Kapitol haben die fanatischen Trump-Anhänger*innen nichts anderes getan als das, was diverse US-Regierungen ihnen im Umgang mit Wahlen in anderen Ländern vorgemacht haben», hält Gavriel Pinson, Präsident der Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) fest. «Wenn die Ergebnisse einer freien Wahl den Interessen Washingtons zuwiderliefen, wurden sie durch Angriffe, Interventionen oder einen Putsch beseitigt. So etwa in Guatemala, der Dominikanischen Republik, Chile, Honduras, der Ukraine, Bolivien und vielen anderen Ländern.» Und er fügt hinzu: «Gewalt, Intervention, Sanktionen, Mord, Putsch und Blockaden sind das Hauptinstrument der US-Aussenpolitik. Auch Trump stachelte seine Anhänger*innen gegen den Wahlsieg der angeblich linken Demokraten auf. Und der überwiegend weisse Mob folgte ihm.»

Wer Hass sät…
Am 6. Januar 2021 tagte der US-Kongress, um den Wahlsieg von Joe Biden offiziell zu verkünden. Bereits im Dezember hatte Donald Trump zu einer Massendemonstration in Washington aufgerufen. Und selbst wenige Stunden vor der Tagung des Kongresses goss er in seiner Rede vor seinen Anhänger*innen weiter Öl ins Feuer. Er sagte unter anderem: «Ihr müsst eure Leute zum Kämpfen bringen», und rief faktisch dazu auf, das Kapitol zu stürmen.
Für die PdAS trägt der noch amtierende Präsident Donald Trump die volle Verantwortung für die Geschehnisse und die Gewalt. Tragischer Höhepunkt dieser Gewaltspirale ist der Tod von fünf Menschen. Ein Polizist wurde vom Trump-Mob zu Tode geprügelt. Eine Demonstrantin wurde aus kurzer Distanz innerhalb des Kapitols erschossen. Sie befand sich unter den Trump-Anhänger*innen, die sich gewaltsam Zutritt in das US-Parlamentsgebäude verschafft hatten. Drei weitere Personen starben vor dem Kapitol aus verschiedenen medizinischen Notfällen.
Die Vorfälle sind das Ergebnis der populistischen und rassistischen Politik von Trump. Es ist daher kein Zufall, dass sich hauptsächlich der gewaltbereite, radikale Teil der Anhängerschaft vom Trump mobilisiert hat. Darunter zum Beispiel auch die sogenannten «Proud Boys» (stolze Jungs), eine rechtsextreme, paramilitärische Organisation – eine von zahlreichen solcher Organisationen, die sich im ganzen Land ausbreiten und bekanntlich immer grösseren Zuspruch erhalten. Trump hat bei den Wahlen im Dezember 2020 über 74 Millionen Stimmen bekommen. Wenn auch «nur» zehn Prozent von ihnen den Sturm auf das Kapitol gutheissen, entspricht dies einer «Armee» von weit über sieben Millionen Fanatiker*innen, die offensichtlich zu allem bereit sind.

Brechts mahnende Worte
Die PdAS warnt davor, die Ereignisse in Washington als reines «US-amerikanisches Problem» zu betrachten. Sie weist darauf hin, dass auch in der Schweiz und in Europa seit Jahren rassistische und populistische Parteien und Organisationen leider an Einfluss sowie Zuspruch gewinnen. Was in Washington geschah, hielt niemand auf der Welt für möglich. Sie sollten auch aus diesem Grund mehr als nur ein Warnsignal sein, denn – und wir unterstreichen es erneut – die Ereignisse sind unter anderem das Ergebnis von Populismus, Rassismus und blindem, fanatischem Hass.
Wohin dies führt, lehrt uns die Geschichte. Und so erinnert die PdAS an die mahnenden Worte von Bertolt Brecht: «Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.»

Das Sterben stoppen

Lioba Junker und Anne Noack. Mehr als 1000 Tote: Das Mittelmeer ist ein Massengrab. Und was tut die Schweiz? Bundes- und Nationalrat lehnen konkrete humanitäre Verbesserungen für Menschen auf der Flucht ab. Aber die Solidarität in der Bevölkerung wächst. Dies auch dank der Arbeit von Organisationen wie Seebrücke Schweiz.

«Das Sterben im Mittelmeer geht weiter. Wenn wir in 30 Jahren gefragt werden, was wir damals getan haben, will ich sagen können: Wir haben nicht aus unserer privilegierten Position heraus zugeschaut. Wir haben gehandelt. Wir haben alles getan, um das Sterben im Mittelmeer, an der Grenze zu Europa oder in Konfliktgebieten zu beenden. Wir haben dafür gekämpft, dass die Menschenwürde für alle gilt, bedingungslos.» So äusserte sich Mattea Meyer, SP-Nationalrätin und Initiantin der Motion «Das Sterben auf dem Mittelmeer beenden», zur Ablehnung des Nationalrats im Dezember 2020. Doch der Reihe nach. » Weiterlesen

Trotz alledem!

flo. Die jährlich in Berlin stattfindende Rosa-Luxemburg-Konferenz hatte dieses Jahr mit neuen Fallstricken zu kämpfen. Doch schwierige Zeiten machen das wohl wichtigste Treffen revolutionärer Marxist*innen im deutschsprachigen Raum nur um so nötiger.

Die Initiator*innen der Konferenz werden wohl wehmütig auf die letzten Jahre zurückgeblickt haben.

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Im Zweifel draufhauen

flo. Trotz Covid-Pandemie fanden auch dieses Jahr Tausende den Weg nach Berlin zur Liebknecht-Luxemburg-Demonstration. Wieder einmal griff die Polizei die Demonstrant*innen an. Angeblicher Grund dafür: Symbole der Freien Jugend Deutschlands.

Es waren dann 3000 Kommunist*in-nen, die sich zur alljährlichen Demonstration in Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zusammenfanden.

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Bolivien und die nötige Selbstkritik

Alina Duarte. Nach dem Sieg der MAS bei den Präsidentschaftswahlen in Bolivien führen die Partei und die sozialen Bewegungen eine selbstkritische Analyse durch. Eine der Erkenntnisse dabei ist: Es reicht nicht, an der Regierung zu sein, man muss die Volksmacht haben. Denn nicht die Regierung macht die Revolution, sondern die organisierten Völker.

Obwohl die Ultrarechte und ihre paramilitärischen Gruppen nach ihrem Putsch im November 2019 alles darangesetzt hatten, es zu verhindern, übernahm Luis Arce Catacora die Präsidentschaft in Bolivien und Evo Morales kam aus dem Exil zurück nach Hause. » Weiterlesen

Im Exil ermordet

sah. Ihr Kampf muss weitergehen! Trotz der enormen Risiken waren im Dezember 2020 in Pakistan im Gebiet von Belutschistan Tausende von Menschen auf die Strasse gegangen, um zu protestieren: Karima Baloch wurde im Exil ermordet. Sie kämpfte für die Rechte ihres Volkes.

Die Leiche von Karima Baloch wurde in einem Fluss in Toronto in Kanada gefunden. Aber jedes Attentat lässt die Widerstandsbewegung wachsen. Als Baloch noch im Gebiet von Belutschistan lebte, kämpfte sie in einer Studentenorganisation. Wegen ihrer Tätigkeit musste die Frau aber das Land verlassen. Nun wurde sie an ihrem Fluchtort ermordet. Allerdings kam die örtliche Polizei nicht zu dem Schluss, dass es sich um Mord handelte, obwohl vor ihrem Tod Drohungen eingegangen waren.
Hunderte von Aktivist*innen der Be-lutschen wurden bisher von pakistanischen Sicherheitskräften entführt. Oft wurden die Leichen verstümmelt aufgefunden und trugen Folterspuren. Verschwindenlassen ist ein Versuch des pakistanischen Staates, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die sich gegen die Besetzung ihrer Region mobilisieren. «Das gewaltsame Verschwindenlassen von Belutschen-Aktivisten im Exil stellt eine neue und sehr besorgniserregende Entwicklung dar, die eine starke Reaktion erfordert», ist auf barrikade.info zu lesen. «Wir müssen alles tun, um eine Aufklärung des Todes von Karima Baloch zu erzielen und weitere solche Taten zu verhindern. Angesichts einer solchen Repression ist die einzig mögliche Antwort: Widerstand und internationale Solidarität».

Plünderungen
Nicht viele wissen von der Situation in Pakistan und der Widerstandsbewegung in Belutschistan. Belutschistan ist ein besetztes und unterdrücktes Gebiet, aufgeteilt auf drei Nationen: Pakistan, Afghanistan und Iran. Seine geographische Lage macht es zu einem zentralen Schauplatz und wirtschaftlich wie militärisch interessant. Belutschistan wurde in der Vergangenheit um 1839 vom britischen Imperium «kolonialisiert». Als die Briten sich dann aus Südasien zurückzogen, teilten sie ihre Kolonie unter anderem in die Staaten Indien und Pakistan auf. Die Grenzen Belutschistans wurden ohne Berücksichtigung der Verbreitung der ethnischen Gruppen gezogen. Viele ethnische Gruppen wohnen diesem Gebiet wie die Belutsch*innen, die Brahui und die Paschtun*innen.  Der indische Teil Belutschistans erhielt später die Unabhängigkeit. Die Belutsch*innen erliessen eine eigene Verfassung und kündigten Wahlen an. Aber 1948 besetzten Truppen Pakistans das Land. Von Anfang an leistete die Bevölkerung Widerstand gegen die militärische Besetzung und verlangten die Wiederherstellung ihrer Unabhängigkeit. Das pakistanische Militär unterdrückte jeden Protest. Bevölkerungsteile forderten auch weiterhin die Unabhängigkeit Belutschistans. 2004 brach der heftigste Konflikt in dieser Geschichte aus.
Die pakistanische Armee, so berichten Aktivist*innen von Menschenrechtsorganisationen, führen einen «schmutzigen Krieg»: Staatliche Repression ist allgegenwärtig und Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Auch die Kämpfer*innen Belutschistans greifen zunehmend zu radikaleren Mitteln. Es wird erzählt, dass nicht nur Gasleitungen gesprengt, sondern auch Entwicklungshelfer*innen, Diplomat*in-nen und Journalist*innen entführt und getötet werden. Weiter gibt es Übergriffe auf Zuwander*innen aus anderen pakistanischen Provinzen.

Checkpoints entstehen
Mehr als 20000 Personen aus der Region wurden bis jetzt ohne Rechtsprechung an unbekannten Orten festgehalten oder sind unauffindbar. Offiziell gelten sie als vermisst. Zahlreiche Einzelpersonen oder Familien haben ihre Heimat verlassen und leben heute im Ausland. Belutschistan ist besetzt. 2014 wurden in drei Massengräbern im Gebiet Leichen entdeckt und im gleichen Jahr setzte die Armee Giftgas gegen die Bevölkerung ein. Heute schiebt die Armee Präsenz, um Sympathisant*innen der belutschischen Nationalist*innen einzuschüchtern.
Zahlreiche neue Checkpoints entstan-den. Die Familien von vermissten Personen schlossen sich in einer Organisation zusammen. Sie organisierten den grössten und längsten «Langen Marsch» in der Geschichte von Südasien. Sie starteten im Oktober 2013 von Quetta und erreichten nach Tagen den Presseclub in Karatschi. Weiter zogen sie bis zur Hauptstadt Islamabad.

Zurück auf der Parkbank

Gaston Kirsche. Das Landgericht Hamburg verurteilte «Die drei von der Parkbank» bekannt gewordenen aktiven Linken jetzt zu Haftstrafen zwischen einem Jahr und sieben Monaten und einem Jahr und zehn Monaten. Verurteilt wurden sie auch wegen ihrer «Gesinnung».

Als «menschenverachtende Terroristen, denen jedes Mittel recht ist und die den moralischen Kompass verloren haben» bezeichnete Oberstaatsanwalt Ralf Schakau die Angeklagten. Oberstaatsanwalt Ralf Schakau übernahm alle Behauptungen und Unterstellungen aus den Ermittlungsakten des Staatsschutzes gegen das Trio. Schakau begründete seine Forderung nach hohen Haftstrafen in seinem Plädoyer auch mit der «Gesinnung» der Angeklagten: So zählte er penibel auf, welche Poster und Flyer mit vermeintlich staatsfeindlichen Motiven bei den Durchsuchungen der Wohnungen der Drei gefunden worden waren.

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Venezuela quo vadis?

sit. Mit einem störungsfreien Verlauf, aber sehr geringer Beteiligung hat Venezuela am 6.Dezember seine Parlamentswahlen abgehalten. Klarer Sieger ist das Bündnis Grosser Patriotischer Pol, das von der regierenden Vereinten Sozialistischen Partei (PSUV) angeführt wird.

20,7 Millionen Venezolaner*innen, darunter 51398 Neuwähler*innen, waren aufgerufen worden, das Parlament für die kommenden fünf Jahre neu zu bestellen. 107 politische Parteien mit 14 000 Kandidat*innen (dreimal mehr als 2015) bewarben sich für die 277 Sitze im Parlament, 111 mehr als bisher. Nur die radikale Rechtsopposition unter der Führung des selbst ernannten, von den USA gelenkten Interimspräsidenten Juan Gerardo Guaidó Márquez, boykottierte die Wahl.

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