Gesundheit vor Profit!

Revolutionärer Aufbau. Die Corona-Pandemie ist unter anderem eine Krise des Gesundheitssystems, das in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten kaputtgespart wurde. Wir führten mit einer Pflegefachperson (Daria*) und einer Assistenzärztin (Lea*) aus dem Raum Zürich ein Interview und fragten, wie sie die Krise erleben und weshalb ein lauer Applaus als Anerkennung definitiv nicht mehr genügt. » Weiterlesen

Instagram-Feminismus

Häsch gwüsst. Wir sind ein feministisches Kollektiv, welches im Lockdown 2020 entstand. Unser Ziel ist es, Informationen und Wissen verständlich und schnell verfügbar aufzubereiten. Denn wir sind der Meinung, dass durch den Zugang zu
Informationen Tabus gebrochen, Ungleichheiten sichtbar und Emanzipation erreicht werden kann. Wir wollen mehr als nur schöne Bilder: Wir möchten die Schönbilder-Flut auf Instagram mit unseren feministischen Illustrationen sprengen. Doch funktioniert feministische und politische Bildung auf Social Media?

Popfeminismus ist kein neues Phänomen; feministische Anliegen werden nicht nur politisch, soziologisch und ökonomisch verhandelt, sondern auch kulturell. Der Popfeminismus, welcher sich im Zuge der dritten Frauenbewegung etablierte, erlaubte popkulturelle Produktionen in einen feministischen Rahmen zu betten. Die massenfähige Kultur abseits der Eliten – der «Mainstream» – soll damit ebenso als feministisches Feld angesehen werden. Dies hatte und hat zur Folge, dass nicht nur eine Verbreitung feministischer Anliegen stattfand, sondern auch deren Ökonomisierung: Stars wie Rihanna oder Beyoncé gelten als feministische Kämpferinnen, H&M aber auch Dior lassen Shirts mit Aufdrücken wie «feminism» oder «feminist» produzieren. So wurde feministische Politik plötzlich käuflich und konsumierbar.
Diese kulturelle Verwertung von Feminismus lässt sich so lesen, dass Feminismus im 21.Jahrhundert nun endlich in den verschiedenen Gesellschaften angekommen ist, nicht mehr als «extrem» gilt und ein Bewusstsein für patriarchale Unterdrückung das neue «Normal» ist. Die Gegenstimmen lassen verlauten, die feministische Emanzipation könne nicht mit deren popkulturellen Verbreitung einhergehen, da sich die jeweiligen Interessen in einem Widerspruch zueinander befinden. Das klassische Beispiel, das in dieser Argumentation herangezogen wird, ist der weibliche Popstar wie beispielsweise Rihanna, die sich in der Formulierung ihrer feministischen Anliegen nicht der «Fleischschau» entzieht, sondern sich deren bedient.
Die Kritiker:innen des Popfeminismus fragen, wie es möglich ist, sich für die Emanzipation der Geschlechter einzusetzen und gleichzeitig das Geschlecht zu überbetonen. Es ist eine Frage, die auch schon die zweite Frauenbewegung beschäftigt hat: Soll man das eigene Geschlecht verwerfen, um sich von der Unterdrückung, die entlang des Geschlechts verläuft, zu befreien oder soll man das eigene Geschlecht zelebrieren, also zum Beispiel «Weiblichkeit leben», total «Frau-Sein», um sich zu emanzipieren?

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Für einen Ausbau des Gesundheitswesens statt autoritären Massnahmen

Gruppe Feministischer Lookdown. Vor einem Jahr haben wir uns am 8. März noch frech die Strasse genommen und mit dem Schwung des Frauenstreiks/feministischen Streiks einen grossartigen, kämpferischen Tag begangen. Wir standen am Anfang der Pandemie, und viele Menschen klatschten auf ihren Balkonen für das Gesundheitspersonal. Es schien plötzlich allen klar, dass Care-Arbeit systemrelevant ist.

Ein Jahr später sehen wir, dass genau das Gegenteil des Erhofften eingetreten ist. Statt Aufwertung gab es Abwertung bis zur Lächerlichkeit, was sich zum Beispiel an den «Boni für geleistete Arbeit» zeigt, die aus ein Mal Gratisessen in der Kantine (für 6.50 Franken) oder einem Kinogutschein bestehen. Und anstatt dass sich die Einsicht durchgesetzt hätte, dass das Gesundheitswesen sofort ausgebaut werden muss, um für Zeiten mit vermehrten Krankheiten gerüstet zu sein, wird auf politischer Ebene weiter abgebaut.
Der erste Beitrag befasst sich mit den Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf Gesundheit und den fatalen Folgen der autoritären Corona-Massnahmen. Der Zweite zeigt auf, welche Sparmassnahmen im Gesundheitswesen trotz Corona weitergeführt und neu beschlossen wurden.
Uns als linken Feministinnen war es von Anfang an wichtig, den patriarchalen, kapitalistischen Stimmen zu misstrauen, die sich plötzlich so um unser Wohlergehen zu sorgen schienen. Die beiden Texte sind ein Ergebnis der diversen Diskussionen und Analysen in der Gruppe Feministischer Lookdown seit Anfang März 2020.

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Frauen, die kämpfen & siegen

Frauen-Café Winterthur. In der Nacht vom 29. auf den 30.Dezember 2020 wurde in Argentinien endlich die Abtreibung legalisiert. 20000 Frauen harrten die ganze Nacht vor dem Senat aus und forderten lautstark das Ja zum Recht auf Abtreibung.

Der Senat nahm die Vorlage mit 38 Ja-Stimmen, 29 Nein-Stimmen, 4 Abwesenheiten und einer Enthaltung an. Argentinien ist damit das sechste südamerikanische Land, das die Abtreibung in den ersten 14 Wochen der Schwangerschaft legalisiert hat. Bisher waren Abtreibungen nur in Kuba, Uruguay, Guayana, Französisch-Guayana und der US-Kolonie Puerto Rico legalisiert. In Mexiko ist sie in zwei Bundesstaaten legal. Dieser Sieg ist das Ergebnis eines langen Kampfes der Frauenbewegung. 2018 schlug die «Nationale Kampagne für legale, sichere und kostenlose Abtreibung» (CNDA) einen Gesetzesentwurf vor, der vom Unterhaus genehmigt, jedoch vom Senat abgelehnt wurde. Resultat waren laute Proteste von hunderttausenden Frauen in den Strassen.

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Femizid anerkennen, Diktator Erdogan verurteilen!

Kurdische Frauenbewegung in der Schweiz YJK-S. Die Kampagne «100 Gründe, den Diktator zu verurteilen» will bis zum 8.März 100000 Unterschriften sammeln. Damit will die kurdische Frauenbewegung erreichen, dass der Femizid auf internationaler Ebene als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt und Erdogan als Haupttäter der Prozess gemacht wird.

«Damit wir frei, gleich, fair, in gegenseitigem Vertrauen und ökologischem Gleichgewicht leben können, ist die Forderung nach Rechenschaft genauso unverzichtbar wie ein ununterbrochener Widerstand von Frauen und von der freien Gesellschaft gegen sexistische, kapitalistische Ausbeutung nötig; und dies von Kurdistan bis Chile, von Polen bis Sudan, von den Vereinigten Staaten bis zum Iran, von Indien bis Europa, der Türkei, kurz ein Widerstand von Frauen und den freien Gesellschaften auf der ganzen Welt, damit wir es schaffen, die Unterdrückung, die Vergewaltigungen, die Morde an Frauen, das Ignorieren und Verletzen von Rechten und Belästigungen wirklich zu beenden.» Mit diesen Worten haben wir als Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) pünktlich zum internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen am 25.November 2020 eine neue Kampagne eingeleitet. Wir wollen aus 100 Gründen weltweit 100000 Unterschriften sammeln.
Das Sammelziel ist schon lange erreicht. Allein in der Schweiz haben wir rund 20000 Unterschriften gesammelt. Der erste Teil der Kampagne läuft noch bis zum 8.März und bietet eine gute Gelegenheit, mit den Menschen auf der Strasse ins Gespräch zu kommen. In der zweiten Phase werden wir unsere Unterschriften und die Vorfälle, die wir dokumentiert haben, an die UNO weiterleiten, um den Anerkennungsprozess von Femizid als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzustossen.

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Die Wut auf die Strasse tragen!

Ni una menos-Kollektiv Zürich. Seit 2019 mobilisiert das Ni una menos-Kollektiv in Zürich nach jedem Feminizid zu einem Gedenkprotest. Die Gewalt von Männern hat System: Bereits dreimal haben wir uns dieses Jahr getroffen, um vier ermordeten Frauen zu gedenken.

Am 8.Februar 2021 hat in Basel ein Mann seine Partnerin Anja K. ermordet, eine Woche später wurde J.S. vom Grossvater ihres Mannes erschossen. Sie befand sich im Trennungsprozess von ihrem gewalttätigen Partner. Deshalb organisierten wir am 18.Februar bereits den dritten Gedenkprotest gegen Feminizide in diesem Jahr auf dem Ni-una-menos-Platz (ehemals Helvetiaplatz) in Zürich.
In der Schweiz gibt es alle zwei Wochen einen Feminizid und jede Woche überlebt eine FLINT-Person (Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre und Trans-Personen) einen Mordversuch. Die Täter sind männliche Familienangehörige, Partner und Ex-Partner. In den letzten zehn Jahren gab es in der Schweiz 471 versuchte Morde an Mädchen und Frauen.

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Kahlschlag!

sit. General Electric baute in den letzten fünf Jahren mehr als 3000 Jobs im Kanton Aargau ab. Garantien für den Erhalt der beiden Werke in Birr und Oberentfelden gibt es keine. Der Fall zeigt, dass sich die Linke in der Schweiz Grundsatzfragen stellen muss.

«Dank dem grossen Einsatz der Beschäftigten und der Personalvertretung können rund 140 Stellen erhalten werden», ist in der gemeinsamen Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna, dem Verband der Angestellten und der Personalvertretung von General Electric (GE) zu lesen. Sie beziehen sich dabei auf zwei Konsultationsverfahren bei GE im Kanton Aargau, die Anfang Februar abgeschlossen wurden. «Die Personalvertretung und die Gewerkschaft haben verschiedene Belegschaftsversammlungen während der Arbeitszeit durchgeführt», erklärt Manuel Wyss, stellvertretender Sektorleiter Industrie der Gewerkschaft Unia auf Anfrage des vorwärts.
Er erinnert weiter daran, dass am 15.Oktober 2020 im Anschluss an eine Versammlung und «ebenfalls während der Arbeitszeit eine Protestaktion mit 300 Kolleg*innen vor dem Werk in Oberentfelden durchgeführt» wurde. Und Kollege Wyss unterstreicht: «In seiner Rede an dieser Protestaktion sprach der Präsident der Personalvertretung eine Streikdrohung aus. Ohne all dies wäre die Rettung von 119 Arbeitsplätzen kaum möglich gewesen.» » Weiterlesen

Profit statt Gesundheitsvorsorge

dab. Die durch die Pandemiemassnahmen verschärften Missstände im Rückkehrzentrum Aarwangen sind skandalös. Verschiedene Organisationen verlangen in einer Online-Petition vom Kanton Bern, die andauernden und zunehmenden unmenschlichen Zustände endlich zu beheben.

«Stop Isolation» ist eine Gruppe von Asylbewerbenden mit Negativentscheid. Sie leben in den Rückkehrzentren Biel-Bözingen, Gampelen, Aarwangen und Konolfingen im Kanton Bern. Trotz, respektive gerade wegen ihrer prekären Situation wehren sich die Geflüchteten. «Die Rückkehrzentren sind offene Gefängnisse und bedeuten ein Leben in Isolation» betonen Aktivist*innen, «ein Leben in Würde ist dort nicht möglich». Vernachlässigte Infrastruktur, enge Platzverhältnisse, desolate hygienische Bedingungen, Sparpolitik der Betreiberfirma ORS AG und teilweise schlecht geschultes Personal machen ihnen sehr zu schaffen. Viele leben lange Jahre unter diesen Verhältnissen. Sie verlangen seit bald einem Jahr mit Demos und Aktionen Aufenthaltsbewilligungen und mehr Respekt statt Repression und Nothilfe. Die für ihre Rechte aktive Gruppe «Stop Isolation» schlug im Rückkehrzentrum Aarwangen beim Ausbruch der zweiten Welle schon früh Alarm: Die Hygienebedingungen seien schlecht, es fehle an sanitären Anlagen, es gebe nur ToiTois im Freien. Während der zehntägigen Quarantäne unter Bewachung von Securitas sei für das Zentrum nur ein Container zur Verfügung gestanden und es habe zu Beginn der zweiten Welle an Masken, Seife und Desinfektionsmittel gemangelt. Während der zehntägigen Quarantäne zeigte bei mehr als einem Drittel der Bewohner*innen der PCR-Test positiv an. Den Bewohner*innen sei die Ausrichtung der acht Franken Nothilfeleistungen halbiert worden, da sie während der Quarantäne Essen vom Kanton bekommen haben, klagen sie an. » Weiterlesen

Schwere Vorwürfe


Ueli Schärrer. Nachdem die Flüchtlinge während ihrer Flucht drangsaliert und eingepfercht wurden, erwartet sie in der Schweiz die «Hölle» und eine profitorientierte Betreiberin der Asylzentren.

Nicht genug damit, dass die ganze Welt wegschaut und Flüchtlinge im Meer «ersaufen» lässt, so werden diese, falls angekommen, auch gleich weggesperrt. Asylzentren sind nichts anderes als moderne «Konzentrationslager». Nicht Gebetene werden da einfach mal aus den Augen der Bevölkerung gebracht!

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Swiss lässt Pilot*innen im Regen stehen

flo. Im Frühling 2020 wurde die Fluggesellschaft Swiss mit Milliarden von Franken an Steuergeldern vor dem Konkurs bewahrt. Jetzt bedankt sich der Konzern beim Cockpit-Personal mit einem vertragslosen Zustand. Dies, obwohl die Pilot*innen eine Lohnreduktion von bis zu 20 Prozent geschluckt hätten.

Lernfähig ist anders: Im Juni 2019 machte die Lufthansa-Tochter Swiss Schlagzeilen, weil das Unternehmen eine Werbekampagne schalten musste, um neue Pilot*innen zu finden. Grund dafür ist sicher auch, dass Lohn und Prestige des Berufs gesunken sind. Wegen der Personalknappheit wurden bereits auch die Aufnahmebedingungen gelockert. Mittlerweile ist kein Studium mehr nötig, um Pilot*in zu werden.
Doch trotz Mangel an Cockpit-Personal hat die Swiss nun die Verhandlungen um den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Pilot*innen platzen lassen. Laut Swiss Geschäftsleitungsmitglied Thomas Frick sei Aeropers, der Personalverband der Pilot*innen, nicht bereit gewesen, nötige Zugeständnisse zu machen. Und in der Medienmitteilung der Swiss wird zumindest verdeckt nach neuen Unterstützungsgeldern durch den Staat gebettelt: «Ohne substanzielle Beiträge und erweiterte Handlungsmöglichkeiten während der Corona-Krise ist es aus unserer Sicht unternehmerisch nicht zu verantworten, den aktuellen Gesamtarbeitsvertrag beizubehalten.»

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Vorhersehbares Debakel

flo. Mit Verzögerung brechen die Folgen der aktuellen Wirtschaftskrise über die Schweiz herein. Ein klares Zeichen dafür ist die Zahl der Arbeitslosen. Doch für Marxist*innen ist klar: Der Covid-Lockdown ist vielleicht der Auslöser aber nicht die Ursache der Lage.

Manchmal geht es in der Schweizer Politik doch ganz schnell. So beispielsweise im Frühling 2020, als die Covid-Pandemie weitgehende Schutzmassnahmen für die Bevölkerung nötig machte und von heute auf morgen grosse Teile der Wirtschaft stillgelegt werden mussten. Noch schneller ist der Bund in der Regel nur, wenn es um die Wirtschaft geht.

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Wer profitiert vom Freihandelsabkommen?

sit. Am 7.März wird über das Freihandelsabkommen mit Indonesien abgestimmt. Im Zentrum des Abstimmungskampfes steht zurecht die Frage der Produktion des Palmöls und dessen verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Das Abkommen ist aber noch viel mehr. Es hat das Ziel, die kapitalistische Marktwirtschaft zu zementieren.

Die Bilder von Orang-Utans, die in ihren letzten Lebensräumen jämmerlich verbrennen, gingen und gehen um die Welt. Es ist daher kein Zufall, dass das Referendumskomitee gegen das Freihandelsabkommen mit Indonesien so ein Bild gewählt hat, um die Abstimmungskampagne zu führen. Emotionen ins Spiel zu bringen, an das Gewissen der Eidgenoss*innen zu appellieren, ist legitim. Das gewählte Bild ist aber viel mehr als nur ein Appell an das Gewissen. Es steht für eine simple Realität: das Vernichten der Urwälder mit all seinen Folgen für Tiere und Menschen für die Produktion von Palmöl. Die Vernichtung von Leben im Namen des Profits. » Weiterlesen

Ein „linkes“ Ja?

sit. SP-Nationalrat Fabian Molina macht sich für ein Ja zum Freihandelsabkommen mit Indonesien stark. Seine Hauptargumentation wird in der ultraliberalen Neuen Zürcher Zeitung zerlegt. Alles kein Witz. Die politische Schweiz scheint auf den Kopf gestellt zu sein.

«Gewiss, das Indonesien-Abkommen ist nicht perfekt. Aber es ist das fortschrittlichste Abkommen, das die Schweiz je ausgehandelt hat, und dank dem PPM-Ansatz wohl sogar weltweit», hält der Zürcher SP-Nationalrat in seiner Stellungnahme auf der Website seiner Partei fest. Der PPM-Ansatz (Process and Production Method) sei «so simpel wie genial», schwärmt der SP-Mann. Zölle sollen nicht länger für alle Produkte gesenkt werden, sondern nur für ausgewählte, nachhaltig produzierte Güter. Übertragen auf das Freihandelsabkommen (FHA) mit Indonesien: Von tieferen Zöllen profitiert nur jenes Palmöl, das «ohne Regenwaldzerstörung, die Missachtung von Arbeitsrechten, die Vertreibung von Indigenen usw. hergestellt wurde», erklärt Molina. Er setzte sich innerhalb der SP für eine Art «linkes» Ja zum FHA mit Indonesien ein. Er scheiterte. Die Partei beshloss an der Delegiertenversammlung vom 13.Februar die Nein-Parole. Dies auf Druck der Juso, die so ein Sieg über die Mutterpartei feiern durfte.

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Mehr Filme exportieren

dab. Eine erweiterte Investitionspflicht ins Filmschaffen soll laut der ständerätlichen Kulturkommission WBK im Filmgesetz festgeschrieben werden. Der Nationalrat hat die Pflicht schon mal zusammengestrichen.

Der ständerätliche Vorschlag wird in der Branche als «Lex Netflix» bezeichnet. Roland Hur-schler, Geschäftsleiter Verband Filmregie und Drehbuch Schweiz (ARF/FDS) spricht von einem «Hoffnungsschimmer für Schweizer Filmschaffende». Und weiter: «Die Revision des Filmgesetzes – besser bekannt als ‹Lex Netflix› – ist politisch umstritten. Und gleichzeitig für uns Schweizer Filmschaffende enorm wichtig. Wir begrüssen deshalb, dass die ständerätliche Kulturkommission viele Entscheide des Nationalrats wieder rückgängig machen will – denn dieser hat das Gesetz regelrecht ausgehöhlt.» Der Grundgedanke der Investitionspflicht lautet: Wer Filme zeigt, soll auch in Filme investieren. Streaming-Plattformen und ausländische Werbefenster sollen einen Anteil ihrer Einnahmen ins Schweizer Filmschaffen investieren oder eine entsprechende Abgabe leisten. Der Bundesrat hat in seiner Vorlage vier Prozent der Bruttoeinnahmen vorgeschlagen. Eine Abgabe, die im internationalen Vergleich nicht hoch ist. «Netflix muss beispielsweise seit Anfang Jahr 20 bis 25 Prozent der Einnahmen, die es in Frankreich generiert, ins Filmschaffen investieren», sagt Hurschler.

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Wie weiter mit Covid-19?

flo. Während die meisten Arbeiter*innen faktisch in einer Arbeitsquarantäne stecken, befinden sich die Fallzahlen von Covid-19 immer noch auf dem hohen Niveau von letztem Frühling. Welche Wege führen überhaupt aus der nun schon einjährigen Gesundheitskrise?

Der «Lockdown», an dem angeblich Existenzen und die Psyche zerbrechen würden, müsse unbedingt aufhören – so der Tenor aus dem bürgerlichen Lager. So erhöht man nun den Druck auf den Bundesrat, um die aktuellen Massnahmen wieder zu kippen. Die Folgen auf die gesundheitliche Lage, die tausenden Toten, das nicht aufwiegbare menschliche Leid, das eine derartige Verantwortungslosigkeit nach sich ziehen könnte, wird geflissentlich ignoriert. In diese Kerbe schlägt auch Roger Köppel, Boss der Weltwoche. Er fordert Klein-bürger*innen dazu auf, am 1.März ihre Geschäfte aufzusperren, auch wenn der Bund nichts in diese Richtung kommuniziert. Doch die Pseudorebellionen wehleidiger Bourgeoiser (und da ist es egal, wie «petit» diese Bourgeoisie ist), ist kein Weg aus der Pandemie – es ist der Weg, sie zu verfestigen und über weitere Monate Teil unserer Lebensrealität werden zu lassen. Mit einer Strategie, die das Überleben von Geschäften über das von Menschen stellt, werden wir noch lange Zeit mit den unterschiedlichsten mehr oder weniger sinnvollen Einschränkungen auf unser Privatleben rechnen müssen.

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Armut ist kein Verbrechen

sit. Nach den Verschärfungen im Ausländer*innengesetz droht Menschen, die hier in der Schweiz geboren wurden, der Entzug des C-Ausweises. Dies, weil sie unverschuldet auf Sozialhilfe angewiesen sind. Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden.

«In den Artikeln 62 und 63 des Bundesgesetzes über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration (AIG) ist seit jeher ein Widerruf der Aufenthalts- bzw. Niederlassungsbewilligung wegen Sozialhilfebezug vorgesehen. Seit dem Inkrafttreten des neuen AIG hat sich diese Praxis allerdings verschärft», ist in der Parlamentarischen Initiative von Samira Marti (SP) zu lesen, die am 18.Juni 2020 eingereicht wurde. Das neue AIG ist seit 1.Januar 2020 in Kraft. Marti präzisiert in ihrem Vorstoss: «Dies führt dazu, dass ausländische Menschen, die seit Jahrzehnten in der Schweiz leben, arbeiten und Steuern zahlen, oder sogar hier geboren wurden oder als Kleinkinder in die Schweiz gekommen sind, aber aus irgendeinem Grund (Arbeitsplatzverlust, Unfall, Krankheit, Trennung vom Ehegatten, Pech) auf Sozialhilfe angewiesen sind, wegen Sozialhilfebezug aus der Schweiz weggewiesen werden.»

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Aufschrei durch die Schweiz

sah. Zigfach unterschrieben: der Appell gegen die Erhöhung des Frauen*ren-tenalters und die damit verbundene Kürzung der AHV-Renten der Frauen*. Diese AHV-Reform soll keine Chance haben.

Noch heute erhalten Frauen* rund einen Drittel weniger Rente als Männer*. So das Fazit, das auf der Internetseite appell.frauenrenten.ch. zu lesen ist. Beschämend! Doch es kommt noch schlimmer: Die Kommission des Ständerates legt nun eine AHV-Abbauvorlage vor, die wieder auf Kosten der Frauen* geht. Dabei wird das Frauen*stimmrecht in der Schweiz dieses Jahr 50 Jahre alt. Fast gleich alt ist das Versprechen der Politik, dass auch Frauen* im Alter von der AHV leben können. Doch, statt dieses Versprechen einzulösen, sieht die geplante Reform mit einer Abbauvorlage genau das Gegenteil vor. Seit der Mobilisierung des Frauen*streiks 2019 ist die Zeit reif. konkrete Schritte zu erreichen. Dringlich ist das Probleme der Frauen*-Rentenlücke. Vor allem in der 2.Säule sind die Rentenunterschiede gross. Auch Frauen* arbeiten ihr Leben lang – sei es gegen Bezahlung oder unbezahlt. Darüber hinaus sind die Frauen* Opfer von Diskriminierung und Lohnungleichheit. Sie arbeiten noch immer mehrheitlich in typisch «weiblichen» Berufen, in denen die Löhne besonders tief sind. Dies wirkt sich auf ihre Altersrente aus. Anders als Männer* beziehen sie im Alter oft viel zu tiefe Renten. Kein Wunder daher, dass der Widerstand gegen die geplante Reform nicht lange auf sich warten liess: In nur einer Woche unterschrieben fast 300000 Menschen den dringenden Appell in Form eines Briefs an den Ständerat gegen die Erhöhung des Frauen*rentenalters und die damit verbundene Kürzung der AHV-Renten der Frauen*. Noch nie wurden in so kurzer Zeit in der Schweiz so viele Unterschriften gesammelt.

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