«Ig gse numeno schwarz»

Simon Baumann und Andreas Pfiffner sind so etwas wie die Michael Moors der Schweiz. Sie ziehen mit der Kamera herum und fühlen der Bevölkerung auf den politischen Zahn. «Image Problem», ihr Versuch einer satirischen Dokumentation über das Image der Schweiz, misslingt aber weitgehend.

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Was soll man über diesen Film bloss schreiben! Verlässt man den Kinosaal, bleibt vor allem das Rätsel zurück, was die Macher von «Image Problem», Simon Baumann und Andreas Pfiffner, uns hier wohl sagen wollen. Auf der Homepage zum Film wird versprochen, dieser «entlarve den Mangel an Solidarität und die zunehmende Fremdenfeindlichkeit im Kleinstaat Schweiz». Das klingt, als könne einem dieser Film etwas beibringen. Obwohl zahlreiche Befragungen von meist ausgeprägt bürgerlich denkenden Passant-Innen im Film vorkommen, die teils haarsträubend rassistische Kommentare wie «wenn ig hie zum fänster useluege, gsen ig nume no schwarz» abgeben, ist «Image Problem» kein Dokumentarfilm. Er ist eine satirisch erzählte Geschichte über die Produktion eines Dokumentarfilms, was eigentlich ganz wichtig wäre.

Verächtlich übers Hinterwäldlertum schmunzeln

Baumann und Pfiffner gehen anfangs von der Feststellung aus, dass das Image der Schweiz heute angeschlagen und dass das etwas Schlechtes sei. Die Stichworte Bankgeheimnis, Steueroase, Rohstofffirmen oder Fremdenfeindlichkeit fallen. Um Abhilfe zu schaffen, ziehen die zwei Filmer los und fragen bei den Leuten auf der Strasse nach, was zeitweise an Michael Moore erinnert. Jeder und Jede soll etwas zur Imagerettung der Schweiz beitragen. Aus dem Off hört man die Regisseure absurde Gespräche über Bildausschnitte oder durchs Bild fahrende Postautos führen. Da wird auf witzige Art gezeigt, dass die Suche nach so etwas wie einem «positiven Image» immer nur bei platten Klischees landen kann.

Diesen Klischees weicht der Film bewusst nicht aus. Er walzt sie eher noch genüsslich aus. Ansonsten hätten die Regisseure wohl auch nicht auf einen Abstecher in die Stadt verzichtet. Lieber gehen sie nach Zermatt, in die Agglo, an ein Alphorn-Fest oder an die Goldküste. Damit werden genau die Orte ausgespart, an denen der Film konsumiert wird: urbane Kulturzonen, wo man mit diesem Film nun verächtlich übers Hinterwäldlertum schmunzeln kann. Die bewusst naiv und prätentiös formulierten Fragen der Filmemacher dienen letztlich nur dazu, sich über die Befragten lustig zu machen, die etwa Schweizerfähnchen schwenkend eine Entschuldigung an Ausländer verlesen oder eine Szene inszenieren sollen, in der sie einem Schwarzen den Weg zum Matterhorn zeigen. Letztlich ein ziemlich armseliges Vergnügen.

Langweilig und oberflächlich

Auch weil der Film teilweise in sehr schönen Bildern geschossen ist, verspricht man sich anfangs noch mehr davon. Zwischendurch sind immer wieder Luftaufnahmen der Schweiz zu sehen, die durch Bildverfremdungen wie ein lebendiges «Suisse Miniature» aussehen. Die Befragungen aber ziehen sich durch den ganzen Film und entwickeln sich auch nicht. Da der Film diese Schiene nie verlässt, wird er mit der Zeit erstens langweilig, und verpasst zweitens die Möglichkeit zu mehr Tiefe. Es ist ja nicht so, dass Fremdenhass und mangelnde Solidarität keine Probleme wären. Es trägt nur leider wenig zur Lösung oder nur schon zum etwas besseren Verständnis des Problems bei, über ein paar inszenierte xenophobe und unsolidarische IdiotInnen zu lachen.

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