Tausende KurdInnen verlangen Gerechtigkeit

In Amed haben 3‘000 Menschen mit einer Demonstration die Gründung einer Wahrheitsfindungskommission gefordert. Die Demonstration endete beim ehemaligen JITEM-Gebäude in Saraykapi, das insbesondere in den neunziger Jahren als Verhörzentrum die letzte Station zahlloser «verschwundener» Kurdinnen und Kurden bekannt ist und als Zentrale für die Planung illegaler Hinrichtungen gilt.

Die Demonstration, an der sich überwiegend Angehörige Verschwundener beteiligten, wurde von der DTP organisiert. Die Stimmung war durch die Schilderungen Betroffener emotional aufgeladen. Als die Polizei die Demonstranten aufforderte, keine «ungesetzlichen» Parolen zu rufen, reagierte der Bezirksbürgermeister Zülküf Karatekin mit den Worten: „Und was war mit dem Gesetz, als Menschen verschwanden und ermordet wurden?“

Alle wissen es!
Vor dem ehemaligen JITEM-Gebäude erklärte Ali Simsek (DTP) in einem Redebeitrag, durch die Entwicklungen im Ergenekon-Prozess habe sich die öffentliche Aufmerksamkeit erneut auf die kurdische Region und insbesondere auf die Stadt Amed gerichtet: «Der Fakt, dass über viele Jahre hinweg illegale Hinrichtungen systematisch und im Rahmen eines bestimmten Konzeptes durchgeführt wurden, ist allen Menschen, die in dieser Region leben, bekannt. Wir alle waren in jener Zeit Zeugen von Vollstreckungen und dem Verschwinden nach der Festnahme; diese Fälle waren für uns zum Teil des Alltages geworden.» Jetzt werde es so dargestellt, als ob es sich bei diesen Vorgängen lediglich um die Taten einiger weniger, ausser Kontrolle geratener Menschen gehandelt habe. Damit werde versucht, die dahinter stehende Systematik zu vertuschen. „«er JITEM, für den neben Militärs auch Überläufer und Dorfschützer arbeiteten, ist verantwortlich für Hunderte Morde in Diyarbakir. Dieser Ort ist bekannt dafür, dass man hinein, aber nicht wieder lebendig hinaus kommt. Vieles gibt Anlass zur Vermutung, dass die Leichname hier in der Gegend begraben sind. Deshalb fordern wir die Staatsanwalt dazu auf, ihrer Aufgabe nachzukommen und Grabungen zu veranlassen.»

Im Ergenekon-Verfahren müssten die Aussagen aller Betroffenen und Zeugen aufgenommen werden. «Darüber hinaus sollte eine Wahrheitsfindungskommission gegründet werden, die alle diese dunklen Vorfälle untersucht und die Verbindung zum tiefen Staat aufklärt.» Stattdessen gehe es der AKP-Regierung lediglich darum, die Strukturen des tiefen Staates zu erneuern und sich politischen Profit zu sichern.

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