Medienfreiheit

Solifonds. «Was sich in den letzten Jahren verändert hat? Alles ist schlimmer geworden», berichtet Serdar Altan in einem Gespräch mit dem Solifonds. Serdar Altan ist Co-Vorsitzender des Vereins für Medienschaffende Dicle Firat Gazeteciler Dernegi (DFG) aus Diyarbakir/Amed. Die freie Presse in der Türkei ist seit 2016 massiver staatlicher Repression ausgesetzt. Die damals 173 unabhängigen Medien wurden seither verboten und zwangsgeschlossen. Von den heute rund 700 Medien sind über 95 Prozent staatlich kontrolliert. Im Pressefreiheitsindex von «Reporter ohne Grenzen» liegt die Türkei auf Platz 153 von 180.
Die Covid-19-Pandemie hat die Situation weiter verschärft. Mit dem neuen Lockdown seit Ende April hat das Regime jegliche Video- oder Audioaufnahmen von Polizeieinsätzen im öffentlichen Raum während der Zeit des Ausnahmezustands verboten. Die staatliche Kontrolle weitet sich ins Internet aus. Webseiten sowie Profile in den sozialen Medien werden von den Behörden überwacht und immer wieder gesperrt. Journalist*innen, die einen Beitrag auf Twitter oder Facebook teilen, können von heute auf morgen ins Gefängnis kommen. Allein im April wurden die Webseiten zweier unabhängiger Nachrichtenagenturen, Mezopotamya Ajansi und JinNews, rund 19-mal gesperrt.
Doch die unabhängigen Medienschaffenden geben nicht auf. «Die Regierung verbietet unsere Nachrichtenagenturen – wir gründen neue. Sie sperrt unsere Webseiten – wir richten neue ein», hält Serdar Altan fest. «So lange es Medienschaffende und insbesondere junge Journalistinnen und Journalisten gibt, die weiterhin für Medienfreiheit einstehen, bleiben wir zuversichtlich. Wir stehen hinter unserer Arbeit, faktentreu über die Geschehnisse zu berichten.»
Damit unabhängige Medienarbeit trotz Repression weitergeführt werden kann, ist Solidarität unter Journalist*innen wichtig. Viele Medienschaffende befinden sich im Gefängnis, gemäss dem Verein DFG sind es aktuell siebzig im ganzen Land. Der DFG unterstützt sie während und nach den Gefängnisstrafen, er organisiert Rechtshilfe für sie und sorgt dafür, dass ihre Angehörigen sie besuchen können. Damit dies weiterhin möglich ist, unterstützt der Solifonds den Verein für Medienschaffende DFG und seinen Kampf für freie, unabhängige Medien und für Demokratie in der Türkei.
Quelle: solifonds.ch

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