Von der Demo zum Streik

sit. Der junge Bauarbeiter Marius Käch hat keinen einfachen Job: Er sitzt mit der Delegation der Gewerkschaft Unia am Verhandlungstisch mit dem Schweizerischen Baumeisterverband für die Erneuerung des Landesmantelvertrags. Der vorwärts sprach mit ihm.

Marius, wann hat die letzte Verhandlung stattgefunden und wie verlief sie?
Sie fand am 10.Juni statt. Stand der Dinge ist, dass weiterhin nach sogenannten ‹gemeinsamen Interessen› gesucht wird. Es ist die Strategie, die vom Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) eingeführt wurde. Sie hat bisher aber zu keinem konstruktiven Ergebnis geführt. Wie diese ‹gemeinsamen Interessen› konkret in der Praxis umgesetzte werden sollen, darüber wurde bisher noch nie diskutiert. Dies führt dazu, dass wir nicht über das diskutieren, was wir als Bauarbeiter*innen brauchen. Mein Fazit daraus ist, dass der SBV kein Interesse an Gemeinsamkeiten hat, bei denen man Lösungen finden kann, oder dass der SBV Zeit schinden will.

Gibt es denn solche gemeinsame Interessen?
Es gibt eine solche Liste, ja. Aber nochmals: Über die konkrete Umsetzung wurde bisher nach fünf Verhandlungsrunden noch nicht gesprochen. Etwas konkreter: Die Baumeister*innen sagten, das gemeinsame Interesse sei, dass ältere Arbeiter*innen im Berufsleben bleiben können. Der Vorschlag der Gewerkschaften diesbezüglich lautet, dass ältere Arbeiter*innen in der Branche bleiben können, aber nicht zu schlechteren Arbeitsbedingungen. Der SBV lehnte dies ab. Die Baumeister wollen, dass ältere Bauleute entweder schlechtere Arbeitsbedingungen akzeptieren oder in andere Branchen wechseln. Das würde aber den Verlust des Anspruchs Frührente bedeuten, welche mit 55 Jahre oder älter zum Greifen nah ist, verdient und bezahlt wäre.

Mit welcher Begründung?
Sie gehen davon aus, dass man in der Stadt Zürich mit 4500 Franken im Monat eine Familie ernähren kann. Und wenn dies nicht möglich sein sollte, müsse eben eine billigere Wohnung ausserhalb der Stadt gesucht werden. Tue man dies nicht, sei man selbst schuld. Und von einem Ausgleich der Teuerung oder einer Gewinnbeteiligung wollen sie auch nichts wissen. Die Absicht der Bauherren ist für mich klar: Sie wollen den LMV aushöhlen, um ihre Profite zu sichern und zu steigern.

Was wurde an der letzten Verhandlung vereinbart?
Dass weiterhin an den gemeinsamen Interessen gearbeitet wird und weitere Themen besprochen werden sollen. Doch angesichts der Demonstration vom 25.Juni hat sich der SBV geweigert, konkrete Sachen zu nennen. Wie zum Beispiel ihre Forderung nach Flexibilisierung oder Erhöhung der Arbeitszeit. Sie wollen die 50-Stunden-Woche. Davon ist zumindest stark auszugehen, wenn man die interne Diskussion beim SVB verfolgt. Ihr Ziel ist, dass nur die Maximalarbeitszeit pro Tag, Woche, Monat und Jahr festlegt wird. Das heisst, die Arbeitgeber*innen können ohne Vorankündigung die Arbeitszeit so einteilen, wie es ihnen passt innerhalb der Maximalarbeitszeit. Ein konkretes Beispiel: Kann am Donnerstag wegen Regen nicht gearbeitet werden, kann dir der Chef am Freitag befehlen, morgen, also am Samstag, arbeiten zu kommen. Es ist die komplette Flexibilisierung im Sinne der Bauherren. Ihr Entgegenkommen war, dass ein Teil der Reisezeit mitinbegriffen sein soll. Wobei ihre Vorstellung kompliziert ist und sehr viele Fragen offenlässt. Sie haben ihren Vorschlag immer nur in einzelnen Teile vorgestellt, was das Verständnis schwierig macht – und somit auch die Verhandlungen.

Wie geht es nach der Demo vom 25.Juni weiter?
Wenn die Baumeister weiterhin stur bleiben, kommt es zur Abstimmung über den Streik. Das wurde so von den Bauarbeiter*innen beschlossen.

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