No pasarán! Niemals!

Tausende von Antifaschist*innen verhinderten in Zürich, dass Rechtsradikale durch die Stadt liefen. Bild: zVg

sit. Tausende von Antifaschist*innen verhinderten am 12.Februar eine geplante Anti-Massnahmen-Demonstration, zu der auch faschistische Kreise wie die Junge Tat aufgerufen hatten. Es war ein starkes Zeichen und ein wichtiger Erfolg. Sich darauf auszuruhen, wäre aber fatal.

«Siamo tutti antifascisti!» Unüberhörbar ist der Ruf der gut 1000 Demonstrant*innen, die vor dem Zürcher Hauptbahnhof auf der Seite der Bahnhofstrasse (beim Escherbrunnen) stehen. Der Verkehr für Tram, Busse und Autos ist blockiert. Zu gross ist die Masse, die sich entschlossen den Faschist*innen in den Weg stellt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs, heisst beim Landesmuseum, sind weitere 2000 Antifaschist*innen versammelt.«No pasarán» ist dort auf einem der Transparenten zu lesen. Es brauchte eine starke Antwort auf die auch von faschistischen Kreisen aufgerufene Anti-Massnahmen-Demo in Zürich – und die kräftige und entschlossene Antwort kam mit der Demo Zürich-Nazifrei. Und wie sie kam!

Entschlossener Widerstand
«Selten war ich so stolz auf meine geliebte Heimatstadt» ist auf dem Twitter-Account #Zürich Nazifrei zu lesen. Zurecht. Mehrere Tausend Antifaschist*innen blockierten den Aufmarsch der Rechten. Ein sehr starkes Zeichen, das beruhigt und ermutigt. Mehr noch: Es war ein Beweis, dass Zürich nach wie vor zu entschlossenem Handeln gegen den rechten Mob fähig ist – und zwar mit grossem Erfolg. Die Mobilisierung über die verschiedenen Gruppierungen und Organisationen verlief im Vorfeld sehr gut. Im Aufruf war zu lesen: «Unsere Demonstration ist eine Reaktion auf die tolerierte Präsenz von Rechtsextremen an Anti-Massnahmen-Demonstrationen – z.B. vor einigen Wochen in Bern, wo Neonazis zuvorderst liefen.» Allen im linken Umfeld in Zürich, von den Hausbesetzer*innen bis zur Juso (um es sehr platt ausdrücken zu dürfen), war klar: Wir müssen gemeinsam das verhindern, was in Bern geschah – und zwar ohne Wenn und Aber.

Rechte nutzen das Vakuum
Was wurde aus der angekündigten grossen Anti-Massnahmen-Demonstration? Die Neonazis der Jungen Tat wurden von PdA-Genoss*innen im Bus der Linie 31 kurz vor 14 Uhr gesichtet. Die Faschos stiegen bei der Haltestelle Sihlpost aus. Wenig später kam es beim Bahnhof zu einer kurzen Schlägerei mit Antifaschist*innen. Laut Polizeibericht wurden dann etwa eine Stunde später 31 Personen im Niederdorf verhaftet, die «der rechten Szene» zuzuordnen seien – es waren die Mitglieder der Jungen Tat. Dort in der Nähe, am Limmatquai, trafen sich auch eine Handvoll Massnahmengegner*innen. Gerade mal drei Schweizer-Fahnen waren zu sehen. In Abwesenheit der Kuhglocken der «Freiheitstrychler» spielte ein Mann eine Handharmonika. Sie wurden von der Polizei aufgehalten, kontrolliert und ihre Mini-Demo wurde aufgelöst.
Interne Streitereien und die Aussicht auf das Ende der Massnahmen gaben der Anti-Covid-Bewegung den Gnadenschuss. Und als das Vakuum, das dieses Ende hinterliess, sich an der Demonstration in Bern vom 22.Januar auf der Strasse manifestierte, erfolgte was Logisches: Die rechte Szene, die von Beginn weg mitmischte, übernahm das Zepter und führte die Massnahmen-Gegner*innen an. Dazu ist im Aufruf zu Zürich Nazifrei zu lesen: «Wir wissen, dass nicht alle Teilnehmenden der Anti-Massnahmen-Demos überzeugte Rechtsextreme sind. Doch die Tatsache, dass ‹auch ganz normale Leute› plötzlich hinter dem Banner einer neofaschistischen Gruppe herlaufen ist überhaupt nicht beruhigend, sondern umso beängstigender – gerade angesichts des allgemeinen gesellschaftlichen Rechtsrucks.» Umso wichtiger war der Erfolg der Demo Zürich Nazifrei vom 12.Februar.

Pnos aufgelöst, aber…
In der rechten Szene scheint sich einiges zu bewegen und im Wandel zu sein. Ein Zeichen dafür ist auch die Auflösung per Anfang 2022 der Partei national orientierter Schweizer (Pnos). Ihre Website wurde abgeschaltet. In einem Brief informierte Präsident Florian Gerber die Mitglieder, dass beim Entscheid auch die «marode gewordenen internen Strukturen eine grosse Rolle gespielt haben». Und: «Altes und somit marode gewordenes gehört abgeschafft.» Dass mit dem Sterben der Pnos auch so unangenehme Zeitgenossen wie der 33-jährige Gerber von der Bildfläche verschwinden, ist leider nicht anzunehmen. Seit seiner Jugend soll er Mitglied bei den Hammerskins sein. In der Pnos war Gerber Jugendbeauftragter, 2019 übernahm er das Parteipräsidium. Gerber ist Inhaber der Firma hinter der rechten Bekleidungsmarke «White Rex», die mit rechtsextremer Symbolik speziell um Kunden im Bereich rechtsextremer Kampfsportevents wirbt. So kündigt er im Brief an die Pnos-Mitglieder an, den «Kampf auf alternativen Wegen weiterzuführen». Ein «konkretes Projekt von nationaler Prägung» sei bereits im Aufbau.

Sie werden auf Widerstand treffen
Welche Rolle dabei die Junge Tat spielen wird, die inhaltlich sich nicht von der Pnos unterscheidet, bleibt abzuwarten. Doch: «Die Junge Tat hat es geschafft, den Rechtsextremismus wieder attraktiv für junge Menschen erscheinen zu lassen», schreibt der «Blick». Ihr Erscheinungsbild ist weit weg von jenem der Nazi-Skins mit rasierten Haaren und Bomberjacken. Die jungen Männer treten modisch gestylt mit Markenkleidern auf. Sie arbeiten stark mit professionell produzierten Propagandavideos, die sie online über verschiedene Plattformen, wie zum Beispiel Instagram und Telegram, verbreiten.
Gerber und die Kameraden der Jungen Tat haben am 12.Februar erneut erfahren müssen, dass sie bei ihrem Vorhaben auf entschlossenen, militanten Widerstand treffen werden – in Zürich und in der ganzen Schweiz. No pasarán! Niemals!

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