Frauen zahlen einen hohen Preis

Die Gewerkschaft Unial führt am 3. Juli eine öffentliche Fachtagung zu den Arbeitsbedingungen im Detailhandel durch. Dabei stand die Situation der Verkäuferinnen und Verkäufer im Zentrum.

In einem ersten Teil präsentierte Vania Alleva, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung, eine umfassende Analyse des Detailhandels aus gewerkschaftlicher Sicht. Alleva zieht ein klares Fazit: «Der Markt ist gesättigt. Die Unternehmen kämpfen um Marktanteile — und dieser Konkurrenzkampf findet immer mehr auf dem Buckel der Angestellten statt.»

Angestellte des Detailhandels, die über ihre Arbeitsbedingungen Auskunft geben, zeigen die Auswirkungen: «Ich muss flexibel sein: Von morgens um 7 Uhr bis abends um 20 Uhr, von Montag bis Samstag», erklärte eine Verkäuferin. Sie ist kein Einzelfall. Neben den langen Arbeitszeiten und den immer längeren Ladenöffnungszeiten berichten die Betroffenen über den Personalabbau, den grossen Stress, die Gesundheitsprobleme und die tiefen Löhne. Eine der Verkäuferinnen spricht für viele, wenn sie sagt:«„Du siehst deinen Partner selten, der von Montag bis Freitag arbeitet. Denn ich muss am Samstag und Sonntag oft arbeiten, man sieht sich am Abend nur todmüde. Man hat oft nicht einmal die Möglichkeit, einen Tag zusammen zu verbringen.»

Die Unia und die Beschäftigten verlangen mehr Respekt vor ihrer Leistung. Vania Alleva stellt fest: «isher gibt es nur wenige Gesamtarbeitsverträge auf betrieblicher oder regionaler Ebene, die das Personal schützen.»Die wichtigste Forderung sei denn auch ein Branchen-GAV zum Schutz der Angestellten. Dieser werde bisher von den Arbeitgebern abgewehrt.

Mario Santini, der Generalsekretär der Gewerkschaft Filcams CGIL Lombardei, zeigt am Beispiel Italiens die verheerenden Auswirkungen von total liberalisierten Ladenöffnungszeiten. Wenn es zusätzliche Arbeitsplätze gebe, dann seien es meist nur befristete Teilzeit-Verträge. Eine Erhebung in Italien zeige: 82 Prozent aller Arbeitsverträge im Verkauf müssen als prekär eingestuft werden.

Die Arbeitssoziologin Magdalena Rosende von der Universität Lausanne hat die Auswirkungen von Teilzeitarbeit im Detailhandel untersucht. Sie kommt zum Schluss: «In allen Ländern sind im Detailhandel Teilzeitverträge weit verbreitet. Betroffen sind vor allem Frauen und sie zahlen einen hohen Preis.»

Bruno Frick, Präsident der Swiss Retail Federation, weist insbesondere auf die negativen Folgen des Einkaufstourismus im benachbarten Ausland hin. Insgesamt macht er aber kaum Handlungsbedarf im Bezug auf die Arbeitsbedingungen aus.

Die Unia hat ihre Positionen zum Detailhandel in einer Broschüre zusammengefasst, die bei tertiaer(at)unia.ch bestellt werden kann.

Quelle und weitere Infos: www.unia.ch

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