Abtreibung ist Frauenrecht!

Am Samstag, 15. September versammelten sich rund 200 Personen auf dem Münsterhof, um mit gehörig Lärm den religiösen Fundamentalist_innen ihren Aufmarsch zu vermiesen. Bereits das dritte Jahr in Folge trugen diese zutiefst reaktionären und frauenfeindlichen Organisationen ihre Weltanschauungen auf die Strasse: Sie fordern eine Aufhebung des erkämpften Rechts auf Abtreibung, stehen für frauenfeindliche Gesellschafts- und Familienentwürfe ein und verbreiten ein zusehends rassistisches und völkisches Gedankengut. Wir haben keinen Bock ihren heuchlerischen „Marsch fürs Läbe“ kritiklos über die Bühne gehen zu lassen. Mit Trillerpfeifen, lauten Hupen, Transparenten, Schildern und kreativen Verkleidungen machten wir unserem Ärger Luft und begleiteten das Trauerspiel lautstark auf der ganzen Route.Der Anlass fand unter massivem Polizeischutz statt: Die Eingänge zum Münsterhof wurden abgeriegelt, es fanden Personenkontrollen statt. Einige Personen wurden sogar präventiv festgenommen. Obwohl unzählige Bullen in Kampfmontur präsent waren, ist es ihnen zu keinem Zeitpunkt gelungen unseren Protest zum Schweigen zu bringen. Den ganzen Nachmittag lang wurden die Ewiggestrigen von Lärm und Sünde übertönt.
Schon am Vortag wurde die Route geschmückt mit Plakaten und Sprays und am Tag selber wurde vom Lindenhof ein Transparent gehängt mit folgender Parole: „Marschiert zur Hölle! Für uns ein selbstbestimmtes Leben!“ Zusätzlich zum Lärm wurden die Betenden in stinkende Wolken gehüllt.Der sogenannte „Marsch fürs Läbe“ bedeutet in erster Linie ein Angriff auf die erkämpften Frauenrechte und die Selbstbestimmung über unsere Körper. Frauen haben sich in den Augen der „Lebensschützer“ dem Willen Gottes, dem Wohl des Staates und der Reproduktion des Kapitals unterzuordnen. Dass diese religiösen Ideologien direkt den kapitalistischen und patriarchalen Verhältnissen dienen, versuchen sie mit der moralinsauren Rede von „Abtreibung gleich Mord“ zu kaschieren. Den reaktionären Christen geht es nicht um das Wohl von Müttern und Kindern, sondern um deren Instrumentalisierung zwecks Verbreitung ihrer erzkonservativen Ideologien. Anstatt sich für mehr und bessere Betreuungs- und Hilfsangebote für Kinder einzusetzen, verunglimpfen sie Kinder, die in Krippen und anderen Angeboten ausser Haus betreut werden als “Verdingkinder“ und verurteilen Mütter (und nicht etwa Eltern), die eine solche Unterstützung wahrnehmen als Rabenmütter, Karrierefrauen und Mannsweiber.

Doch nicht nur in Bezug auf Rollenbilder und Familienideale positionieren sich die OrganisatorInnen und IdeologInnen dieser christlich-fundamentalistischen Veranstaltung am rechten Rand der politischen Landschaft. Das Motto des diesjährigen Aufmarsches („100.000 Kinder fehlen“) zeigt auf, dass nicht nur eine reaktionäre Geschlechterpolitik propagiert wird, sondern vielmehr auch rassistische und völkische Inhalte salonfähig gemacht werden sollen. So wird ein angeblicher Zerfall des schweizerischen Volkskörpers und ein damit zusammenhängender Kulturwandel heraufbeschworen.

Der „Marsch fürs Läbe“ ist keine Randerscheinung: Die christliche Rechte ist auf dem Vormarsch und das politische Klima insgesamt verschiebt sich in der aktuellen Krise weiter nach rechts, sodass erkämpfte Errungenschaften zusehends angegriffen werden. Diesem Rechtsruck setzen wir unseren Widerstand entgegen und kämpfen für eine Gesellschaft fernab von frauenfeindlichen und heteronormativen Werten. Da die Angriffe auf die Frauenrechte, wie auch die rassistische Hetze, und der ganze konservative Mief zur kapitalistischen Krise gehört, wie die Fliegen zum Scheisshaufen, muss auch der Widerstand gegen die rechte Hetze ein Widerstand sein, der ums Ganze geht.

Gegen rechte Hetze! Abtreibung ist Frauenrecht!

Und nur damits gesagt ist: Es ist noch nicht aller Tage Abend, wir kommen wieder keine Frage!

 

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2 Kommentare

  • Fredy

    Schade, für alle die Vorurteile und alle die aufgeführten hasserfüllten Parolen! Macht Ihr es Euch nicht etwas gar zu einfach? Auch wenn wir Christen die legale Praxis der Abtreibung entschieden verurteilen, so doch nicht die davon betroffenen Frauen. Im Gegenteil, wir bieten konstruktiv Hand für Lösungen aller Art und das auf unsere eigenen Kosten.

    Wir stehen ein, für das Gute und für das Leben, weshalb hasst Ihr uns dafür? Hätte Euch Eure Mutter abgetrieben, würdet Ihr jetzt nicht mal Hass empfinden, geschweige denn Leben haben. Würdet Ihr das begrüssen?

    Wir können Euch verstehen, weil wir einst ebenso gedacht und empfunden haben wie Ihr. Doch heute haben wir einen weit besseren Weg gefunden. Den Weg der Liebe. Wir lieben Euch und wir reichen Euch die Hand zum Gespräch, auch dann noch, wenn Ihr uns dafür in Stücke reisst.

  • Ich finde es richtig, dass Eltern das Schicksal ihres Kindes vorbehaltlos annehmen. Ebenso richtig finde ich, dass Eltern, die sich dem nicht gewachsen fühlen, eine legale Alternative haben.
    Wer sich nicht im Stande fühlt seinem Kind Zuneigung, Liebe und ein bisschen Glück zu vermitteln, der sollte überlegen dürfen, ob er mit der Erfahrung Abtreibung besser leben kann. Und deswegen: Abtreibung ist Frauenrecht!

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