Das 1.-Mai-Komitee und das grösste Polit- und Kulturfest der Schweiz

Sevin Satan. Seit über 40 Jahren organisiert das 1.-Mai-Komitee in Zürich das dreitägige internationalistische Fest rund um den Tag der Arbeit. Doch, wie kam es überhaupt dazu und warum? Der vorwärts sprach mit Anjuska Weil, Theresa Jäggin und Raffaele Spilimbergo, drei Politaktivist:innen, die von Beginn an dabei waren.

Der 1.-Mai-Umzug mit dem dreitägigen Festbetrieb auf dem Zeughaus-Areal war für die Schreibende dieser Zeilen schon als achtjähriges Mädchen, damals frisch in die Schweiz gekommen, absolut das Beste. Es herrschte immer eine Vorfreude. Die Transparente des Demonstrationsumzugs zu tragen, bis die Arme keine Kraft mehr hatten, war super. Womöglich ohne zu wissen, was draufstand. Aber egal, es war cool.
Danach auf dem Zeughaus-Areal, das war wirklich paradiesisch. Wir Kinder sprangen auf den Blasios (grosse Gummimatten), sammelten Flaschen ein, um Pfandgeld zu kriegen und uns leckere Sachen damit zu kaufen. Dann das Kinderschminken, das sonstige Kinderprogramm und natürlich bis in die späten Abendstunden aufbleiben zu dürfen. Was will man als Kind noch mehr? Und das an drei Tagen hintereinander.

Für kulturellen Austausch und bessere Arbeitsbedingungen
Auch dieses Jahr wird wieder an über drei Tagen gefeiert. Das 1.-Mai-Fest mit seinen zahlreichen Veranstaltungen im bunten Rahmenprogramm ist das grösste linke Polit- und Kulturfest der Schweiz. Organisiert wird das Fest vom 1.-Mai-Komitee Zürich, das seit 1982 als Verein konstituiert ist. Er besteht aus mehr als 50 politischen Organisationen, die in der Mitbestimmung gleichberechtigt sind. Auf seiner Website ist zu lesen: «Der Verein bezweckt den kulturellen Austausch und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schweizer:innen und Migrant:innen, die Verbesserung der Situation der in- und ausländischen Arbeitnehmer:innen sowie international die Befreiung und Selbstbestimmung der Völker.»
Doch, was sind die Ursprünge des 1.-Mai-Komitees? Was waren die Gründe, es ins Leben zu rufen? Wir sprachen mit drei Politaktivist:innen, die es wissen müssen: Anjuska Weil, Theresa Jäggin und Raffaele Spilimbergo (Raffy). Anjuska ist seit 1971 Mitglied der Partei der Arbeit (PdA) und war von 1980 bis 1993 deren politische Sekretärin. Von 1991 bis 1999 sass sie als Vertreterin der FraP! (Frauen macht Politik!) im Zürcher Kantonsrat. Sie ist Gründungsmitglied des 1.-Mai-Komitees und war dann die folgenden 20 Jahre aktiv dabei. Kurz nach der Gründung stiessen die Aktivistin Theresa und von der damaligen Gewerkschaft Druck & Papier (heute Syndicom) Raffy zum Komitee. Beide sind heute noch aktiv. Drehen wir also das Rad der Geschichte um über vier Jahrzehnte zurück …

Beginnen wir bei den Ursprüngen: Wie ist das 1.-Mai-Komitee entstanden?
Anjuska: 1980 entschied der Vorstand des Gewerkschaftsbundes Stadt Zürich, keinen Demonstrationsumzug mit anschliessender Kundgebung mehr zu organisieren. Es hiess, es kämen zu wenig Leute. Eine Zeit lang war die Teilnahme eine Flaute, Organisationen der Migration nahmen kaum teil.

Theresa: Dies hatte sicher auch damit zu tun, dass der 1.Mai nach der Volksabstimmung in Kanton Zürich ein offizieller Feiertag wurde.

Anjuska: Die SP hatte beschlossen, nur noch eine Saalveranstaltung im Volkshaus zu organisieren. Etliche linke Aktivist:innen fanden aber, das gehe gar nicht. So haben sich SP-Mitglied Peter Münger, Roger Roth von der Gewerkschaft Druck & Papier (heute Syndicom) und Fritz Amsler von der Progressiven Organisation Schweiz (POCH) zusammengetan. Diese drei zentralen Figuren, eine Person von der Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) und ich von der PdA waren die erste Kerngruppe. Danach kamen schnell andere Personen dazu, wie Theresa und Raffy.

Raffy: Mehmet Akyol der damaligen Gewerkschaft Textil Chemie und Papier (GTCP), die dann in die Unia integriert wurde, war auch ziemlich von Beginn an dabei.

Theresa: Bald schlossen sich auch Leute von der damaligen Gewerkschaft Bau und Holz, der heutigen Unia, der Gewerkschaft VPOD und der Kommunistischen Partei Italiens (PCI), wie Angelo Tinari, an.

Wie ist das frisch entstandene Komitee vorgegangen?
Anjuska: Wir organisierten im Kollektiv den Demons-trationsumzug. Kurzfristig entschieden wir, dass wir anschliessend ein Fest machen wollten. So wurde das erste 1.-Mai-Fest in der Roten Fabrik durchgeführt, damals noch nur an einem Tag. Wir haben im ersten Jahr möglichst viele linke Organisationen der Migration eingeladen. Die ersten Treffen fanden im PdA-Sekretariat statt. Damals waren vor allem die italienischen und die spanischen Kommunist:innen aktiv. Als die Organisation breiter geworden war, wurde entschieden, das Fest nach dem Demoumzug in der Bäckeranlage durchzuführen. Bald kamen chilenische, palästinensische, sprich die Palestine Liberation Organization (PLO), sowie türkische und kurdische Organisationen dazu, auch solche aus der Kulturszene. Es war von Anfang an klar, dass nur linke Organisationen eingeladen werden. Die migrantischen Organisationen waren bald in der Mehrzahl, einige Schweizer:innen ertrugen es schlecht, in der Minderheit zu sein. Es war vor allem beim Beschluss der Hauptparole oder des/der Hauptredner:in des Komitees am Fest schwierig, wenn diese sich beispielsweise auf die Türkei bezogen.

Theresa: Es gab sehr lange Sitzungen, ohne Abstimmungen. Es wurde stets nach einem Konsens gesucht, oftmals bis um Mitternacht. Viele Jahre fanden die Vollversammlungen im ehemaligen Cooperativo statt.

Wie haben sich dann das Komitee und das Fest weiterentwickelt?
Anjuska: Nach dem zweiten oder dritten Jahr haben wir gemerkt, dass wir das 1.-Mai-Komitee als Verein konstituieren mussten. Die Reservationen von Lokalitäten, Bands, die ganze Infrastruktur, die wir aufstellten, Tontechnik, Stände usw., damit gingen wir grosse finanzielle Verpflichtungen ein, die wir als Einzelne nicht mehr tragen konnten.

Theresa: In der Bäckeranlage haben wir das Fest auf zwei Tage ausgeweitet. Wir haben über das WC-Reinigen, Aufstellen, Abräumen, Aufräumen bis hin zur Nachtwache, alles selbst gestemmt. Danach gingen wir gemeinsam ins Volkshaus und zählten das Geld. Es war sehr solidarisch.

Anjuska: Wenn es am 1. Mai schlechtes Wetter war, entstand finanziell schnell ein Risiko, um die Kosten zu decken. Die Überlegung war dann, die 1.-Mai-Feier auf drei Tage zu verteilen, um das Wetterrisiko zu reduzieren. Gleichzeitig kamen immer mehr Organisationen dazu, das Programm wurde erweitert und dann wurde das kulturpolitische Fest ins Zeughaus-Areal verlegt.

Was waren die grössten Herausforderungen? Und gab es auch heikle Momente?
Anjuska: Die schlimmsten Auseinandersetzungen waren damals unter türkischen und kurdischen Organisationen, wahrscheinlich um 1982 herum. Da fielen einmal Schüsse und wir mussten vor Ort entscheiden, ob wir jetzt das Fest abbrechen sollten. Wir konnten das nicht, da wir es sonst finanziell nicht hätten stemmen können. So lief das Fest weiter. Das war sehr abstrus. Diese Organisationen wurden vom Platz verwiesen. Das war schon eine ganz krasse Ausnahme.

Theresa: Einmal hat die Polizei Tränengaspetarden, gefüllt mit verbotenem Giftgas, über die Zeughausdächer ins Areal geschossen. Panik und Chaos brach aus.

Raffy: Ich rannte raus zu dieser Polizistin, die da hereingeschossen hatte und rief aus: «Gahts no! Da sind tausende Menschen auf dem Areal, viele Kinder und ältere Personen. Hören Sie sofort auf!» Sie erwiderte, dass alle Chaot:innen im Areal seien. Ich flippte aus und sagte: «Schauen sie mal durch das Gitter hinein, dann sehen sie es selber.» Über Funk wurde sie dann mit den anderen Polizist:innen zurück beordert. Ein älterer Mann hatte einen Herzinfarkt wegen des Tränengases und die Polizei versperrte dem Krankenwagen den Weg. Das war sehr chaotisch.

Anjuska: Eine Tränengasgranate ist direkt vor mir auf den Tisch geprallt. Zunächst habe ich nichts mehr gesehen, so haben meine Augen gebrannt.

Theresa: Am nächsten Tag gab es eine Demo gegen den Polizeieinsatz.
Raffy: Ab Mitte der 1990er-Jahre gab es immer wieder ein Theater mit den Nachdemos. Es nahmen damals auch sehr viele Teenager daran teil. Auch wir wurden wegen den Nachdemos mal eingekesselt. Das 1.-Mai-Komitee ist seitdem immer bei den Eingängen und sagt den Menschen klar, dass sie im Areal bleiben sollen, damit solche Fälle nicht mehr vorkommen. Wegen der Standkosten und -Einnahmen gab es immer wieder Reklamationen innerhalb des Komitees. Dieses Misstrauen machte mich wütend. So haben wir angefangen, alle Kosten offenzulegen. Doch keine dieser Organisationen, die zuvor laut reklamiert hatten, kam dann, um sie zu prüfen. Wir haben fixe Kosten für das Areal, aber es kommt jeweils noch eine hohe Stromrechnung dazu, da der Strom von der Grossverteiler- Anlage bezogen werden muss.

Theresa: Generell ist das Plenum sehr geschrumpft. Viele Organisationen kommen und gehen. Vor allem kommen viele Organisationen erst später in die Vorbereitungen hinein, was die Arbeit erschwert und ein bisschen unsolidarisch ist. In den letzten paar Jahren traten viele vom Vorstand zurück. Dies war eine schwierige Zeit, mit der Frage verbunden, wie es denn weitergehen sollte. Jetzt ist es wieder besser. Es gibt wieder eine engagierte Generation.

Zum Schluss: Welche positiven Ereignisse oder Erlebnisse kommen euch in den Sinn, wenn ihr an das 1.-Mai-Komitee denkt?
Anjuska: Die Stadt Zürich hat damals Integrationsprojekte gemacht, doch ich denke, das 1.-Mai-Komitee war zu jener Zeit das grösste Integrationsprogramm, vielleicht ist es das sogar jetzt noch. Doch wohlgemerkt, wir haben keine städtischen Subventionen erhalten und man hat wirklich auf Augenhöhe zusammengearbeitet. Das finde ich etwas Aussergewöhnliches. Ja, ich denke, es war wirklich das grösste Integrationsprogramm, das die Stadt Zürich hatte. Was ich sehr schön und gut finde, ist, dass der Generationenwechsel schon mehrmals geklappt hat. Und natürlich auch, dass es die 1. Mai-Demonstration und den festlichen Teil auf dem Zeughaus Areal immer noch gibt.

Raffy: Anjuska war und ist immer noch sehr für Vietnam engagiert. Einmal kam der Botschafter Vietnams ans 1.-Mai-Fest und überreichte Anjuska eine goldene Nadel für ihr Engagement. Dies fand ich sehr speziell und schön.

Theresa: Super ist, dass es das 1.-Mai-Komitee nach so vielen Jahren immer noch gibt und sich immer wieder engagierte Leute finden, die dieses grosse Fest organisieren.

Herzlichen Dank für das Gespräch und für eurer Jahrzehnte langes Engagement für den internationalen Tag der Arbeit.

«Er verdient es, dass man sich an ihn erinnert.»

dom. Mit «Ein Psychiater erinnert sich an einen Anstössigen» würdigt Mario Gmür das Schaffen Niklaus Meienbergs, der während so vieler Jahre ein mühsamer Stachel im Arsch derer gewesen war, die es sich in der Schweiz bequem gemacht hatten.

In der aktuellen Literaturgeschichte oder als Vorbild heutiger Medienschaffender ist Meienberg längst nicht so präsent, wie man das noch vor wenigen Jahrzehnten hätte erwarten können. Er, der die von öden Agenturmeldungen geprägte Schweizer Medienlandschaft erschütterte wie kein anderer, der mit seinem eigenwilligen Stil und seiner politischen Ausrichtung aneckte, rechts und (gelegentlich auch) links. » Weiterlesen

Bilder bewegter Zeiten

Redaktion. Die Ausstellung «Lichtblick» zeigt die fotografischen Zeugnisse der politisch-gesellschaftlichen Bewegungen ab den 1970er-Jahren zu Themen wie Arbeit, Gleichberechtigung, Antimilitarismus, Wohnformen sowie Energie und Umwelt. Ziel ist, einen Dialog anzustossen.

Der Nachlass Kurt Graf/fotolib Basel ist eine visuelle Dokumentation jener politischen Bewegungen, Ereignisse und Ideen, die in der Schweiz der 1970er-Jahre eine ganze Generation prägten. Ab 1975 dokumentierten Kurt Graf, Heiner Vogelsanger und Marcel Geiger als Fotografen-Kollektiv Widerstand und Protest, Aufbruch und Utopien. » Weiterlesen

Weisser Retter oder leninistische Revolution?

Alina K. Der Film «Dune Part two» handelt vom Aufstieg des Protagonisten Paul Atreides von einem scheuen Herzogs-Sohn zum charismatischen Anführer der indigenen Fremen. Imperialismus, Krieg, Rassismus, Guerilla, alle diese Themen sind in diesem kürzlich neu verfilmten Science-Fiction-Epos zu finden.

Frank Herberts erstes Buch «Dune» wurde in seiner neuesten Verfilmung auf zwei Teile gespannt. Der erste Film des kanadischen Regisseurs Dennis Villeneuve aus dem Jahr 2021 handelt von einer Machtübergabe eines Planeten namens Arrakis. Der Paddischah-Imperator entzieht im Jahre 10191 die Kontrolle dieses Planeten dem Adelshaus Harkonnen und übergibt sie dem Adelshaus Atreides. » Weiterlesen

Im Sumpf

Gaston Kirsche. In Spielfilm «Green Border» der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland geht es um die Flüchtlingsabwehr an der polnisch-belarussischen Grenze. Für die PIS-Partei ist sie deshalb eine Vaterlandsverräterin.

Sattgrün und friedlich sehen die Bia?owieza-Wälder von oben aus der Vogelperspektive aus. Die Natur wird hier geschützt, im Grenzgebiet von Polen und Belarus. Nach der schönen Naturfilmszene ist es mit der Farbe vorbei. In einem vollbesetzten Flugzeug, aus der Türkei kommend, sitzt Leila (Behi Djanati Ataï) neben Amina (Dalia Naous), die ihre Kinder zusammenhält und das Baby stillt. Dabei will sie Leila erklären, warum sie aus der Stadt Harasta in Syrien geflohen ist.

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Wahnsinn statt Klassenkampf

dom. Saltburn, der zweite Film unter Emerald Fennells Regie, verspricht Tabubrüche und sozialkritischen Inhalt. Doch beides kann er nicht einlösen. Stattdessen bekommt das Publikum einige halb faszinierende, halb ekelhafte Szenen und eine wenig konstruktive Kritik an der dekadenten Elite geliefert.

Seit November letzten Jahres läuft Saltburn in den US-amerikanischen Kinos. Hierzulande hat es der Film nicht in die Kinos geschafft – was aber entgegen geläufigen Behauptungen nichts mit den expliziten Darstellungen ausschweifender Sexualität zu haben dürfte.

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Fantasien chronologisch geordnet

sah. Bücher zur Kunstgeschichte gehören auch in Kinderhände. Leider gibt es nur wenig passende Nachschlagewerke dazu. Eine Erzählung dazu, warum Kunstgeschichte mit ihrer Inspiration und ein wenig Zeitgeschichte so wichtig ist.

Ein unglaubliches Buch! Das war der erste Gedanke, den ich hatte, als ich das Rezensionsexemplar aus dem Karton hob. Immer wieder hatte ich mich mit Kunstgeschichte beschäftigt: in der Ausbildung, beruflich und zuletzt im Rahmen einer Weiterbildung an der Schule für Gestaltung Bern.

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«Wish» lässt zu wünschen übrig

dom. Mit «Wish» (Wunsch) liefert Chris Buck einen visuell und musikalisch wenig beeindruckenden Film, dem der Charme früherer Disney-Filme abgeht. Vor allem liefert er uns Vieles an liberaler Ideologie und aufs bürgerliche Dasein beschränkte Träume.

Einmal mehr berührt Disney den Kern menschlichen Daseins: Wie leblos wäre der Mensch ohne sein Begehren, wie leer sein Leben ohne Träume? Aber weil die Welt nicht eingerichtet ist, unsere Träume zu erfüllen, müssen sie früher oder später zerplatzen.

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Gramsci zu Kultur, Demokratie und Zivilgesellschaft

Eine Veranstaltungsreihe der Partei der Arbeit und der sozialistischen Zeitung vorwärts mit Sabine Kebir, freie Publizistin zu politischen, kulturellen und  literarischen Themen.

«Im Westen bestand zwischen Staat und Zivilgesellschaft ein ausgewogenes Verhältnis, und beim Wanken des Staates entdeckte man sogleich eine robuste Struktur der Zivilgesellschaft. Der Staat war nur eine vorgeschobener Schützengraben, hinter welchem sich eine robuste Kette von Festungen und Kasematten befand.»
Antonio Gramsci

Bern, Samstag, 27.Januar 2024
Breitsch-Träff, Breitenrainplatz 27,
Vortrag und Diskussion um 16 Uhr,
anschliessend cena popolare und musikalische Unterhaltung

Zürich, Sonntag, 28.Januar 2024
Helmi, Hohlstrasse 86c
Brunch ab 11.30 Uhr
Vortrag und Diskussion um 13 Uhr

Basel,  3.Februar 2024
Ort und Zeit folgen auf pdasbasel.ch

Texte zu Gramsci

Das politische Leben Antonio Gramscis
Antonio Gramsci legte die strategische Basis für die erfolgreiche Arbeit der Kommunistischen Partei Italiens im antifaschistischen Widerstand und für die Jahrzehnte nach dem 2.Weltkrieg. Er erkannte, dass ein erfolgreiches revolutionäres Bewusstsein nicht nur politisch, sondern auch kulturell und von historischem Wissen geprägt sein muss.
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Die Revolution gegen das Kapital
Der italienische Kommunist Antonio Gramsci erkannte als Erster die Gefahr, die vom Faschismus ausging und warnte vor ihm. Mit seinem Wirken und seinen Arbeiten auch noch als todkranker Mann im Kerker leistete Gramsci ein ungeheures Pensum an theoretischen Erkenntnissen für den revolutionären Kampf.
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Antonio Gramscis Zivilgesellschaft
Für die politische Praxis der Linken sind Gramscis Theorien der Zivilgesellschaft und der Hegemonie von besonderer Bedeutung. Er entwickelte sie aus der historischen Relativierung der Revolutionsperspektive in Russland und in den mittel- und westeuropäischen Ländern, von ihm kurz als «Westen» bezeichnet.
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Die Linke im 21.Jahrhundert

dom. Der politisch aktive Sozialwissenschaftler Göran Therborn wirft in seinem Buch einen differenzierten Blick auf die Linke im 21.Jahrhundert und entlässt seine Leser:innen mit einer düsteren Perspektive und einem Appell: Es braucht Veränderung, nur wie?

Das 20.Jahrhundert sei von «industriellem Kapitalismus» und «kapitalistischem Kolonialismus» in dialektischem Sinne geprägt und vorangetrieben worden – «dialektisch in dem Sinne, dass die Entwicklung jedes Systems dazu diente, seinen ausgebeuteten Teil zu stärken: die Arbeiter:innenklassen und die kolonialisierten Völker». Im Verlaufe des 20.Jahrhunderts hätten die Menschen nicht nur Ausbeutung, Krieg und Genozid erlitten, sondern auch gewaltige Fortschritte «in Bezug auf Lebensstandard, Lebenserwartung, Demokratie, Freiheit, Emanzipation der Geschlechter und Entkolonialisierung» erkämpft.

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Der eigenartige Genosse Berlinguer

Gerhard Feldbauer. Enrico Berlinguer war von 1972 bis 1984 Generalsekretär der grössten und stärksten Kommunistischen Partei Westeuropas. Eine Biografie zur Rolle und Neubewertung des politischen Wirkens eines Genossen, der nicht nur in Italien Geschichte geschrieben hat.

Die bekannte linke Journalistin Chiara Valentini bringt sich mit der Biografie über den «eigenartigen Genossen Enrico Berlinguer» in die Versuche von Kommu-nist:innen und Linken ein, seine Rolle auch neu zu bewerten. Die deutsche Übersetzung kam zum Berlinguers 100. Geburtstag am 25.Mai 2022 heraus.

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Solidarity, not Charity

dom. Im neuesten Film von Ken Loach «The Old Oak» solidarisiert sich ein wirt­schaftlich abgehängtes Dorf mit syrischen Migrant:innen. Der mittlerweile 87-jährige Regisseur hat ein feinfühliges Werk geschaffen, das die Bewältigung ak­tueller politischer Herausforderungen in die Tradition vergangener Arbeitskämpfe stellt.

Einst wurden in Durham Kohleminen betrieben und Schiffe zusammengebaut. Doch in den 1970er-Jahren kam Margaret Thatcher und mit ihr der Niedergang des Bergbaus. Sie beschloss im Rahmen ihres neoliberalen Programms die Streichung der Subventionen für die Kohleminen. Aber für Durham war der Betrieb der Minen zur existenziellen Sache geworden. Abhängig vom Abbau der Kohle, abhängig von der Lohnarbeit in den Minen, kam es Mitte der 1980er-Jahre zum grossen Bergarbeiterstreik. Der Streik ging verloren ? und beinah vergessen.

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Sergej Netschajew und die Dämonen

Manfred Vischer. Der stürmische Auftritt des Anarchisten Sergej Netschajew blieb in der Geschichte Russlands eine flüchtige Episode. In der russischen Literatur hinterliess er aber eine bleibende Spur. Und zwar durch ein Meisterwerk von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij, das die Zeit überdauert.

Russland war schon um die Mitte des 19.Jahrhunderts eine zerrissene Gemeinschaft. Zwei geistige Hauptströmungen prägten die öffentlichen Diskussionen. Es waren die Position der sogenannten Westler und jene der Slawophilen. Beide beschäftigten sich mit dem durch die Geschichte begründeten Auftrag des russischen Volkes und mit der Entwicklung des Landes.

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Dumb Money

don. «Dumb Money» handelt von den wahren Ereignissen um die Gamestop-Aktien im Jahr 2021: Der Investor Keith Gill trieb mit Hilfe einer Gruppe von Klein­anleger:innen den Aktienkurs von Gamestop in die Höhe, was Hedgefonds, die auf einen Kursverfall gewettet hatten, riesige Verluste bescherte.

Vor rund vier Jahren wurde der Videospiel-Händler Gamestop totgesagt. Die Umsätze schrumpften, die Aktienkurse sanken, weshalb Hedgefonds wie «Melvin Capital» auf einen weiteren Kursverlust wetteten, indem sie sogenannte Leerverkäufe (oder auch «Shorts») tätigten – ein an der Börse vollkommen normales Vorgehen.

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Von Neugier angetrieben

sah. Liebste Jahreszeit ist mir der Bücherherbst mit seinen Neuerscheinungen. Diesmal ist eine besondere Publikation aufgefallen: ein Buch über mutige Pionierinnen, die den Gefahren in der Natur und gesellschaftlichen Widerständen trotzten.

Im Zeitalter von Paw Patrol wünschen sich Eltern vielleicht, ihren Kindern noch von anderen Figuren erzählen zu können, als denen im Universum von Marvel (Disney) oder von DC Comics (Warner Bros). Sie sind auf der Suche nach Helden und Heldinnen, die keine moralischen Werte wie gut oder böse verkörpern müssen, sondern im Grunde genommen echte Menschen sind. Wahrhaftig, weil sie Fehler haben, in den Tag hinein träumen und manchmal auch nicht nachvollziehbar handeln.

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Die Partei als moderner Fürst?

Kurt Seifert. Einst löste das «Reich der Mitte» gerade auch bei Linken eine grosse Faszination aus. Heute dominieren die kritischen Stimmen. Um den Weg Chinas besser zu begreifen, benötigen wir fundierte Analysen. Das Buch von Michael Brie leistet einen wichtigen Beitrag dazu.

Demokratien contra autoritäre Regime – damit scheint die heutige Weltlage auch für manche Linke ausreichend erklärt zu sein. Zu den reaktionären Mächten wird nicht nur ein aggressiv-imperialistisches Russland gerechnet, sondern auch ein vielen hier im Westen bedrohlich erscheinendes China. Kein Zweifel: Die geopolitischen Karten werden neu gemischt. Die nach dem Ende der alten Sowjetunion einzig verbliebene Supermacht USA erhält Konkurrenz. Wie ist diese Entwicklung aus emanzipatorischer Sicht zu deuten?

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Marx war ein Degrowth-Kommunist

Kohei Saito

Peter Nowak. In seinem neuen kapitalismuskritischen Buch «Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus» plädiert der japanische Philosophieprofessor Kohei Saito für einen Degrowth-Kommunismus. Wichtige Fragen bleiben jedoch unbeantwortet.

In Japan verkaufte sich ein Buch, das den Kommunismus als Zukunftsprojekt propagiert, über eine halbe Million mal. Auch in den europäischen Städten sind die Versammlungsräume überfüllt, wenn der japanische Philosophieprofessor Kohei Saito seinen in viele Sprachen übersetzten Bestseller «Systemsturz – Der Sieg der Natur über den Kapitalismus» vorstellt. Als der auch zeitweise an der Berliner Humboldtuniversität lehrende Saito Anfang September das Buch in Berlin vorstellte, waren die Plätze schnell ausgebucht. Tausende verfolgten die Ausführungen des japanischen Professors digital. Darunter waren auch viele Klimaaktivist:innen, die bisher Marx und seine Theorien eher mit dem umweltschädlichen Produktivismus als mit Umweltbelangen in Verbindung brachten.

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