Nix geht ohne Lohnschutz!

flo. Mit dem institutionellen Rahmenabkommen soll EU-Dienstleister*innen der Zugang zum Schweizer Markt garantiert werden. Doch wegen der Unbeweglichkeit Brüssels beim Lohnschutz scheint das Abkommen nicht mehr gerettet werden zu können.

Die Situation beim Rahmenabkommen ist grösstenteils unsicher. Auf Anfrage des vorwärts heisst es bei der Gewerkschaft Unia, dass man durchaus bereit sei, Auskunft zu geben, aber die Informationen bis zum 1.Mai wahrscheinlich schon veraltet seien. Trotz grosser Unklarheiten ist in Bern wie in Brüssel relativ klar, dass das Abkommen so wie es vorliegt keine Chance hat.

Hüftschuss mit Folgen?
Doch in Brüssel scheint man Geschmack an direktdemokratischen Mitteln zu finden. Dies zumindest beim CDU-Europaparlamentarier Andreas Schwab, der die Schweiz-Delegation des EU-Parlaments anführt. «Ein Volksentscheid wäre uns lieber, als wenn der Bundesrat nach jahrelangem Hinhalten einfach Nein sagt», erklärte er. Der Christdemokrat spekuliert gar, dass das Schweizer Stimmvolk eine solche Vorlage bestimmt annehmen würde. Dies zeige alleine schon die Erfahrungen, die man im Zusammenhang mit dem bilateralen Weg mit der Schweiz gemacht habe – Herr und Frau Schweizer würden im Zweifelsfall schon für eine Kooperation stimmen. Warum die Schweiz nicht Teil der EU ist, wenn sich das Stimmvolk im Zweifel doch für die europäische Integration aussprechen würde, bleibt bei Schwab jedoch offen. Und auch, dass laut Brüssel die Schweiz mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative den bilateralen Weg stark gefährdet habe, scheint Schwab vergessen zu haben.
Die Forderung nach einer Volksabstimmung zur Rettung des Rahmenabkommens gleicht mehr einem Schnellschuss als politischer Strategie. Und er ist weit daneben gegangen: Ein Urnengang hätte weder den gewünschten Erfolg, noch ist das politische Establishment in der Schweiz bereit, eine solche Abstimmung zu forcieren.

Bern ist nicht Brüssel
Der Hauptgrund dafür ist, dass die Zahl der politischen Kräfte, die von einer solchen Abstimmung und vor allem vom Abstimmungskampf profitieren kann, sehr klein ist. Genau genommen könnte sich vor allem die SVP, die in den letzten Monaten politisch immer stärker in Bedrängnis kam, auf ein Powerplay einstellen und mit ihrem Steckenpferdchen die anderen etablierten Parteien vor sich hertreiben.
Wirklich für das Plebiszit beim Abkommen einstehen, mag ausser der GLP kaum jemand. Selbst der Freisinn, der sich in Sachen Rahmenabkommen stets hinter ihren Bundesrat Cassis stellte, einer der Hauptunterstützer des Abkommens, plant bereits, was man beim Scheitern tun muss. Und auch die CVP – heute Die Mitte – und ihr Parteipräsident Gerhard Pfister sind zurückgekrebst. So wollte die Partei im März 2019 dem Volk und dem Parlament «das erste und letzte Wort geben». Zwei Jahre später erklärte Pfister im Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen, dass bei einer Ablehnung durch den Bundesrat eine Volksabstimmung «absurd» sei, da die Gegner*innenschaft sich so auf den Bundesratskurs berufen könnten. Pfister will offensichtlich der SVP keine Gelegenheit geben, mit ihrem Lieblingsthema in den Abstimmungskampf zu ziehen. Das Verdikt ist klar: Wird der Bundesrat das Abkommen ablehnen, dann werden Teile der politischen Mitte sich anschliessen. Zugleich wird das Abkommen von der Sozialdemokratie, den Gewerkschaften und der SVP bekämpft. Wie es unter diesen Umständen vor dem Volk auch nur den Hauch einer Chance haben soll, dürfte Menschen, die mit der Schweizer Politlandschaft vertraut sind, ein Rätsel sein.

Lohnschutz verteidigen!
Stichtag für den Fortgang der Verhandlungen ist der 23.April, kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Dann soll der SVP-Bundesrat Guy Parmelin in Brüssel nochmals einen Versuch wagen. Scheitert dieser, ist es am Bundesrat, die Verhandlungen nach sechs zähen Jahren für gescheitert zu erklären. Einen Plan B hat der Bundesrat vermutlich nicht. Denkbar ist, dass neue Verhandlungen bis 2023 auf Eis gelegt werden, bis das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) neu besetzt wird. Der aktuelle EDA-Vorsteher Ignazio Cassis gab 2018 den Lohnschutz preis. Dies, obwohl der Schutz des Lohnes vom Bundesrat als «rote Linie» bezeichnet wurde, die man nicht überschreiten werde. Cassis setzte sich mit der Preisgabe bei der reformistischen Linken in die Nesseln. Diese war bislang zuverlässige Verbündete der europäischen Integrationspolitik.
Es war klar, dass durch das Handeln von Cassis am Ende nur noch die politische Mitte für das Abkommen zu gewinnen ist. Denn spätestens seit dem Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU im Jahr 2004 sind Lohnschutz und flankierende Massnahmen für die Gewerkschaften zentrale Prinzipien ihrer Europapolitik. Eine Dienstleistungs- und Personenfreizügigkeit gibt es für sie nur bei Sicherung des hiesigen Lohnniveaus. Genau das will man in Brüssel aber kippen. Neu soll die Schweiz die Lohn«schutz»mechanismen der EU übernehmen. Wie wenig weit diese gehen, insbesondere im Bereich der Kontrollen, zeigen vielfache Skandale bei Arbeitsbedingungen und Löhnen im EU-Raum… Die Methode ist in aller Regel immer gleich: Mit der Anstellung von Subunternehmen, Scheinselbstständigkeiten und entrechtete Leiharbeiter*innen, sowie dem Verschleiern von Besitzverhältnissen werden missbräuchliche Löhne bezahlt.

Gegen das Europa des Kapitals
Mit ihrem Vorgehen in Sachen Bilaterale handelt die EU in keinster Weise ungewohnt. Während von der EU-Aussenhandelsbehörde immer noch Tausende in ein nasses Grab getrieben werden, betreibt der Staatenbund in aller Regel Interessenspolitik für die Kapitalist*innenklasse. Ein Ausdruck davon sind eben die Versuche, den Lohnschutz in der Schweiz zu unterhöhlen. So hätte die EU in den Verhandlungen zum Rahmenabkommen auch die Verfolgung von in der Schweiz versteckten Steuergeldern als Faustpfand einbringen können. Sie tut es nicht, denn so würde sie nicht Arbeiter*innen sondern Kapitalist*innen geschadet!

Die Pariser Kommune

Jean Villain. Am 18.März 1871 ergriff zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit das Proletariat die Macht. Die an diesem Tag von den Pariser Arbeiter*innen errichtete Kommune war, obwohl sie nur 72 Tage bestand, für den weiteren Befreiungskampf der Arbeiter*innen von ausserordentlicher Bedeutung.

Der Pariser Kommune war ein ständiger Kampf der Arbeiter*innenklasse Frankreichs gegen politische Reaktion und kapitalistische Ausbeutung vorausgegangen. Bereits in den Junitagen von 1848 hatten die aufständischen Pariser Arbeiter*innen eine «sozialistische Republik» gefordert. Die ersten Sektionen der Internationalen Arbeiterassoziation (der. 1.Internationale) waren in Frankreich Anfang 1865 gegründet worden. Ende der 1860er-Jahre wurde die Arbeiter*innenklasse in Frankreich zur führenden Kraft in der in breiten Rahmen wieder einsetzenden republikanischen Bewegung. Sie wurde auch zur entschiedenen Triebkraft der Revolution vom 4.September 1870, die zur Errichtung der Dritten Republik führte.

Die Pariser Nationalgarde
Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 verschärfte den Klassenkampf in Frankreich. Die Bourgeoisie hatte die Verteidigung des von deutschen Truppen besetzten Paris sabotiert. Die drückenden Bedingungen des von Bismarck diktierten Präliminarfriedens, dem die herrschenden Kreise Frankreichs zugestimmt hatten, lösten im Lande grosse Unzufriedenheit aus. Unter der Volksmasse wuchs die Sorge um das Schicksal der republikanischen Ordnung. Berechtigter Anlass dazu gab die Zusammensetzung der am 8.Februar 1871 gewählten Nationalversammlung, die in ihrer Mehrheit aus monarchistischen Abgeordneten bestand. Ausserdem befand sich auch die Armee, die Polizei, ja der gesamte Staatsapparat in den Händen der ärgsten Feinde der Republik und der Demokratie. An der Spitze der Regierung stand der bekannte Reaktionär Adolphe Thiers.
Trotz ihrer Entschlossenheit, Paris aus klassenpolitischen Gründen so rasch als möglich dem Feind ans Messer zu liefern, musste die Regierung dem Volk gegenüber so tun, als wolle sie kämpfen. Und da das Volk in seinem Drang, die Stadt zu retten, immer lauter nach Waffen schrie, sah sich die Regierung bald gezwungen, die Aufstellung neuer Bataillone der Pariser Nationalgarde zuzulassen. Nach der Eröffnung zusätzlicher Werbestellen wuchs sie schnell auf 350000 Bewaffnete an. Die Bataillone wählten ihre Offiziere selber. Der Sold betrug 1.50 Francs pro Tag und war für das Gros der schwer unter kriegsbedingter Arbeitslosigkeit leidenden proletarischen Gardisten von nun an viele Monate praktisch das einzige regelmässige Einkommen. Da der Zustand der Pariser Artillerie ziemlich zu wünschen übrig liess, veröffentlichte die Maire vom XVI. Arrondissements am 22.Oktober 1870 einen dringenden Appell an die Bürger*innen. Die Pariser*innen steuerten binnen wenigen Wochen riesige Summen bei. Aus ihnen wurde jene etlichen hundert «volkseigenen» Geschütze der Nationalgarde beschafft, die kaum fünf Monate danach Anlass des offenen Klassenkriegs zwischen Bourgeoisie und Proletariat sein sollten.

Gegen das Volk
Die harten Friedensbedingungen und die Besetzung der Hauptstadt durch deutsche Truppen – diese marschierten am 1.März in Paris ein und blieben dort drei Tage – verletzten die patriotischen Gefühle der Volksmassen. Gegen die elementaren Interessen der Arbeiter*innenklasse und des Kleinbürgertums verstiessen jene von der Nationalversammlung am 11.März folgende erlassene Gesetze:
1. Alle Wechsel, die am 13.November 1870 abgelaufen, jedoch damals in Anbetracht des Kriegs verlängert worden waren, sollten am 13.März 1871 verfallen. Namentlich in Paris bedeutete das für Zehntausende von kleinen Kaufleuten die gnadenlose Verurteilung zum Bankrott.
2. Durch eine neue Mietverordnung sollten die rund 300000 Arbeiter*innen, Angestellten, Handwerker*innen, Heimarbeiter*innen und Krä-mer*innen, die mit ihrem Mietzins in Rückstand waren, mitsamt ihrer Familie auf die Strasse geworfen werden.
3. Die Besoldung der Pariser Nationalgarde sollte ab sofort eingestellt werden. Das betraf besonders jene Gardisten – und sie waren die Mehrheit –, die sich und ihre Angehörigen seit Beginn der Belagerung von kaum etwas anderem als eben diesen täglichen dreissig Sous ernährt hatten.

Feurig wie die rote Fahne
Die Autorität der Regierung Thiers und der Nationalversammlung schwand immer mehr. Der Einfluss des am 15.Februar beschlossene Zentralkomitees der Nationalgarde wuchs zusehend. In Paris reifte eine revolutionäre Situation an. Am 15.März 1871 erkoren 1325 Delegierte, die 215 der insgesamt 270 Bataillone der Pariser Nationalgarde repräsentierten, die ersten 34 von insgesamt 66 vorgesehenen definitiven Mitgliedern des Zentralkomitees der Pariser Nationalgarde. Diese konstituierte sich als Sicherheitsorgan gegen einen Staatsstreik. Das Zentralkomitee erklärte ausdrücklich, dass das Volk nicht den ersten Schuss abgeben werde, sich «aber im Falle eines Angriffs zur Wehr setzen würde.»
Am 17.März präsidierte Adolphe Thiers in Paris eine Sitzung des Ministerrats, in deren Verlauf beschlossen wurde, in der folgenden Nacht loszuschlagen. In seinen Memoiren berichtete General Joseph Vinoy über die Ziele der Operation: «… die Wiedergewinnung der von den Bataillonen des Zentralkomitees entführten und stark bewachten Kanonen, Waffen und Munitionsvorräte, die Auflösung dieses Komitees und die Verhaftung seiner Mitglieder.» Die erste Phase des Handstreiks, die Besetzung der Artillerie-Arsenale, gelang vollständig. Doch während eine Siegesbotschaft an Thiers unterwegs war, kam der Gegenstoss der Bevölkerung in Gang. Und so war am 19.März in der Zeitung «Le Vengeuer», das Organ des linken Jakobiners Felix Payat, zu lesen: «Das Frankreich des Volkes beginnt mit dem 18.März eine neue Ära (…) das Frankreich aller beginnt neu, lebendig und feurig wie seine rote Fahne.»

Aus dem vorwärts vom 11. Februar 1971. Zum Autor siehe Seite 13

Chronik der 72 Tage von Paris

18.März 1871: Regierungstruppen versuchen, sich der Geschütze zu bemächtigen, um sie nach Versailles zu entführen. Der Anschlag misslingt. Volksaufstand in Paris. Flucht der Regierung nach Versailles. Das Zentralkomitee der Nationalgarde ergreift die Macht in der Hauptstadt.

19.März 1871: Die Wahlen zur Kommune werden auf den 22. März festgelegt. Freilassung aller politischen Häftlinge.

20.März 1871: Erste Massnahmen des Zentralkomitees der Nationalgarde zur Linderung der Not: Versteigerung nicht eingelöster Pfänder in Leihhäusern wird eingestellt. Stundung der Handelswechsel und fälligen Hypothekenzinsen.

21.März 1871: Die Maires von Paris und die Deputierten von Paris weigern sich, die Macht des Zentralkomitees anzuerkennen.

22.März 1871: Konterrevolutionäre Demonstration auf der Place Vendome wird durch die Nationalgarde und das Volk auseinandergetrieben.

24.März 1871: Das Zentralkomitee der Nationalgarde beschliesst die Stundung der Mieten bis zum 1.Oktober 1871. Übertragung der Militärgewalt an die Generale M. Brunel, E. Eudes und E.-V. Duval.

26.März 1871: Die mehrfach verzögerten Wahlen zum Rat der Kommune werden durchgeführt.

27.März 1871: Beginn der Aufstellung einer Armee in Versailles zum Kampf gegen das revolutionäre Paris. In Versailles treffen die ersten von Otto von Bismarck freigelassenen französischen Kriegsgefangenen ein, die zum Kampf gegen die Kommune eingesetzt werden sollen.

28.März 1871: Verkündung der Wahlergebnisse. Feierliche Proklamierung des Rates der Kommune auf dem Platz vor dem Pariser Stadthaus. Das Zentralkomitee der Nationalgarde überträgt die Macht der gewählten Kommune.

29.März 1871: Erste Dekrete der Kommune: Abschaffung des alten Heeres und Einführung der allgemeinen Volksbewaffnung; Stundung der Mieten. Einstellung des Verkaufs der Pfänder in den Leihhäusern;.Bildung von zehn Kommissionen (Ministerien) der Kommune.

2.April 1871: Dekrete der Kommune über Beamtengehälter, die einen Arbeiter*innenlohn nicht übersteigen dürfen, über die Trennung von Kirche und Staat, sowie über die Einziehung des Vermögens der Mitglieder der Versailler Regierung. Instruktion der Kommune über die Arbeiterkontrolle der Verwaltung und Produktion. Die Versailler-Truppen (Versailler) beginnen die Kriegshandlungen. Heimtückischer Überfall auf zwei Bataillone der Nationalgarde an der Brücke bei Neuilly.

3.April 1871: Missglückter Ausfall der Nationalgarde nach Versailles. Massaker an gefangen genommenen Kommunard*innen auf Befehl des Kriegsministers Gaston de Galliffets.

7.April 1871: Mobilisierung aller Bürger*innen im Alter von 19 bis 40 Jahren.

8.April 1871: Dekret der Kommune über die lnvalidenrenten für verwundete Bürger*innen. Bildung der Barrikadenkommission. Beginn des erbitterten Kampfes um Neuilly, das die Kommunarden bis zum 21.Mai halten werden. Bombardement von Paris durch Versailler Truppen.

10.April 1871: Dekret der Kommune über die Pensionen für die Familien der Gefallenen.

11.April 1871: Bildung des Frauen*bundes zur Verteidigung von Paris und zur Pflege der Verwundeten.

13.April 1871: Die Versailler unterbrechen die Verbindungswege zwischen Paris und der Provinz.

16.April 1871: Ergänzungswahlen für den Rat der Kommune. Dekret zur Übergabe der von ihren Besitzer*innenn verlassenen Werkstätten und Fabriken an die Genossenschaften. Schwere Kämpfe um Fort Vanves. Solidaritätskundgebung Londoner Arbeiter*innen im Hyde Park für die Pariser Kommune.

17.April 1871: Beginn der Offensive der Versailler. Die Kommunard*innen ziehen sich auf das rechte Seine-Ufer zurück.

21.April 1871: Die Versailler versuchen, die Seine bei Clichy zu überschreiten, werden jedoch durch die Kommunard*innen zurückgeschlagen.

24.April 1871: Dekret über die Beschlagnahme der von der Bourgeoisie verlassenen Wohnungen für die Bewohner*innen der unter Beschuss liegenden Arrondissements.

25.April 1871: Versailles sperrt alle Lebensmitteltransporte nach Paris, um es auszuhungern.

27.April 1871: Dekret der Kommune über das Verbot von Geldstrafen und Lohnabzügen.

28.April 1871: Manifest der Kommune an die Landbevölkerung. Bildung einer Kommission zur Organisierung des Elementar- und Berufsschulunterrichts; kostenlose Lehrmittelverteilung.

30.April 1871: Fort Issy wird von den Kommunarden zurückerobert. Barrikadenbau in Paris.

1.Mai 1871: Dekret der Kommune über die Berufung eines öffentlichen Wohlfahrtsausschusses. Beginn des Artilleriebeschusses von Paris. Der Angriff der Versailler auf Fort Montrouge wird zurückgeschlagen. In der Nacht Sturm der Versailler auf den Bahnhof Clamart.

3.Mai 1871: Gegenangriffe der Kommunard*-innen im Gebiet von Neuilly. Die Versailler verüben Massenmorde an Gefangene.

5.Mai 1871: Das Zentralkomitee der Nationalgarde wird zur administrativen Führung des Kriegswesens hinzugezogen. Verbot von sieben konterrevolutionären Zeitungen.

7.Mai 1871: Adolphe Thiers stellt Paris das Ultimatum, die Stadtmauern zu öffnen.

8.Mai 1871: Dekret der Kommune über feste Brotpreise. Bombardement von Paris.

13.Mai 1871: Fort Vanves wird von den Kommunarden geräumt. Schwere Gefechte in Asnieres.

17.Mai 1871: Kämpfe in den Vororten von Paris. Durch einen Sabotageakt fliegt eine Pariser Patronenfabrik in die Luft. Diskussion in der Kommune über Massnahmen gegen die Feinde der Revolution. Die Delegation der Kommune für das Unterrichtswesen erlässt ein Zirkular über die Einrichtung von Berufsschulen.

18.Mai 1871: Bombardierung der Pariser Ringmauer und der Stadtviertel Passy, Auteuil und Grenelle durch die Versailler. Strassenkämpfe in den Pariser Vororten.

19.Mai 1871: Dekret über die Beschlagnahme leer stehender Wohnungen.

21.Mai 1871: In Folge eines Verrats gelingt es den Versaillern, durch das Tor von Saint-Cloud in Paris einzudringen. Letzte offizielle Sitzung des Rats der Kommune.

22.Mai 1871: Aufruf an die Pariser Bürger*innen zum bewaffneten Widerstand. Die Versailler rücken im Nordwestteil der Stadt vor. Erbitterte Barrikaden- und Häuserkämpfe.

23.Mai 1871: Aufruf an die Versailler Soldaten, sich auf die Seite der Revolution zu schlagen. Schwere Strassenkämpfe in Paris. Montmartre wird von den Versaillern eingenommen. Massenerschiessungen gefangener Kommunard*innen. Die Versailler besetzen etwa die Hälfte des Stadtgebiets. Nachts Brände in Paris.

24.Mai 1871: Heldenhafter Widerstand der Kommunekämpfer*innen. Die Versailler erobern das Stadtzentrum. Die letzten Kommunemitglieder räumen das Stadthaus und siedeln in die Mairie des XI. Arrondissements über. Erscheinen der letzten Nummer des «Journal officiel de la Republique Francaise».

25.Mai 1871: Die Versailler greifen die Stadt gleichzeitig von Norden und Süden an. Letzter Aufruf der Kommune. Unter Führung von Walery Wroblewski verteidigen die Kommunard*innen heroisch die letzten Stellungen in Buttes-aux-Cailles und auf der Place Jeanne d’Arc. Am Abend befindet sich der grösste Teil der Stadt in den Händen der Versailler.

26.Mai 1871: Die Kommunard*innen werden in den Südteil der Stadt abgedrängt. Massenerschiessungen von Frauen*, Kindern und Greisen durch die Versailler. Mit der Erschiessung von 50 Geiseln versucht die Kommune, dem Morden der Versailler Einhalt zu gebieten.

27.Mai 1871: Erbitterte Kämpfe um den Friedhof Père-La-Chaise. Letzte Barrikadenkämpfe. Versailler Truppen dringen weiter vor.

28.Mai 1871: Fort Vincennes ist gefallen. Seine Garnison gefangen genommen und erschossen. Die letzten Barrikaden fallen. Marschall P. Mac-Mahon, Henker der Kommune, verkündet die «Wiederherstellung der Ordnung».

Den Wirtschaftskrieg gegen Kuba beenden

Redaktion. Die im Oktober 2020 von der Zeitung Junge Welt lancierte Kampagne Unblock Cuba kommt in ihre wichtige Hauptphase: Vom 24.April bis zum 9.Mai finden Aktionen, Veranstaltungen und Werbemassnahmen in zahlreichen europäischen Städten statt, auch in der Schweiz. Wir veröffentlichen den Aufruf zur Kampagne.

Jedes Jahr wird anlässlich der UNO-Vollversammlung in New York über eine Resolution abgestimmt, welche die Aufhebung der von den USA seit fast 60 Jahren gegen die Insel verhängte Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade fordert. Seit Jahren wird sie von der überwiegenden Mehrheit angenommen, bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen. Am deutlichsten 2016 mit 191:0, als sich selbst die Obama-Administration nicht gegen die Resolution aussprach. Unter Trumps Präsidentschaft verschlechterte sich die Situation auch in der UNO. In der letzten Abstimmung von 2019 brachten die USA neben Israel auch Brasilien zu einem Nein sowie Kolumbien und die Ukraine zur Stimmenthaltung, bei einer noch immer überdeutlichen Annahme der Resolution von 187:3.

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Bis das Ziel erreicht ist!

sit. Am 17.April erfolgte der Startschuss für die Hauptphase der internationalen Solidaritätskampagne Unblock Cuba. Aktionen sind auch in der Schweiz geplant. Der vorwärts sprach mit Samuel Wanitsch, Mitglied nationale Koordination der Vereinigung Schweiz-Cuba.

Samuel, wie ist der Auftakt zur Hauptphase der Kampagne gelungen?
Ich möchte gleich zu Beginn festhalten, dass weltweit viele Anstrengungen gegen die kriminelle US-Blockade gegen Kuba laufen. Kreativität, neue Ideen und eine gute Vernetzung ermöglichen heutzutage breiter und schneller als früher, Aktionen international bekannt zu machen. Hindernis sind dabei allenfalls noch die Sprachen. So wurde im März weltweit eine ‹Karawane für Kuba› durchgeführt, die in Kanada und den USA initiiert wurde, dann auch in Europa sowie in der Schweiz mit vielen Aktionen umgesetzt wurde. In der Koordination hilft dabei das ICAP (Institut für Völkerfreundschaft) in Havanna. Heutzutage gelingt mit virtuellen Veranstaltungen eine Verbreitung der andern Art. Gutes Beispiel dafür ist die Online-Konferenz der Tageszeitung Jungen Welt mit dem Titel ‹Unblock Cuba: Wirtschaftskrieg gegen Kuba beenden› vom 17.April. Sie war der Startschuss zur Hauptphase der Kampagne im deutschsprachigen Raum und stiess auf erfreulich viel Interesse. Somit ist der Auftakt gut gelungen.

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Ein kleines Vorpostengefecht

Redaktion. Franz Mehring war Sozialdemokrat und später Kommunist, bedeutender Historiker, Literaturwissenschaftler, Publizist und Redakteur. 1871 war er 25-jährig, heute wäre er 175 Jahre alt. Interessant für die Betrachtung der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung ist Mehrings Text zu den Lehren der Pariser Kommune.

«Franz Mehring ist der Vollstrecker des Vermächtnisses von Marx und Engels», schrieb Rosa Luxemburg 1916 in ihrem Glückwunsch zum 70.Geburtstag Franz Mehrings aus dem Gefängnis. Am 27.Februar 1846 im pommerschen Schlawe, dem heutigen polnischen Slawno, als Sohn eines ehemaligen Offiziers geboren, entwickelte sich Franz Mehring vom Gegner der ursprünglichen Sozialdemokratie zum Anhänger und dann auch anerkannten Mitglied der Bebelschen SPD.
Marx und Engels blieben dem Sohn aus bürgerlichem Hause gegenüber skeptisch. Sie sollten sich täuschen. Zusammen mit Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht stand er an der Spitze derjenigen Sozialdemokraten, die während des imperialistischen Weltkriegs nicht ins Lager des Klassenfeinds überliefen. Er war Gründungsmitglied des Spartakusbunds und später der KPD. Schwer krank verstarb er in der Nacht vom 28. zum 29.Januar 1919 in Berlin, nachdem er noch Tage zuvor die Nachricht von der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts durch die weissgardistische Soldateska erhalten hatte.

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Kommune soll Staat ersetzen

dab. Für Lenin war die Pariser Kommune ein Lehrstück für den Klassenkampf, die Autorität des bewaffneten Volks, die Diktatur des Proletariats und die Abschaffung und Zerstörung der bürgerlichen Staatsmaschine. An Stelle der Repressionsgewalt trat die Bevölkerung.

In der bürgerlichen Republik übe «der Reichtum seine Macht indirekt, aber um so sicherer aus», sagt Friedrich Engels in «Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats», und zwar durch «direkte Beamtenkorruption und die Allianz von Regierung und Börse». Der bürgerliche Staat ist laut Karl Marx Produkt und Ausdruck von Klassengegensätzen und ein Organ der Klassenherrschaft, und kann laut Lenin nicht, wie es bürgerliche und revisionistische Autoren wie Plechanow und Kautsky schreiben, ein Organ der Klassenversöhnung sein.
Für Engels, Marx und Lenin muss der Staat im Sozialismus aus dem Proletariat als herrschende Klasse bestehen, die die Ausbeuterklasse unterdrückt, enteignet und dadurch die Klassengegensätze zum Verschwinden bringt; es geht also um Klassenkampf und Diktatur des Proletariats. Dies bedeute Abschaffung und Zerstörung der Staatsmaschine, die die Bourgeoisie für sich geschaffen habe, so Lenin in «Staat und Revolution».

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Wir wollen frei sein!

sit. Der Beitrag der Frauen* im Kampf für die Pariser Kommune ist von grosser Wichtigkeit und nicht nur, weil sie an vorderster Front auf den Barrikaden standen. Angetrieben wurden die Kommunardinnen vom Wunsch nach einer geschlechtergerechten Gesellschaft und der Liebe zur Freiheit und zur Revolution.

Paris, 18.März 1871: In der Morgendämmerung versuchen Regierungstruppen die Kanonen, die sich im Stadtteil Montmartre und im Besitz der Volksmiliz (die Nationalgarde), befinden, aus der Stadt zu schaffen. Es sind Frauen*, die Alarm schlagen. Sie sind – wie gewohnt – schon so früh auf den Beinen, um Nahrungsmittel zu organisieren. Die Frauen* stellen sich zwischen die Kanonen und die anrückende Armee. Sie verzögern so den Abtransport der Waffen und reden ins Gewissen der Soldaten.
Der Kommunard und Journalist Prosper-Olivier Lissagaray (1838 – 1901) schildert es 1876 in seinem Buch «Geschichte der Kommune von 1871» wie folgt: «Die Frauen gingen zuerst vor. (…) Sie umringten die Mitrailleusen und sprachen auf die Geschützführer ein: ‹Es ist eine Schande! Was macht ihr hier?› Die Soldaten schwiegen. Dann und wann sagte ein Unteroffizier: ‹Geht, gute Frauen, macht, dass ihr fortkommt!› Der Ton seiner Stimme war nicht rau, und die Frauen blieben (…) Eine grosse Menge von Nationalgardisten mit erhobenen Gewehrkolben, Frauen und Kinder stürmen durch die Rue des Rosiers vor. [General] Lecomte sah sich umzingelt, er befahl dreimal, das Feuer zu eröffnen. Aber seine Leute blieben Gewehr bei Fuss. Als die Menge näherkam, verbrüderten sie sich, und Lecomte und seine Offiziere wurden festgenommen.»

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La bonne Louise

sit. Die Lehrerin und Journalistin Louise Michel ist eine der bekanntesten Kommunardinnen. Sie kämpfte in den Reihen der Nationalgarde an vorderster Front und mehr. Auch nach dem blutigen Niederschlag konnten weder Verbannung noch mehrere Haftstrafen ihren Kampfwillen brechen.

Louise Michel wird am 29.Mai als Tochter der Dienstmagd Marianne Michel und des Hausherrn von Schloss Vroncourt, Etienne Charles Demahis, geboren. Sie wächst bei den Eltern ihres Vaters auf und geniesst eine liberale Erziehung.
Nach dem Tod ihres Grossvaters 1850 besteht sie das Examen für Lehrerinnen. Ihre Ablehnung von Napoléon III. verhindert ihre Einstellung im staatlichen Schuldienst. Als sie 1853 eine Stelle in Paris antritt, schafft sie als erstes das Morgengebet ab. Sie wird zur entschlossenen Gegnerin des Bonapartismus und übernimmt nach dem Tod der Leiterin 1866 die Schule.

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Gesellschaftliche Sprengkraft

Jean Villain. Mit grossem Engagement und Leidenschaft begannen die Kommunemitglieder sich unter anderem für die Verbesserungen der Lebensbedingungen der Menschen in Paris einzusetzen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde die Forderung nach dem 8-Stunden-Tag gestellt.

Am 2.April 1871 erliess die Kommune ein Dekret über die Bezahlung der Kommunemitglieder. Sie wurde auf 15 Francs pro Tag festgesetzt. Dadurch, dass die Mitglieder der Kommune sich ungefähr die Summe bewilligten, die in Paris ein tüchtiger, intelligenter und fleissiger Arbeiter in einem guten Beruf verdiente, haben sie so uneigennützig gehandelt, dass es darüber nichts zu erörtern gibt. Für 15 Francs täglich nahm jeder von ihnen drei bis vier Funktionen wahr, von denen eine jede unter jeder Monarchie ebenso wie unter der Republik Mac Mahons auf 30000 bis 100000 Francs geschätzt wurde. Doch im gleichen Augenblick, da sich die Kommune gegenüber ihren eigenen Mitgliedern und Angestellten so sparsam erwies, verdoppelte sie das Gehalt der Lehrer*innen; sie setzte es auf 2000 Francs fest und erhöhte das der Assistenten auf 1500 Francs.

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Aus dem Ratssaal der Kommune

Jean Villain. Wie ging es im Ratssaal der Kommune zu, wenn soziale Fragen zur Debatte standen? Das Protokoll der Sitzung vom 25.April 1871 beweist die respektheischende Leidenschaftlichkeit, mit der um gerechte Lösungen der Existenzprobleme der Werktätigen gerungen wurde.

Es geht hier um die Frage, wie die an die Leihhäuser verpfändeten Gegenstände am besten freizugeben seien. «Der Bürger Avrial: Ich habe diesen Dekretentwurf auf Freigabe vorgelegt, weil wir zeigen müssen, dass wir uns um das Volk kümmern, das die Revolution vom 18. März gemacht hat. Das Volk, das von Schwarzbrot lebt, darf mit Recht verlangen, dass man sich um seine Leiden kümmert, und um es durch gesetzliche Massnahmen zufriedenzustellen, darf man sich nicht an einigen Millionen stossen. Die Leihhäuser müssen verschwinden. Inzwischen soll man den Tapferen, die jetzt in den Kampf ziehen, eine vorläufige Genugtuung geben.

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Stürmt den Himmel nach dem Vorbild der Pariser Kommune

Jakob Kascher. Zuerst Marx und Engels, dann später auch Lenin setzten sich eingehend mit den Ereignissen in Paris vom Frühling 1871 auseinander. Für Marx waren die 72 Tage der Arbeiter*innenregierung «ein historischer Versuch ungeheurer Tragweite». Aber sie übten auch Kritik, um aus den begangenen Fehlern lernen zu können.

In einem Brief an Ludwig Kugelmann schrieb Karl Marx 1871 über die Pariser Kommune: «Die Geschichte hat kein ähnliches Beispiel ähnlicher Grösse!» Und Lenin erwähnte in seiner Schrift «Staat und Revolution», wie die einzige «Korrektur», die Marx am Kommunistischen Manifest für notwendig erachtete, er und Engels nur aufgrund der revolutionären Erfahrungen der Pariser Kommunard*innen machten. So überzeugt Lenin seine Leser*innen nur noch mehr von der Signifikanz der Pariser Kommune.
Und auch nach 150 Jahren ist es schwierig, die Wichtigkeit sowie die grossen, heroischen Errungenschaften der Pariser Kommune, des Pariser Proletariats zu unterstreichen, und dies trotz ihrer Kurzlebigkeit. Ähnlich verhält es sich auch mit den Lehren, die aus der Praxis der Kommune gezogen werden konnten. Insbesondere die Lehren von Marx und Lenin, welche heute noch grundlegendes und gültiges Wissen aller Kommunist*innen bilden sollten. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Artikel über die Pariser Kommune in diesem Jubiläumsjahr gerade wieder aus dem Boden spriessen wie Unkraut. Hoffen wir doch, dass dieser hier nicht zum Unkraut gehört.

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Europäische Solidaritätsaktion «Unblock Cuba» gestartet

Über 100 Organisationen, darunter auch die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) aus 27 Ländern fordern ein Ende der von der US-Regierung verfügten Wirtschaftsblockade gegen Kuba und ein aktives Handeln der europäischen Regierungen.

Am Samstag, den 17. April 2021, startet die europäische Solidaritätsaktion «Unblock Cuba». Die mehr als 100 beteiligten Organisationen, Vereine, Verbände und Medien aus 27 Ländern fordern ein Ende der über 60 Jahre andauernden Wirtschaftsblockade der USA gegenüber Kuba. In die Blockade werden durch immer neue Verschärfungen auch Unternehmen aus Europa hineingezogen. So weigern sich verschiedene deutsche sowie auch schweizerische Bankinstitute mit Verweis auf die US-Blockadebestimmungen, für ihre Kunden Finanztransaktionen mit kubanischen Banken durchzuführen. Unter der US-Regierung Donald Trump sind die Regelungen mehrfach verschärft worden. Eine Rücknahme oder gar Beendigung der Blockade stehen derzeit nicht auf der Agenda des neuen US-Präsidenten Josef Biden.

Die Solidaritätsaktion richtet sich nicht nur gegen die Blockadepolitik der USA. Sie wendet sich auch gegen die inkonsequenten Haltungen der europäischen Regierungen. Zwar bekunden die meisten EU-Staaten öffentlich ihre Ablehnung der Blockade und stimmen regelmässig auf UN-Vollversammlungen für deren Verurteilung. Allerdings belassen sie es bei wohlfeilen Worten, und gehen nicht gegen die Blockadegesetze vor, die auch den Handlungsspielraum europäischer Unternehmen rechtswidrig einschränken.

Kuba entstehen jährlich Milliardenverluste mit schwerwiegenden Folgen für die Bevölkerung. Der von der US-Regierung angestrebte Regime-Change konnte nicht erreicht werden, weshalb der damalige US-Präsident Barack Obama am 17. Dezember 2014 die ursprüngliche Strategie der USA für vollkommen gescheitert erklärte. Das Leiden der Bevölkerung geht aber bis heute weiter.

Die Aktion «Unblock Cuba», die von der in Berlin erscheinenden Tageszeitung «junge Welt» initiiert wurde, soll auf die für den 23. Juni geplante UN-Vollversammlung in New York einstimmen, für die Kuba erneut eine Verurteilung der völkerrechtswidrigen Blockadepolitik der USA beantragt hat. Auch in diesem Jahr werden fast alle Staaten des Gremiums diesem Antrag zustimmen. Diesmal sollen aber, so fordern die an der Kampagne beteiligten Organisationen, endlich Taten folgen. Um dieser
Forderung Nachdruck zu verleihen, sind in den europäischen Hauptstädten ab dem 24. April zahlreiche Aktionen geplant. So werden etwa für Berlin, Wien und Bern Veranstaltungen, Proteste, Plakat-, Radio- und Anzeigen- und Onlinewerbung organisiert. Die crossmedial abgestimmten Massnahmen werden über Spenden finanziert. Bisher wurden bereits über 30 000 Euro
eingesammelt.

Weitere Infos unter: https://www.unblock-cuba.org

Nur eine Antwort möglich: Streik!

sit. Als der Weltkonzern Amazon seinen Angestellten in Italien mitteilte, die
Zuschläge für Sonn- und Feiertage zu streichen, platzte den Arbeiter*innen der Kragen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde die Lieferkette von Amazon unterbrochen. Ein Arbeitskampf, der weltweit Schule machen muss.

«Wir alle haben eine Flasche zum Pinkeln im Wagen, um keine Zeit zu verschwenden, auch wenn man immer hofft, dass man sie nicht benutzen muss», erzählen sie fast im Refrain. Natascia, Andrei, Marco und Dario sind »Driver» (Fahrer*innen). Angestellt sind sie bei der Transportfirma Unicotras, ein Subunternehmen des Weltkonzerns Amazon. Sie liefern täglich Pakete in der Stadt Rom und Umgebung aus. «Als uns mitgeteilt wurde, Amazon wolle Sonn- und Feiertage als normale Arbeitstage vergüten, um so Lohnkosten zu sparen, platzte uns der Kragen. Streik ist die einzige mögliche Antwort darauf», sagen sie der Kollegin der kommunistischen Tageszeitung «il manifesto».
Es ist der erste Streik der drei Arbeitskolleg*innen. Und es ist gleich ein historischer: Am 22.März fand der erste nationale Arbeitskampf beim US-Onlinehändler Amazon in Italien und somit weltweit statt. Die für den Konzern so wichtige Lieferkette wurde unterbrochen. Die «Driver» und die Arbeiter*innen in den sogenannten «Hubs» (Magazine) verschränkten die Arme für 24 Stunden und forderten Rechte, Schutz und Garantien. » Weiterlesen

Big Pharma gewinnt immer

dab. Wie die Strategien von Pharmakonzernen zur Profitmaximierung funktionieren und wie Big Pharma damit die Krise zu ihrem Vorteil ausnutzt – und erst noch massiv von öffentlichen Geldern profitiert: Dies zeigt die für die Einhaltung der Menschenrechte engagierte NGO Public Eye in ihrem neuen Report «Big Pharma takes it all».

Obwohl Gesundheit ein Menschenrecht ist, schützen reiche Länder wie die Schweiz die Interessen ihrer Pharmaindustrie, indem sie internationale Bestrebungen für einen gerechten Zugang zu Pharmaprodukten verhindern. Die durch weltweit verfügte strenge Hygienemassnahmen grassierende Krise mit gravierenden Auswirkungen auf Gesundheit, Lebensunterhalt und Sozialleben der Menschen zeigt, wie problematisch das Geschäftsmodell der grossen Pharmakonzerne ist. In ihren Schönwetter-Visionen betonen die Konzerne ihren Einsatz für die Gesellschaft. In Tat und Wahrheit nutzen sie die Covid-19-Krise zu ihrem Vorteil und gegen benachteiligte Menschen. Public Eye formulierte zehn Strategien? für den grösstmöglichen Gewinn der Pharmakonzerne (siehe auch Grafik).
Forschung am Profit orientieren (1.Strategie): Die Pharmakonzerne entwickeln Behandlungen für Kranke, die zahlen können, sowie für chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Krebs und Diabetes, die über lange Zeiträume verschrieben werden können. Behandlungen für Krankheiten in einkommensschwachen Ländern sind nicht lukrativ – genauso wenig wie Antibiotika und Impfstoffe, ausser der Staat bezahlt.
Patente missbrauchen (2.Strategie): Patente sollen Unternehmen für die Entwicklung eigener Innovationen entschädigen. Das 1995 in Kraft getretene Abkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte an geistigem Eigentum (TRIPS) führte zu einer Globalisierung von fehlerhaften und sozial nicht nachhaltigen Anreizen. Konzerne missbrauchen ihre Monopolmacht und verlangen trotz massiver öffentlicher Finanzierung überhöhte Preise, die zu explodierenden Gesundheitskosten führen.

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Schuldig des Tods Zehntausender!

sit. Syngenta stellte über Jahrzehnte hinweg den Profit über die Produktsicherheit und nahm so bewusst Tausende von Toten in Kauf. Dies beweisen die «Paraquat Papers», die von Public Eye und Unearthed, der britischen Investigativabteilung von Greenpeace, analysiert wurden.

Der Bericht beginnt mit einer traurigen Erzählung: Warunika war sechzehn Jahre jung, als sie einen Schluck «Gramoxone» aus einer Flasche trank, die im Haus ihrer Familie herumstand. Ihre Eltern sind sich sicher: Sie wollte nicht sterben. Nach einem Streit mit ihrem Bruder hatte sie sich wütend die Flasche geschnappt und einen Schluck genommen. «Hier, ich habe das getrunken!», rief sie ihrer Mutter zu. «Sie hat das getan, um mir Angst zu machen», erklärt Kumarihami. Warunika starb am nächsten Tag im Krankenhaus.
Ihre Eltern, Kleinbauern im Norden Sri Lankas, benutzten Gramoxone als Unkrautvernichter auf ihren Reisfeldern. Das Produkt enthält Paraquat – eines der giftigsten Herbizide der Welt – in hoher Konzentration. Und wie die traurige Geschichte von Warunika beweist: Bereits ein Schluck kann tödlich sein. Ein Gegenmittel gibt es nicht.

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Kaum Gerechtigkeit für Fidel

Philipp Gerber. Mit dem Attentat auf Fidel Cruz trafen seine Mörder und deren Auftraggeber ein Symbol der Umweltschützer*innen in Südmexiko. Fidel und seine Gemeinde stehen für den erfolgreichen gewaltfreien Widerstand gegen Staudammprojekte und für die Verteidigung der Territorien. Der Mord sät Schrecken, aber die Widerstandsstruktur ist nicht gebrochen.

«Unser Compañero Fidel Heras Cruz wurde am 23.Januar 2020 in seinem Pick-up am Eingang zum Dorf La Esperanza in der Gemeinde Santiago Jamiltepec in Oaxaca erschossen. Sein Leben wurde ihm auf grausame und feige Weise genommen», schreiben lokale Menschenrechtsverteidiger*nnen nach dem Mord. „Wir können nicht zulassen, dass noch mehr kommunitäre Menschenrechtsverteidiger*innen ermordet werden. Der Mord an unserem Compañero darf nicht ungestraft bleiben», betont der Rat der Vereinigten Dörfer zur Verteidigung des Río Verde (Copudever). Doch trotz Pressewirbel und Protestnoten, inklusive UNO und aller europäischen Botschaften in Mexiko, ist auch zwei Monate nach der Tat von Strafverfolgung keine Spur.

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Die Wahrheit ist auch Opfer des Kriegs

Matin Baraki. Die herrschende Meinung ist eben die Meinung der Herrschenden. In ihrem neuen Buch unterzieht die Medienwissenschaftlerin, Professorin und Friedensaktivistin Sabine Schiffer eine präzise und gut dokumentierte Kritik und Analyse der Agenturen und führenden Medienmonopole.

Als ich das theoretische Teil dieses Werkes gelesen habe, dachte ich, es könnte eine Habilitations-Arbeit sein, die eigentlich zu fachspezifisch ist und nur für Akademiker*innen von Interesse wäre. Beim weiteren Studieren hat sich aber herausgestellt, dass es sich hier um eine unerschöpfliche Informationsquelle und exakte Analyse der Berichterstattung in den herrschenden Medien handelt. Und dies ist für alle politisch interessierten Menschen wichtig, um zu verstehen, wie wir von Politiker*innen, Schreibsöldner*innen und vielen Medien belogen werden. Die herrschende Meinung ist eben die Meinung der Herrschenden.

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