17’000 Stimmen!

Die Partei der Arbeit Zürich (PdAZ) ist über das Wahlergebnis ihrer beiden Ständeratskandidatinnen Rita Maiorano und Sevin Satan höchst erfreut. Das Ziel ihrer Kandidatur war es dazu beizutragen, dass die feministischen Themen nicht wieder in Vergessenheit geraten, was Rita und Sevin eindrucksvoll gelungen ist. Gemeinsam haben sie 17’000 Stimmen erhalten und somit sämtliche Erwartungen weit übertroffen. » Weiterlesen

Unterstützt schwarze Proteste!

Jutyna Wydrzynska

sah. Verurteilt wegen Engagements: Justyna Wydrzynska gehört zu einem Kollektiv von Aktivist:innen, die in Polen versuchen, Beratung zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen anzubieten. Im Land gelten restriktivste Abtreibungsgesetze.

Jede Person, die schwanger werden kann, sollte das Recht haben, selbst zu entscheiden, ob, wann und in welchen Abständen sie schwanger werden will. Amnesty International verwendet in ihren Positionspapieren zum Thema Schwangerschaftsabbrüche den Begriff «schwangere Personen». Nicht nur Cis-Frauen und -Mädchen sind Menschen, die Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen benötigen. Vergessen werden oft intergeschlechtliche Menschen, transgeschlechtliche Männer und Jungen sowie Menschen mit gar keiner geschlechtlichen Identität. Sie alle können schwanger werden.

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Frauen gegen Dürre und Überschwemmung

sah. Junge und ältere Frauen wehren sich: Entscheidungsträger:innen tun wenig, um die Klimaerwärmung auf ein möglichst ungefährliches Mass einzugrenzen. Dabei weiss jede:r, dass ältere Menschen, Personen mit Krankheiten, Kleinkinder und Frauen besonders unter Klimafolgen leiden.

«Klimagerechtigkeit geht nur gendergerecht», so steht es auf der Kampagnenseite der Grünen unter frauenfuersklima.ch. Unterzeichnende dieser Kampagne sind nach eigenen Angaben engagierte Frauen gegen die Klimakrise. Das heisst junge Frauen, Grossmütter, Wissenschaftlerinnen, Bäuerinnen, Politikerinnen oder Künstlerinnen. Ihre Mission ist konsequenter Klima- und Umweltschutz. Aber warum «gendergerecht»?

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Brandanschläge wegen Sexualkunde

sah. In Belgien stösst die Einführung des Sexualkundeprojekt EVRAS auf den erbitterten Widerstand von ultrakonservativen Kreisen wie islamischen Vereinigungen und katholischen Hardlinergruppen. Sie befürchten eine Hypersexualisierung von Kindern und fackeln womöglich auch Schulen ab.

In Europa gibt es bezüglich sexueller Gesundheit Handlungsbedarf. Gestiegen sind HIV-Infektionen und sexuell übertragbare Infektionen (STI), ungewollte Teenagerschwangerschaften und sexuelle Gewalt. Um Hilfe zu bieten, sind auch Kinder und Jugendliche eine entscheidende Zielgruppe zur Verbesserung der sexuellen Gesundheit in der Gesellschaft. Hier ist Sexualkunde wichtig, um einen verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und auch gegenüber anderen Menschen zu lernen.

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An die Bienenstöcke klopfen

Gaston Kirsche. Im Film «20000 Arten von Bienen» fordert ein achtjähriges Kind, ein Mädchen sein zu dürfen und kein Junge. Die Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren bringt eine feministische Perspektive ins Kino.

«Wer ist die Drohne?» – «Mein Vater». «Und wer willst du sein?» – «Die Königin!». An einem Berghang über der baskischen Stadt Llodio stehen etwa ein Dutzend Bienenstöcke in einem Garten. Es ist ruhig hier über der Stadt, und ein Kind, gespielt von Sofía Otero, unterhält sich mit der Grosstante und Imkerin Lourdes (Ana Gabarain). Das Kind geniesst es sichtlich, frei entscheiden zu können, welche Rolle es als Biene innehätte.

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Ein historischer Sieg!

sah. Reproduktive Wahlfreiheit für Mexiko – nach einem Urteil des Obersten Gerichts sind in Mexiko Schwangerschafts­abbrüche legal. Der Kampf ist zwar noch nicht zu Ende, doch während Lateinamerika zunehmend die Abtreibungen entkriminalisiert, geschieht in den USA das Gegenteil davon.

Endlich! Der mexikanische Oberste Gerichtshof (SCJN) hat Anfang September den Paragrafen des Strafgesetzbuches, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt, für ungültig erklärt. Das Urteil erfolgte einstimmig. Es ist ein historischer Sieg der Frauenbewegung, nach einem langen, harten Kampf.

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Wählt queerfreundliche Kandidat:innen!

sah. Gegen den rauen Wind von rechts: Pink Cross hat eine neue Kampagne, die zur Wahl von queerfreundlichen Kandidat:innen in Nationalrat und Ständerat aufruft. Besonders im Fokus steht dabei der konservative Ständerat.

Die eidgenössischen Wahlen 2023 finden am 22.Oktober statt. Grund genug, sich wieder einmal an Grundsätzliches zu erinnern: Das Schweizerische Parlament besteht aus National- und Ständerat. Die Kammern der beiden Räte sind

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Unheimliche Mütter in Aktion

sah. Republikaner:innen in den USA unterstützen ultrarechte Aktivistinnen von «Moms for Liberty», die in vielen Bundesstaaten aktiv sind. Die Mission der selbsternannten «Freiheitsmütter»: das Bildungssystem von Linken und «Perversen» zu befreien. Aber nicht nur das…

Seit sich 2021 die Organisation «Moms for Liberty» während der Corona-Krise formiert hatte, konnte diese neue extreme rechte Gruppe viel Macht aufbauen. Es fing an mit den drei Aktivistinnen Tina Descovich, Tiffany Justice und Bridget Ziegler, die sich gegen das Tragen von Masken in Schulen in Florida zur Wehr setzten. Die Organisation umfasst heute nach eigenen Angaben etwa 120’000 Mitglieder und ist in 300 Ortsgruppen in 45 Bundesstaaten präsent. Mit der Zeit sind die Themen vielfältiger geworden und bewegen sich im ultrarechten Spektrum. Ziel ist es, Schulkinder von «schlechten Einflüssen» fernzuhalten und Lehrpläne kritisch zu überdenken.

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Verbesserter Schutz vor Gewalt

sah. Als erstes europäisches Land hat Belgien ein umfassendes Gesetz zur Bekämpfung von Femiziden beschlossen. Dort wird nicht nur mit Massnahmen gegen Tötungsdelikte vorgegangen, sondern werden auch Daten für Statistiken erhoben. Und was in Belgien möglich ist, ist sicher auch in der Schweiz umsetzbar.

Frauenverbände- und Organisationen mussten in Belgien lange kämpfen, bis das neue Gesetz da war. Aber unter anderem nach einem erneuten brutalen Tötungsdelikt an einer jungen Frau 2022 war es dann so weit: die Regierung arbeitete das «Gesetz zur Prävention und Bekämpfung von Frauenmorden, geschlechtsspezifischen Tötungsdelikten und der ihnen vorausgehenden Gewalt» aus.

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Sägs wie’s isch!

lmt. In Sachen Feminizid-Bekämpfung ist die Schweiz keinen Millimeter weiter. Die Regierung weigert sich, die Anerkennung und Erfassung von Feminiziden einzuführen. Daher bleibt nichts anders übrig, als immer wieder über dieses Thema zu schreiben und Druck auf den Strassen auszuüben.

14 ist die Anzahl bereits begangener Feminizide in diesem Jahr. 14 ist auch die durchschnittliche Anzahl Tage, die zwischen dem einen und dem nächsten Feminizid liegen.

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Rückgriff ins Fantastische

sah. Informationen müssen nicht richtig sein. Dies macht uns die Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind vor – und hat Erfolg. Etablierte Spitäler arbeiten mit der Stiftung zusammen und sie bieten sogar eine eigene Soforthilfe gegen Abtreibung an. Ein Grund dafür ist auch, dass finanzielle Interessen einfliessen.

Das Thema «Abtreibung» ist und bleibt ein Dauerthema bei rechten Parteien und ihren Aktivist:inne.

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Biographien und Kämpfe von Frauen 

Moira Millàn. Bild: orghan.ch

sah. Die Gruppe orghan hat sich in Bern neu zusammengefunden, um gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen. Nach anfänglichen Info- und Diskussionsveranstaltungen ist ihre letzte Aktion die spannende und schön gestaltete Kampagne zum 14.Juni. Eine Zusammenfassung der Arbeit.

Vor und während des feministischen Streiks vom 14.Juni 2023 fielen die schlichten Plakate in Schwarz-Weiss sofort auf. Die Gruppe «orghan – organisiert handeln», die sich jüngst in Bern zusammengefunden hatte, kreierte eine spannende Serie. Passend zum 14.Juni sammelten die Aktivist:innen Biografien und Kämpfe verschiedenster Frauen und trans Personen, als Kurzsteckbrief auf einen Papierstreifen gedruckt und in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Mit einem Verweis auf die Webseite orghan.ch/14juni hatte orghan Protagonistinnen wie Moira Millán, Christa Eckes oder Ivana Hoffmann noch mit ausführlicheren Beschreibungen dargestellt. » Weiterlesen

Lindemanns Missbrauch stoppen!

sah. Till Lindemann ist Frontmann und Sänger der Band Rammstein. Er steht unter Verdacht, mithilfe von einer Mitarbeiterin junge Frauen für sexuelle Dienste rekrutiert zu haben. Berner Aktivist:innen forderten: «Keine Bühne für Täter». Auch in Berlin will man Rammstein nicht.

Seit Mai 2023 wissen alle, dass vor und nach den Konzerten der deutschen Band Rammstein fragwürdige Partys gefeiert werden. Eine Frau berichtete auf Social Media, wie sie an einem Rammstein-Konzert unter Drogen gesetzt worden war und dann Verletzungen erlitt. Diese Erzählung löste aus, dass sich weitere Frauen der Community anvertrauten. Es folgten viele ähnliche Berichte.

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Auf zum nächsten Streik!

sit. Der feministische Streik vom 14.Juni war ein grosser Erfolg. Dies sicher auch, weil die Bewegung zu den klassischen Forderungen wie Lohngleichheit und Gleichberechtigung auch die Systemfrage stellt – und somit trennt sich auch die Spreu vom Weizen.

300000! 300000 Personen nahmen schweizweit am feministischen Streik vom 14.Juni teil. Ein Erfolg für das Geschichtsbuch, denn der diesjährige Streik schafft es in die Top 5 der Rangliste der Mobilisierungen der modernen Geschichte der Schweiz. Da können die bürgerlichen Medien noch lange versuchen, den 14.Juni 2023 kleinzureden. Das tut auch die Zürcher Polizei, welche die Teilnahme an der Demonstration in der Limmatstadt, an der um die 100000 Personen teilnahmen, mit 15000 beziffert. Eine Staatslüge, die keine weiteren Kommentare erfordert. Es war eine grossartige, bunte, fröhliche und kämpferische Lila-Welle, die durch die Strassen Zürichs schwappte. Auffallend war dabei der grosse Anteil an jungen FLINTA, die die Demonstration sehr belebten. In Bern waren es 50000, in Lausanne 20000 und in Neuenburg 7000, um nur drei weitere Orte zu nennen. » Weiterlesen

«… dann sollen sie eben zu Hause bleiben» 

Rita Maiorano (links) und Sevin Satan. Bild: vorwärts-Archiv

sit. Die PdA-Genossinnen Rita Maiorano und Sevin Satan engagierten sich in Zürich stark für den feministischen Streik. Der vorwärts sprach wieder mit ihnen nach dem grossen Erfolg vom 14.Juni und als die Anspannung bei den beiden Aktivist:innen etwas nachgelassen hatte.

Wie fühlt ihr euch 48 Stunden nach dem 14.Juni?
Sevin: Ich war am Fuss verletzt und hinke noch immer seit gut zwei Wochen. Er war lange geschwollen und aufgeschürft. An der Demo war ich wie schon 2019 verantwortlich für den Demoschutz. Ich habe den Personen, mit denen ich Demoschutz vorbereitet habe, mitgeteilt, dass ich wahrscheinlich nur einen Teil mitlaufen könne und abgelöst werden müsse. Ich hatte mir schon einen Platz im Demowagen zum Ausruhen organisiert. Doch ab dem Moment, als die Demo losging und wir dann nach rund zweieinhalb Stunden Demo auf dem Ni-una-menos-Platz ankamen, war mein Fuss kein Thema. Ich hatte es völlig vergessen, da mich das Gefühl von Freude überkam, wie damals 2019. Ich habe bis in die Morgenstunden getanzt und spürte erst mit der Müdigkeit den Schmerz wieder. 48 Stunden später spüre ich zwar noch einen leichten Schmerz, doch der Schmerz wurde durch den feministischen Streik gelindert und es war Balsam für meine Seele. Demonstrieren für den Feminismus in so einer grossen Form ist pures Doping für alle und steckt an.
Rita: Grossartig, aufgestellt und motiviert. Ein wunderbares Gefühl, wirklich. Wenn so grosse Ereignisse stattfinden wie der feministische Streik und dieser auch noch ein riesiger Erfolg wird, dann hat mensch Kraft und Motivation weiterzumachen. Pures Doping, wie Sevin sagt.  » Weiterlesen

Gerechtigkeit als Paradigma

sah. Die Forderung für gerechte Städte ist aktuell: Feministische Stadtpolitik heisst, einen Markt der informellen Ökonomie zu schaffen, Nachbarschaftszentren für die Organisation aufzubauen oder für bezahlbaren Wohnraum zu kämpfen. «Sorgende Städte» setzt hier an.

In Städten geschieht gesellschaftliche Entwicklung. Es gibt Wechselwirkungen und es wird produziert und reproduziert. Oft sind Stadtplanung und Architektur auf die Bedürfnisse der idealtypischen Figur des weissen, heterosexuellen cis-Mannes mit Vollbeschäftigung ausgerichtet. Projekte rund um «Feministische Städte» versuchen, mit Hilfe von entsprechenden Analysen eine gendergerechte Planung zu erstellen. Es wird eine feministische/intersektionale Perspektive gesucht, um Lösungen gegen Diskriminierung zu finden.

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Schwerer Stand für Feminist:innen in Russland

Eine feministische Aktivistin wird bei Antikriegsprotesten auf dem Puschkin-Platz in Moskau festgenommen. Bild: zVg

sah. Der Feminismus gehört in Russland zur Opposition, die sich Wladimir Putin entgegenstellt. Der Krieg setzt russische Feminist:innen unter Druck und schürt zusätzlich Repression. So fliehen viele russische Aktivist:innen ins Ausland. Eine der Hauptaufgaben bleibt aber das Vermitteln von Wissen.

In Russland hat die feministische Bewegung niemals die Möglichkeit gehabt, irgendeine Art von Kommunikation mit den Machthabenden zu führen. Putin stellte die feministische und LGBTQ-Community so dar, als seien sie Gegenspieler:innen des «authentischen Russischseins». Aus diesem Grund wurden russische Feminist:innen bekämpft und sie radikalisierten sich. Aktivist:innen hatten sich erst überwiegend in kleinen Organisationen vor Ort vereinten.

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Auf den Schultern von Gigantinnen

Russland 1917
Es war nicht der erste von Frauen getragene Arbeitskampf. Aber es war wohl eins der früheren Beispiele, wie ein Streik von Arbeiterinnen den Gang der Geschichte in einem Umfang umwälzen kann, wie er zuvor kaum möglich schien: Nach dem Kalender des damaligen Russischen Zarenreiches war es der 23.Februar. Nach unserem der 8. März – der Weltkampftag der werktätigen Frauen – als Arbeiterinnen aus den Petrograder Fabriken auf die Strassen strömten, um ihren Kampftag zu begehen. Sie sollten dabei die Leuchtfeuer der Revolution entfachen. Sie schlossen sich mit den streikenden Genossen aus den Putilow-Werken zusammen, rollten wie eine Welle durch die Stadt und holten Arbeiter:innen auf die Strassen. Bis zum Ende des Tages mobilisierten sie
50000 Arbeiter:innen. Am nächsten Tag waren es bereits 200000. Sie schlugen damit den ersten Nagel in den Sarg der 500 Jahre alten Romanow-Dynasty. Klara Zetkin würde ihren Kampf wie folgt beschreiben: «Die Arbeiterinnen verhielten sich in der Revolution vorbildlich. Ohne sie hätten wir nicht gesiegt!»

USA 1970
Am 26.August 1970 rief die National Organization of Women (NOW) zum Kampf- und Streiktag in den ganzen Vereinigten Staaten auf. Es war der 50.Jahrestag der Einführung des 19.Zusatzartikels der US-Verfassung, der Frauen das Recht zu wählen gab. Doch mit dem Recht zu wählen, hatte der Kampf nicht aufgehört – wenn schon, dann hatte er erst richtig begonnen. Die Streikbewegung war stark beeinflusst von den Forderungen der zweiten Welle des Feminismus, die durch die 68er-Bewegung an Fahrt gewonnen hatte: freies Recht auf Abtreibung, Gleichstellung am Arbeitsplatz und kostenfreie Kinderbetreuung. 50000 Frauen gingen für ihre Rechte auf die Strassen: Damit war der Womens Strike of Equality der grösste Streik seiner Art in den USA bis dahin. Und auch wenn es noch Jahre dauern sollte, bis die Forderungen der Streikenden zum Durchbruch gelangen würden und ihre Errungenschaften heute wieder in den USA unter scharfem Beschuss stehen, lieferte der damalige Kampftag ein Beispiel für kommende Kämpfe.

Island 1975
Kaum ein Frauenstreik dürfte derart umfassend die weibliche Bevölkerung eines Landes erfasst haben, wie der Streiktag der Isländerinnen vom 24.Oktober 1975. Neun von Zehn Isländerinnen blieben der Arbeit fern. Fabriken und Büros mussten an diesem Tag geschlossen werden, da sie ohne die Arbeit von Frauen nicht mehr funktionierten. Selbst in konservativen ländlichen Gemeinden war die Beteiligung überwältigend. In Reykjavik kamen bei einer Demonstration mit 25000 Personen mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung zusammen, sangen, hörten Reden an und sprachen gemeinsam über ihren Kampf. Ihr Ziel, mehr Gleichstellung am Arbeitsplatz, erreichten die Isländerinnen mit ihrem Fanal: Im Folgejahr beschloss das Parlament ein Gesetz zur Lohngleichheit. Dem «langen Freitag», wie der damalige Kampftag im Volksmund genannt wird, erinnern die Arbeiterinnen der Insel noch heute, indem sie zu jedem neuen Zehnjahresjubiläum des Kampfes früher den Arbeitsplatz verlassen.

Schweiz 1991
Es gingen die Uhrenarbeiterinnen im jurassischen Vallée de Joux voran: Sie schafften es, über die Fürsprache von Christiane Brunner den SGB von einem Streiktag zu überzeugen. Grund für ihren Effort: Sie verdienten viel weniger als die männlichen Kollegen. Leider scheiterte der Antrag am Widerstand männlicher Gewerkschafter am folgenden SGB-Kongress. Aus dem Streik- wurde ein Aktionstag. Doch trotzdem sollte der 14.Juni 1991 als grösste politische Mobilisierung der Schweiz seit dem grossen Landesgeneralstreik von 1918 in die Geschichte eingehen. Die Frauen kämpften damals für das Recht auf Abtreibung, eine Mutterschaftsversicherung, Kinderbetreuung, gleiche Löhne für gleiche Arbeit und vieles mehr. Bis sich ihr unüberhörbarer Mobilisierungserfolg in die politische Realität übersetzen sollte, würde es aber noch Jahre dauern. Und viele ihrer Forderungen wurden immer noch nicht umgesetzt. Der Kampf geht weiter. In den Jahren 2019 wie auch 2023!

Argentinien 2015
Als die Argentinierin Chiara Paez von ihrem Freund zu Tode geprügelt wurde, war sie erst vierzehn Jahre alt. Innerhalb eines Monats nachdem ihre verscharrte Leiche unter seinem Haus gefunden wurde, bildete sich die Bewegung «Ni Una Menos» (Nicht noch eine weniger!). Man schwor sich, dass nicht noch eine weitere Frau Opfer sexistischer, mörderischer Gewalt werden dürfe. Am 3.Juni nahm sich die Bewegung mit ungekannter Vehemenz die Strassen. 200000 Frauen protestierten gegen Gewalt an Frauen. Ein Jahr später, als die 16-jährige Lucia Pérez vergewaltigt und ermordet aufgefunden wurde, begann die Bewegung den Streik als Kampfmittel zu nutzen und wurde damit international. Es bildeten sich innert kurzer Zeit Ableger in Chile, Peru, Bolivien, Paraguay, Uruguay, El Salvador, Guatemala, Mexiko und Spanien. Inzwischen ist die Bewegung international präsent.

Polen 2016
Der Kampftag der Polinnen am 25.September 2016 trägt verschiedene Namen. Manchmal wird er schlicht «polnischer Frauenstreik» oder «allpolnischer Frauenstreik» genannt. Unter den Aktivistinnen am häufigsten ist aber die Bezeichnung vom «schwarzen Montag», der Teil der anhaltenden «schwarzen Proteste» sein sollte. Dem Streiktag voran ging die Behandlung eines Antrags zur Kriminalisierung von Abtreibung im katholisch-reaktionär dominierten polnischen Parlament. Am Streiktag selbst gingen 100000 Frauen in 147 Städten und Ortschaften im ganzen Land auf die Strasse und bekämpften die Vorlage mit unterschiedlichsten Aktionsformen. Vorbild für ihren Kampf war der isländische Streik von 1975. Es wurde noch monatelang weitergekämpft, bis trotz schwerer Repression ein Sieg errungen werden konnte. Das Parlament krebste zurück. Doch nur auf Zeit: Seit 2020 ist in Polen das Recht auf Abtreibung de facto abgeschafft. Seither verloren mindestens sechs Frauen ihr Leben, weil ihnen der in ihrem Fall lebensrettende Schwangerschaftsabbruch verweigert wurde.

Internationaler Frauenstreik 2017 und 2018
Dem internationalen Frauenstreik gingen mit Ni Una Menos (vor allem in lateinamerikanischen Ländern mit Massenbeteiligung) und den Protesten in Polen kraftvolle Bewegungen voraus. Doch auch in den USA sahen die Frauen durch die Wahl des verurteilten Sexualstraftäters Donald Trump ihre Rechte bedroht. Die Bewegung begann, sich international zu vernetzen und zum Kampftag der werktätigen Frauen am 8.März hin zu einem internationalen Streiktag zu mobilisieren. In den USA nahm die Aktion Form unter dem Namen «Day without Women» (Tag ohne Frauen) an, bei dem Frauen aufgefordert wurden, ihrer Arbeit fernzubleiben. In Irland kämpften die Frauen gegen das reaktionäre Abtreibungsverbot ihrer Regierung (das inzwischen gefallen ist). In Argentinien verband sich die Streik- mit der Ni-Una-Menos-Bewegung zu einer kraftvollen Grossdemonstration und in Spanien fand ein 24-stündiger Frauenstreik statt. In insgesamt 50 Ländern kam es zu Aktionen und Streiks.

Schweiz 2019
Mehr Anerkennung für Care-Arbeit, ein Ende mit geschlechterbedingten Lohnunterschieden, ein Ende sexueller Gewalt, mehr staatliche Investitionen in Betreuungsangebote und ganz schlicht, endlich eine Umsetzung des Gleichstellungsartikels, die diesen Namen auch verdient hat. Diese und noch unzählige weitere Gründe brachten am 14.Juni, 28 Jahre nach dem ersten grossen Schweizer Frauenstreik, erneut Hunderttausende von Frauen auf die Strassen. Zählen, wie viele mit dabei war, konnte wohl niemand, mancherorts ist von 500000 die Rede. Es können auch mehr gewesen sein. Ein politisches Signal, wie es in diesem Land deutlicher kaum möglich ist. Und doch scheinen die Kapitalist:innen und ihre Steigbügelhalter:innen in den Parlamenten es zu ignorieren: In der letzten Legislatur missachteten sie die Situation der Frauen im Alter bei den Renten und verschärfen damit vorsätzlich die Armut von Frauen im Alter. Nur einer von vielen Gründen, warum der nächste Streik ihnen wirklich weh tun muss.

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