Gemeinsam für die Schwächeren

fpe. An der Jahresversammlung der Sektion Zürich der Partei der Arbeit gab es zwei personelle Änderungen: Anjuška Weil kandidiert nach 40 Jahren nicht mehr für den Parteivorstand und Siro Torresan tritt nach 15 Jahren als Sekretär zurück. Beide haben sich mit grossem Engagement für die Partei sowie für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen eingesetzt.

Anjuška Weil tritt nach 40 Jahren nicht mehr zu den Wahlen für den Parteivorstand Zürich an. Sie ist seit 1971 in der Partei der Arbeit aktiv, zuerst in St.Gallen, dann in Zürich, an beiden Orten als Parteisekretärin, in St. Gallen während vier, in Zürich während zwölf Jahren. 1983 wurde sie ins Zentralkommitee, dann in die Parteileitung und 1995 ins Präsidium der PdAS gewählt, dem sie während mehrerer Jahre angehörte.

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Asylfürsorge gefährdet Kindeswohl

sit. Die Kürzungen der Leistungen bei vorläufig aufgenommen Personen trifft vor allem Kinder und Jugendliche. Die gesellschaftlichen und finanziellen Folgen werden längerfristig höher wiegen, als die aktuellen Einsparungen. Zu diesem Schluss kommt die Studie der Monitoringstelle map-F.

Am 24. September 2017 entschieden die Stimmberechtigten im Kanton Zürich, dass vorläufig aufgenommene Personen (F-Ausländer*innen-Status) von der Sozialhilfe ausgeschlossen und nach den wesentlich tieferen Ansätzen der Asylfürsorge unterstützt werden sollen.

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Grüner Kapitalismus – das Geschäft mit dem Wasser

Sarah Suter. Die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit fördert die Beteiligung privater Unternehmen
im Management globaler Wasserressourcen. Grüner Kapitalismus verspricht, dass Nachhaltigkeit und Wachstum
vereinbar wären, wodurch die wahren Mechanismen, welche die Umweltprobleme erzeugt haben, verschleiert werden. Der Kaffeeanbau in Vietnam verdeutlicht dies exemplarisch.

Schlittern wir auf eine Wasserkrise zu oder befinden wir uns bereits mittendrin? Lebt man in der Schweiz, dem «Wasserschloss Europa», scheinen einen solche Fragen nicht direkt zu betreffen – gibt es hier doch Wasser zur Genüge.

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Gegen Isolationshaft, für gleiche Rechte

Jochi Weil. 14 kurdische Männer* und Frauen* befinden sich seit Dezember 2018 in Strassburg im Hungerstreik, sie sind abgemagert und schwach. Eine Delegation des schweizerischen Komitees Brückenschlag Zürich – Amed/Diyarbakir, Osttürkei, fuhr Ende März nach Strassburg im Elsass, um ihnen ihre Solidarität zu zeigen.

Worum geht es bei diesem Hungerstreik? Es werden damit zwei Ziele verfolgt: Zunächst steht die Solidarität mit den rund 7000 Hungerstreikenden in türkischen Gefängnissen im Vordergrund, deren Protest sich gegen die unerträglichen, isolierenden Haftbedingungen richtet. Ebenso richtet sich der Hungerstreik in Strassburg gegen die totale Isolation von Abdullah Öcalan, der auf der Insel Imrali seit über zwei Jahrzehnten festgehalten wird. Öcalan repräsentiert die Wünsche und Träume von Kurd*innen nach Autonomie und Freiheit.

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«Die grosse Mehrheit in Venezuela will Frieden!»

fpe. Carolus Wimmer ist als Mitglied der Kommunistischen Partei Venezuelas Abgeordneter der Nationalversammlung. Im Interview mit dem vorwärts erzählt er vom Kampf der Frauen* und dem Zusammenhalt in der venezolanischen Gesellschaft – aber auch von Fanatismus, Rassismus und Faschismus.

Genosse Carolus, wie erlebst du die aktuelle politische Situation in Venezuela? Sind die Menschen eher für oder gegen Maduro?
Es gibt ein breites Bewusstsein in der Bevölkerung, dass der Kampf nicht uns, sondern der nächsten Generation gilt. Gegen Maduro zu sein, ist in einer Demokratie völlig legitim. Das Volk weiss aber auch, dass wir Frieden brauchen sowie die Unabhängigkeit. Die Mehrheit des Volkes ist für die bolivarische Verfassung von 1999. Und diese wird vor allem von den Frauen* verteidigt.

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Verteidigung auf der Anklagebank: 159 Jahre, 1 Monat und 30 Tage Haft

Annina Mullis. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bestätigte im April 2019 in einem langen Bericht die Feststellungen
von internationalen Prozessbeobachter*innen, die seit geraumer Zeit
systematische Verletzung rechtstaatlicher Prinzipien in Prozessen gegen Rechtsanwält*innen in der Türkei kriti-
sieren – ein aktuelles Beispiel.

Am Mittwoch, 20. März 2019, hat ein türkisches Gericht gegen achtzehn Anwält*innen Haftstrafen verhängt. Die Verteidigung ihrer oft aus politischen Gründen verfolgten Mandant*innen wurden von Anklage und Gericht als Mitgliedschaft in oder Unterstützung einer terroristischen Organisation gewertet.

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Barbie und Ken gemeinsam gegen Sexismus

sah. Wie passen Marxismus und die Frauenfrage zusammen? Die Autoren von «Wenn Ken und Barbie streiken» plädieren für eine im Kampf geeinte Arbeiter*innenklasse. Spaltungen in beispielsweise jung und alt, Inländer*innen oder Aus-länder*innen oder Frauen und Männer ist einer der Hauptgründe, warum das System des Kapitalismus so erfolgreich ist.

Der antisexistische Kampf ist untrennbar mit dem sozialistischen Kampf gegen die Herrschaft des Kapitals verbunden, so schreiben die Autor*innen des bemerkenswerten Bandes «Wenn Ken und Barbie streiken – Marxismus und Geschlechterverhältnis» aus der Reihe «Aufstand der Vernunft» vom Verein Gesellschaft & Politik (Eigenverlag). Die Beiträge fallen durch ihre fundierte Aufarbeitung der Beziehung zwischen Marxismus und Feminismus auf, wobei aus der Perspektive von Marxist*innen/marxistische Linke («der Funke Österreich/Deutschland») argumentiert wird. Hier werden keine Gender-Sternchen verwendet. Geschlechterwiderspruch und Klassenkampf lassen sich weder in zwei parallele Kämpfe trennen, noch in einen Haupt- und Nebenwiderspruch.

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Manifest zum feministischen Streik & Frauen*streik in Zürich

Gemeinsam die Fesseln sprengen
Schon von klein auf lernen wir durch Erziehung und Sozialisierung die geschlechtsspezifischen Rollen einzunehmen. Gewalt und Diskriminierungen gehören für Frauen* zum Alltag. Sie erscheinen normal. Frauen* sollen ihre Bedürfnisse zurückstellen und den Grossteil der Erziehungs- und Sorgearbeit übernehmen – sei es in der Wohngemeinschaft, in der Familie, im Verein, am Arbeitsplatz oder im Polit- Kollektiv. Wagt es eine Frau*, sich entgegen dieser Norm zu verhalten, sich gar aufzulehnen, wird sie umgehend zurechtgewiesen und abgewertet: Sie wird als «Rabenmutter», «Schlampe», «besserwisserisch», «unweiblich» oder «zickig» bezeichnet, mit rassistischen und sexistischen Sprüchen beleidigt. In anderen Fällen verliert sie ihre Arbeit, ihre Familie, sie wird misshandelt oder sogar getötet. » Weiterlesen

100 Jahre Frauen*friedenskonferenz

Red. Im Mai 1919 trafen sich in Zürich150 mutige Frauen* zur internationalen Friedenskonferenz. Es waren mutige Frauen*, die für ihre Ideale viel aufs Spiel setzen. 100 Jahre später wird daran mit einer Konferenz und einer historischen Inszenierung am Originalschauplatz erinnert.

Zürich, 12. bis 15. Mai 1919: 150 Frauen* aus 16 Nationen trafen sich im Zürcher Glockenhof zur 2. Internationalen Frauen*friedenskonferenz, eingeladen von Clara Ragaz und der Schweizer Sektion der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF/WILPF), der weltweit grössten Frauenorganisation für den Frieden.

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Frauen*geschichte

sah. Oft wird Frauen*- und Geschlechtergeschichte eine Art Sonderstatus zugewiesen. Allgemein herrscht hegemoniale Geschichts-schreibung mit «grossen» Männern* vor, die von Männern* erforscht und festgehalten wird. Historiker*innen und Aktivist*innen wehren sich nun und es gibt Rundgänge zu Frauen*geschichte für alle.

«Frauen*geschichte» und insbesondere Frau-en*figuren, die in der Schweizer Geschichte schrieben , sind kaum bekannt. Doch die eidgenössischen Frauen*geschichte hat nicht wenige spannende Ereignisse zu bieten, die geheimnisvolle «Stauffacher*in» ist nur ein Beispiel davon. Immer wieder versuchen Gruppen, entsprechende Themen aufzuarbeiten und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Das Netzwerk Frauen*platz Biel ist eine davon.

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Bilder von seltener Eindringlichkeit

Thomas Vogler. In einer vierteiligen Werkschau wird die Arbeit der Zürcher Fotografin Gertrud Vogler gewürdigt. Es sind Fotografien, die den Widerstand in Zürich und anderswo auf unterschiedlichste Weise dokumentieren und so vor dem Vergessen bewahren.

Es sind zum Teil ikonografische Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben haben. Durch ihre Nähe und Intimität rütteln sie auf und verstören gleichzeitig.

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Jedem Betrieb seine Streikform

sah. Betrieblicher Streik mit feministischen Forderungen: wie geht das? In einem Workshop wurden nicht nur Streikformen und rechtliche Grundlagen aufgezeigt, sondern auch Mut gemacht, den Streik in den Betrieb zu bringen, auch wenn Sanktionen drohen könnten bei einem politischen Streik, wie der feministische Streik rechtlich eingestuft wird.

«Von 1991 gibt es Fotos und Berichte von Aktionen, die im öffentlichen Raum stattgefunden haben. Weniger gut dokumentiert aber ist, was Frauen* während des Frauenstreiks in den Betrieben gemacht haben», so Stefanie von der AG Mobilisierung der Frauen*streik-Koordinationsgruppe Bern.

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Luxuriöse Überschüsse

Dominik Waser. Durch das Verarbeiten und den Verkauf von zuvor weggeworfenen Lebensmitteln bekämpft der Verein grassrooted den Food Waste. Generell geht es dem Verein um mehr Bewusstsein für die Kreisläufe von Landwirtschaft und Konsum.

Mit seiner Arbeit versucht grassrooted ein Verständnis für den gesamten Nahrungsmittelkreislauf zu schaffen und so die damit verbundenen Probleme anzugehen. Diese sind Bezugsverlust zu Land und Boden sowie Food Waste. Die Idee zu grassrooted kam meinem Studienkollegen Martin Schiller und mir. Und aus der Idee entstand schnell ein konkretes Projekt.

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Frieden statt Krieg exportieren

dab. Der nationale Ostermarsch gegen Aufrüstung, Krieg und Imperialismus vom Eichholz bei Wabern zum Münsterplatz in Bern findet dieses Jahr zum siebzehnten Mal statt. Der erste Berner Ostermarsch in dieser Form war 2003 Ausdruck des Protests gegen die westliche Invasion im Irak. Grund zu Besorgnis und Protest besteht weiterhin.

Die Nato rüstet auf und provoziert Russland und den Iran, die USA kündigt unter Vorwänden das INF-Abkommen mit Russland zur Beschränkung der atomaren Rüstung. » Weiterlesen

Eizellen«spende» bleibt verboten

Gabriele Pichlhofer. Die Fortpflanzungslobby versucht, alle technischen Möglichkeiten im Rahmen der künstlichen Fortpflanzung auch in der Schweiz durchzusetzen. Potenzielle Risiken der Verfahren und Auswirkungen werden unter den Tisch gekehrt. Eizellen«spende» oder Mietmutterschaft werden als technische Lösungen für den Kinderwunsch propagiert.

Seit mehr als einem Jahr lag eine entsprechende Motion im Parlament auf Eis: Einige Parlamentarier*innen forderten, die Eizellenspende zu erlauben. Nicht zuletzt mit dem absurden Argument, dass weibliche Keimzellen nicht diskriminiert werden dürften – immerhin sei die Samenspende seit fast 20 Jahren erlaubt.

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Staatliches Lohndumping

sit. Das Staatssekretariat für Migration betreibt aktiv Lohndumping! Diesen happigen Vorwurf erheben der VPOd-NGO, die Demokratische Jurist*innen Schweiz und Solidarité sans frontières. Grund sind die tiefen Pauschalen für die Arbeit der Beratungsstellen für Asylsuchende.

Am 26. Februar 2019 veröffentlichten das Staatssekretariat für Migration (SEM) die Liste der für die erweiterten Verfahren zugelassenen Rechtsberatungsstellen.

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Strukturelle Ausbeutung

dab. Den Krieg gegen die Bedürftigen will die Sozialhilfegesetz-Vorlage des bernischen Grossrats mit der Senkung des Grundbedarfs und einem Anreizsystem intensivieren, der Volksvorschlag will diese unheilvolle Entwicklung stoppen und «Chancen statt Anreize» bieten. Am 19. Mai hat das Stimmvolk die Wahl zwischen den beiden Vorlagen.

Die Neoliberalen unternehmen ständig neue Anstrengungen, um Bedürftige noch stärker abzustrafen. Auf deren politischen Druck musste die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe Skos die Ansätze für den Grundbedarf bereits senken. Auch der letzte Coup, die unkontrollierte Überwachung von Versicherten, ist gelungen. Die Bedürftigen werden unter Generalverdacht gestellt, die Reichen und grossen Unternehmen dagegen mit Steuergeschenken belohnt. Jetzt arbeiten Bürgerliche in den Kantonen daran, die Sozialhilfe generell um einen Prozentbetrag zu kürzen. Wer «kooperiert», ist dann Kandidat*in für den Trostpreis und kann einen Teil des gekürzten Betrags doch noch bekommen.

Pakten statt Vorurteile
Im Kanton Bern soll die Sozialhilfe mit der Gesetzesvorlage des Grossrats gekürzt werden. Der Grundbedarf für den Lebensunterhalt soll um 8 bis 30 Prozent gesenkt werden. Die Kürzungen treffen alle, Alleinerziehende, Kranke und Behinderte und Kinder, die fast einen Drittel der Beziehenden ausmachen. Das Komitee «Wirksame Sozialhilfe» reichte die notwendigen Unterschriften ein für den Volksvorschlag und führt die Kampagne. Im Komitee sind neben der PdA die Parteien Grüne, SP, EVP und ihre Jungparteien vertreten, ebenso wie Gewerkschaften, der Berufsverband Soziale Arbeit Schweiz AvenirSocial und viele Organisationen und Verbände aus dem Sozialbereich. Zentraler Punkt im Volksvorschlag ist die Einhaltung der Skos-Richtlinien. Wichtig ist auch Artikel Art. 72b (neu) – «Bildung und Qualifizierung». Der fordert «bedarfsgerechte Angebote zur Förderung von Grundkompetenzen und zur beruflichen Qualifizierung», die eine Integration in den Arbeitsmarkt und eine berufliche Grundbildung erleichtern. Auch für Personen, die von Armut bedroht sind, aber noch nicht von der Sozialhilfe unterstützt werden, sollen die Angebote offen stehen. Unterstützte Personen sollen zur Teilnahme an Angeboten verpflichtet werden können.
Gegen die offizielle Gesetzesvorlage, für den Volksvorschlag und eine angemessene Sozialhilfe im Kanton setzt sich etwa der Verein Faire Sozialhilfe ein, der sich als politisch und konfessionell neutral bezeichnet. Im Verein engagieren sich laut Webseite Personen aus der Zivilgesellschaft, aus kirchlichen Kreisen, Sozialdiensten, Gewerkschaften und Hilfsorganisationen: «Wir wollen dazu beitragen, dass die politische Auseinandersetzung gestützt auf Fakten und nicht auf Vorurteilen geführt wird», heisst es da.

Konstruktive Lösungen
Mehr als sich nur in der bevorstehenden Berner Abstimmung engagieren will die Gruppe Verkehrt. Sie besteht aus Sozialarbeitenden, Sozialhilfebetroffenen und Mitstreitenden und wehrt sich seit über zwei Jahren gegen «die unmenschlichen und konzeptlosen Sparübungen in der Sozialhilfe». Verkehrt will nach dem Auftakt in Bern vom 19. März bis zur Abstimmung am 19. Mai mit Plakaten und Aktionen im öffentlichen Raum und in den Sozialen Medien präsent sein. Die Gruppe verlangt in einer aktuellen Medienmitteilung konstruktive Lösungen unter Einbezug von Fachpersonen und Betroffenen. Und weiter: «Menschen brauchen vor allem Chancen statt Anreize». Studien aus anderen Ländern zeigten deutlich auf, dass Kürzungen der Sozialhilfe auch den geltenden Mindestlohn drücken. Die Mitteilung hält weiter fest, dass Sozialhilfekürzungen Arme noch ärmer machen. «Armutsbetroffene sind nicht selbst schuld an ihrer Lage. Armut ist strukturell bedingt und ein gesellschaftliches Problem. Es ist ungerecht, gegen die Wehr- und Machtlosen in einer Gesellschaft zu treten. Armut lässt sich nicht wegsparen!» Laut eigener Angabe ist dank Verkehrt für den Volksvorschlag eine ausserordentlich hohe Anzahl von nicht parteigebundenen Unterschriften zusammen gekommen.

Betroffenheit erzielen
«Gegründet worden ist Verkehrt als Verein im Kanton Bern von Leuten der Kriso, von Kabba und AvenirSocial, sagt Mediensprecher Daniel Flückiger zum vorwärts, «seit einer Strukturreform des Verbands ist es möglich, als Arbeitsgruppe ziemlich formlos unter dem Dach von AvenirSocial einen Platz zu haben.» Gruppen brauchen dazu auch keine eigene arbeitsaufwändige Rechtsform. Flückiger: «So haben wir den Verein aufgelöst und sind nun eine Kampagne, unterstützt von AvenirSocial.» Neben der Steuergruppe, rund zehn Personen, welche die Arbeit koordiniert und steuert, sind Aktivist*innen in Aktionsgruppen und in Regionen und Kantonen aktiv. Alle arbeiten ehrenamtlich.
Verkehrt hat laut Roland Flückiger zum Ziel, «zu einer dauerhaften, nationalen Aktion gegen den Sozialabbau und die Sparübungen bei den Ärmsten zu werden.» Inhaltlich sei es ein wichtiges Anliegen von Verkehrt, «auf gesellschaftliche und strukturelle Zusammenhänge der Armutsproblematik hinzuweisen und sich argumentativ nicht auf einer individualisierten Ebene zu bewegen. Selbstredend müssen wir aktuell pragmatisch und situativ auch individuell argumentieren (z.B. Geschichten und Statements von Betroffenen sichtbar machen), um im Abstimmungskampf Betroffenheit zu erzielen. Grundsätzlich geht es uns aber um strukturelle Ausbeutung im Kapitalismus.»

System Change not Climate Change

Lara Frey. Die Klimajugend – seit einigen Monaten in aller Munde, bewundert, belächelt, gefürchtet. Schweiz- und weltweit haben sich Jugendliche solidarisiert, um unseren Planeten zu retten. Doch im Kapitalismus wird dies kaum machbar sein.Ein Einblick in die Bewegung.

Die Gefühle, die unserer Bewegung zu Grunde liegen, sind nicht schön: Panik, Verzweiflung, das Gefühl von Verrat. Doch genau in dieser aufgebrachten, bis ins Extremste entsetzten Stimmung ist eine Jugendbewegung auferstanden, wie sie die Schweiz, ja, die Welt, seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat: die Klimajugend. Gepackt von der Verzweiflung, unsere Welt, unsere wichtigste und einzige Lebensgrundlage, wortwörtlich wegschmelzen und abbrennen zu sehen, vom Verrat der institutionalisierten, reformistischen Politik und vom verantwortungslosen Handeln der älteren Generationen haben wir uns erhoben und sind laut geworden. «Wir», wir könnten nicht unterschiedlicher sein: ein zusammengewürfelter Haufen von Schüler*innen, Lehrlingen, Studierenden, aus verschiedensten Schichten und mit unterschiedlichsten Hintergründen, manche bereits politisch organisiert, andere von einem grossen Desinteresse an der Politik geprägt, aus verschiedensten Regionen der Schweiz, mit Meinungen, die sich oft nur an wenigen Punkten überschneiden. Doch diese wenigen Punkte sind die dringlichsten, die ausschlaggebendsten: Wir müssen unsere Welt retten. Und zwar jetzt. Und da alle anderen Generationen offensichtlich kein Interesse oder nur Schnapsideen wie Emissionskompensationen durch Geld haben, müssen wir ihnen zeigen, wie genau vorzugehen.

Auferstanden aus dem Nichts
Kurz entschlossen haben einige Wenige den ersten Klimastreik, inspiriert von Greta Thunberg und der Bewegung Fridays for Future, in Zürich organisiert. Dieser Streik am 14. Dezember 2018 setzte den Grundstein für etwas, das sich innerhalb von wenigen Wochen zu einer nationalen Bewegung entwickeln würde: Schüler*innen in der ganzen Schweiz bekundeten ihre Solidarität mit den Streikenden in Zürich und am 18. Januar folgten dezentrale Klimastreiks in über zehn Städten. Auf Whatsapp, Instagram und Facebook haben wir ein Netzwerk von mehreren tausend Solidarischen aufgebaut. Unser Anliegen ist simpel, doch unglaublich weitgreifend: Klimaschutz und eine verantwortungsvolle, nachhaltige Klimapolitik, welche das 1,5°C-Ziel des Pariserabkommens einhält und bis 2030 die Treibhausemissionen auf Nettonull beschränkt. Dazu fordern wir das Ausrufen des Klimanotstandes, in anderen Worten, dass die Schweiz die Klimakatastrophe als zu bewältigende Krise anerkennt, auf diese angemessen reagiert und die Bevölkerung über diese Krise und grundlegende Schutzmassnahmen informiert.
Auch wenn die Medien und bürgerlichen Politiker*innen es ungern zugeben: Wir sind erfolgreich und unsere Bewegung verläuft nicht im Sand, wie es vor einigen Monaten vorausgesagt wurde. Basel hat als erste Stadt den Klimanotstand ausgerufen, Liestal ebenso, weitere Städte wie Zürich könnten und werden folgen. In den Medien und auf Social Media sind wir omnipräsent, unsere Forderungen und Anliegen in aller Munde, das Bewusstsein bei der Bevölkerung steigt und die bürgerlichen Parteien sehen sich unter Druck gesetzt. Doch wir sind weit davon entfernt, uns auf unseren Erfolgen auszuruhen, denn es ist uns klar, dass es im kapitalistischen System nie Nachhaltigkeit geben wird.

Ohne Systemwechsel geht es nicht

Im Kapitalismus geht es um Profit, Profit um jeden Preis. Die Gier nach Erfolg, Ertrag, Macht, Geld dominiert unsere Welt, unsere Gesellschaft, beeinflusst uns bis in unser Familienleben. Und da Geld auch Macht bedeutet, finden wir uns in einer Weltordnung wieder, wo die Reichen die Fäden ziehen. Hinter der Fassade von Demokratie und Chancengleichheit beeinflussen die Reichen das Weltgeschehen. Und offensichtlich haben sie nicht das geringste Interesse daran, umweltfreundlich zu produzieren, da jegliche Einschränkung und Auflage direkte Einbussen beim Profit bedeutet. Darum ist der Kampf ums Klima gleichzeitig ein Klassenkampf: Wir, die Arbeiterinnen und Arbeiter, Schülerinnen und Schüler, kurz: Menschen dieser Erde, gegen einige Wenige, die die Macht haben, unser aller Lebensgrundlage zu zerstören. Wir wissen, dass es so nicht weitergehen kann, doch um den Grundkurs ändern zu können, müssen wir zuerst den Kapitalismus überwinden, der uns in seinen zerstörerischen Händen hält. Erst in einer demokratischen Planwirtschaft, in der wir unseren Bedürfnissen gerecht und mit statt gegen die Natur produzieren, wird Nachhaltigkeit möglich sein. Wir brauchen eine sozialistische Revolution, um unseren Planeten zu retten.
Völlig desillusioniert und enttäuscht stehen wir der institutionellen Politiklandschaft der Schweiz gegenüber. Jegliche Parteiaffiliation der Bewegung wird abgelehnt, an Demonstrationen und Streiks sind keine Parteifahnen zu sehen. Die politischen Parteien werden nur noch als Plattform genutzt, um Interessierte zu finden und die Bevölkerung zu mobilisieren, doch wir stecken keine grossen Hoffnungen mehr in die reformistischen Parteien. Mit einer «Kompromisslösung» wird man unseren Planeten nicht retten können, wir brauchen jetzt keinen Kompromiss mehr, sondern einen radikalen Umsturz der Produktionsweise und unserer Konsumation.

Kritisiert von Inkonsequenten
Von unserer Ablehnung und Systemkritik verunsichert, werfen uns die Bürgerlichen gerne vor, inkonsequent zu sein, um uns die Glaubhaftigkeit und so den Einfluss zu nehmen. Wir würden doch nur streiken, um die Schule zu schwänzen, und nur demonstrieren, um unser Image aufzupolieren oder randalieren zu dürfen – und gleichzeitig noch verantwortungsloser als die älteren Generationen konsumieren und verschwenden. Dieser verzweifelte Versuch, uns in ein schlechtes Licht zu stellen, ist nicht nur falsch, sondern auch inkonsequent. Ich habe noch in keinem der Whatsapp-Chats und an keiner Demo jemanden getroffen, der nicht auch auf sein persönliches Konsumverhalten achtet. Die Rechten werfen uns vor, nicht alle vegan zu sein oder mit dem Bus zur Schule zu fahren, statt 15 Kilometer zu laufen. Doch sind sie selbst etwa besser? Kritik wie diese ist erst angebracht, wenn sie selbst keinen Plastik mehr verwenden, ihren Abfall reduzieren und recyclen, und nie mehr mit dem Auto zur Arbeit fahren. Die Zeit, die sie damit verschwenden, unser Konsumverhalten zu kritisieren, sollten sie lieber dazu verwenden, ihr eigenes zu überdenken.
Jedoch muss uns auch bewusst sein, dass es nicht ungerechtfertigt ist, unseren Konsum zu kritisieren. Doch schiessen sich die Bürgerlichen gleichzeitig so auch ein Eigentor: Sie, die Bürgerlichen, sind es, die die freie Marktwirtschaft mit allen Mitteln künstlich am Leben erhalten wollen. Doch ist im Kapitalismus ein ethischer und nachhaltiger Konsum schier unmöglich, da die Produktionsprozesse so zerstörerisch organisiert sind. Erst in einem System, das nicht mehr auf den Profit, sondern auf die echten Bedürfnisse ausgerichtet ist, wird es möglich sein, auf jene Art und nur so viel zu produzieren, dass es unserer Umwelt nicht schadet.

Venceremos!
Wir sind erst am Beginn dieses Kampfes. SVP und FDP hofften, dass unsere Bewegung ausfasert und an Schwung verliert, wenn erst einmal die Anfangseuphorie verfliegt, doch weit verfehlt: Wir werden weiterhin auf die Strasse gehen und für unseren Planeten einstehen, denn wir haben ein Recht auf eine Zukunft! Wir beginnen gerade erst, unsere Kräfte zu bündeln, wir werden uns vereinen, wir werden kämpfen und wir werden erst still sein, wenn wir in einer Welt leben, in der alle Menschen sicher und zufrieden sind, in der unsere Natur blüht und unsere Atmosphäre sauber ist. Komm auch DU mit uns auf die Strasse, gemeinsam werden wie siegen, gemeinsam werden wir leben!

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