Die Partei als moderner Fürst?

Kurt Seifert. Einst löste das «Reich der Mitte» gerade auch bei Linken eine grosse Faszination aus. Heute dominieren die kritischen Stimmen. Um den Weg Chinas besser zu begreifen, benötigen wir fundierte Analysen. Das Buch von Michael Brie leistet einen wichtigen Beitrag dazu.

Demokratien contra autoritäre Regime – damit scheint die heutige Weltlage auch für manche Linke ausreichend erklärt zu sein. Zu den reaktionären Mächten wird nicht nur ein aggressiv-imperialistisches Russland gerechnet, sondern auch ein vielen hier im Westen bedrohlich erscheinendes China. Kein Zweifel: Die geopolitischen Karten werden neu gemischt. Die nach dem Ende der alten Sowjetunion einzig verbliebene Supermacht USA erhält Konkurrenz. Wie ist diese Entwicklung aus emanzipatorischer Sicht zu deuten?

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Marx war ein Degrowth-Kommunist

Kohei Saito

Peter Nowak. In seinem neuen kapitalismuskritischen Buch «Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus» plädiert der japanische Philosophieprofessor Kohei Saito für einen Degrowth-Kommunismus. Wichtige Fragen bleiben jedoch unbeantwortet.

In Japan verkaufte sich ein Buch, das den Kommunismus als Zukunftsprojekt propagiert, über eine halbe Million mal. Auch in den europäischen Städten sind die Versammlungsräume überfüllt, wenn der japanische Philosophieprofessor Kohei Saito seinen in viele Sprachen übersetzten Bestseller «Systemsturz – Der Sieg der Natur über den Kapitalismus» vorstellt. Als der auch zeitweise an der Berliner Humboldtuniversität lehrende Saito Anfang September das Buch in Berlin vorstellte, waren die Plätze schnell ausgebucht. Tausende verfolgten die Ausführungen des japanischen Professors digital. Darunter waren auch viele Klimaaktivist:innen, die bisher Marx und seine Theorien eher mit dem umweltschädlichen Produktivismus als mit Umweltbelangen in Verbindung brachten.

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Umrisse einer Utopie

dom. «The Creator» weist einige inhaltliche Mängel auf, bringt aber eindrückliche Bilder auf die Leinwand. Der neue Film von Gareth Edwards leistet aber vor allem einen interessanten Beitrag zur Frage, wie das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine in der Zukunft aussehen soll.

Zuletzt hatten «Guardians of the Galaxy 3» und «Mission Impossible 7» eher düstere Perspektiven der von Technologie geprägten Zukunft gezeichnet: In beiden Fällen wurde die KI zur Bedrohung, hat sich gegenüber seinem Schöpfer verselbständigt und sich ihm als verfeindete Macht entgegengestellt. Beide Filme blieben Gefangene ihrer Ängste, beiden blieb ein produktiver Zugang zum technischen Fortschritt verwehrt.

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Mit dem Pinsel Ketten sprengen

flo. Autodidakt, Antikapitalist, Gefangener – Der Winterthurer Aleks Weber war vieles, was auch in der heutigen Kunstszene nicht verstanden wird. Aktuell wird dennoch ein Teil seiner Werke in den Oxyd Kunsträumen in der Eulachstadt gezeigt.

Schemen, Schatten – viel mehr ist nicht auszumachen. Im Vordergrund zwei Figuren im Zwielicht. Dahinter meint man, eine liegende Gestalt erkennen zu können. Ganz in Weiss gekleidet, in den Händen etwas kleines, rotes. Wenn man die Geschichte hinter dem Bild kennt, wird aus der düsteren, verworrenen Darstellung wohl eines der düstersten und traurigsten Werke im Oeuvre des Winterthurer Künstlers Aleks Weber. Es stellt die Aufbahrung seiner Partnerin Gabi S. dar, die im Rahmen eines Anschlags

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Plakate für eine bessere Welt

sit. In enger Zusammenarbeit mit dem Verein Kultur und Volk haben zwei Grafikklassen aus Zürich Plakate zum Thema «Frieden und Klima» gestaltet, die nun im Kulturhaus Helferei ausgestellt sind. Der vorwärts war bei der Vernissage mit dabei.

Die gestellte Aufgabe war nicht einfach: Drei Wochen hatten die Schüler:innen zweier Grafikklassen Ende des 2.Lehrjahrs der Schule für Gestaltung in Zürich Zeit, Plakate zum Thema «Frieden und Klima» zu gestalten. Ob das Thema Frieden oder Umwelt gewählt wurde, stand den werdenden Grafiker:innen frei.
Eine der Herausforderungen bestand darin, sich in dieser kurzen Zeit mit einem der beiden Themen vertieft

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Tom Cruise versucht sich selbst zu retten

dom. Wegen «Top Gun 2» wurde Tom Cruise als «Retter des Kinos» gehandelt.
Sein neuer Film «Mission Impossible – Dead Reckoning» dreht sich um die künstliche Intelligenz, die aus dem Ruder gerät – oder doch um den Schauspieler?

Der Geheimdienst der Vereinigten Staaten hat eine künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, um sich strategische Vorteile im Kampf gegen (natürlich) Russland zu verschaffen. Doch das Projekt ist aus dem Ruder gelaufen und die KI, genannt «The Entity» hat sich verselbständigt. Damit ist die Technologie zur Gefahr und zur scheinbar übermächtigen Gegnerin geworden. Die «Entity» ist ihren Schöpfer:innen und auch allen anderen immer mindestens zwei Schritte voraus.

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Barbie – eine Enttäuschung

dom. Nicht zuletzt weil «Barbie» äusserst aufwändig beworben wurde, waren
die Erwartungen hoch. Doch leider bietet der Film, abgesehen von ein paar wenigen hellen Momenten, nur pseudo-feministische und liberale Botschaften.

Der neue Barbie-Film ist Teil einer umfassenden Marketing-Strategie. Barbie steht «am Anfang eines neuen Kapitels in der Entwicklung der Marke», erklärt Richard Dickson, Präsident von Mattel, gegenüber dem Magazin Forbes. Und Dickson meint es ernst. Die Kooperationen und Merch-Artikel nehmen kein Ende. Von Modelinien über Zuckerwatte bis zu Barbie-Avataren bei Candy Crush – Barbie ist überall. Aber wieso?

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Il Gattopardo

Gerhard Feldbauer. Vor 65 Jahren erschien «Der Leopard» von Tomasi di Lampedusa. Berühmt wurde das Buch auch durch die Verfilmung von Visconti und den Satz: «Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert.» Der Regisseur Tom Shankland will nun den Roman in
einer Serie neu herausbringen.

In Italien erinnert man sich derzeit daran, dass 1958 der weltberühmte Roman «Il Gattopardo» (Der Leopard) von Giuseppe Tomasi di Lampedusa erschien. Es war der einzige Roman, den Tomasi de Lampedusa, geboren 1896 in der sizilianischen Hauptstadt Palermo, verfasste.

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Buch über linke politische Flucht 

Wer da ein romantisches Bild von der Illegalität hat, wird bei der Lektüre des Buchs zumindest irritiert – und das ist sehr positiv. Bild: zVg

Peter Nowak. Das Buch «Ich vermisse euch wie Sau. Eine Auseinandersetzung mit Flucht, Exil und Illegalität» ist eine Aufarbeitung von Freund:innen mit der Flucht und dem anschliessenden Exil ihres Freundes Ricardo. Ergänzt wird das Buch durch Interviews mit ehemaligen Exilant:innen aus der RAF und der ETA. 

Wenn es um Flucht und Exil aus politischen Gründen in der Gegenwart geht, denken auch die meisten Linken nicht in erster Linie an Deutschland. Dabei gibt es auch in der BRD Linke, die sich langjährigen Haftstrafen durch Flucht ins Ausland entzogen haben. So wie Ricardo, der seit Ende der 1990er-Jahre in der ausserparlamentarischen Linken und der Graffiti-Szene in Dresden aktiv war. Ab 2006 produzierte er monatlich eine Livesendung beim Freien Radio Coloradio in Dresden. Im Jahr 2007 war er an der Organisierung der Proteste gegen den G8-Gipfel in Rostock beteiligt.
Grossen Wert legte er auf die Vernetzungsarbeit mit linken Projekten in kleineren Städten in Südbrandenburg. So war er am Aufbau eines Infoladens und Spätshop in Finsterwalde beteiligt. 

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Die Gewerkschafterin 

Maureen Kearney (gespielt von Isabelle Huppert) setzt sich als engagierte Gewerkschafterin für die gerechte Behandlung der Arbeitnehmenden beim französischen Atomkonzern Areva ein. Bild: Filmcoopi

Gaston Kirsche. Der französische Spielfilm «La Syndicaliste» erzählt die wahre  Geschichte der Einschüchterung der Gewerkschafterin Maureen Kearney. Die betrieblichen und gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen werden im Film jedoch weitgehend ausgeblendet. 

«Wenn ich etwas verspreche, dann nicht einfach so. Ich versuche alles, um es zu halten», erklärt die Gewerkschaftsfunktionärin Maureen Kearney. Dabei ist sie umringt von etwa drei Dutzend Frauen in weissen Overalls und mit Schutzhelmen, Arbeiterinnen auf dem Gelände des Atomkraftwerks Paks in Ungarn. Die Frauen sind skeptisch, ob die Gewerkschaftsvertreterin aus Paris etwas dagegen tun kann, dass ihnen gekündigt wird.

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Grenzen überwinden

Auch dieses Jahr wurde am «Taktlos»-Festival ein breites Spektrum präsentiert. Bild: Facebook Taktlos

Peter Dürsteler. Vom 17. bis 19.März fand das diesjährige «Taktlos» im Kunstraum Walscheturm im Zürcher Kreis 4 statt. Zum fünften Male wurde das Festival einem Kuratorium übertragen. Dabei kam der Trompeter Silvan Schmid zum Zuge.
Er sorgte für eine besonders vielfältige Ausgabe dieses Anlasses, indem er ein äusserst breites Spektrum präsentierte.

Das Programmheft zum «Taktlos 2023» versprach ein Festival, das womöglich kaum wiederzuerkennen sei, es werde «jazzig und zeitgenössisch, aber auch performativ, poppig, technoid bis hyperreal». Silvan Schmid wollte im Programm lokal verankerte und jüngere Personen mit einbeziehen – unter Berücksichtigung auch des Aspektes, dass er derzeit zwischen der Schweiz und den Niederlanden lebt.

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Bilanz eines Verbrechens

Matin Baraki. Bild: zVg

Arnold Schölzel. Der langjährige «RotFuchs»-Autor Matin Baraki lehrt an der Universität Marburg Internationale Politik. Mit dem Buch «Afghanistan. Revolution, Intervention, 40 Jahre Krieg», hat er das Standardwerk zur Geschichte des am meisten geschundenen Landes der Gegenwart geschrieben.

Das Buch ist «den Opfern des US-geführten Krieges gegen Afghanistan» gewidmet. Es ist eine Chronik des Grauens, die Baraki in sachlicher, selten polemischer Sprache vorträgt. Hervorzuheben ist: Mehr als 100 Seiten des Buches umfasst ein Abschnitt mit Dokumenten, einer Zeittafel und einer Literaturauswahl. Vermutlich sind hier zum ersten Mal in deutscher Sprache das Grundsatzprogramm der Demokratischen Volkspartei Afghanistans (DVPA), die sich selbst als marxistische Partei verstand, von 1965 zu lesen. Veröffentlicht sind auch Reden ihrer führenden Vertreter:innen, sowie zahlreiche Dokumente, aus denen hervorgeht, wie sich die Führung der Sowjetunion 1979 dagegen sträubte, der DVPA-Bitte, um eine militärische Intervention nachzukommen. Der Band enthält eine Liste mit 21 Gesuchen um Militärhilfe und Truppenentsendung. 

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Europa und die islamischen Künste

Gezeigt werden über 170 Exponate von rund 30 Künstler:innen und viele unbekannte historische Kunstschaffende aus Ägypten, Algerien, Indien, Irak, Iran, Marokko, Spanien, Syrien, Tunesien, Türkei und Usbekistan. Bild: kunsthaus.ch

Redaktion. Bis am 16.Juli 2023 lädt das Kunsthaus Zürich ein zu «Re-Orientations. Europa und die islamischen Künste, 1851 bis heute». Die Ausstellung zeigt die Bedeutung islamisch geprägter Kulturen für die bildende und angewandte westliche Kunst und ist ein wichtiger Beitrag zu den Debatten über kulturelle Aneignung. 

Über die Jahrhunderte hinweg erstreckte sich der islamische Raum über ganz unterschiedliche Territorien: von Südost- bis Westasien und von Nordafrika bis zur Iberischen Halbinsel. Er wurde in der Vergangenheit als «Orient» zusammengefasst – ein im postkolonialen Diskurs heftig diskutierter Begriff.

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Gealterte Held:innen

Die einstigen Weltall-Punks fallen in Tradition und Autorität zurück. Bild: zVg

dom. Die Marvel-Trilogie Guardians of the Galaxy endet witzig und berauschend. Entsprechend erfüllte der Film mehrheitlich die Erwartungen der Kritik und spielte bis Anfang Mai 120 Millionen US-Dollar in die Kinokassen. Doch auf ideologischer Ebene ist der Film problematisch. 

Wie es Guardians of the Galaxy gelingt, ein breites Publikum ausserhalb der Marvel-Community anzusprechen, ist schnell erklärt: Ein bunter Mix von knuffigen bis grobschlächtigen Figuren, trockene Einzeiler, Witz und Charme, ein sorgfältig ausgewählter Soundtrack – eine alles in allem stimmige Produktion, die beste Unterhaltung bietet. Kenntnisse bezüglich des Marvel-Universums sind hilfreich aber keine Voraussetzung, um der Handlung zu folgen.

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The Forgotten Man

Der ehemalige Schweizer Botschafter Heinrich Zwygart (gespielt von Michael Neuenschwander im Bild) während der Nazizeit in Berlin muss sich nach seiner Rückkehr in die Schweiz neu erfinden. Bild: zVg

dom. Der Film erzählt die Geschichte des Botschafters Hans Frölicher, der einige Monate vor Kriegsende aus Berlin nach Bern zurückkehrt, wo er sich mit den Folgen des Krieges, der Schweizer Aussenpolitik und seiner persönlichen Rolle darin konfrontiert sieht.

Heinrich Zwygart, wie Frölicher im Film heisst, hat den Krieg überstanden – wird er auch den Frieden überstehen? Dieser Frage geht Regisseur Laurent Nègre in Form eines nachdenklichen Polit-Thrillers nach.

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Russische Linke gegen den Krieg

Peter Nowak. Das Buch «Spezialoperation und Frieden» Historiker Ewgenly Kasakow untersucht akribisch die unterschiedlichen Fraktionen der russischen Linke, die den Krieg in der Ukraine ablehnen. Aufgezeigt wird, wie differenziert und unterschiedlich diese Kräfte sind.

Mehr als ein Jahr nach dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine ist aus dem Konflikt ein Stellvertreterkrieg zwischen der Nato und Russland mit weiterem Eskalationspotential geworden. Auf beiden Seiten ist die Zahl der Opfer immens, nur die Toten auf der russischen Seite werden hierzulande kaum beachtet,

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Tár- nur vordergründig progressiv

dom. Im Mittelpunkt des Films Tár steht die gleichnamige Dirigentin, eindrücklich dargestellt von Cate Blanchett. Der erst dritte Film des US-amerikanischen Regisseurs Todd Field wurde vom Feuilleton wohlwollend aufgenommen und hat an verschiedenen Filmfestivals unzählige Preise abgeräumt. Aber wieso eigentlich?

Es sind lange drei Stunden, zu denen uns Todd Field in den Kinosessel zwingt. Viel elitäres Geschwafel über Gustav Mahler und Wilhelm Furtwängler, dafür erstaunlich wenig ergreifende Musik für einen Musik-Film. Schlechte Unterhaltung, kein Witz und Spannung will auch nicht so richtig aufkommen in diesem lang gezogenen Drama. Dafür aber Verwirrung: Der Film öffnet eine Reihe von Nebenhandlungen, die er dann nicht weiterverfolgt und zeigt eine Menge von Nebencharakteren, die unausgereift bleiben.

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