Weichen für die Zukunft gestellt

Redaktion. Service public, AHV und Gesamtarbeitsvertragspolitik waren die Hauptthemen am Kongress der Gewerkschaft Syndicom. Verabschiedet wurde ein Manifest zum digitalen Service public. Zudem wurden das Präsidium und die neue Geschäftsleitung gewählt.

Rund 200 Delegierte haben am 26. und 27.November im Kongresszentrum in Langenthal die Weichen für die gewerkschaftspolitische Arbeit von Syndicom gestellt. Der Kongress ist das höchste Organ der Gewerkschaft Syndicom unf findet in der Regel alle vier Jahre statt. In diesem Jahr stand der Kongress im Zeichen des Service public, der gerade in Krisen- und Umbruchzeiten seinen Wert zeigt.

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Feministische Charta für den SGB

Rund 220 delegierte Gewerkschafter*innen nahmen am 14.SGB-Frauen*kongress teil. Bild: sgb.ch

sah. Wie sieht feministische Gewerkschaftsarbeit in der Schweiz aus? Zwei Jahre nach dem grossen Frauen*steik 2019 in der Schweiz liegen die Grundsätze des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) schriftlich vor. «Hände weg von uns unseren Renten» ist eine der Losungen, und im Jahr 2023 …

Auf dem Berner Gurten trafen sich am 12.November rund 220 delegierte Gewerkschafter*innen zum 14.SGB-Frauenkongress. Diskutiert wurde das Thema feministische Gewerkschaftsarbeit.
Gesucht wurden Lösungen hin zu mehr Gleichstellung und weniger Diskriminierung in Gesellschaft und Erwerbsleben. Zwei Tage lang definierten die Gewerkschafter*innen Prioritäten für die nächsten Jahre. Es entstand eine Charta für feministische Gewerkschaftsarbeit. Ziel dieses Arbeitspapiers ist, dass strukturelle Gleichstellungsprobleme angegangen werden müssen.

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Zeitrevolution für alle?

sah. Zeitmangel ist durch neoliberale Entwicklungen bedingt. Wir alle stecken aktuell in einer Zeitkrise. Welche Wege führen da hinaus? Ein Text des Gunda-Werner-Instituts der Heinrich-Böll-Stiftung der deutschen Grünen und ein anderer der Bundeszentrale für politische Bildung Deutschlands geben Antwort.

Feministinnen wie die Ökonomin Mascha Madörin oder die Historikerin und Philosophin Tove Soiland bezeichnen Aktionen rund um Sorgearbeit als eine «Zeitbewegung». Im bezahlten Care-Sektor ist der Zeitmangel Thema und offensichtlich. Beispielsweise bei Mitarbeiter*innen von Spitex gibt es Zeitpläne, bei denen jede Tätigkeit in Minuten bemessen und abgerechnet wird. Das Personal soll also Bedürfnisse von Menschen in Minuten erfüllen. Was es hier braucht, ist ein neuer Fokus auf die Zeit, meinen Hannah Gruber und Melanie Wilke in ihrem Text «Vier Gründe, warum wir im Gesundheitssektor eine Zeitrevolution brauchen». Der Text ist abrufbar auf gwi-boell.de.

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Plötzlich fehlen wir ihnen…

flo. Die sich zeitgleich mit der Covid-Pandemie verschärfende Wirtschaftskrise hat weltweit die Arbeitslosenzahlen in die Höhe getrieben – auch in der Schweiz. Trotzdem klagt das Bürgertum jetzt über einen Mangel an Arbeitskräften. Ein nur scheinbarer Widerspruch.

Seitdem 2016 das Soziologische Institut der Universität Zürich zusammen mit der Adecco Group den sogenannten «Fachkräftemangel Index» erhob, schien sich der Fachkräftemangel jährlich zu verschärfen. Mit einer Ausnahme: 2020. Die massive Verlangsamung der weltweiten Wirtschaftsmaschinerie sorgte für eine niedrigere Nachfrage an Arbeitskräften.

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Aus dem Beruf getrieben

flo. Zur Bekämpfung des Pflegenotstands verlangen Medien und politische Institutionen nach einer Ausbildungsoffensive. Ohne grundlegende Anpassungen bei den Arbeitsbedingungen kann man aber viel an der Ausbildung schrauben, ohne dem Fachkräftemangel Herr zu werden.

Und plötzlich ist man ohne die geringste eigene Verschuldung selber darauf angewiesen. Im besten Fall nur temporär, im Schlimmsten für Jahre oder bis zum Ende des Lebens. Die Rede ist von Pflege. Spätestens seit der Pandemie von Covid-19 dürfte das auch bei den besonders unverständigen Marktgläubigern angekommen sein. Die ausgezeichneten Umfragewerte der Pflegeinitiative sind Ausdruck dieses Umstands. Doch auch wenn die Pfleger*innen vermutlich einen Kantersieg einfahren werden, muss mehr her, damit der Pflegenotstand ein Ende findet. Dafür braucht es bessere Arbeitsbedingungen, mehr Lohn, weniger Stress, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vieles mehr.

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In 45 Minuten geliefert

Unterbezahlt, ausgebeutet und unterdrückt! Bild: zVg

lmt. Beim Lieferservice Smood leiden die Angestellten unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und viel zu tiefen Löhnen. Dabei unterstützt die Migros das Unternehmen. In Westschweizer Städten hatten die Kurier*innen genug: Sie traten Anfang November in den Streik.

19 Franken brutto pro Stunde. Das ist der Lohn der Smoodku-rier*innen. «So viel, wie wir jeden Tag arbeiten müssen, und das zu einem Hungerlohn, ist Abzockerei!», bringt es ein ehemaliger Smoodkurier aus Winterthur im SRF-Beitrag Kassensturz vom 26.November 2019 auf den Punkt. Neben der unakzeptablen Entlohnung sehen sich die Angestellten bei Smood auch mit miserablen Arbeitsbedingungen konfrontiert. Eine Ex-Kurierin der Firma meinte im SRF-Beitrag: «Sie finden immer wieder neue Mitarbeiter*innen, weil der grösste Teil der Angestellten bei Smood sehr schlecht Deutsch spricht. Sie haben keine Ahnung, was sie für Rechte haben. Und das ist für Smood absolut in Ordnung, wenn niemand Forderungen stellt.»

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Vier Stunden später…

«Sie müssen unbedingt zu einem Arzt gehen. Bei Flankenschmerzen können die Nieren betroffen sein. Das muss abgeklärt werden!», spricht die Dame vom Aerztefon mit eindringlicher Stimme auf mich ein. «Habe ich eine andere Wahl?», frage ich. «Ihre einzige Wahl ist, ob sie in die Notaufnahme des Waidspitals wollen oder zu einer Ärztin in unserem Dienst. Sie schliesst jedoch um 18 Uhr», antwortet die Stimme am Telefon.

Ich schaue auf die Uhr. Es ist viertel vor fünf. «Ich gehe ins Waid», kündige ich der Dame an. Widerwillig mach ich mich auf den Weg. So ein Scheissdreck. Mir wird schon bei der Ankunft gesagt, das könnte lange gehen. Nach gut 20 Minuten wird mein Namen aufgerufen. Eine Pflegerin Ende 40 führt die erste Befragung durch. Sie hat ein grosses «JA zur Pflegeinitiative»-Pin an ihre Arbeitskleidung geheftet. «Wir sind ziemlich voll. Rechnen Sie mit einer Wartezeit von mindestens zwei Stunden». Sie schickt mich in die Notfallpraxis.

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Niederlagen nehmen kein Ende

Immer mehr Wähler*innen wenden sich von der SP ab (Wahlplakat im Hintergrund). Bild: Facebook SP Fribourg

flo. Die Sozialdemokratie muss in kantonalen Wahlen Federn lassen. Wo sich zuvor ein ambivalentes Bild zeigte, folgt heute Niederlage auf Niederlage. Und das obwohl wir in Zeiten leben, in denen linke Forderungen so populär wie seit langem nicht mehr sind. Eine Analyse.

Für die SP kann man die Kantonsratswahlen in Fribourg vom 7.November 2021 nur als «Debakel» bezeichnen. Die zuvor im Kanton stärkste Partei stürzt von 24 auf 18,8 Prozent ab und ist nur noch drittstärkste Partei. Die Grünen können derweil ihren Wähler*innenanteil auf 12 Prozent verdoppeln. Doch nicht nur in Fribourg gab es Verluste. Bei den Wahlen in Neuchâtel verlor man 3,9 Prozent, in Solothurn 2,3 Prozent und in Basel-Stadt 2,9 Prozent. Zwar konnten in Schwyz und Uri leichte Gewinne verzeichnet werden, doch die Erfolge in den bevölkerungsarmen Kantonen können nicht annähernd die Verluste ausgleichen.

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Die Klasse organisieren

flo. Sie werden in den nächsten Jahren für die Arbeiter*innen der Schweiz so wichtig sein wie seit langem nicht mehr. Doch die Gewerkschaften verlieren an Mitgliedern. Ein Blick auf die Mitgliederentwicklung der Gewerkschaften.

Einer der wichtigsten Faktoren, um gewerkschaftliche Durchschlagskraft abzuschätzen, ist der Organisationsgrad. In vielen Staaten sinkt aber der Anteil der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter*innen. So auch in der Schweiz. In den zehn Jahren zwischen 2009 und 2019 sank der Organisationsgrad in der Schweiz von 22,1 Prozent auf 17,4 Prozent.
Geht man weiter zurück, bietet sich ein noch negativeres Bild: Bei den Geburtsjahrgängen zwischen 1937 und 1951 war noch ein Drittel, also fast doppelt so viele Arbeiter*innen wie heute, gewerkschaftlich organisiert. Bei den Jahrgängen von 1952 bis 1967 war es ein Viertel. Die Verluste im Bereich Organisationsgrad gehen vor allem auf Rückgänge bei männlichen Gewerkschaftsmitgliedern zurück. Bei ihnen verzeichnete man 2019 im Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) einen Rückgang von 3,15 Prozent. Im Frauen*streikjahr konnte man hingegen einen leichten Zuwachs bei den Kolleginnen feststellen. Ihre Zahl wuchs um 0,77 Prozent.

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Vorschlag gegen das Pflegepersonal

Ja zur Pflegeinitiative! Sonst tritt der Gegenvorschlag des Bundes in Kraft, der ganz im Sinne der Gegenseite ist. Bild: unia.ch

sit / Alois Seger. Die Initiative «Für eine starke Pflege» kommt am 28.November zur Abstimmung. Bei einer Ablehnung tritt der Gegenvorschlag des Bundesrats in Kraft, der vom Parlament abgesegnet worden ist. Dieser lässt zur Freude der Arbeitgeber*innen zentrale Forderungen der Initiative aussen vor.

«Die Qualität der Pflege in der Schweiz ist gefährdet. Derzeit sind 11000 Stellen in der Pflege unbesetzt und bis 2029 braucht es weitere 70000 neue Pflegende. Zudem verlassen vier von zehn Pflegenden ihren Beruf frühzeitig», ist auf der Website pflegeinitiative.ch zu lesen. Ziel des Volksbegehrens «Für eine starke Pflege», das am 28.November zur Abstimmung kommt, ist es, diese Missstände zu beseitigen. Dies mit einer «Ausbildungsoffensive», durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Sicherung der Pflegequalität. Dass dies alles eine absolute Notwendigkeit ist, wissen alle spätestens seit Ausbruch der Pandemie. Daher die Frage: Wer hat ein Interesse daran, dass die Initiative scheitert und warum? » Weiterlesen