Gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung

bt. Am 6.September fand in Zürich die Zimmerwaldkonferenz 2.0 statt. Sie knüpfte an die Tradition der denkwürdigen Konferenz an, die 1915 mitten im Ersten Weltkrieg stattfand. Es wurde eine Resolution verabschiedet, aus der sich aber auch offene Fragen ergeben.

Mitten im Ersten Weltkrieg erklärte die Zimmerwaldkonferenz 1915 in ihrem Manifest: «Die Kapitalisten aller Länder, die aus dem vergossenen Blut des Volkes das rote Gold der Kriegsprofite münzen, behaupten, der Krieg diene der Verteidigung des Vaterlandes, der Demokratie, der Befreiung unterdrückter Völker. Sie lügen!» Die Zimmerwaldkonferenz erstrebte die internationale Einheit des Proletariats gegen den Krieg der Kapitalist:innen und bereitete die Umwandlung des Krieges zwischen den kapitalistischen und imperialistischen Mächten in den Bürgerkrieg und die Revolution vor. Nur die Oktoberrevolution hat den Krieg beendet.
Die Oktoberrevolution hat den Positionen der «Zimmerwalder Linken» in vielen Ländern Auftrieb verschafft. Schliesslich gehörte zu einer der ersten Massnahmen der revolutionären Sowjeträte nach der Oktoberrevolution das Dekret über den Frieden. Das revolutionäre Russland beendete einseitig den Krieg und rief die Soldaten aller Länder auf, sich untereinander zu verbrüdern und die Gewehre gegen die Ausbeuter aller Länder zu richten.

Ein Ziel erreicht
An der Konferenz in Zürich vom 6.September nahmen 403 Personen (95 in Präsenz und 308 online) aus 32 Ländern teil. Aufgerufen hatte dazu die «United Front», einen Zusammenschluss fortschrittlicher und revolutionärer Organisationen, welche über weltanschauliche und ideologische Grenzen hinweg aktiv gegen die drohende Gefahr eines (atomaren) Weltkriegs kämpfen. Ziel der Konferenz war es, wesentliche Punkte dieses Kampfes zu benennen. Bei einem so breiten Zusammenschluss war es unumgänglich, dass neben dem erklärten Willen, gemeinsam gegen Krieg, Faschismus und Umweltzerstörung zu kämpfen, darum ging, die unterschiedlichen Positionen der einzelnen Organisationen sichtbar zu machen. Es ging auch darum, einander kennenzulernen, Vertrauen zu schaffen und eine solidarische Streitkultur zu entwickeln. Dieses Ziel wurde, da waren sich alle Teilnehmenden einig, erreicht. Es gelang, eine gemeinsame Schlussresolution einstimmig, mit vier Enthaltungen zu verabschieden (siehe Texthinweis). Aus der Resolution ergab sich eine Reihe von offenen Fragen, wie zum Beispiel: Muss man von einem kapitalistischen oder einem imperialistischen Weltsystem sprechen? Welche Länder sind heute als imperialistisch zu bezeichnen? Was sind die tieferen ökonomischen Ursachen der eskalierenden Kriege weltweit? Müssen wir von einer Weltkriegsgefahr oder von einem existierenden Weltkrieg sprechen? Was ist die gesellschaftliche Alternative? Wie sind die früheren sozialistischen Länder und die des sogenannten «real existierenden Sozialismus» einzuschätzen? Welche Lehren sind daraus zu ziehen? Kann die Hamas ein Verbündeter für den palästinensischen Befreiungskampf sein? Mit welchen Organisationsformen kämpfen wir gegen Krieg, Kapitalismus und Faschismus als brutalste Form von Unterdrückung jeden Widerstands: Einheitsfront? Volksfront? Welche Rolle spielt die Arbeiter:innenklasse und wie ist ihr heutiges Bewusstsein? Kann es nachhaltigen Frieden ohne Revolution geben?

Alles Lügen
Es galt auch einzuschätzen, welche Haupthindernisse gegenwärtig verhindern, dass sich das internationale Proletariat und die unterdrückten Völker gegen die akute Weltkriegsgefahr zusammenschliessen. Eine zentrale Hürde für einen solchen Zusammenschluss ist der Sozialchauvinismus. Die Arbeiter:innenklasse und die Werktätigen in den einzelnen Ländern sollen in anderen Nationen und Völkern die Ursache für die Verschlechterung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen sehen. Das wichtigste Instrument der Imperialist:innen ist dabei die Installierung rechter und «patriotischer» Parteien und Bewegungen. Diese geben vor, die Interessen der «kleinen Leute» und der «hart arbeitenden Bevölkerung» ihrer jeweiligen Länder zu vertreten. Demagogisch wenden sie sich gegen die «Globalisten», die angeblich die nationalen Wirtschaften bedrohen. Gleichzeitig hetzen sie gegen Flüchtlinge, die das «Sozialsystem» zerstören und so die ökonomische Situation der einheimischen Bevölkerung verschlechtern würden. In fast allen Ländern sind diese Kräfte erstarkt und stellen teilweise die Regierung oder sind Teil davon.
Ein weiterer Faktor ist die fortschreitende Militarisierung von Staat und Gesellschaft. Die Imperialist:innen machen jeweils andere Länder und Machtblöcke für die Verschärfung der Kriegsgefahr verantwortlich und stecken Milliarden an Steuergeldern in die Aufrüstung. Diese Mittel holen sie sich durch den Abbau erkämpfter sozialer Errungenschaften bei Löhnen, Renten, Mieten und vielem mehr zurück. Gleichzeitig inszenieren sich einzelne imperialistische Akteur:innen – wie etwa Donald Trump – als angebliche «Friedensstifter».
Die Resolution stellte dazu fest: «Alle Friedensbeteuerungen der imperialistischen Mächte sind Lügen. Immer wenn sie von Frieden sprechen, wissen wir: Sie bereiten neue ungerechte Kriege vor.» Sie schliesst mit dem Aufruf: «Wir bekräftigen unser gemeinsames Engagement, dafür zu arbeiten und zu kämpfen, dass das Licht über die Dunkelheit triumphiert und der Wille der Menschheit nach Freiheit und Gerechtigkeit zu einer unbesiegbaren Kraft wird.»

Ereignisreiches Wochenende
Nach Abschluss der Konferenz kamen die Teilneh-mer:innen zu einem Nachtessen zusammen, in dessen Verlauf verschiedene Kontakte vertieft werden konnten. Der Abend schloss mit einem sehr gehaltvollen Kulturteil, in dem aus den verschiedensten Ländern der Teil-nehmer:innen Beiträge vorgetragen wurden.
Am Folgetag trafen sich auf Einladung der Marxistisch-Leninistischen Gruppe Schweiz über 50 Personen am Opernhausplatz zu einer Führung auf den Spuren von Lenins Aufenthalt in Zürich. An den verschiedenen Stationen (Odeon, Sozialarchiv, Cabaret Voltaire,
Spiegelgasse 14, Zentralbibliothek) wurden kurze Reden gehalten, die die Bedeutung der jeweiligen Orte für Lenins Wirken in der Schweiz betrafen. Mit dem Brief Lenins an die Schweizer Arbeiter:innen und dem Jalava-Lied endete dieses ereignisreiche Wochenende.

Resolution zu lesen unter: mlgs.ch

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