Ganzheitliche Perspektive

sah. Die Revolution in Rojava ist eine Frauen*revolution mit einer starken kurdischen Bewegung. Sie kämpft für grundlegende Prinzipien des Demokratischen Konföderalismus wie Frauen*befreiung, Demokratie und eine nachhaltige Ökologie. Deshalb ist sie Ziel massiver Repression.

«Jin» ist ein kurdisches Wort und bedeutet Frau*. Es steht «jîn» nahe, das wiederum Leben bedeutet. Das kurdische Wort «war» meint Ort, Land oder Heimat. Jinwar ist ein Ort der Frauen*, an dem Frauen* zusammenkommen, arbeiten und die Vision eines freien, solidarischen Lebens leben. In den letzten Jahren hatten Aktivist*innen in Rojava/Nordsyrien eine Basis der Selbstorganisierung geschaffen. Beeindruckt und inspiriert schauten Menschen aus der ganzen Welt nach Rojava.

Teil der gleichen Revolution
Doch im Kampf um ein selbstbestimmtes Leben waren und sind die Frauen* immer noch mit Schwierigkeiten konfrontiert. Das patriarchale System lässt sich nicht einfach so abbauen oder zerstören: Familienstrukturen wiegen stark und viele Frauen* haben beispielsweise erst dann die Möglichkeit, das Haus ihrer Eltern zu verlassen, wenn sie heiraten. Frauen*, die mit Traditionen brechen wollten, schlossen sich in Nordsyrien oft den Selbstverteidigungseinheiten der Frauen (YPJ) an, um ihr Leben der Verteidigung und Befreiung zu widmen. Jinwar eröffnete einen weiteren Raum für freies Leben auf der Grundlage einer frauen*zentrierten Ethik und deren Werten. Jinwar meint eine ganzheitliche Perspektive auf die Revolution. Mit der Waffe in der Hand gegen den IS kämpfen und in der Hitze der Sonne mit Händen Lehmziegel formen: alle Aktivistinnen sind Teil der gleichen Revolution. Aktivistinnen kämpfen an unterschiedlichen Fronten für die gleiche Vision einer befreiten Gesellschaft. Seit der Besatzung 2019 von weiten Teilen von Nordsyrien durch die türkische Armee gibt es neu nur wenige aktuelle Informationen zur Frauen*bewegung. Letzte Einträge auf Newsportalen stammen von Anfang Jahr. Es fand und findet ein intensiver Krieg gegen die kurdische Guerilla und die Bevölkerung statt.

Eigene Alternativen aufbauen
Im März 2020 wurde das Heilungs- und Gesundheitszentrum «Sîfa Jin» im Frauen*dorf Jinwar in Nordsyrien eingeweiht. «Sîfa Jin ist ein Heilungs- und Gesundheitszentrum für Frauen und Kinder von Jinwar und der Umgebung. Neben den Behandlungen auf der Basis von naturheilkundlicher und moderner Medizin werden eigene Medikamente aus Heilpflanzen hergestellt», berichtete ANF News auf ihrem Portal anfdeutsch.com und schrieb gleichzeitig aber auch von der türkischen Invasion. Das Modelldorf ist noch da.
Die Corona-Pandemie zeigt seine Folgen auch in dieser Region. «Die Lage in der selbstverwalteten Region Nord- und Ostsyrien mit Blick auf ist besonders prekär: In der Region leben vier Millionen Menschen, 600000 Vertriebene. Es sind vierzig Beatmungsgeräte vorhanden und bisher 35 Intensivpflegebetten», schreibt die Gruppe OpenEyes Balkanroute auf openeyes.ch. OpenEyes (engl. für «offene Augen» oder «Augen öffnen») informiert, dass Präventionskampagnen laufen, aber viele öffentliche Gebäude geschlossen sind. In Krankenhäusern wurden Quarantänestationen vorbereitet und viele Hygiene-Sets zusammengestellt, die Fachpersonen in den Flüchtlingslagern verteilten.
Die medizinische Versorgung in der Region ist aber erst schwach ausgebaut und die Wege ins nächste Krankenhaus sind lang. Damit die Reichweite des Frauengesundheitszentrums verbessert werden kann, sammelt die Sîfa-Jin-Klinik Geld für ein Ambulanzfahrzeug.

Hoffnung und Möglichkeit
Überall auf der Welt strömen Aktivist*-innen auf die Strassen und verleihen ihrer Wut und ihrer Unzufriedenheit Ausdruck: zu Missständen wie Femizid und Gewalt an Frauen* oder die andauernde Zerstörung und grenzenlose Ausplünderung der natürlichen Umwelt. Das schreiben die Verantstalter*innen der internationalen Ak-tionswoche «From Kobanê to the World: Rise Up against Fascism» vom 1.bis 8.November in Zürich auf ihren Flyer. Und sie weisen darauf hin: «Überall auf der Welt regt sich Widerstand gegen ein System, das Menschen und Natur unterdrückt hält. Die Revolution in Rojava/Nordsyrien stellt hier Hoffnung und Möglichkeit dar. Wir werden nicht länger zusehen, wie sie versuchen unsere Hoffnung zu ersticken.» Die Aktionswoche hatte unter anderem das Ziel, die Solidaritätsbewegung mit Rojava zu reaktivieren und Kämpfe zu vereinen.

Infos unter: barrikade.info

Share

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zur Sicherheit untenstehende Aufgabe lösen * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.