Kein M besser

sit. Die Migros gibt sich gerne als soziale Arbeitgeberin. Die Realität ist jedoch für Tausende von Migros-Angestellten eine völlig andere: Sie werden im Regen stehen gelassen.
«Es trifft zu, dass die Migros die Kurzarbeitsentschädigung per Januar 2021 auf die gesetzlich vorgeschriebene Abdeckung angepasst hat.» So wird Migros-Sprecher Marcel Schlatter in der Sonntagspresse vom 17.Januar zitiert. Sicher betroffen von der Massnahme sind Mitarbeiter*innen der 330 Fitness- und Freizeitanlagen in der Schweiz, die zur Migros gehören, wie etwa Activ Fitness und ONE. Hinzu kommen 1600 Angestellte der Klubschule Migros sowie 2600 Mitarbeitende des Reiseunternehmens Hotelplan. Konkret: Eine Fitnesstrainerin mit einem Monatslohn von 4400 Franken kriegt in den kommenden Wochen und Monaten 3520 Franken – brutto.
Ob es auch das Personal der Fachmärkte und der Gastronomie der Migros betrifft, ist noch unklar. Hierzu gehören rund 300 Restaurant- und Take-away-Betriebe sowie ein Cateringservice, die Elektronikkette Melectronis, das Einrichtungshaus Micasa sowie das Sportartikelgeschäft SportXX. «Für die Mitarbeitenden in diesen Bereichen ist der Entscheid zur Höhe der Kurzarbeitsentschädigung noch nicht gefällt», hält Sprecher Schlatter auf blick.ch fest.

Der Mensch im Mittelpunkt?
Das Ringier-Blatt hält auf seiner Website einen wichtigen Punkt fest, der weit mehr als nur Polemik ist. So sei die Migros «nicht irgendein Grosskonzern, der sich Gewinnmaximierung um jeden Preis auf die Fahne geschrieben hat – sondern eine Genossenschaft, die oft und gerne betont, wie sehr sie auch ihre soziale Verantwortung wahrnehme.» Und so wird an die Statuten erinnert, in denen nach wie vor steht: «Im Sinne des Sozialen Kapitals und nach dem Ideengut der Gründer (Adele und Gottlieb Duttweiler, Red.) stellt die Migros den Menschen in den Mittelpunkt.»
Auf Unverständnis und Wut trifft der Entscheid des «orangen Riesen» bei den Gewerkschaften. «Die Streichung der Kurzarbeitskompensation passt definitiv nicht zum Migros-Image – zumal der Konzern ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich hat», erklärt Anne Rubin, Chefin Detailhandel bei der Gewerkschaft Unia, im Blick. Auch in ihrer Medienmitteilung vom 17.Januar geht die Gewerkschaft auf diesen Punkt ein: «Es ist ein unverständlicher Widerspruch: Einerseits freut sich Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen in den Medien über den guten Abschluss der Migros; andererseits kürzt er seinen Mitarbeitenden in Kurzarbeit den Lohn». In der Tat: Die Migros-Zürich, Flaggschiff der Genossenschaft, erzielte 2020 ein Wachstum von 4,3 Prozent. Zur Genossenschaft gehört auch der Onlinehändler Digitec Galaxus. Seine Umsatzsteigerung im Jahr 2020: unglaubliche 60 Prozent.

Was Besseres verdient!
Der grösste Schweiz Arbeitgeber «knausert am falschen Ort», unterstreicht die Unia weiter. Sie spricht von einer «Fehlentscheidung mit schwerwiegenden Folgen». Denn gerade in Krisenzeiten sei es entscheidend, dass «der Binnenkonsum nicht weiter einbricht». Und dabei würden «Geringverdienende, die jeden Lohnfranken auch wieder ausgeben», einen wichtigen Beitrag leisten. Neu sei das Verhalten der Migros jedoch nicht. «Bereits die für 2021 von Migros im Herbst kommunizierten Lohnerhöhungen lagen deutlich unter denjenigen ihrer Konkurrent*innen», informiert die Unia. Und: «Vom Stellenabbau der letzten Jahre und Monate in mehreren Geschäftseinheiten gar nicht erst zu reden.» Die Migros-Mitarbeiter*innen haben Besseres verdient. So fordert die Unia von der Migros, dass sie ihren Angestellten in Kurzarbeit weiterhin und per sofort zu 100 Prozent entlöhnt.

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