Eizellen von Frauen – ein begehrter Rohstoff  

Ein aktueller parlamentarischer Vorstoss zur Zulassung der Eizellenspende in der Schweiz reitet wider besseren Wissens auf der Gleichsetzung von Samen- und Eizellenspende. Wie bei den Vorstössen in der Vergangenheit, die allesamt eingestampft wurden, agiert auch bei diesem die Lobby im Hintergrund: Die Initiantin ist neu Mitglied des Stiftungsrates von GenSuisse. 

Die Reproduktionsmedizin macht ihre – lukrativen – Geschäfte mit der Hoffnung auf ein gesundes Kind – egal, wie gross die Schwierigkeiten sein mögen. So wird die Erwartung geschürt, jedes Problem wäre mit technischen Mitteln lösbar.

Im zentralen Blickfeld der politischen Debatte stehen nicht die Spenderinnen, sondern die vermeintlich Hauptbetroffenen: Frauen und Paare mit Kinderwunsch, den die Reproduktionsmedizin mittels technischer Möglichkeiten erfüllen will – koste es, was es wolle.

Eizellen von Frauen sind nicht einfach so verfügbar. Sie können nur durch eine intensive Hormonbehandlung zur Reife gebracht und durch einen invasiven Eingriff entnommen werden. Frauen, die ihre reproduktiven Ressourcen zur Verfügung stellen, gehen somit ein gesundheitliches Risiko zum Nutzen Dritter ein. Dabei werden den Spenderinnen altruistische Gründe unterstellt – sie sollen ihre Eizellen daher auch möglichst gratis hergeben. Da der Verkauf und Handel mit Körperteilen zumindest in den meisten europäischen Ländern geächtet ist, wird die Bezahlung der Leistung häufig als «Aufwandsentschädigung» deklariert.

Der Begriff der «Spende» ist bei der Hergabe von Eizellen völlig fehl am Platz: Frauen, die ihre Eizellen verkaufen, tun dies aus ökonomischen Zwängen. Die sozioökonomische Ungleichheit wird durch die Kommerzialisierung der Reproduktion bewusst in Kauf genommen. Dies gilt für die Eizellenspende und natürlich umso mehr für die Leihmutterschaft.

Ein Argument für die Zulassung der Eizellenspende hierzulande ist, dass man den reproduktiven Tourismus einschränken will. Heute reisen Paare in ausländische Reprozentren, häufig All-inclusive, um alle Möglichkeiten zur Reproduktion auszuschöpfen. Das wird auch weiter so bleiben – selbst wenn das Verfahren hier zugelassen wird. Dahinter stehen wirtschaftliche Gründe: Das Verfahren wird in der Schweiz in der Regel teurer sein, als in anderen  – auch europäischen – Ländern. Ausserdem bleibt noch die Frage zu klären, woher die Eizellen kommen sollen, die in der Schweiz dann genutzt werden. Es ist naiv, zu denken, Schweizerinnen würden ihre Eizellen zur Verfügung stellen. Also müssen sie doch eingekauft werden – von ökonomisch unterpriviligierten Frauen aus anderen Ländern.

biorespect fordert eine breite gesellschaftliche Debatte über die zentralen Aspekte, die mit der Technisierung der Reproduktion einhergehen. Die Argumente zur Zulassung der Eizellenspende sind nicht besser geworden und sollten tunlichst hinterfragt werden.

Weitere Infos: www.biorespect.ch/

Share

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zur Sicherheit untenstehende Aufgabe lösen * Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.