Der Kampf geht weiter!

Demo am 14.Juni 2019 in Bern. Der Tag ging in die Geschichte ein. Bild: sah

lmt. Dieses Jahr kann der 14.Juni wieder vollumfänglich stattfinden. Die Gewerkschaften machen mit Blick auf die AHV21-Reform mobil, während die feministische Streikkollektive die Kräfte und Kämpfe bündeln wollen.

Lohn – Zeit – Respekt. Mit diesen Parolen gingen am 14.Juni vor drei Jahren Hunderttausende Frauen* auf die Strasse. Und das mit Erfolg. Der Frauen*streik 2019 übertraf alle Erwartungen. Dank grossartiger Vorarbeit und einer massiven Mobilisation konnte dieser Tag in die Geschichte eingehen. Mit über 500 000 Teilnehmenden ist er klar einer der grössten politischen Aktionen seit dem Generalstreik 1918. Die Stimmung und die Energie waren gewaltig. Doch die Pandemie hemmte diese aufkommende starke Welle. Wie geht es jetzt weiter? Der 14.Juni steht kurz vor der Tür und dieses Jahr ohne pandemiebedingten einschränkenden Massnahmen.

Den Schwung wieder aufnehmen
«Hätte mir jemand vor drei Jahren bei der Planung des Frauen*streiks gesagt, dass wir ein historischen Tag am erarbeiten sind, hätte ich gelacht», erinnert sich Rita Maiorano, PdA-Aktivistin und an der Planung des Frauen*streiks 2019 beteiligt, zurück. «Umso wichtiger finde ich es heute, den Schwung wieder aufzunehmen und den Kampf weiterzuführen», ergänzt sie. Die Pandemie verlagerte den Kampf vieler Frauen* auf andere Gebiete. Um die Gesundheitskrise in den Griff zu bekommen, standen sie an vorderster Front – egal ob im Gesundheitsbereich, an den Schulen, im Sozialbereich oder der Betreuung. Aufgrund der geschlechtsspezifischen Nachteile bei der unbezahlten Arbeit haben Frauen* auch zu Hause durch Homeoffice, Schulschliessung, Einschränkungen der Erwerbsarbeit den Grossteil der Last getragen. «Da blieb für viele schlichtweg nicht die Zeit oder Energie übrig, sich auch noch dem politischen Kampf zu widmen», hält Rita weiter fest.
Dennoch gibt es Erfolge, die aus dem Jahr 2019 resultieren. So schreibt die Gewerkschaft Unia dem vorwärts auf Anfrage: «Positiv ist, dass die Frauen sich vernetzen konnten. Diese Netze sind stabil und spielen eine grosse Rolle in der politischen Mobilisierung. Vor dem Frauen*streik 2019 waren die feministischen Organisationen viel kleiner und weniger gut vernetzt: Sie konnten sich kaum Gehör verschaffen.» Dies änderte sich jedoch. «Nach dem Frauen*streik 2019 blieben die Frauen* in Kontakt ? jetzt bereiten sie sich für einen neuen grossen feministischen Streiktag vor», so die Unia weiter.

Gegen die Erhöhung des Frauen*rentenalters
«Das Schweizer Frauen*stimmrecht ist nun 50 Jahre alt. Fast gleich alt ist das Versprechen der Politik, dass auch Frauen* im Alter von der AHV leben ko?nnen – das wird heute nicht erfu?llt. Regierung und Parlament interessieren sich offenbar nicht für diesen Missstand», schreibt der Schweizer Gewerkschaftsbund (SGB) im Aufruf zum 14.Juni. Angesichts der AHV21-Reform gehen die Gewerkschaften mit einem klaren Hauptthema in den diesjährigen Streiktag. «Unter dem Vorwand der Gleichberechtigung soll das Rentenalter für Frauen* erhöht werden. Das ist ein Affront, wenn man bedenkt, dass viele Frauen* durch zu tiefe Löhne und ihre Erwerbsbiografien bei der Altersvorsorge bereits jetzt wesentlich schlechter gestellt sind als Männer*», erklärt der VPOD Zürich dem vorwärts auf Anfrage. Die Arbeit in Berufen wie der Pflege, Sozialarbeit oder der Kinderbetreuung, welche zum Grossteil von Frauen* ausgeübt wird, ist physische und psychische Schwerstarbeit. Diese Arbeit verdient Respekt und Anerkennung.
Doch stattdessen wird sie mit tiefen Löhnen und einer Erhöhung des Rentenalters bestraft. Die Gewerkschaften schreiben dazu in ihren Aufrufen zum 14.Juni: «In den letzten Jahren haben Lohnunterschiede sogar noch zugenommen statt abgenommen. Frauen* arbeiten täglich bereits schon ab 15.19Uhr gratis.» Diese Lohneinbusse und der Fakt, dass Frauen* den Grossteil der Erziehung und Sorgearbeit tragen, führen zu den bereits heute ein Drittel tieferen Renten als jene, der Männer*. Altersarmut ist für Frauen* längst eine bittere Realität. «Wir sagen «Nein» zu dieser ungerechten Reform, denn sie trifft die Falschen. Auch in diesem Jahr am 14.Juni werden wir wieder protestieren. Die Lohneinbussen von heute sind die schlechten Renten von morgen!», erklären die Gewerkschaften.

Kämpfe verbinden und organisieren für morgen
Die feministischen Streikkollektive setzen ihr Augenmerk nicht auf eine einzelne Hauptforderung, sondern auf das Grosse und Ganze. «Der 14.Juni ist ein wichtiger Tag für unsere feministischen Kämpfe geworden und die Vielzahl an Widerständen gilt es zu bündeln. Deshalb rufen wir dieses Jahr unter der Parole ‹Kämpfe verbinden› dazu auf, zusammenzufinden und uns zu organisieren», schreiben die Kollektive in ihren Aufrufen. Dies wohl auch mit Blick in die Zukunft. Dieses Jahr soll auf eine grosse Demo und verschiedenen Aktionen vor und während dem 14.Juni mobilisiert werden, damit «wir uns nochmals bündeln können und dann im 2023 wieder einen grossen Streiktag stemmen können».
Das feministische Streikkollektiv Zürich bestätigt dieser Zeitung die grosse Bedeutung, welche der Frauen*streik erhalten hat: «Der Streiktag ist ein Gefäss zur Vernetzung und Inklusion. Zusammen können wir die Forderung nach echter Gleichstellung und unserer Kritik an der herrschenden patriarchalen Matrix manifestieren, in welcher unsere Gesellschaft in der Schweiz weiterhin gefangen ist.»
Egal ob das Kräftebündeln in diesem Jahr oder der angekündigte Streiktag im nächsten: Fakt ist, dass der 14.Juni nicht mehr wegzudenken ist. Die Unia bringt es in ihren Antworten an den vorwärts bestens auf den Punkt: «Der 14.Juni hat heute in der Schweiz eine noch grössere Bedeutung als der 8.März, der Internationale Tag der Frauen*. Die Gesellschaft erwartet bereits, dass am 14.Juni etwas passiert. Der Tag ist nun Teil unserer Geschichte.»

Sämtliche Infos unter: 14juni.ch

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