Anatomie eines Sommerlochs

Dreadlocks wurden zum diesjährigen Sommerlochthema. Bild: zVg

flo. Wegen eines abgebrochenem Konzerts galoppierte ein Thema durch die Schweizer Presselandschaft, bei dem klar war: Der einzige Grund, warum die Sache Schlagzeilen macht, ist die angekündigte Empörung von links wie rechts. Das abstruse Thema, welches das diesjährige Sommerloch füllte.

Erinnert ihr euch noch an euer liebstes Sommerloch? Meines war 2017, als innerhalb weniger Tage in Schaffhausen zwei Schwimmer von einem Biber gebissen wurden. Das Ereignis füllte damals tageweise die auflagenstärksten Blätter des Landes. Tier-ärzt*innen wurden zum natürlichen Verhalten von Bibern befragt und selbst vermeintliche Sichtungen des aggressiven Tiers führten zu Medienberichten. Jetzt, wo langsam die Saure-Gurken-Zeit 2022 ihrem Ende entgegengeht, kann ich mit aller Offenheit sagen: Ich vermisse diesen aggressiven Biber. Zumindest hatte der einen gewissen Unterhaltungswert, während wir diesen Sommer vor allem mit einer Story traktiert wurden: Kultureller Aneignung. Dabei hatte es gar nicht so abstrus angefangen: Eine Gruppe von Reggae-Musikern musste in Bern auf Bitten von Personen aus dem Publikum ein Konzert in der Brasserie Lorraine abbrechen. Seit wann interessiert es Mainstreammedien, was in linken Szenekneipen läuft? Man kann sich schon wundern, wenn man bedenkt, wie gross die Story im Verlauf des Sommers wurde.

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Die eigene Geschichte verteidigen

Die Genossin und Aktivistin Inge Viett. Bild: zVg

sah. Dieses Jahr starb die Aktivistin Inge Viett im Alter von 78 Jahren. Sie war Teil der Bewegung 2.Juni und der RAF und wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Anders als andere Genoss*innen ihrer Zeit ist Viett der linken Theorie und Praxis bis zum Schluss treu geblieben. Ein Nachruf.

Vom Revolutionären Aufbau Schweiz ist unter aufbau.org eine Textsammlung zu finden mit dem Titel: «Inge – in unseren Kämpfen lebst du weiter.» In diesem letzten Vermächtnis der Aktivistin Inge Viett spricht sie vom Aktivismus ihrer Zeit. Die Texte über die Geschichte der revolutionären Kämpfe und der Stadtguerilla hatte Viett anlässlich ihres Besuches in Zürich 2018 mitgebracht. Mitglieder des Revolutionären Aufbaus Schweiz schrieben im Vorwort der Sammlung, dass die Kämpfe, die Entwicklungen und die Debatten der 1970er- und 1980er-Jahre mittlerweile Geschichte sind. Allerdings sind sie auch ein historischer Abschnitt, der noch heute die revolutionäre und kommunistische Politik entscheidend mitprägt. Sie schrieben: «Hätten wir aus den Erfahrungen jener von verschiedensten kommunistischen und revolutionären Kräften entwickelten Praxis und Theorie dieser Epoche nicht lernen können, so wäre es uns nicht möglich gewesen, einen Entwicklungsprozess hin zu unseren heutigen Positionen und Praxis zu machen.»

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Nach dem Einverständnis fragen

sah. Die neue Broschüre «Konsens: Was du dazu beitragen kannst, sexualisierte Gewalt zu vermeiden» von der Revolutionären Alternative Bern will, dass das Fragen nach Konsens in der Gesellschaft zur Normalität und dass mehr über Bedürfnisse gesprochen wird. Eine Besprechung.

Konsens meint übereinstimmende Meinungen von Personen zu einer bestimmten Frage ohne verdeckten oder offenen Widerspruch. Die neue Broschüre der Revolutionären Alternative Bern handelt von diesem Thema und ist Teil der «Frag zersch»-Kampagne, welche die Gruppe damit ins Rollen bringen möchte. Ziel ist, präventiv gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen. Dies soll mit Konsens zwischen den Menschen möglich werden. Es ist wichtig, nach dem Konsens zu fragen und ihn zu praktizieren. Schön wäre es, wenn das Fragen nach Konsens in der Gesellschaft Normalität würde.

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Rostocker Fans feiern «Pogrom»

Gaston Kirsche. Am Tag bevor sich der Beginn des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen zum 30igsten Mal jährte, spielte der FC Hansa Rostock gegen den FC St.Pauli. Auf zahlreichen Bannern zeigten Rostock-Fans homophobe, anti-queere und rassistische Parolen.

Das Zweitligaspiel fand am 21.August im Rostocker Stadion statt. Besonders auffallend war ein zehn Meter langes Banner, auf dem das Wort «Lichtenhagen» in Frakturschrift sowie eine Sonnenblumenblüte zu sehen waren. Dies kann nur als positive Bezugnahme auf das Pogrom in Rostock Lichtenhagen 1992 verstanden werden (siehe Artikel oben), für welches das nach seinem Wandbild benannte Sonnenblumenhaus als Symbol steht.

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Hungerstreik für Lohnzahlung

Mit einem Hungerstreik machen die Arbeiter* auf die miesen Arbeitsbedingungen aufmerksam. Bild: zVg

Gaston Kirsche. Auf dem Holstenareal in Hamburg-Altona forderten prekär beschäftigte Bauarbeiter eines Sub- Subunternehmens ihren Lohn per Hungerstreik ein, während die Investor*innen auf maximale Rendite ausgerichtet sind. Ein Beispiel aus der boomenden Bauwirtschaft Deutschlands.

«Hungerstreik» stand gesprüht auf zwei Bettlaken, gehalten von einer Gruppe von dreizehn Bauarbeitern, die auf dem Dach einer früheren Lagerhalle der Brauerei Holsten standen. Ohne Schutzkleidung, in persönlichen Klamotten, aber immerhin alle mit Bauhelmen. Gut zu sehen aus den oberen Stockwerken des angrenzenden Neubaugebietes Neue Mitte Altona. Eine Anwohnerin, die anonym bleiben will, machte am 23.Juli morgens um sieben Uhr früh Fotos und benachrichtigte die Polizei. Denn während sich die Gruppe auf dem Dach aufhielt, setzte eine andere Baukolonne unten am Haus die Abrissarbeiten fort.

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Haftbefehle gegen hohe Militärs

Philipp Gerber. Ranghohe Militärs waren direkt für die Repression gegen Studenten* von Ayotzinapa in Iguala im September 2014 mitverantwortlich. Dies gab Unterstaatssekretär Alejandro Encinas Rodríguez am 26.August an einer Pressekonferenz im Präsidentenpalast in Mexiko-Stadt preis.

«Es ist zu vermuten, dass sechs der Studenten bis vier Tage nach den Ereignissen noch am Leben waren und dass sie auf Befehl des sogenannten Oberst, mutmasslich des damaligen Oberst José Rodríguez Pérez, getötet wurden und verschwanden», erklärte Encinas, Vorsitzender der Wahrheitskommission zum Fall Ayotzinapa (Covaj), die Präsident Andrés Manuel López Obrador 2019 per Dekret einsetzte.

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Faschist*innen vor Machtübernahme

Die linke Alternative «Unione Popolare» mit ihrem Zwölf-Punkte-Plan. Bild: zVg

Gerhard Feldbauer / sit. Am 25.September finden in Italien vorgezogen Neuwahlen statt. Alles deutet darauf hin, dass 100 Jahre nach dem Marsch auf Rom, mit dem die Faschistische Partei von Benito Mussolini die Macht übernahm, eine Nachfolgepartei die Regierung stellen wird.

Nachdem Premierminister Mario Draghi nach einer Vertrauensabstimmung im Senat über keine regierungsfähige Mehrheit mehr verfügte und zurücktrat, hat Staatspräsident Sergio Mattarella am 21.Juli das Parlament aufgelöst und für den 25.September vorgezogene Parlamentswahlen angesetzt. Planmässig hätten sie im Frühjahr 2023 stattgefunden. Die Niederlage Draghis hatten mit Stimmenthaltungen die Parteien «Fratelli d’Italia» (FdI, Brüder Italiens) von Georgia Meloni, die «Lega Nord» von Matteo Salvini und die Fünf Sterne-Bewegung (M5S) von Ex-Premier Giuseppe Conte herbeigeführt.

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Klassenmacht und Aufstand

Fliessbandarbeit bei der Lebensmittelfabrik Bakkavor. Bild: zVg

Peter Nowak. Acht Jahre lang hat die Gruppe Angry Workers durch ihre Fabrik-intervention Erfahrungen gesammelt. Das Buch dazu mit dem Titel «Class Power! Über Produktion und Aufstand» ist nun auf Deutsch erschienen.

«Im Jahr 2014 entschieden wir uns, in ein Arbeiterviertel Westlondons zu ziehen. Wir hatten das dringende Bedürfnis, aus der kosmopolitischen Blase auszubrechen und unsere Politik im Alltagsleben der Arbeiter*innenklasse zu verankern». Mit diesem Bekenntnis leitet die Gruppe Angry Workers (wütende Arbeiter*innen) ihr Buch «Class Power!» ein. «Diejenigen, die Kategorien mögen, können uns als Linkskommunisten einordnen. Das mag wenigen etwas sagen, und es ist nicht wirklich wichtig, dass unserem Verständnis nach revolutionärer Politik auf der Selbstorganisation der Arbeiterklasse beruht», beschreiben die Autor*innen den Ausgangspunkt ihres Engagements.

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Konkrete Katastrophe

5466 Tote. Das ist die traurige Bilanz der Hitzewelle bis Redaktionsschluss, die seit Juni in Europa herrscht. Die Opfer teilen sich grösstenteils zwischen Spanien, Deutschland und Portugal auf. In Ostafrika grassiert die schlimmste Dürre seit 40 Jahren.

In Staaten wie Somalia, Äthiopien und Kenia besteht die Gefahr, dass Millionen von Menschen zusätzlich in die Unterernährung abrutschen. Aktuell sind 13 Millionen akut vom Hunger bedroht. In Somalia sind wegen der Dürre bereits 700000 Menschen auf der Flucht.

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Unrecht und Widerstand

Von Hamburg im Norden, über Winterthur in der Mitte, bis hin zu Riace in Kalabrien im Süden, die Repression gegen Menschen, die sich für Solidarität und Humanität einsetzen, zieht sich wie ein roter Faden durch den europäischen Kontinent.

In Hamburg laufen immer noch Prozesse gegen Aktivist*innen, die vor fünf Jahren gegen das G20-Gipfeltreffen der Mächtigen protestierten. Es kam bereits zu über 450 Verurteilungen, während die massive Polizeigewalt unter den Teppich gekehrt wird (siehe Seite 6). In Winterthur wurden im Januar 2021 sechs Jugendliche verhaftet, weil sie antikapitalistische Plakate kleisterten. Ihnen wird Mitte August der Prozess gemacht. Antrag der Staatsanwaltschaft: bedingt ein Jahr Haft mit einer Bewährung von zwei Jahren. Ja, richtig gelesen, bedingte Haftstrafe von einem Jahr, weil Plakate angebracht wurden (siehe Seite 2). Krass.

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Zwischen den Grossmächten

Führt die gute, alte Partnerschaft bald zum Nato-Eintritt der Schweiz? Bild: Twitter-Account der Nato

Dominic Iten. In Zeiten geopolitischer Umbrüche und allseitiger Aufrüstung wird es für kleinere und vermeintlich neutrale Staaten wie die Schweiz schwieriger, zwischen den imperialen Blöcken hin und her zu lavieren. Nur eine radikale Friedenspolitik kann die Antwort auf die fortschreitende Blockbildung sein.

Die Beschlüsse des Nato-Gipfels in Madrid sind eindeutig. Erstens: Massive Aufstockung der Gelder und Truppen, in erster Linie an der Ostflanke. Zweitens: Deklarierung Russlands als «bedeutendste und direkteste Bedrohung» und Chinas als «Herausforderung unserer Sicherheit, Interessen und Werte». Drittens: Breite Zustimmung zum Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens. Die Aufrüstung ist beschlossen, der Feind ist markiert.
Fast zeitgleich kündigt Putin am kaspischen Gipfel an, innerhalb der nächsten Monate atomwaffenfähige Raketen ins benachbarte Belarus liefern zu wollen. Der russische Vizeaussenminister Sergej Rjabkow warnt vor einer weiteren Destabilisierung der geopolitischen Lage durch die Nato-Norderweiterung und Joe Bidens Absicht, Europa zu «natoisieren».

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Ausdauerprobe für die Solidaritätsarbeit

Solidaritätskundgebung in Hamburg für die Angeklagten der G20-Proteste. Bild: zVg

Gaston Kirsche. Die Repression gegen Aktivist*innen bei den Protesten am G20-Gipfel vom Juli 2017 in Hamburg hält weiterhin an. Gegen die Polizeigewalt wurde hingegen kaum ermittelt. Ein Interview mit Kim König von der Ortsgruppe Hamburg der Roten Hilfe zum Stand der Prozesse fünf Jahre nach den Vorfällen.

Wie viele Verurteilungen gab es?
Das kommt darauf an, wie man zählt. Allein für vermeintliche Straftaten während des G20-Gipfels gibt es bis jetzt 464 Verurteilungen. Darunter sind 238 Geldstrafen und 65 Jugendstrafen. In 172 Fällen wurden Freiheitsstrafen verhängt.

Und Freisprüche?
In 21 Fällen wurden die Angeklagten freigesprochen. Zudem wurden von den insgesamt knapp 1500 Fällen, die die Staatanwaltschaft verfolgte, über 400 eingestellt, da die Staatsanwaltschaft nicht an eine Verurteilung glaubte. 50 weitere Fälle wurden wegen so genannter Geringfügigkeit eingestellt. Das steht für uns sinnbildlich für die Repression nach dem G20-Gipfel. Von der medial und politisch hochgekochten Verfolgung der G0-Proteste ist nicht viel übriggeblieben. Getrieben von der Politik griffen die Gerichte zu drastischen Urteilen, die andere Menschen von politischen Protesten abhalten sollten. Fünf Jahre nach dem Gipfel zeigt sich, dass selbst die Justiz den anfänglichen Ermittlungs- und Repressionseifer nicht mehr rechtfertigen kann.

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Freiheit für Mimmo!

Domenico (Mimmo) Lucano. Bild: zVg

sit. 13 Jahre Haft wegen Menschlichkeit. Der Fall von Domenico Lucano, der als Bürgermeister von Riace Migrant*innen willkommen hiess und so seine ausgestorbene Kleinstadt in Süditalien wieder aufblühen liess, geht in Berufung. Eine Petition fordert seine Freilassung.

«Wenn es ein Verbrechen ist, Menschen in Not zu helfen, dann bin ich schuldig». So die Worte von Domenico Lucano, Ex-Bürgermeister von Riace, einer kleinen Stadt mit knapp 2000 Einwohner*innen in der süditalienischen Region Kalabrien. Im September 2021 verurteilte ihn der italienische Staat genau deswegen zu 13 Jahre Haft, offiziell wegen angeblicher Hilfe und Unterstützung «illegaler Migration». Sein Anwalt legte Berufung ein. Die Verhandlungen stehen an. Es ist die letzte Möglichkeit, die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, diese massive Repression gegen eine Person, die sich für Menschenrechte und mehr einsetzte, zu stoppen.

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Briefe aus dem Knast

Ingrid Schubert im Jahr 1970. Sieben Jahre später wurde sie tot in der Zelle gefunden. Die Umstände, die zum Tod führten, sind heute noch unklar. Bild: zVg.

Peter Nowak. Grosse Teile der Linken hörten den Namen von Ingrid Schubert nie. Dabei war sie in den 1970er-Jahren sehr bekannt. Sie gehörte zu den ersten Mitgliedern der Rote Armee Fraktion (RAF), die verhaftet wurden, am 8.Oktober 1970 gemeinsam mit Horst Mahler, Brigitte Asdonk und Irene Goergens.

Schubert, die wegen Beteiligung an der Befreiung von Andreas Baader zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, verliess das Gefängnis nicht mehr lebend. Am 12. November 1977 wurde sie in ihrer Zelle in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München tot aufgefunden, angeblich erhängt. Doch wie bei den wenige Wochen zuvor am 18. Oktober 1977 in Stuttgart-Stammheim gestorbenen RAF-Gründungsmitgliedern Andreas Baader, Jan Carl Raspe und Gudrun Ensslin blieben auch beim Tod von Schubert viele Fragen offen. Doch anders als die drei in Stammheim gestorbenen RAF-Leute ist Ingrid Schubert heute auch in linken Kreisen kaum bekannt.

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Nutze die Zeit

Angela Davis kurz nach dem Freispruch am 4.Juni 1972. Bild: zVg

Marco Medici. Die US-amerikanische Aktivistin Angela Davis ist für ihre politischen Kämpfe rund um den Globus bekannt. Sie war und ist heute aber auch Inspiration für Kunstschaffende. Dies beweist die reich bebilderte und dokumentierte Biografie mit dem Titel «Seize The Time».

Wenn die weibliche Ikone der Black Panther-Bewegung in einem Kunstbuch-Verlag erscheint, in einer Reihe steht mit «Ernst Ludwig Kirchner», «Raffael und die Madonna» und «Andy Warhol» usw. usw. – dann ist man erst einmal erstaunt. Schnell wird jedoch beim ersten Durchblättern der Davis-Biografie «Seize The Time« (Nutze die Zeit) klar, dass Angela Davis als Aktivistin und Kämpferin nicht nur politisch elektrisierte, sondern auch Inspiration für Kreative jeglicher Richtung war. Deren Plakate, Comics, Fotografien und Zeichnungen illustrieren das Leben und Wirken von Angela Davis genauso wie gut dokumentierte Schriften, Briefe und Zeitungsartikel.

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«Wir leisten Widerstand»

Vor dem Gerichtsgebäude in Guatemala-Stadt demonstrieren indigene Gemeinden gegen die Kriminalisierung von Menschenrechtsaktivistinnen*. Bild: Andreas Boueke

Andreas Boueke. Begegnungen vor dem Gerichtsgebäude in Guatemala-Stadt mit einem Feldwebel und einer Menschenrechtsanwältin: Er spricht vom angeblichen «marxistischen Terror», sie von der Realtiät im Lande.

Der Lärm von Trillerpfeifen, Blechtrommeln und wütenden weiblichen Stimmen aus Lautsprechern hallt durch eine Strasse neben dem Gebäudekomplex des höchsten Gerichts in Guatemala-Stadt. Junge und alte Frauen* stehen vereint hinter dem Motto: «Nein zur systematischen Kriminalisierung von Frauen!» Bäuerinnen* in indigenen Mayatrachten und Student-innen* in Shorts demonstrieren gemeinsam gegen die Inhaftierung von Menschenrechtsaktivistinnen*.

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Kein Recht auf Schwangerschaftsabbruch

Nach dem Beschluss des Supreme Court in den USA ist es umso wichtiger, die Rechte der Frauen* weltweit zu stärken. Bild: zVg

sah. Es gibt eine schlechte Nachricht: Der konservativ ausgerichtete Supreme Court hebt in den USA das fast 50 Jahre alte Grundsatzurteil «Roe v. Wade» auf. Damit gibt es keine nationale Richtlinie mehr zum Schwangerschaftsabbruch. Umso wichtiger ist es jetzt, die Frauen*rechte zu schützen – und zwar weltweit.

«Roe gegen Wade» ist eine Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht, die der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten 1973 fällte. Dem Roe versus Wade ist ein Strafgesetz des US-Bundesstaats Texas zum Thema Schwangerschaftsabbruch vorausgegangen. Der Name selber ergibt sich aus dem anonymisierten Namen der klagenden Frau (Jane Roe) und dem Namen eines texanischen Bezirksstaatsanwalts (Henry Wade). » Weiterlesen

Roe v. Wade

Wir schreiben das Jahr 1969. Im Bundesstaat Texas gelten besonders strenge Abtreibungsgesetze. Eine 21-jährige Texanerin kann sich aufgrund ihrer Geld- und Drogenprobleme keine Abtreibung geschweige denn ein Kind leisten.

Sie findet Sarah Weddington und Linda Coffee – zwei Anwältinnen, die Klägerinnen für einen Präzedenzfall suchen, der zeigen sollte, wie ungerecht und diskriminierend das Abtreibungsrecht der Vereinigten Staaten ist…
Weddington und Coffee brachten ihr Fall vor Gericht und erhoben unter dem Decknamen von «Jane Roe» formal Anklage gegen Henry Wade, Bezirksstaatsanwalt. Die Anwältinnen argumentierten damit, dass das Gesetz in Texas verfassungswidrig sei, weil es das Recht von Frauen beschnitt, frei und ohne Eingriffe des Staats zu leben. Die Anwältinnen brachten den Fall im Jahr 1973 bis vor dem Supreme Court.

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