Gebären unter Zwang

lmt. Jede vierte Frau in der Schweiz erlebt Gewalt unter der Geburt – in einem System, das Effizienz über Empathie stellt. Das ist kein Einzelfall, sondern ein Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Frauen, die gebären, fordern jetzt Respekt, Würde und echte Selbstbestimmung.

«Wir hören Sie schon schreien, aber wir haben keine Zeit.» Sätze wie dieser bleiben haften. Gesagt in einem Moment, in dem ein Mensch zwischen Schmerz, Angst und Hoffnung pendelt. Gesagt von einer Fachperson, die helfen sollte – und doch verletzt. Solche Erlebnisse sind keine Ausnahmen. Laut einer Studie der Berner Fachhochschule berichten 27 Prozent der Frauen in der Schweiz, sie hätten während der Geburt Zwang, mangelnde Aufklärung oder Übergriffe erlebt. Manche werden unter Druck gesetzt, in Eingriffe einzuwilligen, die sie kaum verstehen. Andere erfahren Demütigungen, Abwertung oder Missachtung ihres Willens. » Weiterlesen

Selbstbestimmung weltweit infrage gestellt

sah. Ziel wäre ein universeller Zugang für alle zu einem sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch. Doch viele Länder haben die Politik, dieses Recht zu kriminalisieren und den Zugang dazu zu erschweren.

Eigentlich hätte jede Person, die schwanger werden kann, das Anrecht, selbst zu entscheiden, ob, wann und in welchen Abständen sie schwanger werden möchte.
Forderungen rund um den legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch waren und sind Anliegen der feministischen Bewegung weltweit. Selbstbestimmung über den eigenen Körper und die eigene Lebensgestaltung bedeutet auch die Möglichkeit zum Abbruch und ist eigentlich ein grundlegendes Menschenrecht. Gestern wie heute sind aber Fortschritte im Themenbereich Reproduktion in Gefahr. Viele Errungenschaften, die in der Vergangenheit hart erkämpft wurden, sind rückgängig gemacht worden oder werden erneut infrage gestellt. Negative Signalwirkung hatte beispielsweise der Entscheid vom 24. Juni 2022, als der Oberste Gerichtshof der USA das Urteil Roe v. Wade kippte, welches zuvor ein verfassungsmässiges Recht auf Schwangerschaftsabbruch garantiert hatte. » Weiterlesen

Abbruch ab 2027 kostenlos

sah. Neu sollen Krankenkassen ab 2027 sämtliche Kosten für Schwangerschaftsabbrüche übernehmen: ein liberales Signal gegen weltweite Tendenzen hin zu Abtreibungsbeschränkungen?

Die eidgenössischen Räte hatten am 21.März 2025 das «Kostendämpfungspaket 2» verabschiedet. Die darin enthaltenen Massnahmen sollen dazu beitragen, die Kostenentwicklungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung einzudämmen. Ziel ist es letztlich, den Anstieg der Krankenversicherungsprämien zu begrenzen.

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Früherkennung darf kein Privileg sein

lmt. Oktober ist weltweit der Brustkrebsmonat – ein Moment der Solidarität, des Erinnerns, aber auch des Nachfragens. Denn während in der Schweiz Jahr für Jahr Tausende an Brustkrebs erkranken, entscheidet noch immer der Wohnort darüber, wie früh eine Diagnose gestellt wird – und damit oft auch, ob eine Frau überlebt.

Brustkrebs ist in der Schweiz die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Rund 6500 neue Fälle werden jährlich diagnostiziert, fast 1400 Frauen sterben daran. Dabei wäre vieles vermeidbar: Wird ein Tumor früh erkannt, steigen die Heilungschancen deutlich, und die Behandlungen verlaufen schonender, oft ohne Chemotherapie oder Brustentfernung. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild – eines, das an der Kantonsgrenze Halt macht.

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Familie: das neue Luxusgut

sah. In der Schweiz hinkt die Familienpolitik hinterher: Hohe Kosten, kurze Betreuungszeiten und mangelnde Unterstützung erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Viele Eltern entscheiden sich deshalb für weniger Kinder. Gleichzeitig hat sich das Familienbild verändert. Teil zwei zum Thema «Familienpolitik».

Alle sprechen von einem historischen Geburtenrückgang in der Schweiz, aber fast niemand tut etwas dagegen. Auf Instagram spricht Vera Perzl, die sich als Hebamme und Mama vorstellt, 2025 von einem Geburtenstreik gegen die unwirtliche Familienpolitik der Schweiz. Erziehungsberechtigte – hier sollen vor allem die Frauen erwähnt werden – finden sich wenige Wochen nach der Geburt dann am Arbeitsplatz wieder.

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Scherbenhaufen Familienpolitik

sah. Bezüglich Familienpolitik hinkt die Schweiz hinterher. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu verbessern, wären entsprechend neue Rahmenbedingungen nötig. Eine erste Bestandesaufnahme. Teil 2 folgt in der nächsten online-Ausgabe.

Es gibt Leute, die sprechen bereits von einem Geburtenstreik, der in der Schweiz stattfinde – viele Leute checken nicht, was da abgeht!

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Feministische Feierabendbeschäftigung

sah. Sie kommen bald: die Tage, an denen es früh dunkel wird und niemand mehr bei Hundewetter vor den Bars Schlange stehen will. Langeweile zuhause? Eine Alternative wird hier vorgestellt: sich zusammensetzen und etwas zusammensetzen.

1000 Teile! Ich gehöre nicht zu den Menschen, die in ihrer Freizeit besonders erpicht darauf sind, Puzzles zu legen. Vor allem, weil ich beruflich seit Jahren immer wieder solche Bilderrätsel lösen muss. Wenn möglich, schiebe ich Puzzles meiner Kollegin zu. Ist niemand da, versuche ich es zähneknirschend selbst. Die Teile einfach verschwinden zu lassen, wäre zwar eine theoretische Lösung – praktisch ist das wegen der vielen Beobachter:innen in der Schule unmöglich. Ich verstehe ohnehin nicht, warum man ein Bild, das ursprünglich an einem Stück war, auseinanderschneidet, nur um es dann wieder zusammensetzen zu müssen.

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Angriff auf Mütterrechte?

sah. Die Schweiz macht mal wieder mütter- und familienfeindliche Politik: Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats will mit ihrem Grundsatzentscheid eine Fake-Familienzeit einführen, die schlussendlich auch einen Angriff auf den Mutterschutz bedeuten könnte.

In Europa wird viel über Familienzeit nach der Geburt diskutiert – jedes Land hat hier eigene Strategien, junge Familien zu unterstützen oder eben nicht. In der Schweiz haben Mütter einen Anspruch auf einen Mutterschaftsurlaub von mindestens 14 Wochen ab dem Tag der Niederkunft sowie eine Mutterschaftsentschädigung. Väter können eine zweiwöchige bezahlte Elternzeit beziehen. Mit dieser Ausgangslage ist die Schweiz kein Vorzeigemodell bezüglich Gleichstellung. Eigentlich sollte Elternschaft eine gemeinsame Verantwortung sein. Die Schweizer Variante fördert jedoch ungleiche Rollenbilder aktiv: Denn hier bleibt die Mutter zuhause beim Kind, während der Vater arbeitet. Verschiedene Ideen rund um Familienzeit wurden darum diskutiert. Daraus entstand auch die Familienzeit-Initiative.

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Schweiz muss Bemühungen intensivieren

sah. Man kann nicht genug auf die Bedürfnisse von Kindern aufmerksam machen: Der Internationale Kindertag am 1.Juni wird in vielen Ländern gefeiert, denn Kinder haben Rechte – und das wissen viele von uns, aber immer noch nicht alle.

Es gibt verschiedene Tage im Jahr, an denen wir daran erinnert werden, dass Kinder einen aktiven Platz in unserer Gesellschaft haben und mitbestimmen dürfen. Ein Beispiel dafür ist der Internationale Tag der Kinderrechte, der jeweils am 20.November gefeiert wird. Hier wird an die Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention erinnert. Die Konvention umfasst 54 Artikel. Es gibt auch eine Zusammenfassung der UNICEF (die Kinderrechtsorganisation der UNO), die den langen Text in zehn Grundrechte zusammenfasst und Inhalte wie das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Bildung und Ausbildung oder das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung hervorhebt. Ziel dieses Papiers, das viele Staaten unterzeichnet haben, ist es, die Befolgung und Durchsetzung dieser Rechte weltweit zu stärken.

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«Solange …»

lmt. Das feministische Streikkollektiv St.Gallen fand eine spannende und
packende Art und Weise für den diesjährigen 14.Juni zu mobilisieren. Der
vorwärts sprach mit Alice Froidevaux über die «Solange…»-Aktion.

Kannst du den vorwärts-Leser:innen den Ursprung eures Projektes näherbringen?
Die diesjährige Mobilisierungskampagne des feministischen Streiks in St. Gallen wurde inspiriert vom » Weiterlesen

Kein Schritt zurück!

Bern, 31.5.2023; Aufruf zum Frauenstreik 14.6.2023.
Photo Monika Flueckiger

lmt. Gleichstellung ist noch lange nicht erreicht: Frauen verdienen im Schnitt 1364 Franken weniger als Männer, klassische Frauenberufe werden weiterhin schlechter bezahlt, jede zweite Frau erlebt sex-uelle Belästigung am Arbeitsplatz. Die Forderungen zum 14. Juni 2025.

Nulltoleranz für sexuelle Belästigung
Die Zahl der Feminizide in der Schweiz ist inakzeptabel. Auch am Arbeitsplatz sind Frauen sexualisierter Gewalt und Belästigung ausgesetzt. Gemäss einer Ende 2024 erschienenen Studie in Auftrag von Seco/EBG hat die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen bereits sexuelle oder sexistische Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Erwerbstätige Frauen werden am Arbeitsplatz ungenügend vor solchen Übergriffen geschützt. Das wirkt sich direkt negativ auf ihre psychische und körperliche Gesundheit aus. Jetzt ist genug! Wir brauchen sichere und respektvolle Arbeitsplätze für alle!

Gescheiterte Lohngleichheits­Analysen
In der Schweiz bestehen weiterhin grosse Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Arbeit und verdienen trotz gesetzlichem Anspruch auf Lohngleichheit im Durchschnitt monatlich 1364 Franken weniger. Über die Hälfte der Schweizer Unternehmen hält sich nicht an die gesetzliche Pflicht zu Lohngleichheitsanalysen. Eine externe Evaluation vom März 2025 zeigt, dass Lohnanalysen oft mangelhaft oder gar nicht durchgeführt werden. Das Gleichstellungsgesetz bleibt weitgehend wirkungslos. Frauen verdienen weiterhin im Schnitt 16,2 Prozent weniger als Männer – fast die Hälfte dieser Differenz ist nicht einmal erklärbar. Darum braucht es jetzt endlich wirksame Massnahmen. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert verbindliche Kontrollen sowie Sanktionen für Unternehmen, die sich weigern, ihre Löhne zu überprüfen. Die Lohnanalysen müssen regelmässig und für alle Unternehmen verpflichtend werden. Und es braucht eine klare gesetzliche Pflicht, dass die Unternehmen handeln müssen, wenn sie bei den Analysen Lohnungleichheiten feststellen.

«Frauenberufe» endlich aufwerten
Neben der Lohndiskriminierung bei gleicher Arbeit ist die Bezahlung in klassischen Frauenberufen weiterhin skandalös tief. Mehr als die Hälfte der Frauen verdient weniger als 4200 Franken im Monat (bei 13 Monatslöhnen), ein Viertel sogar 2500 Franken oder weniger. Diese tiefen Löhne sind nicht nur auf Teilzeitarbeit zurückzuführen, sondern auch auf strukturelle Benachteiligungen: Frauenberufe sind generell schlechter bezahlt, und Berufserfahrung sowie Dienstjahre führen bei Frauen zu geringeren Lohnzuwächsen als bei Männern. Selbst mit abgeschlossener Lehre verdienen vier von zehn Frauen weniger als 5000 Franken pro Monat. Zudem erhalten Frauen seltener einen 13. Monatslohn, was ihre finanzielle Lage zusätzlich belastet. Die Gewerkschaften setzen sich gemeinsam mit der feministischen Bewegung für eine generelle Aufwertung der Löhne in frauendominierten Berufen ein – für echte Gleichstellung. In frauendominierten Berufen braucht es endlich faire Löhne – mindestens 4500 Franken für alle und mindestens 5000 Franken Monatslohn mit Lehre.

Backlash in internationalen Unternehmen stoppen
In seiner ersten Woche im Amt erliess US-Präsident Trump eine Reihe von Durchführungsverordnungen (Executive Orders), die sich gegen Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) im öffentlichen und privaten Sektor richten. Diese Anordnungen zielen darauf ab, rechtmässige Bemühungen zur Förderung der Chancengleichheit zu unterdrücken und zu verbieten. So dürfen Bundesbehörden nicht nur selbst keine DEI-Ziele mehr verfolgen, sondern auch keine Verträge mehr mit Unternehmen abschliessen, die DEI-Programme umsetzen. Diese politische Massnahme hat dazu geführt, dass mehrere Pharmakonzerne wie Roche und Novartis, aber auch die Grossbank UBS, ihre Diversitätsziele zur Förderung von Minderheiten und Frauen in Führungspositionen gestrichen haben. Einschüchterungsversuche von US-Beamten gegenüber europäischen Unternehmen haben zudem bereits Auswirkungen auf die EU-Kommission gezeigt, die kürzlich vorgeschlagen hat, die horizontale Gleichbehandlungsrichtlinie zurückzuziehen. Das muss gestoppt werden. Gleichstellungsprogramme dürfen nicht auf Druck von rechts gestrichen werden.

Kita-Ausbau: zentral für Gleichstellung
Im kommenden Jahr kommt die Kita-Initiative zur Abstimmung – ein wichtiger Schritt für die Gleichstellung. Wir fordern seit Jahren eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Initiative verbessert den Zugang zu bezahlbarer und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung. Eltern sollen künftig höchstens zehn Prozent ihres Einkommens für Betreuungskosten aufwenden müssen – unabhängig von der Anzahl betreuter Kinder. Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz bis zum Ende der Primarschule soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich erleichtern. Gleichzeitig adressiert die Initiative die prekären Arbeitsbedingungen im Betreuungssektor, in dem vor allem Frauen tätig sind. Bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, die in der Kinderbetreungsbranche dringend nötig sind, sollen die Qualität der Betreuung verbessern und die Attraktivität des Berufs steigern. Insgesamt trägt die Kita-Initiative entscheidend zum Abbau struktureller Benachteiligungen bei und fördert die tatsächliche Gleichstellung im Erwerbsleben.

Quelle und weitere Infos: 14juni.ch

Laut, wütend, feministisch

Redaktion. Auf der Strasse ist es die grosse Masse, welche den feministischen Themen die notwendige Aufmerksamkeit gibt. Daher druckt der vorwärts nochmals die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema 14.Juni ab.

Warum «schon wieder» ein Streik?
Wir sind wütend! Seit dem letzten grossen Streik von 2019 hat sich zu wenig getan. Im Gegenteil: Mit der Pandemie hat sich die Realität für viele verschlimmert. Frauen haben wieder mehr unbezahlte Care-Arbeit übernommen, die Lohnschere und der Gender Pay Gap haben sich verschlimmert. Mit der AHV 21-Abstimmung wurde unter dem Strich eine Rentensenkung gegen den Willen der Frauen beschlossen. Und dennoch haben wir als Bewegung auch Erfolge erreicht. Gleichstellungsberichte in vielen Kantonen, Anlaufstellen, Frauenhäuser, überarbeitetes Sexualstrafrecht, etc. Mit dem Streik wollen wir auf diesen Erfolgen aufbauen und trotzdem zeigen: Der Weg zur Gleichstellung ist lang, es gibt noch viele Baustellen. Diese müssen wir jetzt gemeinsam anpacken.

Haben wir die Gleichstellung bei uns nicht schon erreicht?
Die Zahlen sprechen leider für sich: Alle Plätze in Frauenhäusern sind besetzt, die Wartelisten lang. Alle zwei Wochen ereignet sich ein Feminizid. Frauen verdienen 43,2 Prozent weniger Lohn als Männer im Durchschnitt, nur eine von zehn Frauen ist in einer Führungsposition. Doppelt so viele Frauen sind von Altersarmut betroffen wie Männer. Und 80 Prozent der unbezahlten Care-Arbeit wird von Frauen erledigt. Gleichstellung haben wir noch nicht erreicht hierzulande.
Warum «Feministischer Streik» statt «Frauenstreik»?
Feministisch als Begriff beinhaltet eine grössere Bandbreite von Anliegen, es ist diverser und inklusiver. So zum Beispiel beinhaltet er den Queerfeminismus, welcher die Gleichstellung von LGBTQIA+ fordert. Oder eine Elternzeit, von welcher insbesondere auch Männer profitieren würden. Ein Zusammenschluss unter dem Sammelbegriff «feministisch» macht Sinn, weil es dieselben diskriminierenden Strukturen sind, gegen welche man ankämpft und weil man damit mehr Menschen erreicht.

Wieso überhaupt der 14.Juni? Hat das eine Geschichte?
Am 14.Juni 1981 fand die Volksabstimmung über den Gleichberechtigungsartikel in der Bundesverfassung statt, dieser wurde angenommen. Seitdem gelten Mann und Frau in der Schweiz per Gesetz als gleichberechtigt. Zehn Jahre später, am 14.Juni 1991 wurde zum ersten grossen Frauenstreik aufgerufen. Es handelte sich um die grösste Mobilisierung seit dem Landesstreik 1918. Uns allen in bester Erinnerung ist der riesige Streiktag vom 14.Juni 2019. 500000 Menschen demonstrierten unter anderem für Lohngleichheit, gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeit und die Bekämpfung von Sexismus und sexueller Gewalt.

Mehr Infos unter:14juni.ch

Präsenz ist nicht verhandelbar

sah. IDAHOBITA* am 17.Mai: Aktionen sollten auf die Diskriminierung von Menschen hinweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder durch ihren Körper von der Heteronormativität abweichen. In Bern gab es Aktionen, in Paris wurde ein neues Denkmal zu Ehren und zum Gedenken an LGBTIQ-Opfer des Holocaust enthüllt.

IDAHOBITA* heisst Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Asexuellenfeindlichkeit. Er wird seit 2005 immer jährlich am 17.Mai als Aktionstag organisiert – mittlerweile sogar von offiziellen Institutionen und Organisationen. Am Berner Bahnhof wehten entsprechende Flaggen an diesem Tag und auch am Uni-Hauptgebäude gab es ein Zeichen, das an den IDAHOBITA* erinnerte.

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Für ein würdevolles Leben für alle

Für ein würdevolles Leben für alle
Der Grundsatz der Gleichberechtigung besteht seit 1981 mit dem Gleichstellungsgesetz, das die Diskriminierung von Frauen im Berufsleben beseitigen soll. Artikel 8 der Bundesverfassung besagt: «Mann und Frau sind gleichberechtigt.» Dies gilt für die rechtliche Gleichstellung in der Familie, in der Erziehung und im Beruf. Die PdAS unterstützt konsequent das Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter.

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Die Notwendigkeit feministischer Friedenspolitik

Redaktion. Annemarie Sancar ist promovierte Sozialanthropologin, Aktivistin und Expertin für feministische Friedenspolitik. Bis vor Kurzem arbeitete sie bei der NGO PeaceWomen Across the Globe» und sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit verschiedenen internationalen Netzwerken. Ein Gespräch mit ihr.

Annemarie, weshalb ist es wichtig, dass Friedensarbeit feministisch und intersektional ist?
Es ist deshalb wichtig, weil wir aus feministischer Perspektive die Bedingungen, unter welchen Friedensarbeit stattfinden kann – die (toxische) Maskulinität, patriarchale Machtverhältnisse, Geschlechterhierarchien – in den Blick nehmen, auch aus ökonomischer Perspektive. Wenn wir das nicht tun, kommen wir den Ursachen von Konflikt und Krieg nie auf die Spur.

Die NGO «PeaceWomen Across the Globe» betont, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist, sondern dass auch patriarchale Strukturen, Machtverhältnisse und Gewalt gegen Frauen entscheidende Faktoren sind. Weshalb ist das zentral?
Patriarchale Strukturen leisten einer Männlichkeit Vorschub, die unter angespannten Bedingungen in kriegerische Maskulinität übergeht und diese nährt sich unter anderem von Gewalt gegen Frauen und sexualisierter Gewalt im Allgemeinen. Die Vergewaltigung der schwächeren Mitglieder des Feindes war und ist bis heute ein immanenter Bestandteil der Kriegsführung. So nimmt während und vor allem auch nach den sogenannten Friedensgesprächen die häusliche Gewalt in der Regel massiv zu.

Wie sieht feministische Friedensarbeit in der Praxis aus? Was gibt es für verschiedene Herangehensweisen und Methoden?
Wir arbeiten für den Frieden, indem wir unter anderem Daten zur Militarisierung und zur Maximierung der Gewinne im Bereich der Kriegsindustrie und High-Tech-Branchen herausarbeiten, um zu zeigen, wie die Care-Infrastruktur darunter leidet. Es geht also um die politische Darlegung der diskriminierenden Ausgabenpolitik, die letztendlich Frauen härter trifft, weil sie immer noch diejenigen sind, die den Grossteil an unbezahlter Care-Arbeit leisten – in Konflikten und Kriegen nimmt dieser Anteil zu. Mit der Verschiebung der öffentlichen Gelder in die profitablen Bereiche, wie die der Waffenindustrie, kommt es zu einem massiven Abbau in der sozialen Infrastruktur: Die Bedingungen, unter welchen Care-Arbeit geleistet werden muss, verschlechtern sich und schwächen diejenigen, die sie verrichten, wie auch diejenigen, die davon abhängig sind. Eine wichtige Methode, um diese Entwicklung zu untermauern, sind von uns organisierte Erzähl-Cafés, in denen Frauen über ihre Sicherheit reden, die sie in erster Linie auf den Alltag beziehen.

Was bedeutet Care-Arbeit im Kontext der Friedensarbeit? Weshalb ist Care-Arbeit zentral im Kampf gegen Krieg und Unterdrückung?
Care-Arbeit belastet Frauen in Kriegssituationen mehr, zum Beispiel in der Pflege von Verletzten und der Sorge um die bleibenden Alten. Zudem ist sie erheblich erschwert, weil kaum Ressourcen zur Verfügung stehen. An die Care-Arbeit denkt niemand. Stattdessen wird investiert in Kampfgeräte, Kampfausrüstung, Kommunikation etc. Es wird wohl – einmal mehr – davon ausgegangen, dass Frauen diese Arbeit ohnehin leisten. Es heisst dann, sie tun dies aus einem Pflichtgefühl dem Land gegenüber, und leider beeinflusst dieses Narrativ die Care-Arbeiter:innen sehr, was ihr Friedenspotential oft unter den Teppich zu wischen droht. Eine verzwickte Situation, die die Stimmen für den Frieden oft zum Verstummen bringt. Hier sind wir wieder bei der feministischen Haltung, nämlich dass Krieg und Konflikte die Militarisierung und damit auch die patriarchalen Machtverhältnisse bedienen. Es braucht in der Friedensarbeit also zwingend eine feministische Perspektive, welche von der Care-Arbeit aus gedacht wird.

Wo siehst du zurzeit die grössten Herausforderungen für die feministische Friedensarbeit?
Für mich ist eines der grössten Probleme ein ökonomisches, indem nämlich der Kriegswirtschaftssektor zu stark wächst und Profit generiert, dieser aber weder in soziale Infrastruktur noch in Umweltschutz und Reinigung der vergifteten Böden investiert wird. Wir müssen deutlich machen, wie enorm die Umweltzerstörung durch die Kriegswirtschaft und Kriegstreiberei zunimmt.

Du selbst verfügst über viele Jahre Erfahrungen in der Arbeit in diesen Kontexten. Was motiviert dich, dich auch weiterhin für diese Themen zu engagieren?
Mich beeindruckt die Friedensarbeit in lokalen Kontexten, die Diskussionen über Sicherheit, die uns immer wieder vor Augen führen, wie die alltägliche Arbeit, vor allem die Care-Arbeit, von grosser Relevanz ist. Dass Waffen ihnen Alltagssicherheit bringen soll, glauben die Frauen in den Krisengebieten kaum. Mich interessiert aber auch die ökonomische Frage, genauer, wie viel Care-Infrastruktur unter der Aufrüstung leidet, wie gross die Gewinne der Rüstungsindustrie dank eines Kriegs sind. Und schliesslich die politische Frage, wer unter diesen Umständen Frieden will, und welche Stimmen sich am Ende durchsetzen. Es ist also immer auch eine politische Frage, und gerade beim Thema Friedenspolitik sind Stimmen feministischer Aktivist:innen zwar laut, aber nicht unbedingt wirkungsvoll. Und das sollte sich endlich mal ändern!

Quelle: feministischerstreikzuerich.ch

Ein Blick in die Geschichte mit Clara Zetkin

Redaktion. «Nur mit der proletarischen Frau wird der Sozialismus siegen», ist eines der bekannten Zitate von Clara Zetkin. Er stammt aus ihrer brillanten Rede vom 16.Oktober 1896 am Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Gotha zur Frauenfrage. Wir veröffentlichen sie in gekürzter Form.

Für die proletarische Frau ist es das Ausbeutungsbedürfnis des Kapitals, unaufhörlich Rundschau zu halten nach den billigsten Arbeitskräften, das die Frauenfrage geschaffen hat. Dadurch ist auch die Frau des Proletariats einbezogen in den Mechanismus des wirtschaftlichen Lebens unserer Zeit, ist sie in die Werkstatt, an die Maschine getrieben worden. Sie ist hinausgegangen in das wirtschaftliche Leben, um

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Eigenes Zuhause noch unsicherer

sah. Die häusliche Gewalt nimmt in der Schweiz spürbar zu. Auch bleiben viele Fälle von Gewalt in den eigenen vier Wände unsichtbar und erscheinen in keiner Statistik. Massnahmen dagegen gibt es bereits, sie reichen aber bei Weitem nicht aus.

Die Kantonspolizei Bern dokumentierte im Jahr 2024 durchschnittlich fünf bis sechs Straftaten pro Tag im häuslichen Bereich – insgesamt 1975 Fälle. Diese Delikte werden von einer Tatperson verübt, die zum Opfer in einer partnerschaftlichen oder familiären Beziehung steht. Doch über das tatsächliche Ausmass dieser Gewalt im privaten Raum wissen wir wenig. Stalking, Drohungen, Tätlichkeiten, Übergriffe oder schwere Gewalt werden oft nicht angezeigt. Diese Dunkelziffer erscheint in keiner Statistik. Viele der Betroffenen sind Frauen. Und was für den Kanton Bern gilt, trifft auch auf andere Kantone zu: Die Schweiz hat ein strukturelles Problem mit häuslicher Gewalt.

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Adultistischer Trumpismus

Ein Plakat der Kampagne «Bin kein Baby», die ziemlich am Ziel vorbeischoss.sah. Mehr Eigenverantwortung statt Kindergarten: Die Macher:innen der Initiative «Bin kein Baby» wollen Schluss machen mit «überbordenden Regulierungen», moralischer Lenkung und unnötigen Verboten. Ihre Alternative: Konsum total. Die Kampagne löste aber das Gegenteil des erwünschten aus, gut so!

«Wollen wir uns vom Staat vorschreiben lassen, wie wir zu leben haben, was auf den Tisch kommt oder wie wir uns fortzubewegen haben?» Diese Frage stellen die Initiant:innen der Kampagne «Bin kein Baby». Die schweizweite Aktion richtet sich gegen eine angebliche Bevormundung durch den Staat. Ihr Credo: Erwachsene können selbst entscheiden. «Wir brauchen keinen Nuggi, denn wir sind mündige Bürger», heisst es auf der Website bin-kein-baby.ch.

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