sit. Die Partei der Arbeit der Schweiz hat eine starke junge Basis, kämpft aber mit Unverbindlichkeit und schwacher nationaler Zusammenarbeit. Die Partei setzt unter anderem auf die Entwicklung von Kadern, um ihre Zukunft zu sichern und an Stärke zu gewinnen. Der vorwärts sprach mit Tarek Idri, Co-Sekretär der Partei.
Tarek, in welchem Zustand ist die PdAS? Wo hat sie ihre Stärken, wo ihre Schwächen?
Ich denke, es geht der PdAS deutlich besser als auch schon. Was sich sicher positiv verändert hat, ist, dass es mittlerweile eine gefestigte jüngere Basis gibt und die Frage über die Identität der Partei als kommunistische Partei geklärt ist. Zumindest bei den Jüngeren stellt sich diese Frage nicht mehr gross. Ich glaube, die Kommunistische Jugend (KJ) leistete und leistet einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung. Ich bin begeistert von der heutigen Generation der KJ – nur schon ihre Social-Media-Präsenz ist phänomenal – und wir werden sicher noch vieles von ihr lernen können. Die KJ, die aktive Jugend, das ist eine Stärke der PdAS. Eine weitere Stärke liegt in ihrer schweizweiten Präsenz, vor allem auch darin, dass die Partei nicht auf die Deutsch- oder nur auf die Westschweiz begrenzt ist, was vielen anderen Organisationen nicht gelingt. Es gibt Sektionen in allen Sprachregionen. Gleichzeitig ist das eine Herausforderung für die PdAS. Es verschlingt enorme Ressourcen, auf drei Sprachen gemeinsam Politik zu machen – nicht nur durch die Übersetzungsarbeit, sondern auch, weil die verschiedenen Sprachregionen anders diskutieren, fast schon anders denken, was den Umgang miteinander erschwert. Der föderale, lose Aufbau der Partei ist eine weitere Schwäche, die ich nennen will. Auf nationaler Ebene ist die Zusammenarbeit noch immer viel zu schwach. Die Sektionen arbeiten häufig jede für sich, und es ist manchmal unklar, was in einem anderen Kanton eigentlich passiert. In der Parteileitung werden konkrete Schritte gemacht, um diese Situation zu verbessern, zum Beispiel durch die regelmässigen Sitzungen der Sekretär:innen aus allen Sektionen.
Vor welchen Herausforderungen steht die PdAS heute? Und wie können sie gemeistert werden?
Es gibt einige Probleme, die man angehen muss. Das wird nicht einfach. Es reicht nicht, einfach zu sagen, es braucht mehr Zentralismus, um die föderale Parteistruktur zu überwinden. Das Problem ist nicht einfach der Föderalismus, sondern in meinen Augen noch allgemeiner, dass eine Unverbindlichkeit gegenüber der Partei herrscht. Man betrachtet die Parteimitgliedschaft wie die Mitgliedschaft beim WWF – man zahlt vielleicht ein bisschen Beiträge, man kommt an die eine oder andere Veranstaltung, aber damit hat sich’s. Diese Einstellung führt dazu, dass es schwierig ist, die Mitglieder kontinuierlich für die politische Arbeit zu mobilisieren. Und auf nationaler Ebene führt es zu einer Unverbindlichkeit und zum Teil zu Desinteresse gegenüber der nationalen Partei. In der Sektion Zürich haben wir die Unverbindlichkeit und harzige Mobilisierung als Probleme erkannt und haben angefangen, mehr Anforderungen an die Mitglieder zu stellen: Sie müssen ein Einführungsgespräch mit jemandem vom Vorstand führen, sie müssen in einer Arbeitsgruppe (einigermassen) aktiv mitwirken, sie müssen sich für Mitgliederversammlungen an- oder abmelden etc. Das hat schon einiges bewirkt. Ich bin überzeugt, damit gehen wir in die richtige Richtung. Ich sehe darin auch einen wichtigen Schritt in Richtung des Aufbaus und der systematischen Entwicklung der einzelnen Mitglieder hin zu Kadern.
Wie meinst du das? Was sind Kader?
Kader sind das genaue Gegenteil von einer losen, unverbindlichen Form der Mitgliedschaft. Kader sind Parteimitglieder, die wirklich für die Partei da sind, auf die man in jeder Situation zählen kann. Das bedingt hohe Opferbereitschaft, Flexibilität und nicht zuletzt eine grosse Disziplin vonseiten dieser Aktivist:innen. Es sind theoretisch geschulte, ideologisch gefestigte Parteimitglieder, die auch praktische Erfahrung vorweisen können. Die Aufgabe der Partei ist nicht, jedes Mitglied dazu zu zwingen, Kader zu werden, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in diese Richtung zu entwickeln. Wir brauchen keine reine Kaderpartei, aber wir brauchen unbedingt Parteikader, die der Organisation Stabilität und Stärke verleihen. Man kann sich die Kader als das Skelett der Partei vorstellen. Ohne Kader wäre der Körper, die Partei, ein formloser Fleischklumpen; und umgekehrt, ohne die breite Mitgliederbasis der Partei, welche die politische Arbeit umsetzt und verwirklicht, hätten wir bloss einen toten, bewegungslosen Knochenhaufen.
Im November findet der Parteitag der PdAS statt. Welche Erwartungen hast du?
Meine Erwartung ist, dass es ein guter Parteitag sein wird, der uns effektiv einen Schritt näher an ein neues Parteiprogramm bringt. Wir werden am Parteitag über eine allgemeine politische Resolution entscheiden, die gegenwärtig in den Sektionen diskutiert und von ihnen überarbeitet wird. Geplant ist, dass diese Resolution die Grundlage für das neue Parteiprogramm bildet. Ich erwarte nicht unbedingt, aber ich befürchte, dass einige gute Vorschläge von uns aus der Sektion Zürich zur Strategie und Organisation der Partei verworfen werden oder sogar, dass der ganze Teil über die Strategie, die Partei und unser Endziel nicht behandelt und die Diskussion verschoben wird. Ersteres können wir verkraften – das bedeutet bloss, dass mehr Überzeugungsarbeit und mehr Diskussionen in der Partei nötig sind. Zweiteres wäre äusserst schade, weil damit die (für mich) brennenden Fragen der Bewegung auf unbestimmte Zeit nicht behandelt würden. Es ist schön und gut, zu wissen, wie die PdAS die aktuelle Weltsituation und die Situation in der Schweiz einschätzt. Aber vielleicht noch wichtiger sind momentan die Fragen: Was wollen wir, wohin wollen wir gehen, wie kommen wir dorthin, wie organisieren wir uns? Diese Fragen wurden in den letzten Jahren in der Partei nur wenig diskutiert.
Du bist auch Sekretär der Schweizerischen Friedensbewegung. Wie sieht konkret eine Friedenspolitik in der Schweiz aus? Und was kann und muss die PdAS dazu beitragen?
Wir als Kommunist:innen in der Schweiz müssen uns für Diplomatie statt Aufrüstung und für friedliche Neutralität statt Nato-Annäherung einsetzen. Das sind Positionen, die wir auch mit vielen anderen friedensbewegten Menschen teilen, die oft einen völlig anderen politischen Hintergrund haben. Eine Möglichkeit, uns mit anderen friedensbewegten Menschen für den Frieden einzusetzen, ist das gemeinsame Engagement in der Schweizerischen Friedensbewegung SFB, die übrigens ursprünglich von der PdAS gegründet wurde. Bei diesem gemeinsamen Kampf für den Frieden besteht unsere Rolle insbesondere darin, Bewusstsein zu schaffen, dass eine wirklich friedliche Welt, ohne Krieg und Unterdrückung, im Kapitalismus nicht möglich ist. Das bedeutet keineswegs, uns nicht für konkrete Anliegen wie die Senkung der Rüstungsausgaben einzusetzen. Aber als Kommunist:innen müssen wir unbedingt auch den Zusammenhang zwischen Krieg und Kapitalismus/Imperialismus aufzeigen und die Erkenntnis verbreiten, dass ein nachhaltiger Frieden letztlich nur durch die Überwindung des herrschenden Systems möglich ist. Die PdAS, die einzige konsequente Friedenspartei der Schweiz, muss sich unbedingt stärker in der Friedensbewegung engagieren und eine klare Strategie für den Friedenskampf entwickeln. Ich hoffe, ich kann dazu einen Beitrag leisten.