Ein vergessener Krieg

Über den Koreakrieg von 1950 bis 1953.

Einen Tag vor dem Ende des Krieges gegen Japan verfügte der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Asien MacArthur, dass die Regierungsgewalt auf dem Territorium Koreas südlich des 38. Breitengrades unter seiner Oberaufsicht auszuüben sei. Die USA errichteten eine Militärregierung und schoben mit Syngman Rhee eine Marionette in den Vordergrund, deren Hauptqualifikation blutrünstiger Antikommunismus war. Im April 1948 liess er einen Aufstand von FischerInnen und BäuerInnen auf der Insel Jeju niederschlagen, vermutlich 60 000 InselbewohnerInnen wurden ermordet, zum Teil unter Verantwortung von US-OffizierInnen. 

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Familie im Kulturkampf

sah. Während der Oktoberrevolution wurde versucht, die patriarchalische Familie abzuschaffen. Durch die Änderung des Familienrechts veränderten sich die Ehe, die Scheidung, das Erbrecht oder das Vorgehen bei Unterhaltszahlungen. Aktiv wurden auch neue Kinderrechte gefördert.

«Kommunismus ist nicht nur auf dem Land, in der Fabrik, im Schweisse unserer Arbeit. Er ist zu Hause, am Tisch, in der Familie und im täglichen Umfeld», schrieb der Dichter Wladimir Majakowski. Der Revolutionär Lenin behandelte die Familienfrage nicht isoliert, sondern begriff sie als Teil der wirtschaftlichen Umwälzung – er forderte eine sofortige Neuordnung. Das Familienrecht regelt unterschiedliche Bereiche des Familienlebens. Darunter fallen die Beziehung zwischen Frau und Mann, zwischen Eltern und Kindern oder wie im Fall der oft dazugehörigen Ehe, die Scheidung, die Abtreibung, das Erbrecht oder das Vorgehen bei Unterhaltszahlungen. Mit dem Gesetz der Möglichkeit zur zivilen Ehe von 1917 als eine der Einzelmassnahmen sollte eine gesamte Reorganisation des Alltags der Familie in Gang gesetzt werden, wobei viele Bereiche in staatliche oder kollektive Verantwortung gelegt werden sollten – ohne allerdings die Familie an sich abzuschaffen.

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«Immense Zerstörungen des Kapitalismus»

Joël Depommier. Der bekannte französische Kommunist und Philosoph Alain Badiou spricht über seine «kommunistische Hypothese», über Emanzipationspolitik und Internationalismus.

Der emeritierte Professor Alain Badiou entwickelte in seinen erfolgreichen Büchern «Das Sein und das Ereignis» und «Logiken der Welten» ein umfassendes metaphysisches System. Bekannt wurde er auch mit seinen Essays und Pamphleten wie «Wofür steht der Name Sarkozy?». Der Kommunist und maoistische Aktivist der 68er-Bewegung gab seine Überzeugung nie auf. «So blutig und verlustreich die kommunistischen Versuche waren», schrieb er leidenschaftlich in seinem Buch «Die kommunistische Hypothese», «sie können nicht verglichen werden mit den immensen Zerstörungen, den irreversiblen Massakern, den Verzweiflungen und Erniedrigungen, zu denen der Kapitalismus führt – sie dienen nicht einmal einer Idee, sondern nur dazu, die Beute reicher Gangster weiter zu vermehren und die Mechanik einer nutzlosen Kommerz-Ideologie weiter zu verbreiten».

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Für neue bilaterale Verträge

Am 10. und 11. Juni findet in Neuenburg der 23. Parteitag der Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) statt. Wir nutzen diesen wichtigen Parteianlass, um eine alte Tradition des vorwärts wieder aufleben zu lassen: Wir veröffentlichen im Voraus die Texte, die am Kongress zur Debatte stehen. Sinn und Zweck davon ist, dass eine breite Debatte darüber entstehen kann, und zwar über zwei Themen, die zusammenhängen und von wesentlicher politischer Bedeutung sind: Die bilateralen Verträge und die internationale Politik. Es mag in einem ersten Moment seltsam erscheinen, dass sich ein Parteitag mit den bilateralen Verträgen befasst. Es ist aber so, dass diese Verträge ein zentrales Instrument der neoliberalen Umgestaltung der Schweiz sind. Man muss sie kennen, um eine konsequente, linke Politik gegen das imperialistische, neoliberale EU-Konstrukt entwickeln zu können. Die Texte sollen als Beiträge der PdAS an Auseinandersetzungen verstanden werden, die innerhalb der radikalen Linken von Bedeutung sind.

 

Resolution «Für neue Abkommen mit den europäischen Staaten»

Nach dem Nein des Schweizer Volks zum EWR-Beitritt im Jahr 1992 hat der Bundesrat den Weg der bilateralen Abkommen eingeschlagen. Die Regierung versuchte so, die negativen Folgen des Alleingangs zu begrenzen. Heute müssen wir feststellen, dass die Nutzniesser der bilateralen Verträge vor allem die Banken und die Exportindustrie (hauptsächliche die Chemie- und Pharmaindustrie) sind, während die ArbeiterInnen, die BäuerInnen und die kleinen Unternehmen die Leidtragenden der negativen Folgen dieser Abkommen sind. Die Abkommen führen dazu, dass in der Schweiz EU-Recht auf der Grundlage der freien Marktwirtschaft und der uneingeschränkten Konkurrenz angewendet wird.

Die bilateralen Verträge zielen vor allem darauf hin, die Schweiz in den europäischen Markt zu integrieren. Das heisst, dass Konkurrenz geschaffen wird zwischen schweizerischen und europäischen Unternehmen sowie zwischen schweizerischen und europäischen ArbeiterInnen. Unter den verschiedenen bilateralen Abkommen muss nur jenes über die Personenfreizügigkeit zwingend zur Abstimmung vorgelegt werden und zwar dann, wenn es auf ein weiteres Land ausgedehnt wird. Aus diesem Grund konzentriert sich die öffentliche Debatte praktisch nur darauf. Vernachlässigt werden in der öffentlichen Debatte alle anderen Grundsätze des europäischen Marktes: Der freie Verkehr des Kapitals, der Vermögen und der Dienstleistungen.

Das Abkommen über die Personenfreizügigkeit ist durch eine sogenannte «Guillotine-Klausel» mit dem Paket «Bilaterale Abkommen 1» verbunden. Dieses betrifft die Abkommen über die «Technischen Handelshemmnisse», das öffentliche Beschaffungswesen, das Transportwesen (Land und Luft), die Landwirtschaft und die Forschung. Die BefürworterInnen des «bilateralen Wegs» drohen daher konstant damit, dass die Infragestellung der Personenfreizügigkeit die Zerstörung der Schweizer Wirtschaft bedeuten würde, da das gesamte Paket von Abkommen in Frage gestellt würde. Natürlich halten die VerteidigerInnen der bilateralen Verträge nie fest, dass die Inhalte dieser Abkommen grundsätzlich neoliberal sind und daher nicht den Interessen der breiten Bevölkerung (classes populaires) in der Schweiz und in Europa entsprechen.

Technische Handelshemmnisse
Das Abkommen über «Technische Handelshemmnisse» zielt darauf ab, den Zugang der Schweizer KapitalistInnen zum europäischen Markt und jener der europäischen KapitalistInnen zum schweizerischen Markt zu verbessern, indem die technischen Regelungen für 20 Produktionssektoren harmonisiert wurden. Es handelt sich ganz einfach um ein Freihandelsabkommen, von dem jene Schweizer Exportindustrie, die auf dem europäischen Markt bestehen kann (Chemie, Pharma, Elektroindustrie), am meisten profitiert. Das Prinzip dieses Abkommen besteht darin, dass die Qualität der Ware nicht durch das Interesse der Allgemeinheit definiert werden soll, sondern mit den Interessen der PartnerInnen der Schweizer Wirtschaft kompatibel sein muss. Dieselbe Logik findet man auch beim Abkommen über den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, welches die Zollrechte und die nicht tarifäre Handelshemmnisse für eine ganze Reihe landwirtschaftlicher Produkte wie Käse, Obst und Gemüse, Gartenbauerzeugnisse und Fleisch aufgehoben hat. So wurde beispielsweise der Käsemarkt komplett liberalisiert. Für die PdAS muss genau das Gegenteil der Fall sein: Die Standards der Produktion in der Industrie wie auch bei der Landwirtschaft müssen von den Bedürfnissen der ArbeiterInnen, der KonsumentInnen und dem allgemeinen, öffentlichen Interesse (Schutz der Gesundheit für alle, Umwelt, Schweizer Landwirtschaft etc.) abhängen und dürfen daher nicht durch die WirtschaftspartnerInnen bestimmt werden. Die PdAS spricht sich auch gegen das Cassis-de-Dijon-Prinzip aus, welches vom Bundesrat «autonom» von der EU übernommen wurde und sowohl die Standards für die Industrie wie auch für die Landwirtschaft betrifft.

Das Abkommen über bestimmte Aspekte des öffentlichen Beschaffungswesens betrifft die gegenseitige Liberalisierung der jeweiligen öffentlichen Beschaffungswesen. Andere öffentlichen Beschaffungswesen wurden schon zuvor mit einem Abkommen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) abgeschlossen, das von der Schweiz bald ratifiziert werden wird. Die Konkurrenz in diesem Bereich wird sich daher weiter verschärfen. Für die PdAS muss das öffentliche Beschaffungswesen ein Instrument der politischen Ökonomie im Sinne der Bevölkerung und der Umwelt sein. Das öffentliche Beschaffungswesen darf nicht einer Marktlogik unterworfen werden, welche im Interesse von wenigen grossen Unternehmen steht.

Strassen- und Luftverkehr
Die Abkommen über den Strassen- und Schienen- sowie über den Luftverkehr schaffen im schweizerischen und europäischen Transportmarkt gegenseitige Konkurrenz. Eine wesentliche Folge des Abkommens über den Strassenverkehr ist, dass täglich 20 000 Lastwagen (inklusive die 40-Tönner) die Schweizer Grenzen überqueren. Die vertraglichen Regelungen verunmöglichen eine selbstständige, ökologischere Politik der Schweiz. Selbst falls sie es wollte, kann sie keine Grundsatzentscheide fällen, wie zum Beispiel den Schienenverkehr dem Strassenverkehr vorziehen oder strengere Regelungen für Luftverkehrsgesellschaften erlassen. Ein weiterer wichtiger Punkt, welchen keines der beiden Abkommen berücksichtigt, ist, dass die Lastwagen, Züge und Flugzeuge nicht von alleine funktionieren; es wird keine einzige Regelung zum Schutz der Arbeitsbedingungen festgehalten, obwohl die Liberalisierung in diesen Sektoren dazu führt, dass der Druck auf die Löhne steigt, um konkurrenzfähiger zu sein.

Das Abkommen über die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der EU erlaubt Schweizer Forschenden – Universitäten, Forschungsanstalten, Unternehmen, Einzelpersonen – im Rahmen von Forschungsprojekten- und Programmen der EU mitzuwirken. Als Gegenleistung können Forschende aus der EU an Projekten und Programmen der Schweiz teilnehmen. Das Abkommen regelt unter anderem die Rechte und Pflichten bezüglich des intellektuellen Eigentums sowie die Finanzierung der Zusammenarbeit zwischen den schweizerischen und europäischen Forschenden. Von daher hat das Abkommen klar definierte Ziele und scheint unproblematisch, eher positiv, wenn nicht gar unerlässlich, da die internationale Zusammenarbeit in der universitären Forschung eine meist unausweichliche Notwendigkeit ist. Doch man darf Folgendes nicht vergessen: Es handelt sich hier nur um die sichtbare Spitze des Eisbergs des neoliberalen Abgleitens der höheren Bildung und Forschung. Und dies im Kontext einer Logik, welche auf vielen Ebenen der bilateralen Abkommen erkennbar und alles andere als positiv ist. Das einzige Interesse dieser Logik besteht darin, akademische Institutionen in Konkurrenz gegeneinander zu setzen und die Schweiz dabei zu integrieren. Dies geschieht mit desaströsen Konsequenzen für die Studierenden und die Forschung selber: das kontinuierliche Fallenlassen der «nicht rentablen» Bildungszweige, die Stärkung von «Kompetenzzentren» sowie die Jagd auf neue Patente anstelle von Grundlagenforschung. Dies führt zu einer Verarmung der Bildungs- und Forschungsvielfalt. Die PdAS stellt sich bewusst gegen eine solche neoliberale Logik. Wir verteidigen von den Primarschulstufen bis hin zu den Hochschulen eine qualitativ hochstehende, öffentliche, demokratische und kostenlose Bildung, welche auf das Wissen, die Kultur und das Wohlergehen der Gesellschaft ausgerichtet ist. Diese Art von Bildung muss von jeglicher Profit- oder Marktlogik befreit werden. Die Forschung muss im Dienste der Gesellschaft stehen und nicht den Profitforderungen der Monopole dienen.

Restriktive Migrationspolitik

Das Abkommen über die Personenfreizügigkeit führte zu einer restriktiven Migrationspolitik basierend auf Kontingenten und einer Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Die Missstände bei den Aufenthaltsbewilligungen bestehen nach wie vor und die Arbeitsbedingungen wurden nicht verbessert, sondern verschlechtert. Die verbreitete Konkurrenz zwischen den europäischen ArbeiterInnen hat zu einem starken Druck auf die Löhne geführt. So hat die Schweizer Bourgeoisie dank dem Abkommen die Lohnkosten reduzieren können, um im Streben nach dem höchstmöglichen Profit konkurrenzfähig zu bleiben.

Einige multinationale Betriebe, so zum Beispiel das weltweite Verteilzentrum von Gucci im Tessin, zahlen ihren ArbeiterInnen Löhne von 1760 Franken im Monat. Die regierende Schweizer Bourgeoisie ist immer bereit, die GrenzgängerInnen und Ausländer-Innen schlecht zu reden, um Konflikte unter den Armen zu schüren, profitiert aber von der Liberalisierung der Aufenthaltsbewilligungen in hohem Masse. Diese Liberalisierung hat neben dem Lohndumping auch die Wirkung, dass der Staat seine Kosten im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich reduzieren kann. Dies weil den GrenzgängerInnen keine Leistungen zustehen, obwohl sie ihre Steuern hier bezahlen. Aus diesen Gründen sind die Mitte-Rechts-Parteien und Economiesuisse (Dachverband der Schweizer Wirtschaft) so vehemente Verfechter der Personenfreizügigkeit. Die PdAS hingegen schlägt vor: 1.) Die Vollbeschäftigung zu garantieren durch eine Umverteilung (Neuregelung) der Arbeitszeit; 2.) Die Lebenskosten zu reduzieren, damit die ArbeiterInnen, die in der Schweiz leben, gegenüber den ArbeiterInnen im Ausland nicht benachteiligt sind; 3.) Die Aufhebung der prekären Arbeit durch ein Vertragsmodell, welches die Arbeitsgarantie für die Beschäftigten festlegt; 4.) Die Einführung eines Mindestlohns für alle; 5.) Die Abschaffung unterschiedlicher Aufenthaltsbewilligungen zugunsten einer C-Bewilligung für alle Personen, die eine Arbeit in der Schweiz haben.

Kein Spielraum

Das ganze EU-Gebilde, in das die Schweiz durch die bilateralen Verträge eingebunden ist, basiert auf freier Konkurrenz und Freihandel. Es lässt keine Hoffnung auf eine Entwicklung hin zu einem «sozialen Europa» zu. In diesen Zeiten der Deregulierung und der Allmacht der Märkte, will die PdAS Trägerin eines klar anderen Programms sein. Eines Programms, das Regelungen für die Produktion und den Handel festhält, um ArbeiterInnen und Umwelt zu schützen. Die Schlüsselsektoren der Wirtschaft (Banken, Transportwesen, Energie, öffentlicher Verkehr, Grundbesitz) sind zu vergesellschaften. Sie sollen im Interesse aller verwaltet werden und nicht im Interesse einer Minderheit von AktionärInnen, so wie es heute der Fall ist. (Ob diese aus der Schweiz oder aus Europa sind, spielt keine wesentliche Rolle.)

Die Schweiz befindet sich nicht ausserhalb der Welt. Abkommen mit unseren Nachbarn sind notwendig. Aber solange Freihandelsabkommen uns an die EU binden und die Volkswirtschaften in Konkurrenz setzen, sind alle progressiven Programme, so wie jenes der PdAS, aussichtslos: Die bilateralen Abkommen in ihrer heutigen Form, lassen einem Parlament keinen Spielraum, das mit dem Neoliberalismus brechen und andere soziale und ökonomische Regeln beschliessen will. Heute anerkennen die SozialdemokratInnen und der Schweizerische Gewerkschaftsbund, dass die bilateralen Abkommen teilweise problematisch sind. Aber sie beschränken sich darauf, eine Stärkung der flankierenden Massnahmen zu fordern, obschon diese bereits ihre Ineffizienz bewiesen haben. Diese Unfähigkeit zuzugeben, dass die bilateralen Verträge komplett überarbeitet werden müssen, hat viele ArbeiterInnen enttäuscht und zur extremen Rechten getrieben.

Mit Blick auf zehn Jahre des Versagens, muss die Linke, muss die ArbeiterInnenbewegung Bilanz ziehen und klar festhalten, dass die Gesamtheit der bilateralen Verträge, einschliesslich der Personenfreizügigkeit, nur den ArbeitgeberInnen genutzt hat, während die ArbeiterInnen in der Schweiz und in der EU harte Angriffe hinnehmen mussten. Die Ablehnung des Abkommens über die Personenfreizügigkeit bedeutet nicht, sich der SVP anzuschliessen. Viel mehr heisst es, sich von der Politik der europäischen Rechten zu distanzieren und jene Klassenpolitik zu beenden, die von den ArbeitgeberInnen geführt wird, um ihre Profite zu erhöhen.

Partei der Arbeit der Schweiz

Resolution zur internationalen Lage

Am 10. und 11. Juni findet in Neuenburg der 23. Parteitag der Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) statt. Wir nutzen diesen wichtigen Parteianlass, um eine alte Tradition des vorwärts wieder aufleben zu lassen: Wir veröffentlichen im Voraus die Texte, die am Kongress zur Debatte stehen. Sinn und Zweck davon ist, dass eine breite Debatte darüber entstehen kann, und zwar über zwei Themen, die zusammenhängen und von wesentlicher politischer Bedeutung sind: Die bilateralen Verträge und die internationale Politik. Es mag in einem ersten Moment seltsam erscheinen, dass sich ein Parteitag mit den bilateralen Verträgen befasst. Es ist aber so, dass diese Verträge ein zentrales Instrument der neoliberalen Umgestaltung der Schweiz sind. Man muss sie kennen, um eine konsequente, linke Politik gegen das imperialistische, neoliberale EU-Konstrukt entwickeln zu können. Die Texte sollen als Beiträge der PdAS an Auseinandersetzungen verstanden werden, die innerhalb der radikalen Linken von Bedeutung sind.

Resolution zur internationalen Lage

Der Imperialismus, der Kapitalismus der Monopole, hatte nie Hemmungen, seine Interessen mit Krieg und Gewalt durchzusetzen. In den letzten Jahren lässt sich aber eine neue Entwicklung beobachten, die darin besteht, dass der Imperialismus die Maske der humanitären Interventionen und Kriege, als äusserstes Mittel, nicht mehr zu brauchen scheint. Krieg ist zum Normalzustand der Welt geworden und ist ein probates Mittel der imperialistischen Mächte, ihren Willen durchzusetzen, besonders im und gegen den globalen Süden. «Failed States» wie Libyen oder Somalia und «Flüchtlingskrisen» sind die Folge. Je länger, desto weniger scheint der Westen auch eine zwischenimperialistische Auseinandersetzung – mit Russland oder China – zu fürchten. Das imperialistische Wettrüsten, an dem sich die Schweizer Bourgeoisie mit ihren Waffenexporten schamlos bereichert, wird sich wohl bis zum nächsten kriegerischen Aufeinandertreffen weiter fortsetzen. Der internationale Waffenhandel hat in den letzten vier Jahren das höchste Niveau seit dem Ende des Kalten Krieges erreicht.

Die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) setzt sich für Frieden und Sozialismus ein. Nur der Sozialismus kann der Menschheit endgültig Frieden bringen. Die PdAS verteidigt das Völkerrecht als internationalen Fortschritt. Wir lehnen entsprechend alle Militärinterventionen der imperialistischen Mächte ab und unterstützen friedliche, diplomatische Lösungen von militärischen Konflikten. Wir stehen hinter dem Selbstbestimmungsrecht aller Völker.

Die Schweiz muss für eine friedensfördernde Neutralität einstehen und darf nicht Mithelferin von Kriegen sein. Kriegsmaterialexporte müssen verboten werden. Die Schweiz muss alle Beziehungen zum Militärbündnis Nato einstellen, die Partnership for Peace sofort aufkündigen und ihre SoldatInnen aus dem Kosovo und aus Korea abziehen. Keinerlei militärische Auslandseinsätze in welcher Form auch immer! Stattdessen zivil den Frieden fördern!

Im Folgenden einige aktuelle Brennpunkte, die genannt werden müssen:

Syrien und Rojava
Der syrische Bürgerkrieg hat sich ganz eindeutig zu einem imperialistischen Stellvertreterkrieg entwickelt. Die Nato-Länder und die Golfstaaten kämpfen auf der Seite von sogenannten moderaten RebellInnen gegen die Terrororganisation Daesh bzw. IS und vor allem gegen die syrische Regierung, die sie stürzen wollen. Die USA und die Türkei intervenieren dabei auch mit Bodentruppen im Land.
Auf der anderen Seite des Konflikts steht die syrische Regierung unter Assad, die von Russland und vom Iran sowie von der libanesischen Hisbollah unterstützt wird. Durch die Intervention Russlands konnte die syrische Regierung Boden gutmachen und wichtige militärische Erfolge erzielen. Russland scheint sich auch für eine diplomatische Lösung des Konflikts anzustrengen. Unter seiner Leitung wurden im kasachischen Astana Friedensverhandlungen zwischen den Konfliktparteien durchgeführt.
Im Norden Syriens, in Rojava, haben die Kurd-Innen den syrischen Bürgerkrieg ausgenutzt und sich in ihren Gebieten Selbstbestimmung und Autonomie erkämpft. Das progressive Projekt steht allerdings in Gefahr, vom Imperialismus kompromittiert zu werden. Die USA liefern den kurdischen Kräften Waffen und versuchen, sie für ihre Zwecke zu in-strumentalisieren.
Die PdAS drückt ihre volle Solidarität mit dem syrischen Volk und den Völkern und Minderheiten der Region aus und stellt sich hinter ihr Recht auf Selbstbestimmung ohne äussere Einmischung. Die Sanktionen gegenüber Syrien, die vor allem die Zivilbevölkerung treffen, müssen sofort aufgehoben werden. Die Schweizer Regierung ist ferner aufgefordert, sich stärker für eine friedliche Vermittlung zwischen allen Bürgerkriegsseiten einzusetzen.

Türkei
Nach dem gescheiterten Putsch von 2016 hat die Regierung unter Erdogan die Repression stark ausgedehnt. Im Zusammenhang mit der betrügerisch gewonnen Abstimmung über die Einführung einer Präsidialdiktatur, wurde diese weiter verschärft, sind reihenweise RegierungskritikerInnen und oppositionelle PolitikerInnen verhaftet, unter anderem die Vorsitzenden der Oppositionspartei HDP, und teilweise ermordet worden. Die Türkei hat damit jeden Rest vom Schein eines Rechtsstaats abgeworfen, es herrscht nun ohne jeden Zweifel eine brutale Diktatur, die Krieg führt, insbesondere gegen das kurdische Volk. Die Schweiz darf keinesfalls die Augen davor verschliessen, dass in der Türkei die freie Ausübung der politischen Rechte massgeblich eingeschränkt und die HDP sowie andere linke und kurdische Parteien unter fadenscheinigen Vorwürfen aufgerieben werden. Die PdAS fordert die umgehende Freilassung aller politischen Gefangenen und das Ende des Krieges gegen die KurdInnen und die fortschrittlichen Menschen in der Türkei. Die PdAS sichert den von der Regierung verfolgten Organisationen und Minderheiten ihre volle Solidarität zu. Die Schweiz ist aufgefordert, sofort jede politische und ökonomische Unterstützung des Regimes abzubrechen und jede ihr verfügbaren diplomatischen und politischen Mittel anzuwenden, um die Freilassung der politischen Gefangenen voranzutreiben. AKP-nahe und türkisch-faschistische Gruppen in der Schweiz müssen verboten werden, damit die Sicherheit der KurdInnen und fortschrittlichen TürkInnen in der Schweiz gewährleistet werden kann.

Jemen
Saudi-Arabien führt gegenwärtig einen gnadenlosen Krieg im Jemen. Nachdem der von den USA und den Saudis installierte jemenitische Präsident Hadi von der Huthi-Bewegung gestürzt wurde, befindet sich das Land im Chaos. Es folgte ein Angriffskrieg Saudi-Arabiens mit dem Zweck die strategische Meeresstrasse Bab al-Mandab im Roten Meer, die essenziell ist für den Erdölhandel in der Region, unter Kontrolle zu halten. Mehr als 10 000 Menschen, mehrheitlich ZivilistInnen, wurden bisher getötet. Durch die saudische Blockade der Häfen Jemens hat sich eine Hungerkrise entwickelt, die Millionen Menschen mit dem Tod bedroht.
Die saudische Seeblockade muss umgehend beendet werden. Die PdAS fordert die Schweiz auf, sich für Frieden im Jemen einzusetzen und der jemenitischen Bevölkerung bedingungslos Hilfsgüter zu liefern. Die noch immer laufenden Waffenexporte nach Saudi-Arabien sind ein Skandal und müssen gestoppt werden.

Westsahara
Die Demokratische Arabische Republik Sahara oder Westsahara wird seit ihrer Gründung und seit dem Abzug der Kolonialmacht Spanien vom nördlichen Nachbarland Marokko besetzt und ausgebeutet. Marokko wurde Anfang Jahr wieder in die Afrikanische Union aufgenommen, obwohl das Land «Teile des Gebiets eines Mitgliedsstaats besetzt» hält. Damit wird versucht, die Besetzung in der Westsahara zu normalisieren und in Stein zu meisseln. Die PdAS fordert das Ende der Besatzung und das Recht auf Selbstbestimmung für die Saharauis.

Palästina/Israel
Die rechtsextreme Regierung Israels treibt die Annexion der besetzten PalästinenserInnengebiete weiter voran. Sie hat im Februar ein Gesetz verabschiedet, mit dem illegale Siedlungen auf palästinensischem Land nachträglich für rechtmässig erklärt werden können. In den Gefängnissen Israels befanden sich über 1500 gefangene PalästinenserInnen im Hungerstreik, um für bessere Haftbedingungen zu kämpfen. Die PdAS spricht dem palästinensischen Volk ihre Solidarität aus und verlangt die Freilassung aller politischen Gefangenen. Die Besetzung des palästinensischen Landes und das israelische Apartheidsregime müssen ein Ende haben. Die Schweiz hat ihre Unterstützung für das israelische Regime einzustellen und muss sich der internationalen Boykott-Kampagne anschliessen.

Brasilien
In Brasilien konnten sich die Rechten durch einen institutionellen Putsch an die Macht bringen. Die demokratisch gewählte Präsidentin Dilma Rousseff von der linken Arbeiterpartei PT wurde unter fadenscheinigen Korruptionsvorwürfen abgesetzt. Nun versucht das Putschregime, alle sozialen Errungenschaften ihrer VorgängerInnen zunichte zu machen. 40 Millionen BrasilianerInnen haben unter anderem deswegen gestreikt. Die Demokratie in Brasilien muss wiederhergestellt werden! Die Schweiz darf die Putschregierung unter Temer nicht anerkennen und muss ihre ökonomischen und diplomatischen Unterstützung beenden, bis eine demokratische Regierung gewählt ist.

Venezuela
Rechte und faschistische Parteien sowie die Oberklasse Venezuelas protestieren seit einigen Wochen gewaltsam gegen die sozialistische Regierung. Auch von aussen nehmen die imperialistischen Einmischungsversuche zu. Seit dem revolutionären, demokratischen Sieg durch Hugo Chávez und seit dem Beginn der Bolivarischen Revolution fanden konstant Angriffe und Aggressionen des Imperialismus gegen die Souveränität und Selbstbestimmung des venezolanischen Volkes statt. Die PdAS verurteilt die Gewalt der rechtsextremen Opposition und alle Einmischungsversuche, die sich gegen die Unabhängigkeit und Souveränität Venezuelas richten. Wir drücken unsere Unterstützung mit dem venezolanischen Volk und ihrer ArbeiterInnenbewegung aus, die gegen den Imperialismus kämpfen.

Russland und Osteuropa
Die USA rüsten an der Grenze zu Russland weiter auf. Tonnenweise Kriegsmaterial hat die US-Armee in den Osten transportiert. Zeitgleich wurden 4000 US-SoldatInnen in Osteuropa stationiert. Es handelte sich um die grösste Truppenverlegung seit dem Ende des Kalten Krieges, ein Zeichen der steigenden Spannungen mit Russland. In der Ukraine dauert der Krieg zwischen den Truppen der rechtsextremen Kiewer Regierung, die vom Westen Unterstützung erhält, und den Volksrepubliken Donezk und Lugansk noch immer an. Die Schweiz hat in Verletzung der Neutralität der ukrainischen Regierung einen Kredit von 200 Millionen Franken im Zusammenhang eines Hilfsfinanzpakets des IWF gewährt.
Die PdAS protestiert gegen die weitere Ausdehnung der Nato auf die osteuropäischen Länder und gegen die Aufrüstung in der Region. Dies kann nicht anders als ein Zeichen der Aggression gegenüber Russland gedeutet werden und erhöht die Kriegsgefahr. Die PdAS unterstützt alle Bemühungen für eine friedliche Lösung des Konflikts in der Ukraine und fordert die Schweiz auf, die einseitige Unterstützung der rechtsextremen Regierung der Ukraine einzustellen.

Es lebe die internationale Solidarität!
Für Frieden und Sozialismus!

Partei der Arbeit der Schweiz

Rede Raúl Castros bei der ausserordentlichen Parlamentsdebatte in Havanna

Am 1. Juni hat die zweite ausserordenliche Sitzung der Nationalversammlung der Volksmacht in ihrer VIII. Legislaturperiode begonnen.

 

Liebe Compañeras und Compañeros,

da dies eine ausserordentliche vom Staatsrat einberufene Versammlung ist, um die umfassenden und komplexen Dokumente zu analysieren, die, wie wir in unserem zentralen Bericht an den 7. Parteitag dargelegt haben, die Richtung des revolutionären kubanischen Prozesses, der Partei und der Gesellschaft für den Aufbau unseres Sozialismus in der Zukunft angeben, möchte ich hier nur einige Worte sagen.

Wir beziehen uns an erster Stelle auf die Konzeptualisierung des wirtschaftlichen und sozialen kubanischen Modells der sozialistischen Entwicklung.

Auch dieses Mal unterstützte die Nationalversammlung der Volksmacht genau wie im Juli vergangenen Jahres in Geist und Buchstaben die Aktualisierung der vom 7. Parteitag der PCC verabschiedeten politischen und sozialen Leitlinien der Partei und der Revolution für den Zeitraum 2016 –2021, die bereits die nach diesem Datum geäusserten Anmerkungen enthält. » Weiterlesen

Koch-Areal erhalten!

Die Stadt Zürich hat gerade bekannt gemacht, dass die «Bauträgerausschreibung für die Wohn- und Gewerbenutzung» des Koch-Areals gestartet hat. Das Koch-Areal ist eine der letzten grossen Besetzungen der Stadt. Seit Beginn im Jahr 2013 ist das Koch-Areal ein selbstverwaltetes kulturelles und politisches Zentrum; es fanden und finden dort alternative Kongresse, Festivals, Partys und vieles mehr statt. Es ist ein wirklicher Freiraum. Die Stadt hat das Areal von der UBS abgekauft und plant dort, «gemeinnützige» Wohnungen, Gewerberäume und einen «Quartierpark» hinzupflanzen – unter dem höhnischen Motto «Wohnen, Gewerbe, Freiraum». Nein, liebe Stadt, ein von oben verordneter Park ist noch lange kein Freiraum, besonders wenn gleichzeitig viel echter Freiraum weggenommen wird! Die Partei der Arbeit Zürich fordert den Stopp des Projekts. Das Koch-Areal muss als autonomes Zentrum erhalten werden. Die Stadt Zürich muss den NutzerInnen zusichern, dass sie es weiterhin als Freiraum selbst verwalten können. Alles andere ist ein weiterer Schlag der Bonzenstadt gegen alternative Lebensformen und Kultur. Es wäre ein Schlag gegen die Menschen in der Stadt, für die es sonst kaum Freiräume gibt und Orte, um selber Events zu veranstalten.

 

Partei der Arbeit Zürich

Nein zum Luxus-Kongresszentrum!

Auf dem Carparkplatz am Sihlquai soll ein Luxus-Kongresszentrum gebaut werden.

Die GentrifiziererInnen in Zürich haben ein neues Projekt: Ein neues Kongresszentrum soll her. Zürich soll zur «Kongress-Stadt» werden. An bester Lage, auf dem bisherigen Carparkplatz hinter dem Hauptbahnhof am Sihlquai, soll das «städtebauliche Highlight» hochgezogen werden. Der Hotelier-Bonze Martin von Moos bedauert, dass in Zürich kaum Grossanlässe möglich sind: «Mit Städten wie Paris und London können wir nicht mithalten.» Geändert werden soll das mit spektakulären Gebäuden, schmucken Glasfassaden und einem luxuriösen Vorplatz mit Springbrunnen. 3000 Leute sollen im Kongresszentrum Platz haben. Daneben ist ein 4-Stern-Kongresshotel mit mindestens 250 Zimmern und ein 2-Stern-Designhotel mit rund 300 Zimmern vorgesehen. Kosten: (mindestens) 250 Millionen Franken. » Weiterlesen

Abbaustopp jetzt!

David Roth. Wenig mag Stadt und Land so verbinden wie die Empörung über die Pläne der Post, das Poststellennetz zu zerschlagen. Die Szenen in Zürich Aussersihl und im urnerischen Wassen gleichen sich. PöstlerInnen, BewohnerInnen und Gewerbetreibende aller politischer Couleur protestieren gemeinsam gegen die Schliessung. Der Kampf geht weiter!

Im vergangenen Oktober holte die Postführung zum grossen Schlag aus. Von den verbleibenden 1400 Poststellen sollen weitere 500 bis 600 geschlossen werden. Noch vor 15 Jahren waren es 3400 Poststellen. Die Gewerkschaft Syndicom hat daraufhin die Belegschaft, die Bevölkerung und die Politik mit einer Gefährdungskarte wachgerüttelt. In dieser wurde erstmals offensichtlich, was ein derartiger Kahlschlag bedeuten würde.
Die Karte stiess auf ein enormes Echo. Die Belegschaft wehrt sich immer vehementer, in dutzenden lokalen Petitionen wurden über 50 000 Unterschriften gesammelt, in fast allen Kantons-parlamenten wurden Vorstösse gegen den Kahlschlag überwiesen und auch in Bundesbern hagelt es derzeit Vorstösse. Die Post und der Bundesrat zeigen sich aber bislang relativ unberührt. Ob sich dies ändern wird, hängt davon ab, ob es gelingt, die Proteste weiter zu intensivieren, und vom weiteren Verlauf der politischen Bemühungen im nationalen Parlament. » Weiterlesen

Hinter der Fassade

Martin Hesse. In Mexiko zerstören Windparks die Umwelt und ruinieren BäuerInnen. Jugendliche suchen Arbeit und geraten in die Fänge von MenschenhändlerInnen. Eine Reportage aus dem Südosten Mexikos gibt Einblick in die Realität eines «besetzten Landes».

Da war ich also gelandet in Cancún, dem TouristInnen-Epizentrum in der mexikanischen Karibik. Im Bus vom Flughafen in die Stadt komme ich mit einem jungen Mann ins Gespräch. Er meint, er wolle jetzt mal Mexiko kennenlernen und schauen, ob es wirklich so gefährlich sei. In Bahrain sei er auch schon gewesen und da sei es nicht so schlimm, wie alle sagen. Bis jetzt sehe es ja gar nicht mal so übel aus, sagt er, während wir an endlosen Reihen Werbetafeln für die TouristInnenmassen vorbei in die Stadt fahren. Vielleicht wundert er sich, dass es in der ersten Stunde noch zu keiner Schiesserei kam oder er nicht ausgeraubt wurde. Die fetten Schlagzeilen, die uns auf der anderen Seite des Atlantiks erreichen, könnten so etwas vielleicht möglich erscheinen lassen. An seine Aussage würde ich in den nächsten Monaten jedenfalls noch einige Male denken, wann immer die Fassaden des schönen «Urlaubmexikos» aufbrechen … » Weiterlesen

Queer mit politischem Anspruch

tai. Vom 2. bis 10. Juni findet in Zürich ein queeres Festival statt, das sich explizit als Alternative zur kommerziellen, entpolitisierten Pride versteht. Ein Gespräch mit Mika und Andrew, die das Festival mitorganisieren.

Vom 2. bis 10. Juni findet das Festival «The Queer Thing» in Zürich statt. Worum geht es dabei?

Andrew: Das Festival verstehen wir als eine Art Reclaim. Wir wollen besonders den 10. Juni von den kommerziellen,  polizeifreundlichen und homonormativen Pride-Veranstaltungen wieder zurückerobern. Auch fühlen sich viele nicht repräsentiert von solch einer «Pride». Wir möchten mit diesem Festival «back to the roots», wir wollen die Geschichte des Christopher Street Day (CSD) wieder ins Bewusstsein rufen, woher dieser Tag kommt, was für Personen den CSD mitinitiiert haben: Dort haben schwarze und «People of Color»-Transmenschen revoltiert, das war wirklich ein Aufstand gegen die Polizei und den Staat, gegen die Schwulen-, Lesben- und Transverfolgung.

Mika: Gleichzeitig ist es sicher auch eine Gelegenheit, um wachzurütteln: Heute läuft die Polizei genauso im offiziellen Umzug mit wie Parteien, religiöse Gruppen und Grosskonzerne. Grosskonzerne und Firmen sind mit Werbeflächen, Ständen und eigenen Umzugswagen prominent am Pride Festival vertreten. Kapitalistische Unternehmen können sich so als tolerant und fortschrittlich inszenieren. Die LGBT+-Community, allen voran gut verdienende, schwule, weisse Cis-Männer, sind kaufkräftige potenzielle KundInnen und attraktives Humankapital. Die politische Ermächtigung von LGBT+-Menschen gehört nur soweit zur Agenda kapitalistisch funktionierender Unternehmen, wie sie den Kapitalinteressen dienlich sind. Oberstes Gebot bleibt stets der Profit. Die Präsenz von Kommerz und Business steht in direkter Konkurrenz zu politischen Inhalten und hat eine Disziplinierungsfunktion. So muss stets auf die Interessen dieser SponsorInnen Rücksicht genommen werden – zur Erinnerung: 2017 sind das UBS und CS. » Weiterlesen

Leben, um zu arbeiten?

sit. Der Ständerat wird über zwei parlamentarische Initiativen befinden, die eine weitere Lockerung der Arbeitszeitregelung vorsehen. Das Ziel der ArbeitgeberInnenseite ist die komplette Liberalisierung der Arbeitszeiten. Dies liegt in der Natur der kapitalistischen Sache. Es müssen Grundsatzfragen, wie die Frage des Klassenkampfs, gestellt werden.

«Was die parlamentarischen Initiativen Graver und Keller-Suter vom März 2016 beabsichtigen, ist nichts weniger als ein Grossangriff auf das bewährte Arbeitsgesetz, wie ihn die Schweiz bis heute nicht gesehen hat», erklärt der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) Paul Rechsteiner an der Medienkonferenz vom 2. Mai. Teilgenommen haben neben Rechsteiner auch Adrian Wüthrich, Präsident Travail.Suisse; Brigitta Danuser, Delegierte Schweizerische Gesellschaft für Arbeitsmedizin; Vania Alleva, Präsidentin Gewerkschaft Unia; Arno Kerst, Präsident Gewerkschaft Syna; und Luca Cirigliano, Zentralsekretär SGB. Diese prominente Besetzung zeigt, dass die Gewerkschaften den Ernst der Lage früh erkannt haben, und sie künden in der gemeinsamen Medienmitteilung den Widerstand an: «Der Schweizerische Gewerkschaftsbund und Travail.Suisse sowie die ihnen angeschlossenen Gewerkschaften, insbesondere Unia und Syna, werden eine solch radikale und einseitige Flexibilisierung der Arbeitszeit in einem breiten Bündnis vehement bekämpfen.»

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Antiziganismus bekämpfen!

tai. Die nationalen Minderheiten der Jenischen, Sinti und Roma sind in der Schweiz noch immer struktureller Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt sind. Die Schweiz ist zum Handeln aufgefordert.

Im Jahr 1998 hat die Schweiz das Übereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten ratifiziert. Die unterzeichnenden Staaten verpflichteten sich damit, jede Diskriminierung aus Gründen der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit zu verhindern und die Gleichheit zwischen den Angehörigen einer Minderheit und den Angehörigen der Mehrheit zu fördern. In der Schweiz sind die sprachlichen Minderheiten, Jenische, Sinti und sowie Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft als nationale Minderheiten anerkannt.

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Entlassungen in Mode

tai. Reihenweise schliessen Modeunternehmen Filialen in der Schweiz und setzen die Beschäftigten vor die Türe. Kürzlich hat die Modekette Yendi 500 Arbeitende entlassen. Im Gegensatz dazu blüht der Online-Handel mit dem deutschen Konzern Zalando an der Spitze.

Die Modebranche in der Schweiz kriselt. Der Grosskonzern Migros «reorganisiert» seine Modeketten und baut 80 Stellen in der Globus-Zentrale in Spreitenbach (AG) ab; das Label Schild verschwindet. Laut Globus-Chef Thomas Herbert ist das grösste Problem die internationalen AnbieterInnen. Modeketten wie Zara, H&M und Mango kaufen dank grösserer Mengen ihre Waren günstiger ein und unterbieten damit die Schweizer Geschäfte, die daran zugrunde gehen.

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«Sie sind selber LobbyistInnen»

Juerg Stahl, rechts, Nationalratspraesident, SVP-ZH, und Ivo Bischofberger, Staenderatspraesident, CVP-AI, sind eng mit Groupe Mutuel verbandelt.

Juliette Müller. Die Zahl der Interessenverbindungen der eidgenössischen RätInnen hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Die ParlamentarierInnen werden systematisch von Interessengruppen rekrutiert. Die meisten Verbindungen ins Parlament haben Wirtschaftsgruppen.

«Die durchschnittliche Zahl der Interessenverbindungen der Mitglieder des Nationalrats haben sich verdoppelt: von 3,5 im Jahr 2000 auf 7,6 im Jahr 2011», berichtet die Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche». Die Zahlen stammen aus einer neuen Studie der Universitäten von Lausanne und Genf. Die Forscher-Innen glauben, dass der Grund für die Entwicklung die wachsende Bedeutung der parlamentarischen Phase gegenüber der vorparlamentarischen ist.

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Politfrühling in Biel

dab. Das Postulat «Zufluchtsstadt Biel» der PdA-Stadträtin Judith Schmid wurde letzte Woche fast vollständig überwiesen. Die Ratsrechte und der in der Mehrheit rot-grüne, bürgerlich politisierende Gemeinderat sperren sich heftig gegen die Umsetzung.

Weit über zwanzig UnterstützerInnen aus «Stand up for Refugees», PdA, Juso und anderen Parteien empfingen die StadträtInnen mit Flugblättern und Spruchtafeln: «Zufluchtsstadt Biel: Setzen wir heute ein Zeichen». Ein Häuflein Krawattierte von der Fraktion SVP/Die Eidgenossen hielt mit einer kleinen Manifestation dagegen und argumentierte, Biel könne nichts tun, Flüchtlingspolitik sei Sache des Bundes. Ehrlich wäre gewesen: «Flüchtlinge raus!»

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Mit Plan gegen den Klimawandel

Leticia Martínez/Yaima Puig Meneses. Der Ministerrat, das höchste administrative Organ Kubas, hat einen Plan zum Klimawandel verabschiedet. Man hat ausgewertet, welche Regionen Kubas besonders vom Klimawandel betroffen sein werden und wie gegen die Folgen angekämpft werden kann.

Um den Schäden, die aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren in Kuba entstehen können, entgegenzuwirken, verabschiedete der kubanische Ministerrat bei seinem jüngsten Treffen einen Plan zum Umgang mit diesem Phänomen. Die Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Umwelt Elba Rosa Pérez Montoya machte deutlich, dass «die Umweltprobleme anwachsen und sich zu einem entscheidenden Faktor bei der nachhaltigen Entwicklung verwandeln». Der Plan beruht auf Untersuchungen zum Klimawandel, die ab November 2004, ausgehend von einer umfassenden Analyse und Debatte über die negativen Folgen der Hurrikane Charley und Iwan im Westen des Landes intensiviert wurden. Seitdem wurde mit Studien über Gefährdung, Verletzlichkeit und territoriale Risiken begonnen, um die Auswirkungen der Katastrophen einzuschätzen.

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Aufstand in Aden

Knut Mellenthin. Eine SeparatistInnenbewegung hat im Südjemen die Macht übernommen. Bislang strebt sie aber keine Abspaltung, sondern nur Verhandlungen an, um den Süden zu verwalten und innen- und aussenpolitisch zu vertreten. Saudi-Arabien, das im Jemen militärisch interveniert, ignoriert bislang die neue Bewegung.

Seit 2014 hat Jemen zwei konkurrierende Regierungen, die Krieg gegeneinander führen. Seit einigen Wochen wird vom Entstehen einer «dritten Regierung» gesprochen – in der Hafenmetropole Aden, der zweitgrössten Stadt des Landes, die an dem nach ihr benannten Golf liegt. Für die zwar international anerkannte, aber nicht demokratisch legitimierte Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, die dort ihren offiziellen Sitz hat, könnte das bedeuten, dass sie sich eine neue Hauptstadt suchen muss. Umzugswagen werden aber kaum nötig sein: Aus Sicherheitsgründen und vielleicht auch wegen der Annehmlichkeiten erstklassiger Luxushotels residieren Hadi und seine Minister ohnehin schon im saudi-arabischen Riad. » Weiterlesen

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