Im plombierten Wagen durch Deutschland
Karl Radek. Die russischen EmigrantInnen in der Schweiz mussten bei Ausbruch der Revolution schnellstens zurück. Der österreichische Revolutionär Karl Radek erzählt 1924, wie die Reise Lenins und der Bolschewiki durch Deutschland gelungen ist und was sie dabei erlebt haben.
Als Wladimir Illjitsch Lenin nach der Februarrevolution 1917 in der Schweiz zu der Überzeugung kam, die Ententemächte würden ihm und seinen Genossen niemals die Durchreise nach Russland gestatten, standen noch zwei Wege offen: Entweder versuchte man illegal durch Deutschland zu fahren oder aber man reiste mit Wissen der Behörden.
Die illegale Durchreise war mit dem grössten Risiko verbunden, da man erstens sehr leicht lange Zeit aufgehalten werden konnte, dann aber wusste man auch nicht, wo die Schmuggler, deren Dienste man benutzen musste, aufhörten, und wo die Spione der deutschen Regierung anfingen. Wenn sich die Bolschewiki zu einem Abkommen mit der deutschen Regierung hinsichtlich ihrer Durchreise verstanden, musste es in aller Öffentlichkeit geschehen, um die Gefahr zu vermindern, welche diese ganze Affäre gegen Lenin als den Führer der proletarischen Revolution heraufbeschwören konnte.