Rote Kulturtage in Zürich
Redaktion. Aus der Klasse für die Klasse: elf Tage, vom 30. Oktober bis 9. November, voller Film, Performance, Theater, Musik, Literatur, Theorie, Sport und geselligem Beisammensein. Alle Veranstaltungen sind frei zugänglich. Wir veröffentlichen den Aufruf der Organisator:innen.
«Die Kunst verlässt die Paläste und lässt ihr Wesen als Kulturgut für einige Auserwählte zurück, um sich in die gewöhnlichen Quartiere zu stürzen und für alle da zu sein. Meine Zeichnungen sind aus dieser Perspektive und aus dieser Verpflichtung heraus gemacht. Der Verpflichtung gegenüber meiner Klasse und meiner Mitmenschen. Das sind die einzigen Fesseln, freiwillig ausgewählt, die ich habe», José Maria Sanchez Casas.
Solidarität und Widerstand gemeinsam erleben
Solange wir fürs Portemonnaie unserer Chefs arbeiten und sich Staaten Kriege erklären, solange existieren Klassen und solange lebt der Klassenkampf. Die Vielfältigkeit der Arbeiter:innenklasse ist hierbei ein Abbild ihrer diversen Kämpfe. Schöpfen wir aus dieser Vielfältigkeit und geben wir ihr einen gemeinsamen Rahmen: Aus der Klasse für die Klasse!
Im Kampf gegen faschistische Tendenzen, ökologische Zerstörung und den Krieg sind wir gefordert. Die Arbeiter:innenklasse und ihre Organisationen leisten tagtäglich Widerstand gegen die Angriffe des Kapitals und lassen daraus die Perspektive für eine Welt fernab von Ausbeutung und Zerstörung erwachsen. Die Kultur kann dabei einen entscheidenden Beitrag leisten: Sie kann Solidarität und Kollektivität stärken, den gemeinsamen Kampf nähren und die Perspektive einer klassenlosen
Gesellschaft fassbarer machen. Knüpfen wir an die geleistete Kulturarbeit unserer Vorgänger:innen an. Diskutieren wir gemeinsam und erleben wir die transformative Kraft von Kunst und Kultur. Ob beim Festivalzentrum, im Volkshaus, auf dem Sportplatz oder in den Strassen: Gemeinsam tauchen wir ein in die schöpferische Kraft unserer Klasse und stärken uns für die Herausforderungen, die vor uns liegen! Erkunde mit uns die Wege der Arbeiter:innenkultur in Zürich und international. Erleben wir gemeinsam Geschichten der Solidarität und des Widerstandes!
Die Geschichte lehrt
«Das Radio wird die Zeitung nie ersetzen.» – «Warum nicht?» – «Können Sie mit einem Radio ein Feuer anzünden?», Eisbrecher 1980. Die Schweiz kannte bis in die 1930er-Jahre hinein eine blühende Arbeiter:innenkultur: Unzählige Arbeiter:innenvereine, Filmgruppen, Chöre, Musikclubs und Theater reflektierten die politischen Realitäten der Arbeiter:innenklasse und entsprangen deren Organisationen, wie den Gewerkschaften oder der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS). In der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts wurden aus einer linken Bewegung heraus kulturelle Versuche gewagt, die zum einen der Wiederbelebung der eben beschriebenen Kultur dienten und zum anderen neue Wege gingen, um im Geiste der Autonomie und Jugend, kulturelle und soziale Freiräume zu kreieren. Heute sind viele Orte, die ursprünglich der Arbeiter:innenbewegung und sozialistischen Linken gehörten, verschwunden oder kommerzialisiert. Es gibt nur noch wenige Orte und Momente, an welchen Arbeiter:innenkunst und -kultur im Kontext des politischen Kampfs und der sozialistischen Vision ausgeübt werden. Die Geschichte lehrt uns über die Möglichkeiten der Kultur, das aus dem konkreten politischen und ökonomischen Kampf entstehende Klassenbewusstsein zu befeuern und zu festigen. Die Kulturarbeit wurde von der sozialistischen Linken immer wieder sehr bewusst gepflegt und für sich genutzt. Wir sind der Überzeugung: Eine strategische Auseinandersetzung mit der Kulturfrage ist für die langfristige Organisierung der Arbeiter:innenklasse unerlässlich.
Unsere Motivation
«Wir» sind eine Gruppe junger Menschen, welche sich als Teil der Arbeiter:innenbewegung und sozialistischen Linken verstehen, und sind in unterschiedlichen Gewerkschaften, revolutionären Organisationen und sozialen Bewegungen aktiv. Viele von uns haben einen Hintergrund als Künstler:innen oder Kulturschaffende. In der sozialistischen Linken wird auch heute Kulturarbeit geleistet. Uns fehlen jedoch kollektive Diskussionen über die Fragen, was unsere Kultur sei, welche künstlerischen und kulturellen Formen wie zur Emanzipation der Klasse beitragen können und inwiefern die Arbeiter:innenkultur in Abgrenzung zur bürgerlichen Kultur ein Feld des Klassenkampfs darstellen kann.
Daher haben wir die Roten Kulturtage lanciert: Sie sind der Versuch, ein Mosaik der bestehenden sozialistischen Kultur zu schaffen und zur Diskussion darüber einzuladen. Hierfür legen wir ein besonderes Augenmerk auf Kulturarbeit, welche von organisierten Kräften geleistet wird. In der Hoffnung, gemeinsam ein Werkzeug für den politischen Kampf zu schmieden.
Sämtliche Infos und Programm: rote-kulturtage.ch