Widerstand gegen Trump
 sit. Seit Anfang 2025 gehen in den USA Hunderttausende Menschen auf die Strasse, um auf die zunehmende Bedrohung demokratischer Strukturen aufmerksam zu machen. Jüngster Anlass dazu war eine umstrittene Umgestaltung der Wahlkreise. Motor der Proteste ist die Bewegung 5050.
sit. Seit Anfang 2025 gehen in den USA Hunderttausende Menschen auf die Strasse, um auf die zunehmende Bedrohung demokratischer Strukturen aufmerksam zu machen. Jüngster Anlass dazu war eine umstrittene Umgestaltung der Wahlkreise. Motor der Proteste ist die Bewegung 5050.
«Wir kämpfen nicht nur gegen eine Regierung, sondern für die Zukunft unserer Kinder», sagt Alicia Gomez, Aktivistin aus Chicago, einem lokalen TV-Sender. Diese Worte fassen die Stimmung der landesweiten Proteste gegen Präsident Donald Trump und das umstrittene «Projekt 2025» bestens zusammen.
Der Versuch, die Demokratie zu manipulieren
Das «Projekt 2025» ist eine Initiative der Trump-Regierung, die weitreichende politische Veränderungen vorsieht. Ein zentraler Punkt ist die Umgestaltung von Wahlkreisen in mehreren Bundesstaaten, insbesondere Texas, um die politische Macht der Republikanischen Partei langfristig zu sichern. Diese Praxis, als «Gerrymandering» bekannt, soll insbesondere Minderheiten und oppositionelle Wähler:innen schwächen. Historisch erinnern viele Aktivist:innen daran, dass diese Strategie bereits während der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er-Jahren eingesetzt wurde, um den Einfluss schwarzer und latino-amerikanischer Wähler:innen zu reduzieren.
Die jüngste Umstrukturierung in Texas löste massive Proteste aus: Am 16.August 2025 versammelten sich über 5000 Menschen vor dem Parlamentsgebäude des Bundesstaates Texas in der Hauptstadt Austin, um gegen die geplanten Wahlkreisänderungen zu demonstrieren. Unter den Demonstrierenden fanden sich Gewerkschafter:innen, lokale Politiker:innen und Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen. Viele trugen Schilder mit Aufschriften wie «Unsere Stimmen zählen» oder «Demokratie statt Machtspiele» und skandierten Parolen, die die politische Manipulation durch die Regierung anprangerten. Beto O’Rourke, ehemaliger Kongressabgeordneter aus Texas, kritisierte die Umstrukturierung scharf: «Dies ist ein klarer Versuch, die Demokratie zu manipulieren und die Stimmen der Bevölkerung zu ignorieren.» Er forderte die sofortige Rücknahme der Änderungen. Auch mehrere lokale Organisationen warnten vor den langfristigen Folgen: Wahlkreise würden gezielt so zugeschnitten, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen politisch entwertet würden.
Ausdruck wachsender sozialer Ungleichheit
Motor der Proteste ist die «Bewegung 5050» – ein Akronym für «50 Proteste, 50 Staaten, eine Bewegung». Sie entstand als dezentrale Reaktion auf die als undemokratisch wahrgenommenen Massnahmen der Trump-Regierung. Bereits am 5.Februar 2025 fanden in allen Bundesstaaten parallel Demonstrationen statt. Die Bewegung forderte damals unter anderem den Rücktritt von Trump und Elon Musk, den Schutz der Verfassung, Minderheitenrechte und ein Ende exekutiver Übergriffe.
Mitte August versammelten sich in New York und Boston Zehntausende auf den Strassen. In Chicago und Umgebung organisieren Aktivist:innen der neuen Protestbewegung laufend Informationskampagnen über Gerrymandering, Wahlunterdrückung und die steigende politische Polarisierung. Workshops und Diskussionsrunden sollen besonders junge Wähler:innen sensibilisieren und zur Teilnahme an der Demokratie motivieren. Auch in Los Angeles und San Francisco wurden Kundgebungen mit Informationsständen kombiniert, um die Bevölkerung über die Folgen der geplanten Wahlkreisänderungen aufzuklären. In ländlichen Staaten wie Montana, Idaho oder Kansas fanden kleinere, aber entschlossene Protestaktionen statt. Die Proteste variieren zwar stark nach Region, doch das übergeordnete Ziel bleibt gleich: Sichtbarkeit schaffen und Druck auf die Regierung erhöhen. Die
«Bewegung 5050» plant weitere Aktionen und möchte das Bewusstsein für demokratische Rechte aufrechterhalten. Aktivist:innen betonen die Dringlichkeit, die Öffentlichkeit über die Gefahren von Wahlmanipulationen und exekutiver Machtkonzentration zu informieren.
Die Proteste haben aber auch einen weiteren Hintergrund: Sie sind Ausdruck der immer grösser werdenden sozialen Ungleichheit im Land. Steigende Lebenshaltungskosten, wachsende Armut und ungleiche Bildungschancen verstärken die Wut gegen die
Regierung. Diese reagiert mit massiver Repression, schickt die Nationalgarde, um die sogenannte Ordnung zu wahren (siehe weiterer Artikel auf dieser Seite).
Neuer Hoffnungsträger?
Als Teil dieser Bewegung versteht sich auch Zohran Kwame Mamdani, Mitglied der Democratic Socialists of America (DSA). Ende Juni dieses Jahres gewann er überraschend die Vorwahlen um das Bürgermeisteramt von New York City gegen Andrew Cuomo – und wird so immer mehr zu einer Symbolfigur der neuen linken Bewegung in den USA. Geboren wurde Mamdani am 18.Oktober 1991 in Kampala, Uganda, als Sohn des bekannten Historikers Mahmood Mamdani und der Filmemacherin Mira Nair. Er wuchs in einer kosmopolitischen Familie auf und zog als Kind nach New York. Nach seinem Studium am Bowdoin College arbeitete er zunächst als Berater zur Verhinderung von Zwangsräumungen, bevor er in die Politik ging. 2020 gewann er für die
Demokraten mit Unterstützung der DSA die Wahl in die New York State Assembly und vertritt seither den 36.Distrikt in Queens. Sein politischer Schwerpunkt liegt auf Mieter:innenrechten, der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs sowie internationaler Solidarität. Mamdani ist bekannt für seine Nähe zu sozialen Bewegungen, seine Teilnahme an Protesten und seine Überzeugung, dass nur Basisarbeit und organisierter Widerstand wirklichen politischen Wandel hervorbringen können.
In einer seiner jüngsten Reden bezeichnete er die aktuellen Proteste als Ausdruck eines tief verwurzelten Unmuts in der Gesellschaft. Er betonte die Notwendigkeit, diesen Unmut ernst zu nehmen und als Chance für politische Veränderung zu nutzen. «Proteste sind nicht nur Reaktionen auf Missstände, sondern auch Aufrufe zur Verantwortung», sagte er in einem Interview.
Klare Position zu Palästina
Der Kandidat für das Bürgermeisteramt New Yorks scheut sich nicht, auch scharfe Kritik an politischen Gegnern zu üben. So bezeichnete er die Reaktion der Trump-Regierung auf friedliche Proteste als «autoritären Übergriff» und warnte vor den Gefahren eines solchen Vorgehens für die Demokratie. «Wenn wir zulassen, dass legitime Proteste unterdrückt werden, gefährden wir die Grundfesten unserer Gesellschaft», erklärte er in einer öffentlichen Stellungnahme. Bei einer Veranstaltung in Staten Island, die ursprünglich als Anti-Trump-Tour geplant war, wurde Mamdani von einer Gruppe von Demonstrierenden empfangen, die ihm lautstark ihre Ablehnung entgegenbrachten. Trotz der feindseligen Atmosphäre blieb Mamdani ruhig und nutzte die Gelegenheit, um erneut für seine politischen Überzeugungen einzutreten. «Wir dürfen uns nicht von Angst oder Hass leiten lassen. Unsere Stärke liegt in unserer Solidarität», erklärte er vor den versammelten Medienvertreter:innen.
Kein Geheimnis macht er auch aus seiner Position zu Palästina. An einer Solidaritätskundgebung für palästinensische Rechte, bei der er sich klar gegen die israelische Siedlungspolitik aussprach, forderte Mamdani: «Die internationale Gemeinschaft muss Verantwortung übernehmen und Druck ausüben, um eine gerechte Lösung zu finden.»

