Berlusconi will neues Wahlgesetz
Die Mitte-rechts-Regierung in Rom will den Sprung der  Linksparteien ins Europaparlament verhindern. Die Koalition um Ministerpräsident  Silvio Berlusconi hat sich auf eine Neufassung des Wahlgesetzes für die  Europa-Wahlen geeinigt. Laut dem Entwurf sollen die EU-Parlamentarier in Italien  nach wie vor mit dem Proporzsystem gewählt werden, geplant ist erstmals aber  eine Fünf-Prozent-Hürde. Italien wird in zehn Wahlkreise aufgeteilt, doppelt so  viele wie bisher.Die italienische Linke warnt, dass die Entscheidung der  Regierung Berlusconi das Zweiparteiensystem verstärke und bezeichnet sie als  einen Schachzug gegen die italienische Demokratie. Eigentlicher Hintergrund der  Regierungsabsichten sei es zu verhindern, daß die linken Parteien über die  Europa-Wahl an der öffentlichen Parteienfinanzierung teilhaben könnten,  protestierte Paolo Ferrero, Sekretär der »Rifondazione Comunista« und fügte  hinzu: »Wir sind bereit, gegen das neue Wahlgesetz auf die Barrikaden zu gehen.«  Die Rechte wolle ein Regime einführen, in dem nur zwei Grossparteien die  Geschicke des Landes bestimmen.
Auch Ferreros Vorgänger Franco Giordano  zeigte sich über Berlusconis Pläne besorgt: »Der autoritäre, antisoziale und  antidemokratische Charakter der Rechten wird immer deutlicher. Sie will jegliche  kritische Stimme ausschalten und all jene Parteien ausgrenzen, die die sozialen  Interessen der schwächeren Schichten verteidigen.« Die Demokratische Linke (SD,  Sinistra Democratica) bezeichnete das neue Wahlgesetz als »Betrug« und einen  »Angriff auf die Demokratie« in Italien.
Im Kampf gegen das neue Wahlgesetz  hat die Linke bürgerliche Verbündete. Auch die christdemokratische UDC von Pier  Ferdinando Casini fürchtet die Fünf-Prozent-Klausel und den Ausschluß aus dem  Europa-Parlament. Der Partei droht nach der Trennung von Berlusconis  Regierungskoalition die Gefahr, zwischen den beiden Blöcken der  Mitte-rechts-Allianz und der oppositionellen PD (Demokratische Partei)  aufgerieben zu werden.
Quelle: junge Welt / Micaela Taroni,Rom
			
						
		