Für die ArbeiterInnenklasse von morgen»
sit. Die Genossin Seyhan K. (23) aus BS und der Genosse Gaël V. (22) aus VD sind am 11. November am Gründungskongress der Kommunistischen Jugend der Schweiz (KJS) als Co-PräsidentInnen gewählt worden. Ein Gespräch über die Jugendorganisation der Partei der Arbeit.
Warum wurde die KJS gegründet?
Seyhan: Ganz einfach: Um die Kommunistische Jugend der Schweiz zu werden und sein! Mit Einigkeit haben wir es viel einfacher, als Jugendorganisation der PdA gemeinsame Initiativen zu starten, die den Jugendlichen der ArbeiterInnenklasse der Schweiz zugutekommen. Wir können so auch den Studierenden, SchülerInnen, Lehrlingen, Arbeitslosen in Orten, in denen wir keine Sektion haben, näher stehen und sie unterstützen, denn durch die Gründung der nationalen Organisation können GenossInnen direkt bei der KJS Mitglied werden.
Gaël: Wir können nicht jeder für sich selbst in einer Ecke stehen bleiben. Um eine grosse, soziale Bewegung zu werden, brauchen wir eine starke Organisation. Wir können unsere Kampagnen und Aktionen besser koordinieren und so eine bessere Sichtbarkeit erlangen. Und wir können auch von den Erfahrungen der anderen Sektionen profitieren.
Was sind die Ziele der KJ? Und was sind eure Ziele als Co-PräsidentInnen?
Seyhan: Unser primäres Ziel ist der Sozialismus. Wir möchten die revolutionäre Bewegung in der Schweiz stärken und ein Teil der globalen, revolutionären Strömung sein. In der Schweiz haben wir ein riesiges Potenzial, denn wir leben im Herzen des Biestes, sprich des Kapitalismus. Wir möchten den ArbeiterInnen nahe stehen und für ihre Rechte kämpfen. Der Neoliberalismus führt zu immer mehr Verwirrung; er strömt in die Schulen, Unis, Medien, er strömt kurz gesagt in unseren Alltag ein und dies erschwert unsere Arbeit. Die Menschen beginnen, an kleine Reformen zu glauben und möchten nichts von Revolution hören. Als Co-PräsidentInnen werden wir unser Bestes geben, um die Organisation so gut wie möglich zu vertreten. Zusammen mit den GenossInnen werden wir die effizientesten Wege finden, um unsere Ziele zu erreichen. Wir sind uns bewusst, dass wir als Co-Präsidium viel harte Arbeit vor uns haben.
Gaël: Ziel der KJS ist es, spezifisch die jungen ArbeiterInnen für den Klassenkampf zu organisieren. Unsere Aufgabe ist entscheidend, denn wir sprechen die ArbeiterInnenklasse von morgen an. Als Co-PräsidentInnen müssen wir – so wie es Genossin Seyhan bereits gesagt hat – die Organisation koordinieren und sie effizient gestalten. Die KJS muss gut funktionieren und dynamisch sein. Aber das machen wir ja nicht alleine, sondern in enger Zusammenarbeit mit unserem Zentralkomitee (ZK).
Wie wollt ihr eure Ziele erreichen?
Gaël: Wir müssen Kampagnen führen, die mobilisieren. Der Marxismus ist heute nicht sehr populär. Es liegt an uns zu beweisen, dass er eben doch aktuell ist. Um dies zu erreichen, müssen die GenossInnen politisch geschult werden, auch um unsere Analysenfähigkeit verbessern zu können. Wir müssen auf eine neue Generation hinarbeiten, die es besser machen wird als wir jetzt.
Seyhan: Wir werden das wahre Gesicht des ausbeuterischen Kapitalismus weiterhin aufdecken und der ArbeiterInnenklasse unsere Hand ausstrecken. Es stehen ganz tolle Kampagnen auf der Traktandenliste der ersten Sitzung des ZK. Wir werden auf der Strasse präsent sein, aber auch den parlamentarischen Weg nutzen. Auch ist es wichtig, gegen die Spaltungsversuche der herrschenden Klasse die linken, progressiven Kräfte zu verbinden und mit den passenden Organisationen Bündnisse einzugehen.
Wie wollt ihr Jugendliche motivieren, in der KJS aktiv zu werden?
Seyhan: Unsere Kampagnen sollen Jugendliche wirklich ansprechen. Zum Beispiel könnte eine Initiative gegen Mobbing am Arbeitsplatz oder für einen Mindestlohn für Lehrlinge gestartet werden. Es ist wichtig, ihr Vertrauen zu gewinnen, indem wir nahe in Kontakt mit den Jugendlichen stehen und Kampagnen starten, die ihren Bedürfnissen entsprechen.
Gaël: Wir sehen, dass an vielen Orten in Europa, in Belgien, Frankreich, England, Griechenland und Portugal, um nur einige Länder zu nennen, die Menschen eine linke Alternative suchen. Diesen Willen müssen wir aufgreifen. Wir müssen unsere Organisation attraktiv gestalten, bekannt machen, dass es uns gibt, dass unsere Aktionen einen Sinn haben und nützlich sind. Wir können nicht die gleichen Methoden wie vor 50 Jahren anwenden. Wir müssen modern sein, unsere Kommunikation und Diskussionen der heutigen Zeit und Welt anpassen. Das bedeutet Kampagnen zu starten, welche die Jugendlichen ansprechen und auch Spass machen. Als Basis dazu dient uns all das Positive aus unserer langjährigen Geschichte.
Was heisst Sozialismus/Kommunismus überhaupt für euch?
Seyhan: Ein kollektives System, das sich nach den Bedürfnissen und den Fähigkeiten der Menschen richtet. Die Produktion wird für die Gemeinschaft ausgerichtet sein und nicht mehr auf privatem Eigentum der Klasse der KapitalistInnen beruhen, die Mensch und Natur ausbeutet. Kommunismus ist das einzige System, das endgültig Gerechtigkeit, Gleichstellung, Freiheit bringt und in einer klassenlosen Gesellschaft verwirklicht.
Gaël: Es ist eine wahre demokratische Gesellschaft, in der die Produktion im Kollektiv für das Wohl der Allgemeinheit bestimmt wird. Heute bestimmen die BesitzerInnen einer Firma, was und wie viel produziert wird. Das hat zur aktuellen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Krise geführt. Wir dürfen nicht einer kleinen Minderheit von Superreichen die Entscheidung überlassen, in welche Richtung unser Planet sich entwickeln soll. In einem Satz: Der Sozialismus/Kommunismus ist die Gesellschaft, für die wir kämpfen.
Viele behaupten, der Kommunismus sei Schnee von gestern und gescheitert. Was entgegnet ihr diesen Menschen?
Seyhan: Kommunismus ist klar auch heute ein aktuelles Bedürfnis. Das gegenwärtige System führt zu Unheil und kriegerischen Konflikten; es hat unlösbare Widersprüche. Der Kapitalismus muss immer wieder zu grausamen Mitteln greifen, um seinen Markt und die Profite zu vergrössern. Die grössten Massenmorde vom Kapitalismus und Imperialismus sind nicht nur die Kriege, sondern auch die Hungersnöte. Wir SozialistInnen und KommunistInnen kämpfen gegen das ganze kapitalistische Übel, das von den Profitgeiern verursacht wird. Wir lernen aus unserer Vergangenheit und suchen die besten Wege, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Gaël: Indem wir für den grossen Teil der Bevölkerung kämpfen, greifen wir jene an, die über die wirtschaftliche und politische Macht verfügen. Aus diesem Grund versuchen Letztere, uns zu diskreditieren, indem sie über den Kommunismus als den übelsten Teil der Menschheitsgeschichte reden. Diese Vorstellung ist auch stark in den Köpfen der breiten Bevölkerung vorhanden. Das müssen wir berücksichtigen, um nicht von vielen ArbeiterInnen abgeschnitten zu werden. Aber abgesehen von den Fragen der Terminologie, müssen wir als MarxistInnen die Geschichte gut studieren, um die Erfolge und Misserfolge der sozialistischen Erfahrungen zu begreifen, damit wir den Kampf heute im schweizerischen Kontext führen können.
Ich wünsche viel Mut und Ausdauer!