Laut, wütend, feministisch
Redaktion. Auf der Strasse ist es die grosse Masse, welche den feministischen Themen die notwendige Aufmerksamkeit gibt. Daher druckt der vorwärts nochmals die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema 14.Juni ab.
Warum «schon wieder» ein Streik?
Wir sind wütend! Seit dem letzten grossen Streik von 2019 hat sich zu wenig getan. Im Gegenteil: Mit der Pandemie hat sich die Realität für viele verschlimmert. Frauen haben wieder mehr unbezahlte Care-Arbeit übernommen, die Lohnschere und der Gender Pay Gap haben sich verschlimmert. Mit der AHV 21-Abstimmung wurde unter dem Strich eine Rentensenkung gegen den Willen der Frauen beschlossen. Und dennoch haben wir als Bewegung auch Erfolge erreicht. Gleichstellungsberichte in vielen Kantonen, Anlaufstellen, Frauenhäuser, überarbeitetes Sexualstrafrecht, etc. Mit dem Streik wollen wir auf diesen Erfolgen aufbauen und trotzdem zeigen: Der Weg zur Gleichstellung ist lang, es gibt noch viele Baustellen. Diese müssen wir jetzt gemeinsam anpacken.
Haben wir die Gleichstellung bei uns nicht schon erreicht?
Die Zahlen sprechen leider für sich: Alle Plätze in Frauenhäusern sind besetzt, die Wartelisten lang. Alle zwei Wochen ereignet sich ein Feminizid. Frauen verdienen 43,2 Prozent weniger Lohn als Männer im Durchschnitt, nur eine von zehn Frauen ist in einer Führungsposition. Doppelt so viele Frauen sind von Altersarmut betroffen wie Männer. Und 80 Prozent der unbezahlten Care-Arbeit wird von Frauen erledigt. Gleichstellung haben wir noch nicht erreicht hierzulande.
Warum «Feministischer Streik» statt «Frauenstreik»?
Feministisch als Begriff beinhaltet eine grössere Bandbreite von Anliegen, es ist diverser und inklusiver. So zum Beispiel beinhaltet er den Queerfeminismus, welcher die Gleichstellung von LGBTQIA+ fordert. Oder eine Elternzeit, von welcher insbesondere auch Männer profitieren würden. Ein Zusammenschluss unter dem Sammelbegriff «feministisch» macht Sinn, weil es dieselben diskriminierenden Strukturen sind, gegen welche man ankämpft und weil man damit mehr Menschen erreicht.
Wieso überhaupt der 14.Juni? Hat das eine Geschichte?
Am 14.Juni 1981 fand die Volksabstimmung über den Gleichberechtigungsartikel in der Bundesverfassung statt, dieser wurde angenommen. Seitdem gelten Mann und Frau in der Schweiz per Gesetz als gleichberechtigt. Zehn Jahre später, am 14.Juni 1991 wurde zum ersten grossen Frauenstreik aufgerufen. Es handelte sich um die grösste Mobilisierung seit dem Landesstreik 1918. Uns allen in bester Erinnerung ist der riesige Streiktag vom 14.Juni 2019. 500000 Menschen demonstrierten unter anderem für Lohngleichheit, gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeit und die Bekämpfung von Sexismus und sexueller Gewalt.
Mehr Infos unter:14juni.ch