«Sie ist raus!»

Nekane mit ihrem Anwalt Oliver Peter kurz nach der Freilassung.

Ralf Streck. Es war ein nervenaufreibendes Hin und Her. Aber Nekane Txapertegi kam frei, auch wenn die Schweizer Behörden versuchten, ihre Freilassung zu verhindern. Nekana braucht nun Zeit, aber sie wird weiterkämpfen.

Diesen Tag wird weder Nekane Txapartegi jemals vergessen noch ihre FreundInnen, die Familie und alle, die sich dafür eingesetzt haben, dass die Baskin nicht an Spanien ausgeliefert wird. Zwar kursierten schon vor diesem ereignisreichen 15. September im baskischen Hochland Gerüchte, die 44-jährige Journalistin der kleinen Gemeinde Asteasu werde bald freikommen, doch viele wollten daran nicht glauben. Zu oft gab es Hoffnungen, die Schweiz werde sie freilassen, ihr Asyl gewähren oder die Ausschaffung an Spanien ablehnen. Doch stets wurden sie enttäuscht.

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Krieg dem Kriegstreiber

Uni von unten. Als US-Oberbefehlshaber im Irak liess David Petraeus unzählige ZivilstInnen umbringen. Er ist ein Kriegsverbrecher, der dafür nie vor Gericht stand. Am 5. Oktober wird er an der ETH Zürich einen Vortrag halten. Dagegen wird Widerstand organisiert.

David Petraeus, nicht verurteilter Kriegsverbrecher, war Oberbefehlshaber der US-Armee im Irak und leitete 2011 für kurze Zeit die CIA. Als US-General war er für militärische Aktionen im gesamten Mittleren Osten zuständig. Dabei setze er auf eine militarisierte Aufstandsbekämpfung, welcher tausende ZivilistInnen zum Opfer fielen und deren Folgen bis heute spürbar sind. Auf Einladung des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung (SIAF) soll er am 5. Oktober an der ETH einen Vortrag halten. Doch wir wollen keine KriegstreiberInnen an unseren Unis!

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Ein Schritt vor, zwei zurück

Amanda Ioset. National- und Ständerat werkeln mit entgegengesetzten Absichten und ergebnislos am Status der vorläufigen Aufnahme und der schützwürdigen Personen im Asylrecht. Dabei benötigen Zehntausende mit Ausweis F einen besseren Schutz.

«Personen ohne gültigen Asylgrund dürfen nicht integriert werden; es geht darum, das Ziel, sie in ihr Land zurückzuschaffen, nicht aus den Augen zu verlieren.» Das sagt die Staatspolitische Kommission (SPK) des Ständerats in einem Medienkommuniqué vom 29. August. Mit sieben gegen vier Stimmen verwarfen die Kommissionsmitglieder eine Motion der SPK des Nationalrats, die verlangte, den Status der vorläufigen Aufnahme aufzugeben.

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Gegen den sozialen Staatsstreich

Bernard Schmid. In Frankreich setzt Präsident Emmanuel Macron die Verschlechterung der Arbeitsrechte durch. Die Gewerkschaften und linken Parteien protestieren dagegen. Der linke Mélenchon setzt als Ziel eine Million, die auf den Champs-Elysées demonstrieren sollen.

Zu Anfang gab es Bedenken, die unterschiedlichen Protesttermine aus den Gewerkschaften einerseits und die der linken Parteien andererseits könnten sich Konkurrenz machen. Doch am Ende werden wohl viele Beteiligte die jeweiligen TeilnehmerInnenzahlen zusammenzählen.
Zuerst hatte ein Teil der französischen Gewerkschaften (CGT, Solidaires, die Bildungsgewerkschaft FSU sowie Minderheiten in den weiter rechts stehenden Gewerkschaftsverbänden wie CFDT und FO) am 12. und erneut am 21. September protestiert. Gegen die Arbeitsrechts«reform» unter Emmanuel Macron, welche das «Arbeitsgesetz» vom vergangenen Jahr verschärft.

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Offen für «Big Oil»

Ramzy Baroud. Im südostasiatischen Land Myanmar führt die Regierung systematisch Angriffe gegen die muslimische ethnische Minderheit der Rohingya durch. Der Westen schweigt dazu, weil im Land unberührte Erdölvorkommen und Rohstoffe locken.

In gewisser Weise ist Aung San Suu Kyi eine falsche Prophetin. Glorifiziert vom Westen wurde sie zu einer «Ikone der Demokratie», weil sie sich gegen dieselben Kräfte in Myanmar stellte wie die US-geführten Koalition. Aung San Suu Kyi spielte ihre Rolle wie erwartet; sie gewann die Akzeptanz der Rechten und die Bewunderung der Linken. Dafür erhielt sie 1991 einen Nobelpreis. Sie wurden von vielen Medien und Regierungen zu einer Heldenfigur hochstilisiert.

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Wirklichkeit selber verändern

Aleida Guevara

sah. Die kubanische Ärztin und Kommunistin Aleida Guevara March war im Rahmen der schweizweiten Veranstaltungen zu Ehren Che Guevaras in Bern. Sie sprach über die Kubanische Revolution, über ihre Errungenschaften und ihre Relevanz für die Welt heute.

Voll ist der Saal in der Universität Uni Tobler in Bern, so dass links und rechts noch ZuhörerInnen stehen. Alle wollen Aleida Guevara March hören, die Tochter des Che. Im Oktober jährte sich die Hinrichtung von Ernesto Che Guevara, so dass mit einer schweizweit stattfindenden Fotoausstellung an den Comandante erinnert wird. Teil dieses Memorials sind auch die Vorträge der Tochter Ches – in jeder besuchten Stadt mit einem anderen Thema.

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Rücksichtslose Repression

Marc Botenga. Katalanische PolitikerInnen wurden verhaftet, ihre Konten gesperrt und Büros durchsucht. Das Ziel der spanischen Zentralregierung ist, die Durchführung des Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens am 1. Oktober zu verhindern.

Die Bilder sind stark: Am Morgen des 20. September wurden 14 hohe FunktionärInnen der katalanischen Regierung durch die paramilitärische Polizeieinheit Guardia Civil verhaftet. Seit der Ankündigung des Referendums am 6. September reagierte die spanische Regierung ausschliesslich repressiv. Zuerst hat das Verfassungsgericht das katalanische Gesetz über das Referendum für nichtig erklärt.

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Personal oder Streik

Johannes Supe/jW. An der Berliner Uniklinik Charité wurde wieder gestreikt. Der Arbeitskampf der PflegerInnen in Berlin ist entscheidend für die Krankenhausbelegschaften in ganz Deutschland.

Als vor zwei Jahren, im Juni 2015, die Belegschaft der Berliner Universitätsklinik Charité in den unbefristeten Streik trat, faszinierte der Ausstand Beschäftigte in der ganzen Bundesrepublik. Denn es wurde nicht um mehr Lohn gerungen, sondern um mehr Personal – und das erfolgreich;

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«Pavlos lebt!»

Anna Spillmann. Vor vier Jahren wurde der antifaschistische Rapper Pavlos Fyssas alias Killah P in Griechenland von einem Mitglied der Neonazipartei Chrysi Avgi ermordet. Der Widerstand gegen die FaschistInnen ist lebendig.

Am 18. September gedachten zahlreiche antifaschistische AktivistInnen, linke Organisationen und Kollektive Pavlos Fyssas, dem griechischen Rapper, der vor vier Jahren von einem Mitglied der faschistischen Partei Chrysi Avgi umgebracht wurde. Im ArbeiterInnenquartier Keratsini in Piräus wurde Pavlos Fyssas, als er aus dem Café trat, in dem er den Abend mit FreundInnen verbrachte, mit einem Messerstich direkt ins Herz getroffen.

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«Bewusst über Kapitalismus sprechen»

Ellen Engelstad. Die linksradikale, ex-maoistische Partei Rødt hat in Norwegen den Sprung ins nationale Parlament geschafft. Sie verdoppelte ihren WählerInnenanteil und kommt auf 2,39 Prozent. Ein Gespräch mit der stellvertretenden Vorsitzenden Marie Sneve Martinussen.

Ihre Partei ist klein, hat aber zum ersten Mal einen Sitz im norwegischen Parlament errungen. Können Sie erklären, wie es dazu gekommen ist?
Marie Sneve Martinussen: Das ist nicht überraschend gekommen, weil wir unsere Parteiorganisationen über die Jahre schrittweise aufgebaut haben. Unsere Mitgliederzahl hat sich seit 2013 verdoppelt und die meisten neuen Mitglieder sind jung: Die Mehrheit wurde in den 80er Jahren geboren, auch wenn jede Altersgruppe bei uns repräsentiert wird.

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«Wir skandierten Friedensparolen»

Berlin 1951: II.Weltfestspielen Blick auf den Marx-Engels-Platz während der grossen Demonstration.

Louise Stebler-Keller, eine Kommunistin aus Basel, beteiligte sich in ihrer Jugend unter anderem an Anschlägen und Sabotageakten auf Nazi-Transporte in Österreich und Tschechien. Im Folgenden gibt sie ihre Erinnerungen an die Weltfestspiele in Budapest (1949), Berlin (1951) und Bukarest (1953) wieder.

Festival Budapest 1949
Nach Kriegsende durften viele Jugendliche, StudentInnen aus den USA mit Schiffen nach Europa reisen, um Europa kennenzulernen. Linke und kommunistische StudentInnen wollten aber 1949 zum Jugendfestival nach Budapest. Das hat die amerikanische Regierung streng verboten. So haben sich 14 Jugendliche heimlich von den Reisegruppen losgelöst und sind klammheimlich in die Schweiz eingereist.

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Geschlecht: Ein soziales Konstrukt

Morton Esters. Die menschlichen Körper weisen eine ungeheure Variabilität auf. Die Geschlechtsmerkmale bilden ein Spektrum. Die Einteilung in «Mann» und «Frau» stärkt das Patriarchat. Eine Kritik des Geschlechtbegriffs und der Gegenüberstellung von Gender und Geschlecht.

Die bürgerliche Ideologie hämmert uns seit langer Zeit die oberflächliche Vorstellung über Geschlecht ein: Man gehört entweder der Kategorie «Mann» oder «Frau» an, die auf einer starren Reihe von biologischen Merkmalen basieren. Das Ziel dieser Vorstellung ist es, die Unterdrückung der Frauen in unsere Gesellschaft zu zementieren und ideologisch zu verstärken. Neben dieser biologistischen Sicht auf das Geschlecht wurde von fortschrittlicherer Seite eine Theorie entwickelt, die einen Unterschied macht zwischen Gender und Geschlecht.

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Humanitär statt antiimperialistisch?

tai. Die russische Regierung versucht bewusst, die Weltfestspiele in Sotschi unpolitisch zu halten. Es geht ihr darum, Russlands Image international aufzubessern, mit freundlicher Unterstützung der russischen Wirtschaft. Neben Banken, Industrie- und Rohstoffunternehmen wird das Festival von drei Rüstungskonzernen gesponsert.

Die Weltfestspiele der Jugend und Studierenden haben eine lange Geschichte. Vor genau siebzig Jahren fanden sich zum ersten Mal die linksgerichtete Jugendliche aus aller Welt in Prag zusammen, um ein internationales Festival gegen Imperialismus und für Frieden durchzuführen.

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Oktoberrevolution: What’s left?

Tibor Zenker. Ab 1989 kam es in der UdSSR und Osteuropa zur «Wende», zur Konterrevolution und zur kapitalistischen Restauration. Somit stellen sich unweigerlich die Fragen: Was bleibt von der Oktoberrevolution? Und was können die gegenwärtigen KommunistInnen und RevolutionärInnen von ihr, ihrem Verlauf und ihren Folgen lernen?

Im November dieses Jahres begehen wir das 100. Jubiläum der Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution in Russland. Am 7. November 1917 siegte der von Lenins Bolschewiki angeführte Aufstand gegen die bürgerliche Regierung. Mit der Russischen Sowjetrepublik wurde der erste proletarische, sozialistische Staat der Menschheitsgeschichte gegründet, der einige Jahre später zur UdSSR, zur Sowjetunion, erweitert wurde.

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«Verzweifelte Aussenpolitik»

Tijda Yagmur. Die Türkei scheint in Richtung des östlichen Machtblocks abzudriften. Gespräch mit R?za Altun, Exekutivratsmitglied der PKK-nahen KCK, insbesondere zu der Annäherung zwischen der Türkei und dem Iran.

Seitdem die Türkei Teil der Syriengespräche in Astana ist, können wir eine Annäherung zwischen Teheran und Ankara erkennen. Zuletzt besuchte nun der iranische Generalstabschef die Türkei. Welche Faktoren führen zu dieser Annäherung des Irans und der Türkei? Welche Wirkung dürfte die Annäherung auf das Verhältnis zwischen dem Iran und den KurdInnen haben?
R?za Altun: In der Krise des Mittleren Ostens hat die Türkei mehrfach ihren Kurs auf den Kopf gestellt. Jedes Mal, wenn sie mit ihrer Politik an die Wand gefahren ist, musste sie versuchen, sich irgendwie neu auszurichten. Im Syrienkrieg und im Irak ist dies in den Rissen im Bündnis zwischen der Türkei, Saudi-Arabien und Katar, und vor allem im militärischen Niedergang von Organisationen, auf welche die Türkei gesetzt hat, wie dem Islamischen Staat oder der Al-Nusra-Front, zum Ausdruck gekommen.

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Nicht nur schöne Worte machen

dab. Nach Zürich, Bern und Genf setzt sich jetzt auch die Bieler Politik mit Hausbesetzungen und Zwischennutzungen auseinander. Für die städtische Volksinitiative «Leerraum beleben! (Zwischennutzungsinitiative)» sammeln linke AktivistInnen jetzt Unterschriften.

Die Forderung nach niederschwelligen Freiräumen ohne Konsumzwang war schon 1968 da und entspricht auch heute noch einem Bedürfnis. Besetzt man Häuser, um sie bis zum Abriss zum Wohnen, Arbeiten und zur Kulturproduktion zu nutzen, riskiert man aber polizeiliche Räumung und Umtriebe mit der Justiz. Wer ein Haus besetzt, begeht Hausfriedensbruch, möglicherweise auch Sachbeschädigung. » Weiterlesen

Zwischen uns keine Grenzen

Amanda Ioset. Die Zwangsmassnahmen gegen Personen ohne geregelte Aufenthaltsbewilligung nehmen ständig zu. Es ist notwendig, Gegensteuer zu geben. So haben verschiedene Organisationen eine Kampagne lanciert mit dem Ziel, eine oft verkannte Realität aufzuzeigen.

Am 7. September hat die togoische Diaspora in der Schweiz eine Pressemitteilung verschickt, die bei den Medien auf wenig Interesse gestossen ist. Informiert wurde über eine unhaltbare Situation: Ein Bauingenieur aus Togo, dessen Asylantrag vom Staatssekretariat für Migration abgelehnt wurde, befindet sich seit dem 19. Mai 2017 in Ausschaffungshaft im «Centre LMC» in Granges im Kanton Wallis. Seit dem 21. August 2017 ist nun Kossi Parfait Siabi in den Hungerstreik getreten, um gegen seine Inhaftierung und seine Ausschaffung zu protestieren. In seinem Heimatland droht ihm grosse Gefahr wegen seines politischen Engagements. » Weiterlesen

«Die ethnische Justiz Spaniens»

Hier die Infos zu den Aktionswochen

 

Free Nekane. Nekane Txapartegi – Feministin, Revolutionärin, Baskin. Sie sitzt seit April 2016 in zürcherischen Gefängnissen in Auslieferungshaft. Wegen ihrer politischen Arbeit wurde sie in Spanien gefoltert. Obwohl die Folter gut belegt ist, soll sie durch die offizielle Schweiz wieder an ihre PeinigerInnen übergeben werden. Weshalb die spanische «Justiz» diesen Namen nicht verdient, erklärt sie in einem ihrer «Gefängnisbriefe».

Nein, ich habe die Begriffe nicht verwechselt, ich meine «ethnisch», nicht «ethisch». Ethik ist im spanischen Staat weder in der Politik noch in der Justiz auszumachen. Gerade wird die Bildungsreform Lomce durchgesetzt, die den Ethikunterricht streichen und die religiöse Erziehung ausbauen will.
Mit dem folgenden Beispiel möchte ich aufzeigen, wie die spanische Justiz je nach ethnischer Identität von verurteilten Personen unterschiedlich agiert. Es geht um zwei Personen, die beide im Baskenland geboren wurden. Auf der einen Seite ist da Iñaki Urdangarin, geboren in Goierri, er hat eine spanische Identität. Auf der anderen Seite bin ich, Nekane Txapartegi Nieve, geboren in Tosaldea, ich identifiziere mich als baskische Frau. Aktuell halten wir uns beide in der Schweiz auf. Ich bin bekanntlich in Zürich in Auslieferungshaft, Iñaki wohnt zusammen mit seiner Frau Cristina, der Tochter des früheren Königs Juan Carlos I. am Genfersee. Wir beide wurden von der spanischen Justiz verurteilt, aber die Auswirkungen davon könnten unterschiedlicher nicht sein.
Ich wehre mich zusammen mit vielen anderen BaskInnen gegen die Kolonisierung des Baskenlandes und die Repression durch den spanischen und französischen Staat. Ich wurde aus diesem Grunde verhaftet und in den spanischen Kerkern gefoltert und vergewaltigt. Iñaki dagegen, der sich entschied, Freund von den franquistischen Erben zu sein, wurde der rote Teppich bis zum Palast der Bourbonischen Monarchie ausgerollt. Er heiratete eine Tochter des Königs, der notabene von Diktator Franco als Nachfolger auserkoren wurde. Mein ganzes Leben wehrte ich mich gegen die Ungerechtigkeit, die ich als weibliche, baskische Arbeiterin in den Folterkellern erlebt habe. Ich kämpfe für die Freiheit meines Landes, während Iñaki seinen üppigen Lebensunterhalt mit der Spekulation darüber verdiente. Über uns beide wurde von der Audiencia Nacional ein Urteil verhängt, aber mit zweierlei Mass.
Ich wurde als Baskin in einem politischen Prozess verurteilt. Einziger Beweis im Prozess: Aussagen, die ich unter Folter während der fünftägigen Incomunicado-Haft in den Händen der Guardia Civil ablegte. Ich wiederrief die erfolterten Aussagen sofort. Während des Gerichtsprozesses erkannte und benannte ich mehrere meiner Folterer und Vergewaltiger, aber das Gericht interessierte sich nicht dafür. Gegen die Folterer wurde nicht ermittelt. Das Ziel war es einzig und allein, meine baskische politische Dissidenz zu bestrafen und ein Exempel zu statuieren. Nachdem ich zu 11 Jahren Haft verurteilt wurde (später wurde das Urteil auf 3 Jahre und 6 Monate reduziert), flüchtete ich. Auf keinen Fall wollte ich in die Hände meiner Peiniger zurückkehren. Nach mehreren Jahren im Exil zusammen mit meiner Tochter wurde ich in Zürich erneut verhaftet. Diese Verhaftung kam nur zustande, weil die spanische Polizei ein Jahr lang illegal auf Schweizer Boden nach mir gefahndet hat. Die Schweizer Behörden interessieren sich jedoch nicht für die Aufklärung dieser illegalen Aktivitäten in ihrem Territorium. Während vielen Monaten muss ich die harten Bedingungen der Schweizer Auslieferungshaft nun schon über mich ergehen lassen. Die Beamtin, die mich im Asylverfahren befragt hat, scheint ein grosser Fan des spanischen Staates zu sein. Für sie ist alles legitim, was die Folterer machen und die spanischen Gerichte entscheiden. Die Verfolgung, die ich als Baskin erleide, die gut dokumentierte Folter und die sexualisierte Gewalt, die ich als Frau erlitten habe, das politisch motivierte und unverhältnismässige Urteil gegen mich – all dies scheint ihr keine angemessene Begründung für politisches Asyl zu sein.
Gleichzeitig wurde Iñaki von der Audiencia Nacional wegen Korruption zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Aber Iñaki hat keine Angst, eingeknastet zu werden, er muss nicht flüchten, da die spanische Justiz seine ethnische Identität nicht verfolgt. So lebt Iñaki aktuell in einer Villa am Genfersee, sein Bankkonto ist voll und er hat keinerlei Angst, ausgeliefert zu werden. Man kann die Zukunft nicht voraussagen, aber ich behaupte jetzt mal, dass der spanische Staat die Auslieferung von Iñaki nicht anfordern wird. Auch nicht, wenn das Oberste Gericht ein endgültiges Urteil gesprochen hat. » Weiterlesen

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