Bilder bewegter Zeiten

Redaktion. Die Ausstellung «Lichtblick» zeigt die fotografischen Zeugnisse der politisch-gesellschaftlichen Bewegungen ab den 1970er-Jahren zu Themen wie Arbeit, Gleichberechtigung, Antimilitarismus, Wohnformen sowie Energie und Umwelt. Ziel ist, einen Dialog anzustossen.

Der Nachlass Kurt Graf/fotolib Basel ist eine visuelle Dokumentation jener politischen Bewegungen, Ereignisse und Ideen, die in der Schweiz der 1970er-Jahre eine ganze Generation prägten. Ab 1975 dokumentierten Kurt Graf, Heiner Vogelsanger und Marcel Geiger als Fotografen-Kollektiv Widerstand und Protest, Aufbruch und Utopien. Den Ausschlag hatte die Besetzung des AKW-Baugeländes in Kaiseraugst im April 1975 gegeben. Die analogen Schwarz-Weiss-Fotografien entstanden, um das Engagement festzuhalten und weitherum bekannt zu machen.

Historische und zeitgenössische Fotografie im Dialog
Was ist von diesem Aufbruch der 1970er-Jahre übriggeblieben, wie präsentieren sich die einstigen Bewegungen heute, welche Bilder prägen unsere Gegenwart? BelleVue hat verschiedene Fotograf:innen und Organisationen, mehrheitlich aus der Region Basel, gebeten, aktuelle Aufnahmen zu den Themen der Ausstellung beizutragen.
Wie ein Brainstorming von Gedanken sind die grösseren zeitgenössischen Fotografien in der Ausstellung platziert. Eigenständig, eher symbolisch im Ausdruck, beschreiben sie bestimmte Zustände unserer Gesellschaft. Dazugestellt werden kleinere, dokumentarische Bildformate, zu den Themen der Ausstellung passend: Aktionen, Demonstrationen, Projekte, Engagement der Menschen im Kleinen und Grossen für die Sache, die ihnen am Herzen liegt.
Die historischen Bilderreihen erzählen Geschichten und zeugen vom Aufbruch in den verschiedensten Lebensbereichen. In den Reportagen über die Zentralwäscherei wird die Mühsal der Arbeit spürbar: Wäscheberge, Fliessbänder, viele Frauen, meist Migrantinnen, die Hand in Hand arbeiten. Dann der Streik und die Solidaritätsveranstaltungen, endlich soll es besser werden!
Der Vergleich von historischen und zeitgenössischen Fotografien zeigt neben Unterschieden auch Gemeinsamkeiten. Viele digital entstandene Aufnahmen von politischen Aktivitäten auf der Strasse beschreiben, wie sich Menschen zusammentun und mit Transparenten ihre Forderungen verkünden. Solche Protestbilder gibt es heute wie damals in schier unüberschaubarer Fülle. Die Fotografie der Gegenwart ist zwar farbig, zuweilen von distanziertem Ausdruck und gut komponiert. Doch immer wieder finden sich auch – wie in den 1970er-Jahren – schnelle Schnappschüsse, die bezeugen sollen: So ist es gewesen, wir waren auch dabei!

Lebendige Ausstellung
Zur unmittelbaren Gegenwart führt das Werk «Watching the World» im Eingangsbereich der Ausstellung. Unzählige Webcam-Bilder, die durch künstliche Intelligenz kuratiert werden, eröffnen ein faszinierendes Live-Fenster in die Welt.
Im Ausstellungsraum sind Interviews von Schüler:innen zu hören, die sie mit früheren und heutigen Aktivist:innen geführt haben. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen lädt zu Vorträgen, Führungen und Gesprächsrunden ein. Ergänzend zu den gezeigten Fotografien können Besucher:innen eigene Erinnerungsstücke an die damaligen Bewegungszeiten mitbringen.

Die Reihe «Im Bild»
«Lichtblick» ist die dritte Ausstellung im Rahmen des vierteiligen Kooperationspro-jekts «Im Bild – Archivierte und zeitgenös-sische Fotografie im Dialog», das der Verein «BelleVue – Ort für Fotografie» und das Staats-archiv Basel-Stadt auf Initiative der Christoph Merian Stiftung gemeinsam realisieren. Seit 2020 findet alle zwei Jahre eine Ausstellung statt, in der Fotografien aus dem Staatsarchiv auf unterschiedliche Weise in einen aktuellen Zusammenhang gestellt werden.

«Lichtblick», BelleVue – Ort für Fotografie, Breisacherstrasse 50 (im Hinterhof), BaseL, bis am 16.Juni. Öffnungszeiten und Infos: bellevue-fotografie.ch

 

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