Endlich!

sit. Roger Nzoy wurde 2021 von der Polizei erschossen. Vier Jahre lang kämpfte seine Familie, um das Grundrecht auf ein faires Verfahren zu erhalten – nun muss die Justiz die Ermittlungen wieder aufnehmen. Der Fall offenbart, wie Polizeigewalt durch die Justiz gedeckt wird.

Vorweg die gute Nachricht: Am 27.Mai wurde Nzoys Familie vom Entscheid der Beschwerdekammer für Strafsachen des Kantonsgerichts des Kantons Waadt in Kenntnis gesetzt. Das Gericht heisst die Beschwerde der Familie gut und weist die Staatsanwaltschaft an, die Ermittlungen wieder aufzunehmen. Wir erinnern uns: Ende August 2021 wurde Roger Nzoy Wilhelm (38) auf dem Bahnhof in Morges von der Polizei mit drei Schüssen erschossen. » Weiterlesen

Nationale Selbstvergewisserung und Verteilungskonflikte

Nationalratssaal

dom. Aufrüsten, Migration kontrollieren, Kriegsmaterialexporte vereinfachen – die diesjährige Sommersession dreht sich um Aufrüstung und Verteilungskonflikte. Im Zentrum der Debatten stehen auch drei richtungsweisende Volksinitiativen: Die «SRG-Initiative», die «Klimafonds-Initiative» und die «Neutralitätsinitiative».

Die Sommersession bietet ein beunruhigendes Abbild des politischen Klimas in Zeiten der umfassenden Krise: Verunsicherung, nationale Selbstvergewisserung und Verteilungskonflikte in den Bereichen Krieg, Klima, Medienwandel, Migration. Doch auch über die Finanzierung der 13.AHV-Initiative wird gestritten. Als grosser linker Erfolg gefeiert, macht sich angesichts ihrer Umsetzung Ernüchterung breit. » Weiterlesen

«Die humanitäre Hilfe wird selbst aktiver Teil einer genozidalen Kriegsführung»

sit. Unter dem Deckmantel der Hilfe wird in Gaza humanitäre Hilfe militarisiert: Versorgung als Kontrolle, Hunger als Waffe. Eine in Genf gegründete Stiftung spielt dabei eine zentrale Rolle – angeführt von Ex-Militärs und finanziert aus militärisch- industriellen US-Kreisen.

«Welche Zusammenstellung von Buchstaben kann eine Szene beschreiben, in der ausgehungerte Menschen erschossen werden, während sie für Essen anstehen? Eine Szene, die sich nicht einmal, sondern vielfach abgespielt hat», schreibt Radwa Khaled-Ibrahim. Sie ist Referentin für Kritische Nothilfe in der Öffentlichkeitsarbeit der NGO Medico International Deutschland. Auf ihrem Beitrag auf der Webseite von Medico ist weiter zu lesen: «Zivile Strukturen, die humanitäre Hilfe in Gaza leisteten, wurden angegriffen, die UNRWA delegitimiert und ihre finanziellen Mittel gestrichen, lokale und internationale Helfer:innen getötet, Institutionen und Strukturen der lokalen Zivilgesellschaft zerstört, Menschen auf der Suche nach Hilfe getötet oder durch vom Himmel fallende Hilfspakte erschlagen.» » Weiterlesen

Die Schweiz und ihre Panzer

dom. Nach einer Reihe von Skandalen kann sich die Ruag endlich wieder aufs Wesentliche konzentrieren: Die Schweiz verkauft 71 rumstehende Leopard-1-Panzer mit der offiziellen Zusicherung nach Deutschland, dass diese nicht in der Ukraine eingesetzt werden – eine Farce.

Kaum jemand hatte echte Hoffnungen in die Gespräche in Istanbul gesetzt, zu denen sich Anfang Juni Delegierte Russlands und der Ukraine trafen. Kurz zuvor hatten beide Seiten ihre Angriffe nochmals intensiviert, vor allem die ukrainischen Drohnenangriffe tief im russischen Hinterland hatten für Aufsehen gesorgt. Aber je näher ein Deal am Verhandlungstisch rückt, desto härter wird auf dem Schlachtfeld gekämpft – die Strategie dahinter ist simpel: Den Druck auf den Gegner erhöhen, um die eigene Verhandlungsposition zu verbessern. Insbesondere Selenskyj braucht
angesichts seiner zerfallenden Armee und schwindender Unterstützung im Westen Erfolge, muss zeigen, dass er doch noch «Karten in der Hand» hat.

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Asylpolitik ohne Asyl

lmt. In der Sommersession befasst sich das Parlament mit mehreren Vorlagen zur Asylpolitik. Was dabei wie eine technische Reform erscheint, ist in Wirklichkeit Teil eines politischen Projekts: Die Rechte von Geflüchteten sollen systematisch eingeschränkt, ihre Aufenthaltsperspektiven weiter prekarisiert und das Asylrecht selbst schrittweise entkernt werden.

Die politische Sprache im Kontext der Migration hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Während die SVP Asylsuchende pauschal als «Parasiten» bezeichnet, übernehmen auch andere bürgerliche Parteien zunehmend eine ähnliche Rhetorik. Die sogenannte «10-Millionen-Schweiz»-Initiative und symbolische Scheinlösungen gegen Kriminalität sind Ausdruck dieser Entwicklung. Gleichzeitig wird im Parlament die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) behandelt – mit dem Ziel, Migration noch stärker zu regulieren. Doch die Debatten verkommen zunehmend zur Plattform für populistische Stimmungsmache, während menschenrechtliche Bedenken in den Hintergrund treten. » Weiterlesen

Personalabbau

sit. Massive Stellenkürzungen bei der Postfinance und dem Bundesamt für Statistik: Die Gewerkschaften fordern dringend nachhaltige Lösungen.

Die Postfinance AG kündigt eine tiefgreifende Reorganisation an, die vor allem Verwaltungsfunktionen in Bern betrifft. Nach Unternehmensangaben sollen 141 Stellen gestrichen und 73 Arbeitsverträge geändert werden. Insgesamt sind 214 Mitarbeitende – über fünf Prozent der Belegschaft – von den einschneidenden Veränderungen betroffen. Diese Nachricht trifft die Beschäftigten hart, zumal die Kommunikation seit Monaten widersprüchlich war: Zwar wurde immer wieder betont, dass die Mitarbeitenden der Schlüssel zum Erfolg seien und Stellenverluste möglichst vermieden werden sollten. Doch nun wirken diese Beteuerungen wie hohle Phrasen.

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Angriff auf Mütterrechte?

sah. Die Schweiz macht mal wieder mütter- und familienfeindliche Politik: Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats will mit ihrem Grundsatzentscheid eine Fake-Familienzeit einführen, die schlussendlich auch einen Angriff auf den Mutterschutz bedeuten könnte.

In Europa wird viel über Familienzeit nach der Geburt diskutiert – jedes Land hat hier eigene Strategien, junge Familien zu unterstützen oder eben nicht. In der Schweiz haben Mütter einen Anspruch auf einen Mutterschaftsurlaub von mindestens 14 Wochen ab dem Tag der Niederkunft sowie eine Mutterschaftsentschädigung. Väter können eine zweiwöchige bezahlte Elternzeit beziehen. Mit dieser Ausgangslage ist die Schweiz kein Vorzeigemodell bezüglich Gleichstellung. Eigentlich sollte Elternschaft eine gemeinsame Verantwortung sein. Die Schweizer Variante fördert jedoch ungleiche Rollenbilder aktiv: Denn hier bleibt die Mutter zuhause beim Kind, während der Vater arbeitet. Verschiedene Ideen rund um Familienzeit wurden darum diskutiert. Daraus entstand auch die Familienzeit-Initiative.

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Schweiz muss Bemühungen intensivieren

sah. Man kann nicht genug auf die Bedürfnisse von Kindern aufmerksam machen: Der Internationale Kindertag am 1.Juni wird in vielen Ländern gefeiert, denn Kinder haben Rechte – und das wissen viele von uns, aber immer noch nicht alle.

Es gibt verschiedene Tage im Jahr, an denen wir daran erinnert werden, dass Kinder einen aktiven Platz in unserer Gesellschaft haben und mitbestimmen dürfen. Ein Beispiel dafür ist der Internationale Tag der Kinderrechte, der jeweils am 20.November gefeiert wird. Hier wird an die Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention erinnert. Die Konvention umfasst 54 Artikel. Es gibt auch eine Zusammenfassung der UNICEF (die Kinderrechtsorganisation der UNO), die den langen Text in zehn Grundrechte zusammenfasst und Inhalte wie das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Bildung und Ausbildung oder das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung hervorhebt. Ziel dieses Papiers, das viele Staaten unterzeichnet haben, ist es, die Befolgung und Durchsetzung dieser Rechte weltweit zu stärken.

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Unsere erste Revolution

Werkzeuge und Paddel der Calusa, ausgestellt im Florida Museum of Natural History. Diese Artefakte zeugen von der komplexen und sesshaften Kultur des Calusa-Stamms in den Everglades Floridas.
Bild: Wikimedia

flo. Im zweiten Teil der Reihe «Aufbrüche» betrachten wir den ersten grossen Umbruch in der Vorgeschichte des anatomisch modernen Menschen. Und diese Umwälzung – die Sesshaftwerdung der meisten menschlichen Gesellschaften – ist heute noch im Gange.

Wie in der letzten Ausgabe besprochen, lebte der moderne Mensch während der überwältigenden Mehrheit seiner Existenz in kleinen Gruppen, die nomadisch durch die Lande zogen. Sie spezialisierten sich zwar unterschiedlich, teilten aber eines: Sie reproduzierten ihre unmittelbaren Bedürfnisse durch Jagd und Sammeln. Nach Hunderten von Jahrtausenden dieser Lebensweise hatten diese frühen menschlichen Gesellschaften – die in den letzten Jahrtausenden selbst die entlegensten Winkel der Erde für sich eroberten – herausgefunden, aus welchen Steinen sich das beste Werkzeug herstellen liess, welche Strategie bei der Jagd Erfolg versprach, welche Pflanzen essbar waren, wann und wo die Eier welcher Vögel zu holen waren, welche Zeichen am Himmel auf welches Wetter oder welche Jahreszeit schliessen liessen.

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Ceasefire Babies

Im Mittelpunkt des Films steht die nordirische Rap-Gruppe Kneecap

Dominik Dübi. Kneecap ist der erste fiktive Langspielfilm des irisch-britischen Regisseurs Rich Peppiatt. Er erzählt mit gewissen künstlerischen Freiheiten die Gründungsgeschichte der nordirischen Rap-Gruppe Kneecap.

Der Scheinwerfer eines Polizeihubschraubers leuchtet ins Gesicht von Naoise Ó Cairealláin alias Móglaí Bap, als er das erste Mal auf der Leinwand zu sehen ist. Zu diesem Zeitpunkt ist er ein Baby und soll gerade getauft werden. Móglaís Vater Arlo, ein überzeugter irischer Nationalist, hatte sich als Ort für die Taufe eine Stelle im Wald ausgesucht, an der früher von irischen Widerstands:kämpferinnen illegale katholische Messen abgehalten worden waren.

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Bis heute noch: «Berg frei!»

flo. Der Landesverband feiert seinen 100.Geburtstag, einzelne Ortsverbände gibt es gar noch länger: Ein Blick auf die Naturfreunde Schweiz.

«Berg frei» – das war eine bewusste Abgrenzung. In anderen Alpinist:innenverbänden grüsste man sich damals gerne mit «Berg heil», und teils tut man das noch heute. Die Naturfreund:innen in den deutschsprachigen Alpenländern, wo ab Ende des 19.Jahrhunderts erste Ortsgruppen entstanden, wollten sich davon bewusst unterscheiden. Ihr eigener Gruss sollte ein Zeichen setzen – nicht nur gegen den konservativen Ton der anderen Verbände, sondern auch gegen die starken Rechte der Grundeigentümer:innen, die vor allem in Österreich und Deutschland den Zugang zur Natur einschränkten.

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«Solange …»

lmt. Das feministische Streikkollektiv St.Gallen fand eine spannende und
packende Art und Weise für den diesjährigen 14.Juni zu mobilisieren. Der
vorwärts sprach mit Alice Froidevaux über die «Solange…»-Aktion.

Kannst du den vorwärts-Leser:innen den Ursprung eures Projektes näherbringen?
Die diesjährige Mobilisierungskampagne des feministischen Streiks in St. Gallen wurde inspiriert vom » Weiterlesen

Kein Schritt zurück!

Bern, 31.5.2023; Aufruf zum Frauenstreik 14.6.2023.
Photo Monika Flueckiger

lmt. Gleichstellung ist noch lange nicht erreicht: Frauen verdienen im Schnitt 1364 Franken weniger als Männer, klassische Frauenberufe werden weiterhin schlechter bezahlt, jede zweite Frau erlebt sex-uelle Belästigung am Arbeitsplatz. Die Forderungen zum 14. Juni 2025.

Nulltoleranz für sexuelle Belästigung
Die Zahl der Feminizide in der Schweiz ist inakzeptabel. Auch am Arbeitsplatz sind Frauen sexualisierter Gewalt und Belästigung ausgesetzt. Gemäss einer Ende 2024 erschienenen Studie in Auftrag von Seco/EBG hat die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen bereits sexuelle oder sexistische Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Erwerbstätige Frauen werden am Arbeitsplatz ungenügend vor solchen Übergriffen geschützt. Das wirkt sich direkt negativ auf ihre psychische und körperliche Gesundheit aus. Jetzt ist genug! Wir brauchen sichere und respektvolle Arbeitsplätze für alle!

Gescheiterte Lohngleichheits­Analysen
In der Schweiz bestehen weiterhin grosse Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Arbeit und verdienen trotz gesetzlichem Anspruch auf Lohngleichheit im Durchschnitt monatlich 1364 Franken weniger. Über die Hälfte der Schweizer Unternehmen hält sich nicht an die gesetzliche Pflicht zu Lohngleichheitsanalysen. Eine externe Evaluation vom März 2025 zeigt, dass Lohnanalysen oft mangelhaft oder gar nicht durchgeführt werden. Das Gleichstellungsgesetz bleibt weitgehend wirkungslos. Frauen verdienen weiterhin im Schnitt 16,2 Prozent weniger als Männer – fast die Hälfte dieser Differenz ist nicht einmal erklärbar. Darum braucht es jetzt endlich wirksame Massnahmen. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert verbindliche Kontrollen sowie Sanktionen für Unternehmen, die sich weigern, ihre Löhne zu überprüfen. Die Lohnanalysen müssen regelmässig und für alle Unternehmen verpflichtend werden. Und es braucht eine klare gesetzliche Pflicht, dass die Unternehmen handeln müssen, wenn sie bei den Analysen Lohnungleichheiten feststellen.

«Frauenberufe» endlich aufwerten
Neben der Lohndiskriminierung bei gleicher Arbeit ist die Bezahlung in klassischen Frauenberufen weiterhin skandalös tief. Mehr als die Hälfte der Frauen verdient weniger als 4200 Franken im Monat (bei 13 Monatslöhnen), ein Viertel sogar 2500 Franken oder weniger. Diese tiefen Löhne sind nicht nur auf Teilzeitarbeit zurückzuführen, sondern auch auf strukturelle Benachteiligungen: Frauenberufe sind generell schlechter bezahlt, und Berufserfahrung sowie Dienstjahre führen bei Frauen zu geringeren Lohnzuwächsen als bei Männern. Selbst mit abgeschlossener Lehre verdienen vier von zehn Frauen weniger als 5000 Franken pro Monat. Zudem erhalten Frauen seltener einen 13. Monatslohn, was ihre finanzielle Lage zusätzlich belastet. Die Gewerkschaften setzen sich gemeinsam mit der feministischen Bewegung für eine generelle Aufwertung der Löhne in frauendominierten Berufen ein – für echte Gleichstellung. In frauendominierten Berufen braucht es endlich faire Löhne – mindestens 4500 Franken für alle und mindestens 5000 Franken Monatslohn mit Lehre.

Backlash in internationalen Unternehmen stoppen
In seiner ersten Woche im Amt erliess US-Präsident Trump eine Reihe von Durchführungsverordnungen (Executive Orders), die sich gegen Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) im öffentlichen und privaten Sektor richten. Diese Anordnungen zielen darauf ab, rechtmässige Bemühungen zur Förderung der Chancengleichheit zu unterdrücken und zu verbieten. So dürfen Bundesbehörden nicht nur selbst keine DEI-Ziele mehr verfolgen, sondern auch keine Verträge mehr mit Unternehmen abschliessen, die DEI-Programme umsetzen. Diese politische Massnahme hat dazu geführt, dass mehrere Pharmakonzerne wie Roche und Novartis, aber auch die Grossbank UBS, ihre Diversitätsziele zur Förderung von Minderheiten und Frauen in Führungspositionen gestrichen haben. Einschüchterungsversuche von US-Beamten gegenüber europäischen Unternehmen haben zudem bereits Auswirkungen auf die EU-Kommission gezeigt, die kürzlich vorgeschlagen hat, die horizontale Gleichbehandlungsrichtlinie zurückzuziehen. Das muss gestoppt werden. Gleichstellungsprogramme dürfen nicht auf Druck von rechts gestrichen werden.

Kita-Ausbau: zentral für Gleichstellung
Im kommenden Jahr kommt die Kita-Initiative zur Abstimmung – ein wichtiger Schritt für die Gleichstellung. Wir fordern seit Jahren eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Initiative verbessert den Zugang zu bezahlbarer und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung. Eltern sollen künftig höchstens zehn Prozent ihres Einkommens für Betreuungskosten aufwenden müssen – unabhängig von der Anzahl betreuter Kinder. Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz bis zum Ende der Primarschule soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich erleichtern. Gleichzeitig adressiert die Initiative die prekären Arbeitsbedingungen im Betreuungssektor, in dem vor allem Frauen tätig sind. Bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, die in der Kinderbetreungsbranche dringend nötig sind, sollen die Qualität der Betreuung verbessern und die Attraktivität des Berufs steigern. Insgesamt trägt die Kita-Initiative entscheidend zum Abbau struktureller Benachteiligungen bei und fördert die tatsächliche Gleichstellung im Erwerbsleben.

Quelle und weitere Infos: 14juni.ch

Laut, wütend, feministisch

Redaktion. Auf der Strasse ist es die grosse Masse, welche den feministischen Themen die notwendige Aufmerksamkeit gibt. Daher druckt der vorwärts nochmals die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema 14.Juni ab.

Warum «schon wieder» ein Streik?
Wir sind wütend! Seit dem letzten grossen Streik von 2019 hat sich zu wenig getan. Im Gegenteil: Mit der Pandemie hat sich die Realität für viele verschlimmert. Frauen haben wieder mehr unbezahlte Care-Arbeit übernommen, die Lohnschere und der Gender Pay Gap haben sich verschlimmert. Mit der AHV 21-Abstimmung wurde unter dem Strich eine Rentensenkung gegen den Willen der Frauen beschlossen. Und dennoch haben wir als Bewegung auch Erfolge erreicht. Gleichstellungsberichte in vielen Kantonen, Anlaufstellen, Frauenhäuser, überarbeitetes Sexualstrafrecht, etc. Mit dem Streik wollen wir auf diesen Erfolgen aufbauen und trotzdem zeigen: Der Weg zur Gleichstellung ist lang, es gibt noch viele Baustellen. Diese müssen wir jetzt gemeinsam anpacken.

Haben wir die Gleichstellung bei uns nicht schon erreicht?
Die Zahlen sprechen leider für sich: Alle Plätze in Frauenhäusern sind besetzt, die Wartelisten lang. Alle zwei Wochen ereignet sich ein Feminizid. Frauen verdienen 43,2 Prozent weniger Lohn als Männer im Durchschnitt, nur eine von zehn Frauen ist in einer Führungsposition. Doppelt so viele Frauen sind von Altersarmut betroffen wie Männer. Und 80 Prozent der unbezahlten Care-Arbeit wird von Frauen erledigt. Gleichstellung haben wir noch nicht erreicht hierzulande.
Warum «Feministischer Streik» statt «Frauenstreik»?
Feministisch als Begriff beinhaltet eine grössere Bandbreite von Anliegen, es ist diverser und inklusiver. So zum Beispiel beinhaltet er den Queerfeminismus, welcher die Gleichstellung von LGBTQIA+ fordert. Oder eine Elternzeit, von welcher insbesondere auch Männer profitieren würden. Ein Zusammenschluss unter dem Sammelbegriff «feministisch» macht Sinn, weil es dieselben diskriminierenden Strukturen sind, gegen welche man ankämpft und weil man damit mehr Menschen erreicht.

Wieso überhaupt der 14.Juni? Hat das eine Geschichte?
Am 14.Juni 1981 fand die Volksabstimmung über den Gleichberechtigungsartikel in der Bundesverfassung statt, dieser wurde angenommen. Seitdem gelten Mann und Frau in der Schweiz per Gesetz als gleichberechtigt. Zehn Jahre später, am 14.Juni 1991 wurde zum ersten grossen Frauenstreik aufgerufen. Es handelte sich um die grösste Mobilisierung seit dem Landesstreik 1918. Uns allen in bester Erinnerung ist der riesige Streiktag vom 14.Juni 2019. 500000 Menschen demonstrierten unter anderem für Lohngleichheit, gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeit und die Bekämpfung von Sexismus und sexueller Gewalt.

Mehr Infos unter:14juni.ch

Präsenz ist nicht verhandelbar

sah. IDAHOBITA* am 17.Mai: Aktionen sollten auf die Diskriminierung von Menschen hinweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder durch ihren Körper von der Heteronormativität abweichen. In Bern gab es Aktionen, in Paris wurde ein neues Denkmal zu Ehren und zum Gedenken an LGBTIQ-Opfer des Holocaust enthüllt.

IDAHOBITA* heisst Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Asexuellenfeindlichkeit. Er wird seit 2005 immer jährlich am 17.Mai als Aktionstag organisiert – mittlerweile sogar von offiziellen Institutionen und Organisationen. Am Berner Bahnhof wehten entsprechende Flaggen an diesem Tag und auch am Uni-Hauptgebäude gab es ein Zeichen, das an den IDAHOBITA* erinnerte.

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Für ein würdevolles Leben für alle

Für ein würdevolles Leben für alle
Der Grundsatz der Gleichberechtigung besteht seit 1981 mit dem Gleichstellungsgesetz, das die Diskriminierung von Frauen im Berufsleben beseitigen soll. Artikel 8 der Bundesverfassung besagt: «Mann und Frau sind gleichberechtigt.» Dies gilt für die rechtliche Gleichstellung in der Familie, in der Erziehung und im Beruf. Die PdAS unterstützt konsequent das Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter.

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Die Notwendigkeit feministischer Friedenspolitik

Redaktion. Annemarie Sancar ist promovierte Sozialanthropologin, Aktivistin und Expertin für feministische Friedenspolitik. Bis vor Kurzem arbeitete sie bei der NGO PeaceWomen Across the Globe» und sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit verschiedenen internationalen Netzwerken. Ein Gespräch mit ihr.

Annemarie, weshalb ist es wichtig, dass Friedensarbeit feministisch und intersektional ist?
Es ist deshalb wichtig, weil wir aus feministischer Perspektive die Bedingungen, unter welchen Friedensarbeit stattfinden kann – die (toxische) Maskulinität, patriarchale Machtverhältnisse, Geschlechterhierarchien – in den Blick nehmen, auch aus ökonomischer Perspektive. Wenn wir das nicht tun, kommen wir den Ursachen von Konflikt und Krieg nie auf die Spur.

Die NGO «PeaceWomen Across the Globe» betont, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist, sondern dass auch patriarchale Strukturen, Machtverhältnisse und Gewalt gegen Frauen entscheidende Faktoren sind. Weshalb ist das zentral?
Patriarchale Strukturen leisten einer Männlichkeit Vorschub, die unter angespannten Bedingungen in kriegerische Maskulinität übergeht und diese nährt sich unter anderem von Gewalt gegen Frauen und sexualisierter Gewalt im Allgemeinen. Die Vergewaltigung der schwächeren Mitglieder des Feindes war und ist bis heute ein immanenter Bestandteil der Kriegsführung. So nimmt während und vor allem auch nach den sogenannten Friedensgesprächen die häusliche Gewalt in der Regel massiv zu.

Wie sieht feministische Friedensarbeit in der Praxis aus? Was gibt es für verschiedene Herangehensweisen und Methoden?
Wir arbeiten für den Frieden, indem wir unter anderem Daten zur Militarisierung und zur Maximierung der Gewinne im Bereich der Kriegsindustrie und High-Tech-Branchen herausarbeiten, um zu zeigen, wie die Care-Infrastruktur darunter leidet. Es geht also um die politische Darlegung der diskriminierenden Ausgabenpolitik, die letztendlich Frauen härter trifft, weil sie immer noch diejenigen sind, die den Grossteil an unbezahlter Care-Arbeit leisten – in Konflikten und Kriegen nimmt dieser Anteil zu. Mit der Verschiebung der öffentlichen Gelder in die profitablen Bereiche, wie die der Waffenindustrie, kommt es zu einem massiven Abbau in der sozialen Infrastruktur: Die Bedingungen, unter welchen Care-Arbeit geleistet werden muss, verschlechtern sich und schwächen diejenigen, die sie verrichten, wie auch diejenigen, die davon abhängig sind. Eine wichtige Methode, um diese Entwicklung zu untermauern, sind von uns organisierte Erzähl-Cafés, in denen Frauen über ihre Sicherheit reden, die sie in erster Linie auf den Alltag beziehen.

Was bedeutet Care-Arbeit im Kontext der Friedensarbeit? Weshalb ist Care-Arbeit zentral im Kampf gegen Krieg und Unterdrückung?
Care-Arbeit belastet Frauen in Kriegssituationen mehr, zum Beispiel in der Pflege von Verletzten und der Sorge um die bleibenden Alten. Zudem ist sie erheblich erschwert, weil kaum Ressourcen zur Verfügung stehen. An die Care-Arbeit denkt niemand. Stattdessen wird investiert in Kampfgeräte, Kampfausrüstung, Kommunikation etc. Es wird wohl – einmal mehr – davon ausgegangen, dass Frauen diese Arbeit ohnehin leisten. Es heisst dann, sie tun dies aus einem Pflichtgefühl dem Land gegenüber, und leider beeinflusst dieses Narrativ die Care-Arbeiter:innen sehr, was ihr Friedenspotential oft unter den Teppich zu wischen droht. Eine verzwickte Situation, die die Stimmen für den Frieden oft zum Verstummen bringt. Hier sind wir wieder bei der feministischen Haltung, nämlich dass Krieg und Konflikte die Militarisierung und damit auch die patriarchalen Machtverhältnisse bedienen. Es braucht in der Friedensarbeit also zwingend eine feministische Perspektive, welche von der Care-Arbeit aus gedacht wird.

Wo siehst du zurzeit die grössten Herausforderungen für die feministische Friedensarbeit?
Für mich ist eines der grössten Probleme ein ökonomisches, indem nämlich der Kriegswirtschaftssektor zu stark wächst und Profit generiert, dieser aber weder in soziale Infrastruktur noch in Umweltschutz und Reinigung der vergifteten Böden investiert wird. Wir müssen deutlich machen, wie enorm die Umweltzerstörung durch die Kriegswirtschaft und Kriegstreiberei zunimmt.

Du selbst verfügst über viele Jahre Erfahrungen in der Arbeit in diesen Kontexten. Was motiviert dich, dich auch weiterhin für diese Themen zu engagieren?
Mich beeindruckt die Friedensarbeit in lokalen Kontexten, die Diskussionen über Sicherheit, die uns immer wieder vor Augen führen, wie die alltägliche Arbeit, vor allem die Care-Arbeit, von grosser Relevanz ist. Dass Waffen ihnen Alltagssicherheit bringen soll, glauben die Frauen in den Krisengebieten kaum. Mich interessiert aber auch die ökonomische Frage, genauer, wie viel Care-Infrastruktur unter der Aufrüstung leidet, wie gross die Gewinne der Rüstungsindustrie dank eines Kriegs sind. Und schliesslich die politische Frage, wer unter diesen Umständen Frieden will, und welche Stimmen sich am Ende durchsetzen. Es ist also immer auch eine politische Frage, und gerade beim Thema Friedenspolitik sind Stimmen feministischer Aktivist:innen zwar laut, aber nicht unbedingt wirkungsvoll. Und das sollte sich endlich mal ändern!

Quelle: feministischerstreikzuerich.ch

Nukleare Abschreckung als Machterhalt

sah. Die Gefahr, die durch nukleare Waffen droht, ist in Vergessenheit geraten. Ängste flackern kurz auf, wenn Konflikte wie beispielsweise in der Ukraine den Einsatz zum Thema machen. Hier wirken Strategien militarisierter Ma?nnlichkeit mit, so die feminitische Kritik an der Atombombe.

Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) ist eine globale Koalition von Nichtregierungsorganisationen, die zur atomwaffenfreien Welt arbeiten. Sie veröffentlichte 2018 ein Papier rund um die Atomwaffenpolitik, in dem unter anderem eine feministische Kritik der Situation enthalten ist. Die Unterlagen mit dem Titel «Eine feministische Kritik der Atombombe. Gender- und feministische Perspektive auf Aussen- und Sichetheitspolitik» sind unter icanw.de einsehbar.

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