Rückblick auf einen kämpferischen 1.Mai 2025

sit. Zehntausende nahmen sich am diesjährigen Internationalen Tag der Arbeit in der gesamten Schweiz die Strassen und forderten Solidarität statt rechter Hetze. Die grösste Kundgebung fand in Zürich mit 14000 Personen statt.

«Gemeinsam gegen Krieg und Faschismus!» – unter diesem Slogan hatte das 1.-Mai-Komitee Zürich zur Demonstration und zum traditionellen Volksfest auf dem Kasernenareal aufgerufen. Bei sommerlichem Wetter zogen dann 14000 Personen durch die Strassen der Limmatstadt. «Die Demonstration war getragen von einer solidarischen, kämpferischen Stimmung», schreibt das 1.-Mai-Komitee in seiner Medienmitteilung.
Die Hauptrednerin für das 1.-Mai-Komitee war Mizgîn Ehmed, Sprecherin der Partei der Demokratischen Union (PYD) in Europa. In ihrer Rede auf dem Sechseläutenplatz im Herzen Zürichs legte sie den
Fokus auf die Notwendigkeit des gemeinsamen Einsatzes für eine linke Perspektive, um den erstarkenden antidemokratischen Entwicklungen eine Alternative entgegenzusetzen. Sie sagte: «An diesem Tag grüssen wir alle, die für eine gleichberechtigte und demokratische Zukunft kämpfen. Wir sagen, dass unser Kampf eins ist, unsere Ziele eins sind und unsere Hoffnungen eins sind. Von Rojava bis nach Zürich: Lasst uns diesen Weg gemeinsam weitergehen!»
Für den Gewerkschaftsbund Zürich, der gemeinsam mit dem 1.-Mai-Komitee die Demonstration organisierte, sprach Unia-Präsidentin und SGB-Vizepräsidentin Vania Alleva: «Der 1. Mai ist seit jeher Ausdruck einer vielfältigen und offenen Schweiz. Solidarität statt Hetze! So kämpfen wir auch in der Gewerkschaft gemeinsam für unsere Rechte – unabhängig von unserer Herkunft.»

Das grösste linke Volksfest der Schweiz
Wie jedes Jahr war das drei Tage dauernde Polit- und Kulturfest auf dem Kasernenareal ein besonderer Höhepunkt, der zehntausende Menschen anzog – nicht nur aus Zürich, sondern aus der ganzen Schweiz und zunehmend auch aus dem benachbarten Ausland. Mit 70 Infoständen sowie dutzenden Politveranstaltungen und Konzerten zeigte sich die grosse Diversität der verschiedenen linken Organisationen. «Während drei Tagen vernetzen sich linke Gruppen und Organisationen und tanken Energie im Kampf gegen die autoritär-rechten Kräfte, welche demokratische Werte untergraben und Menschen ausgrenzen», meint dazu Lara Can, Sprecherin des 1.-Mai-Komitees.
Für das einzig Negative am diesjährigen 1. Mai in Zürich sorgte (wie schon fast traditionsgemäss) die Polizei. Am Rande des Festes gefährdete sie mit einem unüberlegten Einsatz die Festbesucher:innen – insbesondere das Kinderfest, das am Nachmittag auf der Kasernenwiese in vollem Gang war. Die Polizei trieb einen Teil der Nachdemonstration durch einen Einkesselungsversuch auf das Festgelände. Im Zuge dessen kam es beim Eingang zur Kasernenwiese zu Scharmützeln. Lara Can hält fest: «Während Kinder auf der Blasio-Hüpfburg spielen, schiesst die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas auf das Areal. Das ist nicht zu rechtfertigen.»

Gemeinsam sind wir stark
So wie in Zürich gingen auch in über 50 weiteren Städten und Gemeinden der Schweiz zehntausende Menschen auf die Strasse. Dazu aufgerufen hatte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) unter dem Motto: «Solidarität statt Hetze – gemeinsam sind wir stark». Die Arbeiter:innen setzten damit ein deutliches Zeichen gegen «den wachsenden Einfluss rechtsextremer und neoliberaler Kräfte, die weltweit – und auch in der Schweiz – die sozialen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte angreifen», wie der SGB in seiner Medienmitteilung schreibt.
Eine Gegenrevolution des Grosskapitals bedrohe Gleichstellung, Arbeitsrechte und den Sozialstaat, so der SGB weiter. Mit gezielter Hetze gegen Migrant:innen und Minderheiten werde von der wachsenden sozialen Ungleichheit abgelenkt. «Die Besitzenden verweigern der arbeitenden Bevölkerung zunehmend ihren Anteil am wirtschaftlichen Erfolg – obwohl die Wirtschaft boomt. Die Folge: sinkende Kaufkraft und steigende Mieten für die Mehrheit, während die Reichen immer reicher werden», bringt der SGB die Sache auf den Punkt. «Der Widerstand gegen diese Hetze war in der ganzen Schweiz sichtbar», hält der SGB zufrieden fest.

Ein kraftvolles Zeichen gesetzt
SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard, Hauptredner an der 1.-Mai-Kundgebung im Vallée de Joux und später in St. Gallen, stellt fest: «Die extreme Rechte wächst, weil die wirtschaftlichen Eliten sie wachsen lassen wollen. Sie gibt keine Antwort auf die Probleme dieser ungerechten Welt, in der sich Milliardäre hemmungslos auf Kosten des Volkes bereichern. Im Gegenteil: Sie will dieses ungerechte und gefährliche System verlängern.»
Daniel Lampart, Leiter des SGB-Sekretariats, unterstrich in Münchenbuchsee die Aktualität gewerkschaftlicher Arbeit für eine friedliche und soziale Welt. Die enge Zusammenarbeit mit den sozialen Kräften Europas sei zentral – insbesondere nach der Sicherung des Lohnschutzes. «Wir kämpfen gegen prekäre Arbeitsbedingungen, Schwarzarbeit und teilweise unmenschliche Zustände. Dorthin wollen wir nicht zurück.»
Zum Schluss schreibt der SGB: «Die Arbeitnehmenden haben heute ein kraftvolles Zeichen gesetzt – gegen Ausgrenzung und Hetze, für Solidarität. Es braucht soziale Lösungen für die konkreten Probleme der Bevölkerung, statt Ablenkung und Diskriminierung.»

Mit der Gegenwart kollidiert

flo. Ein Bundesgerichtsurteil hält fest: Die Studentenverbindung darf keine Frauen mehr ausschliessen, wenn sie als studentische Organisation weiterbestehen will. Eine gute Nachricht. Noch besser wäre jedoch das Ende aller Verbindungen – Sexismus ist nämlich nicht ihr einziges Problem.

Das kam doch ein wenig überraschend: Bisher hatten nämlich Gerichte, wenn die Frage, ob Studentenverbindungen Frauen ausschliessen dürfen, die Vereinigungsfreiheit der Verbindungen höher gewichtet. Am 5.Mai kam der Entscheid vom Bundesgericht aus Lausanne, der für rein männliche Studentenverbindungen im Land das Aus als universitär anerkannte Organisationen bedeuten dürfte:

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Eskalierende Vertreibung

flo. Bezahlbarer Wohnraum wird in der Stadt Zürich immer knapper. Besonders Arbeitsmigrant:innen können es sich oft nicht mehr leisten dort zu wohnen, wo sie arbeiten. Das wirkt sich auf die soziale Durchmischung aus: mit üblen Folgen.

Es ist ein Steckenpferd von Rechten in ländlichen Gegenden – ein derart dummes Märchen, dass man es fast schon für dreist halten muss. Und doch wird es immer wieder aufgebrüht, wie ein Teebeutel, der zum zwanzigsten Mal ins heisse Wasser gehalten wird: Die Rede ist von jenen Momenten, wenn empörte Rentner:innen und rotköpfige Stammtischhelden über die Linken fluchen, wegen denen in Zürich in der Schule «nur noch Ausländer» seien. Als beispielsweise der SVP-Nationalrat Andreas Glarner eine Klassenliste aus Zürich in die Finger bekam und mit ungeschwärzten Namen und Natelnummern seinem keifenden Internetmob zum Frass vorwarf (was für ein emotionsversehrter Charakterversager …), ging es ihm vor allem darum, zu suggerieren, dass keine Schweizer:innen mehr in die Schule gingen. Wie weit Glarner und die Propaganda anderer Rechter dabei von der Realität entfernt sind, zeigen nun Auswertungen von Schweizer Schulen.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Strafanzeige gegen Basler Polizei

sit. Zwei Personen haben Ende April dieses Jahrs Anzeige gegen das Vorgehen und die Einsatzleitung der Polizei im Zusammenhang mit der 1.-Mai-Demonstration in Basel im Jahr 2023 eingereicht. Unterstützt werden sie dabei vom Grauen Block.

Basel, 1.Mai 2023: Stundenlang und bereits vor Beginn der bewilligten 1.-Mai-Demonstration kreist der Polizeihelikopter bedrohlich über Basel. Am frühen Morgen werden Menschen mitten auf der Strasse verhaftet und daran gehindert, überhaupt zur Kundgebung zu gelangen. Es sind die unverkennbaren Vorboten der Polizeirepression, die bald folgen sollte.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Massive Überwachung geplant

sit. Mit zwei Ausführungserlassen will der Bund die Überwachung der Bevölkerung weiter verschärfen. Es handelt sich um einen Angriff auf elementare Grundrechte. Doch Widerstand regt sich.

Happig und beängstigend: «Der Bundesrat will den Überwachungsstaat per Verordnung massiv ausbauen. Die geplanten Massnahmen sind ein schwerwiegender Angriff auf Grundrechte, KMU und den Rechtsstaat», schreibt die Digitale Gesellschaft in ihrer Medienmitteilung vom 2. Mai. Wenige Tage später doppelt Amnesty International (AI) Schweiz nach. AI zeigt sich besorgt über die Revision der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (VÜPF), die derzeit beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement in der Vernehmlassung ist. «Die Menschenrechtsorganisation lehnt die Vorlage ab, da sie die sichere Kommunikation von Anwält:innen, Journalist:innen oder Menschenrechtsverteidiger:innen gefährdet», bringt AI die Kritik auf den Punkt. Doch worum geht es genau?

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Der «Weckruf» des Kapitals: Alles für den Standort

dom. Der Handelskrieg erschüttert auch die Schweizer Politik und Wirtschaft. Während Bundesräte den Freihandel verteidigen, verlangt die Schweizer Wirtschaft mit ihrem «Weckruf» ein Spar- und Deregulierungsprogramm zugunsten des Kapitals – zulasten der Lohnabhängigen.

Verzweifelt versuchen Regierungsvertreter:innen aller Welt, den vermeintlich heilsbringenden Freihandel zu retten, den Trump mit seinen Zöllen bedroht. So zum Beispiel an der Frühlingstagung von IWF und Weltbank Ende April. Mit Karin Keller-Sutter und Guy Parmelin reiste auch eine Schweizer Delegation nach Washington – mit Pralinen und Uhren im Gepäck und einer stark geteilten öffentlichen Meinung im Rücken.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Die Seite gewechselt?

Redaktion. In jüngerer Zeit tritt der bekannte GSoA-Vertreter und selbsterklärte Pazifist Jo Lang
immer wieder mit problematischen, kriegstreiberischen Aussagen an die Öffentlichkeit. Wir veröffentlichen die Stellungnahme der Schweizerischen Friedensbewegung.

In einer Rede Ende März 2025 forderte Jo Lang Waffenlieferungen an die Ukraine, stellt den militärischen Sieg der Ukraine als alternativlos dar – und brachte sogar einen Nato-Beitritt der Schweiz als politisch denkbare Option zur Debatte. Wörtlich sagte er an der Versammlung einer Basler SP-Sektion:

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Die PdAS: Stärken, Schwächen und Zukunft

sit. Die Partei der Arbeit der Schweiz hat eine starke junge Basis, kämpft aber mit Unverbindlichkeit und schwacher nationaler Zusammenarbeit. Die Partei setzt unter anderem auf die Entwicklung von Kadern, um ihre Zukunft zu sichern und an Stärke zu gewinnen. Der vorwärts sprach mit Tarek Idri, Co-Sekretär der Partei.

Tarek, in welchem Zustand ist die PdAS? Wo hat sie ihre Stärken, wo ihre Schwächen?
Ich denke, es geht der PdAS deutlich besser als auch schon. Was sich sicher positiv verändert hat, ist, dass es mittlerweile eine gefestigte jüngere Basis gibt und die Frage über die Identität der Partei als kommunistische Partei geklärt ist. Zumindest bei den Jüngeren stellt sich diese Frage nicht mehr gross. Ich glaube, die Kommunistische Jugend (KJ) leistete und leistet einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung. Ich bin begeistert von der heutigen Generation der KJ – nur schon ihre Social-Media-Präsenz ist phänomenal – und wir werden sicher noch vieles von ihr lernen können. Die KJ, die aktive Jugend, das ist eine Stärke der PdAS. Eine weitere Stärke liegt in ihrer schweizweiten Präsenz, vor allem auch darin, dass die Partei nicht auf die Deutsch- oder nur auf die Westschweiz begrenzt ist, was vielen anderen Organisationen nicht gelingt. Es gibt Sektionen in allen Sprachregionen. Gleichzeitig ist das eine Herausforderung für die PdAS. Es verschlingt enorme Ressourcen, auf drei Sprachen gemeinsam Politik zu machen – nicht nur durch die Übersetzungsarbeit, sondern auch, weil die verschiedenen Sprachregionen anders diskutieren, fast schon anders denken, was den Umgang miteinander erschwert. Der föderale, lose Aufbau der Partei ist eine weitere Schwäche, die ich nennen will. Auf nationaler Ebene ist die Zusammenarbeit noch immer viel zu schwach. Die Sektionen arbeiten häufig jede für sich, und es ist manchmal unklar, was in einem anderen Kanton eigentlich passiert. In der Parteileitung werden konkrete Schritte gemacht, um diese Situation zu verbessern, zum Beispiel durch die regelmässigen Sitzungen der Sekretär:innen aus allen Sektionen.

Vor welchen Herausforderungen steht die PdAS heute? Und wie können sie gemeistert werden?
Es gibt einige Probleme, die man angehen muss. Das wird nicht einfach. Es reicht nicht, einfach zu sagen, es braucht mehr Zentralismus, um die föderale Parteistruktur zu überwinden. Das Problem ist nicht einfach der Föderalismus, sondern in meinen Augen noch allgemeiner, dass eine Unverbindlichkeit gegenüber der Partei herrscht. Man betrachtet die Parteimitgliedschaft wie die Mitgliedschaft beim WWF – man zahlt vielleicht ein bisschen Beiträge, man kommt an die eine oder andere Veranstaltung, aber damit hat sich’s. Diese Einstellung führt dazu, dass es schwierig ist, die Mitglieder kontinuierlich für die politische Arbeit zu mobilisieren. Und auf nationaler Ebene führt es zu einer Unverbindlichkeit und zum Teil zu Desinteresse gegenüber der nationalen Partei. In der Sektion Zürich haben wir die Unverbindlichkeit und harzige Mobilisierung als Probleme erkannt und haben angefangen, mehr Anforderungen an die Mitglieder zu stellen: Sie müssen ein Einführungsgespräch mit jemandem vom Vorstand führen, sie müssen in einer Arbeitsgruppe (einigermassen) aktiv mitwirken, sie müssen sich für Mitgliederversammlungen an- oder abmelden etc. Das hat schon einiges bewirkt. Ich bin überzeugt, damit gehen wir in die richtige Richtung. Ich sehe darin auch einen wichtigen Schritt in Richtung des Aufbaus und der systematischen Entwicklung der einzelnen Mitglieder hin zu Kadern.

Wie meinst du das? Was sind Kader?
Kader sind das genaue Gegenteil von einer losen, unverbindlichen Form der Mitgliedschaft. Kader sind Parteimitglieder, die wirklich für die Partei da sind, auf die man in jeder Situation zählen kann. Das bedingt hohe Opferbereitschaft, Flexibilität und nicht zuletzt eine grosse Disziplin vonseiten dieser Aktivist:innen. Es sind theoretisch geschulte, ideologisch gefestigte Parteimitglieder, die auch praktische Erfahrung vorweisen können. Die Aufgabe der Partei ist nicht, jedes Mitglied dazu zu zwingen, Kader zu werden, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in diese Richtung zu entwickeln. Wir brauchen keine reine Kaderpartei, aber wir brauchen unbedingt Parteikader, die der Organisation Stabilität und Stärke verleihen. Man kann sich die Kader als das Skelett der Partei vorstellen. Ohne Kader wäre der Körper, die Partei, ein formloser Fleischklumpen; und umgekehrt, ohne die breite Mitgliederbasis der Partei, welche die politische Arbeit umsetzt und verwirklicht, hätten wir bloss einen toten, bewegungslosen Knochenhaufen.

Im November findet der Parteitag der PdAS statt. Welche Erwartungen hast du?
Meine Erwartung ist, dass es ein guter Parteitag sein wird, der uns effektiv einen Schritt näher an ein neues Parteiprogramm bringt. Wir werden am Parteitag über eine allgemeine politische Resolution entscheiden, die gegenwärtig in den Sektionen diskutiert und von ihnen überarbeitet wird. Geplant ist, dass diese Resolution die Grundlage für das neue Parteiprogramm bildet. Ich erwarte nicht unbedingt, aber ich befürchte, dass einige gute Vorschläge von uns aus der Sektion Zürich zur Strategie und Organisation der Partei verworfen werden oder sogar, dass der ganze Teil über die Strategie, die Partei und unser Endziel nicht behandelt und die Diskussion verschoben wird. Ersteres können wir verkraften – das bedeutet bloss, dass mehr Überzeugungsarbeit und mehr Diskussionen in der Partei nötig sind. Zweiteres wäre äusserst schade, weil damit die (für mich) brennenden Fragen der Bewegung auf unbestimmte Zeit nicht behandelt würden. Es ist schön und gut, zu wissen, wie die PdAS die aktuelle Weltsituation und die Situation in der Schweiz einschätzt. Aber vielleicht noch wichtiger sind momentan die Fragen: Was wollen wir, wohin wollen wir gehen, wie kommen wir dorthin, wie organisieren wir uns? Diese Fragen wurden in den letzten Jahren in der Partei nur wenig diskutiert.

Du bist auch Sekretär der Schweizerischen Friedensbewegung. Wie sieht konkret eine Friedenspolitik in der Schweiz aus? Und was kann und muss die PdAS dazu beitragen?
Wir als Kommunist:innen in der Schweiz müssen uns für Diplomatie statt Aufrüstung und für friedliche Neutralität statt Nato-Annäherung einsetzen. Das sind Positionen, die wir auch mit vielen anderen friedensbewegten Menschen teilen, die oft einen völlig anderen politischen Hintergrund haben. Eine Möglichkeit, uns mit anderen friedensbewegten Menschen für den Frieden einzusetzen, ist das gemeinsame Engagement in der Schweizerischen Friedensbewegung SFB, die übrigens ursprünglich von der PdAS gegründet wurde. Bei diesem gemeinsamen Kampf für den Frieden besteht unsere Rolle insbesondere darin, Bewusstsein zu schaffen, dass eine wirklich friedliche Welt, ohne Krieg und Unterdrückung, im Kapitalismus nicht möglich ist. Das bedeutet keineswegs, uns nicht für konkrete Anliegen wie die Senkung der Rüstungsausgaben einzusetzen. Aber als Kommunist:innen müssen wir unbedingt auch den Zusammenhang zwischen Krieg und Kapitalismus/Imperialismus aufzeigen und die Erkenntnis verbreiten, dass ein nachhaltiger Frieden letztlich nur durch die Überwindung des herrschenden Systems möglich ist. Die PdAS, die einzige konsequente Friedenspartei der Schweiz, muss sich unbedingt stärker in der Friedensbewegung engagieren und eine klare Strategie für den Friedenskampf entwickeln. Ich hoffe, ich kann dazu einen Beitrag leisten.

50 Jahre Unabhängigkeit und Frieden

Der Veteran Tran Van Thanh mit seinem Motorrad auf dem Weg in den Süden.

Marius Käch. Vor einem halben Jahrhundert wurde Saigon befreit und damit Vietnam wieder vereint. Der Sieg über den US-Imperialismus beendete einen der grausamsten Kriege des 20.Jahrhunderts. Heute gedenkt Vietnam seiner Opfer, ehrt seine Held:innen und feiert den Frieden.

«Hier ist der Rundfunk der Stimme Vietnams mit einer Eilmeldung. Um 11.30 Uhr heute Morgen haben unsere bewaffneten revolutionären Kräfte Saigon vollständig befreit. Die Fahne der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams weht nun über dem Palast der Unabhängigkeit!», so die Meldung zum Sieg am 30.April 1975. » Weiterlesen

Ein Augenzeugenbericht

Irene und Gerhard Feldbauer. Unzählige Male wurden wir Zeugen barbarischer Luftangriffe. Wir
sahen blutbefleckte Kleider und die vielen Opfer in der Zivilbevölkerung. Wir sahen aber auch
den unbeugsamen Willen von Menschen, die ihre unter unsagbaren Opfern errungene Freiheit
und Unabhängigkeit verteidigten.

Am Abend des 31.Juli 1967 flogen wir auf Hanoi zu, wo wir unseren ersten Einsatz als Korrespondenten für den Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN) der DDR und die Zeitung «Neues Deutschland» begannen. Irene arbeitete als Fotoreporterin, ich (Gerhard) als Wortberichterstatter. Als wir die Grenze überflogen, erlosch in unserer IL14 der China Air Line die Beleuchtung. Flakscheinwerfer suchten den Himmel ab, MIG-Jäger eskortierten das Flugzeug. Nach der Landung auf dem Flughafen Gia Lam erinnerten uns auch die in Dunkelheit gehüllten Flughafengebäude daran, dass wir in ein vom Krieg heimgesuchtes Land kamen – in ein Nordvietnam unter dem Hagel amerikanischer Bomben.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Eigenes Zuhause noch unsicherer

sah. Die häusliche Gewalt nimmt in der Schweiz spürbar zu. Auch bleiben viele Fälle von Gewalt in den eigenen vier Wände unsichtbar und erscheinen in keiner Statistik. Massnahmen dagegen gibt es bereits, sie reichen aber bei Weitem nicht aus.

Die Kantonspolizei Bern dokumentierte im Jahr 2024 durchschnittlich fünf bis sechs Straftaten pro Tag im häuslichen Bereich – insgesamt 1975 Fälle. Diese Delikte werden von einer Tatperson verübt, die zum Opfer in einer partnerschaftlichen oder familiären Beziehung steht. Doch über das tatsächliche Ausmass dieser Gewalt im privaten Raum wissen wir wenig. Stalking, Drohungen, Tätlichkeiten, Übergriffe oder schwere Gewalt werden oft nicht angezeigt. Diese Dunkelziffer erscheint in keiner Statistik. Viele der Betroffenen sind Frauen. Und was für den Kanton Bern gilt, trifft auch auf andere Kantone zu: Die Schweiz hat ein strukturelles Problem mit häuslicher Gewalt.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Adultistischer Trumpismus

Ein Plakat der Kampagne «Bin kein Baby», die ziemlich am Ziel vorbeischoss.sah. Mehr Eigenverantwortung statt Kindergarten: Die Macher:innen der Initiative «Bin kein Baby» wollen Schluss machen mit «überbordenden Regulierungen», moralischer Lenkung und unnötigen Verboten. Ihre Alternative: Konsum total. Die Kampagne löste aber das Gegenteil des erwünschten aus, gut so!

«Wollen wir uns vom Staat vorschreiben lassen, wie wir zu leben haben, was auf den Tisch kommt oder wie wir uns fortzubewegen haben?» Diese Frage stellen die Initiant:innen der Kampagne «Bin kein Baby». Die schweizweite Aktion richtet sich gegen eine angebliche Bevormundung durch den Staat. Ihr Credo: Erwachsene können selbst entscheiden. «Wir brauchen keinen Nuggi, denn wir sind mündige Bürger», heisst es auf der Website bin-kein-baby.ch.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Sexarbeitsfeindlichkeit abbauen

Ruby Rebelde. Sexarbeitende sind eine superdiverse Gruppe von Menschen. Unsere Biografien, Hintergründe und Identitäten sind vielfältig. Unsere Arbeit umfasst ein breites Spektrum, doch eins verbindet uns alle: Arbeitsrechte schützen uns, oder: Würden uns schützen.

Am 1.Mai ist Tag der Arbeit, auch für Sexarbeitende. Was banal klingt, stellt sich in der Praxis leider als alles andere als selbstverständlich heraus. Denn Gesellschaften und die Menschen darin, schreiben Sexarbeitenden, über die sie wenig wissen, aber umso mehr vermuten, Identität, Geschlecht und Geschichte zu. Das Ergebnis ist eine klischeehaft verzerrte Norm-Hure mit den gängigen Attributen Netzstrumpfhose, hohe Absätze, Zigarette, gemachte Nägel. Das Konstrukt der Norm-Hure entlastet die Gesellschaft von einer längst überfälligen Verantwortung. Statt Sexarbeitsfeindlichkeit abzubauen, nimmt diese gefühlt gerade zu. Das erfolgt auf vielen Ebenen gleichzeitig, denn die Norm-Hure ist sowohl ein soziales, kulturelles und politisches Konstrukt, als auch eine Konfiguration im Denken.
Wer in der Schublade Hure inklusive der gängigen Vorstellungen, Zuschreibungen und Nichtwissen landet, erfährt Vorverurteilung, Diskriminierung und Ablehnung. Okay, dann gibt es eben Vorurteile über Sexarbeitende, na und? Die gibt es doch über jede Gruppe in der Gesellschaft. Habt Euch mal nicht so … » Weiterlesen

Zum Hurentag

Christa Ammann. Der 2.Juni 2025 markiert den 50.Internationalen Hurentag – ein bedeutender Moment für die weltweite Anerkennung der Rechte von Sexarbeitenden. Dieser Tag erinnert an
die Geschichte des Widerstands und beleuchtet die anhaltenden Kämpfe für Gleichberechtigung, Sicherheit und Anerkennung.

Am 2.Juni 1975 besetzten rund 150 Sexarbeiter:innen die Kirche St-Nizier im französischen Lyon. Sie kritisierten die anhaltende Repression durch die Polizei, die Verdrängung aus dem Stadtzentrum und die Kriminalisierung ihrer Arbeit sowie die fehlende Solidarität und Unterstützung aus der Bevölkerung. Sie forderten sichere und selbstbestimmte Arbeitsbedingungen: konkrete Anliegen wie die Wiedereröffnung von Hotels, die sie als Arbeitsplätze nutzten, soziale Absicherung und eine angemessene Untersuchung von mehreren Morden an Sexarbeiterinnen waren Teil der Forderungen.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

It’s okay to be happy

Dominik Dübi. In seinem neuesten Film «Mickey 17» verarbeitet Bong Joon Ho die aktuelle politische Situation in den USA. Mickey Barnes nimmt aufgrund einer finanziellen Notlage den Job eines Expendable an und wird auf einer Kolonisierungsmission zum fernen Planeten Niflheim immer wieder getötet und neu geklont.

«How does it feel to die?», diese Frage hört Mickey Barnes im Verlauf des über zweistündigen Films immer wieder. Selten weiss er darauf eine Antwort. Als er sie schliesslich findet, ist sie relativ schlicht: Es ist eine unschöne Erfahrung. Er muss es wissen, schliesslich hat der von Robert Pattinson verkörperte Hauptcharakter in Bong Joon Hos neuestem Werk schon 16-mal das Zeitliche gesegnet, als wir ihm das erste Mal auf der Leinwand begegnen. Er ist Teil der Crew einer Weltraummission unter dem Kommando des schmierigen Politikers Kenneth Marshall, die zum Ziel hat, den Eisplaneten Niflheim zu kolonisieren.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.