Rückblick auf einen kämpferischen 1.Mai 2025
sit. Zehntausende nahmen sich am diesjährigen Internationalen Tag der Arbeit in der gesamten Schweiz die Strassen und forderten Solidarität statt rechter Hetze. Die grösste Kundgebung fand in Zürich mit 14000 Personen statt.
«Gemeinsam gegen Krieg und Faschismus!» – unter diesem Slogan hatte das 1.-Mai-Komitee Zürich zur Demonstration und zum traditionellen Volksfest auf dem Kasernenareal aufgerufen. Bei sommerlichem Wetter zogen dann 14000 Personen durch die Strassen der Limmatstadt. «Die Demonstration war getragen von einer solidarischen, kämpferischen Stimmung», schreibt das 1.-Mai-Komitee in seiner Medienmitteilung.
Die Hauptrednerin für das 1.-Mai-Komitee war Mizgîn Ehmed, Sprecherin der Partei der Demokratischen Union (PYD) in Europa. In ihrer Rede auf dem Sechseläutenplatz im Herzen Zürichs legte sie den
Fokus auf die Notwendigkeit des gemeinsamen Einsatzes für eine linke Perspektive, um den erstarkenden antidemokratischen Entwicklungen eine Alternative entgegenzusetzen. Sie sagte: «An diesem Tag grüssen wir alle, die für eine gleichberechtigte und demokratische Zukunft kämpfen. Wir sagen, dass unser Kampf eins ist, unsere Ziele eins sind und unsere Hoffnungen eins sind. Von Rojava bis nach Zürich: Lasst uns diesen Weg gemeinsam weitergehen!»
Für den Gewerkschaftsbund Zürich, der gemeinsam mit dem 1.-Mai-Komitee die Demonstration organisierte, sprach Unia-Präsidentin und SGB-Vizepräsidentin Vania Alleva: «Der 1. Mai ist seit jeher Ausdruck einer vielfältigen und offenen Schweiz. Solidarität statt Hetze! So kämpfen wir auch in der Gewerkschaft gemeinsam für unsere Rechte – unabhängig von unserer Herkunft.»
Das grösste linke Volksfest der Schweiz
Wie jedes Jahr war das drei Tage dauernde Polit- und Kulturfest auf dem Kasernenareal ein besonderer Höhepunkt, der zehntausende Menschen anzog – nicht nur aus Zürich, sondern aus der ganzen Schweiz und zunehmend auch aus dem benachbarten Ausland. Mit 70 Infoständen sowie dutzenden Politveranstaltungen und Konzerten zeigte sich die grosse Diversität der verschiedenen linken Organisationen. «Während drei Tagen vernetzen sich linke Gruppen und Organisationen und tanken Energie im Kampf gegen die autoritär-rechten Kräfte, welche demokratische Werte untergraben und Menschen ausgrenzen», meint dazu Lara Can, Sprecherin des 1.-Mai-Komitees.
Für das einzig Negative am diesjährigen 1. Mai in Zürich sorgte (wie schon fast traditionsgemäss) die Polizei. Am Rande des Festes gefährdete sie mit einem unüberlegten Einsatz die Festbesucher:innen – insbesondere das Kinderfest, das am Nachmittag auf der Kasernenwiese in vollem Gang war. Die Polizei trieb einen Teil der Nachdemonstration durch einen Einkesselungsversuch auf das Festgelände. Im Zuge dessen kam es beim Eingang zur Kasernenwiese zu Scharmützeln. Lara Can hält fest: «Während Kinder auf der Blasio-Hüpfburg spielen, schiesst die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas auf das Areal. Das ist nicht zu rechtfertigen.»
Gemeinsam sind wir stark
So wie in Zürich gingen auch in über 50 weiteren Städten und Gemeinden der Schweiz zehntausende Menschen auf die Strasse. Dazu aufgerufen hatte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) unter dem Motto: «Solidarität statt Hetze – gemeinsam sind wir stark». Die Arbeiter:innen setzten damit ein deutliches Zeichen gegen «den wachsenden Einfluss rechtsextremer und neoliberaler Kräfte, die weltweit – und auch in der Schweiz – die sozialen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte angreifen», wie der SGB in seiner Medienmitteilung schreibt.
Eine Gegenrevolution des Grosskapitals bedrohe Gleichstellung, Arbeitsrechte und den Sozialstaat, so der SGB weiter. Mit gezielter Hetze gegen Migrant:innen und Minderheiten werde von der wachsenden sozialen Ungleichheit abgelenkt. «Die Besitzenden verweigern der arbeitenden Bevölkerung zunehmend ihren Anteil am wirtschaftlichen Erfolg – obwohl die Wirtschaft boomt. Die Folge: sinkende Kaufkraft und steigende Mieten für die Mehrheit, während die Reichen immer reicher werden», bringt der SGB die Sache auf den Punkt. «Der Widerstand gegen diese Hetze war in der ganzen Schweiz sichtbar», hält der SGB zufrieden fest.
Ein kraftvolles Zeichen gesetzt
SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard, Hauptredner an der 1.-Mai-Kundgebung im Vallée de Joux und später in St. Gallen, stellt fest: «Die extreme Rechte wächst, weil die wirtschaftlichen Eliten sie wachsen lassen wollen. Sie gibt keine Antwort auf die Probleme dieser ungerechten Welt, in der sich Milliardäre hemmungslos auf Kosten des Volkes bereichern. Im Gegenteil: Sie will dieses ungerechte und gefährliche System verlängern.»
Daniel Lampart, Leiter des SGB-Sekretariats, unterstrich in Münchenbuchsee die Aktualität gewerkschaftlicher Arbeit für eine friedliche und soziale Welt. Die enge Zusammenarbeit mit den sozialen Kräften Europas sei zentral – insbesondere nach der Sicherung des Lohnschutzes. «Wir kämpfen gegen prekäre Arbeitsbedingungen, Schwarzarbeit und teilweise unmenschliche Zustände. Dorthin wollen wir nicht zurück.»
Zum Schluss schreibt der SGB: «Die Arbeitnehmenden haben heute ein kraftvolles Zeichen gesetzt – gegen Ausgrenzung und Hetze, für Solidarität. Es braucht soziale Lösungen für die konkreten Probleme der Bevölkerung, statt Ablenkung und Diskriminierung.»